Durchschnittlich Lohnkosten in DE

  • Früher, als ich noch voller Saft und Kraft war, hab' ich mich ja immer über die Angestellten in Theatern und Hallen und so lustig gemacht. So mit Schichtdienst, Tarifvertrag und dergleichen, Warmduscher, Swingerclub, Schattenparker... Mittlerweile fahre ich persönlich keine 48h-Schichten mehr und finde es richtig guddi, das man unseren Beruf an manchen Orten buchstäblich bis zur Rente menschenwürdig und ohne Selbstausbeutung ausüben kann.

    Noch bin ich nicht neidisch auf die Kollegen- aber wer weiß...

    Ich fordere eine Kennzeichnungspflicht für Ironie im Internet!

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  • Da will ich mich mal als Warmduscher outen... ;)


    Nach ca. 15 Jahren als freier und dann angestellter Allround-Bastelwastel auf den Bühnen der Republik habe ich ja auch nach meinem dreißigsten Geburtstag* offensiv auf die Verwendung in einem festen Haus hingearbeitet. Weniger, weil mir die Arbeit als Handlungsreisender in Sachen Populärmusik nicht mehr gefallen hätte, sondern weil ich drei Sachen klar anerkennen musste:


    1.) Wenn man selber Boxen buckeln muss, erreicht man in dem Job die Verrentung nicht im Vollbesitz seiner Bandscheiben.


    2.) Wenn man eine Familie haben und vor allem *behalten* will (also ganz spießig, so mit Frau und Kindern, Lohnsteuerklassen III und V, Haus mit Garten und jährlichem Schrieb von der Rentenkasse, bei dem einem nicht der kalte Angstschweiß ausbricht), verdient man als gemeiner Boxenschlepper - selbst wenn man so wie ich mehrfachunbegabt ist - nicht genug. Das reicht für's überleben, aber nicht für ein geplantes Leben bis in's Alter**.


    3.) Irgendwann muss man so erwachsen sein und eine Grenzwertbetrachtung machen: Wie viel Spaß für wenig Geld versus wie viel ungeliebte Fronarbeit für "normales" Geld kann ich mir leisten, um glücklich zu sein und gleichzeitig beruhigt in die Zukunft meiner ganzen Familie zu sehen? So als pater familias spürt man da schon einen gewissen Verantwortungsdruck.


    Der langen Rede Ergebnis in diesem speziellen Fall: Ja, ich habe aktiv auf einen "Bürojob" hingearbeitet. Ja, ich bin jetzt der, der Leute in Schichtdienste einteilt (bzw. einteilen lässt), und ich weiß aus Ansicht beider Welten: Weder im Nightliner noch im Drei-Schicht-Betrieb einer Mehrzweckhalle ist dieser Job ein Zuckerschlecken, und reich wird da keine der beiden Fraktionen. Wem es nur um die Kohle geht, muss halt in einen der unehrlichen Berufe*** gehen, und dafür sein Seelenheil drangeben.


    Aber: Es ist für ein "normales" Leben schon hilfreich, wenn man seinen Jahresurlaub tatsächlich schon am Jahresanfang planen kann und die Mitbewohner des Haushaltes mit zwei bis vier Wochen Vorlauf wissen, wenn man auf Schicht ist und wann sie leise auftreten müssen, weil der olle Griesgram zu Hause ist. Und auch bei Verhandlungen zum Ratenkauf eines japanischen Kleinwagens hilft der monatliche Lohnzettel, jetzt mal egal, was unten rechts**** steht.


    Es ist eine Güterabwägung: Lebe ich nur für mich, oder auch für andere. Falls zweiteres, ist der Weg in eine "geregeltere" Arbeitsbeziehung nix ehrenrühriges, auch wenn man dafür einiges an Spaß aufgibt. Das gleicht aber hoffentlich das erfülltere Privatleben dann wieder aus... ;)


    Upps. Das war off-topic. Um was zum Thema beizutragen: Als Abteilungsleiter bekommt man in diesem Job so viel wie ein Oberstleutnant bei der Bundeswehr - mit dem Unterschied, dass der Befehle gibt, die auch ausgeführt werden...


    :evil::evil::evil:


    Beste Grüße vom fest angestellten und gleichzeitig als Freiem arbeitenden


    Tobias Zw.




    * offensichtlich schon ein paar Tage her

    ** sowas hat übrigens auch Auswirkungen auf die Partner, die sich freiwillig mit einem abgeben.

    *** Vermögensberater, Unternehmensberater, Pharmareferent, It-Girl im Reality-TV, Lobbyist...

    **** Nein, ich meine nicht "(c) Lexware 2017"!

  • Tobias, kann ich (fast) genau so gut verstehen wie meine Sicht der Dinge. Ist es nicht erfreulich, dass in unserer Branche hierzulande beides möglich ist? Und oft sogar die unterschiedlichsten Mixe und Kombinationen aus beiden Welten? :saint:


    Die wird so mancher auch brauchen. Die Welt ist voller List und Tücke, und die vom Kollegen Niggles weiter oben schon mal angesprochene Kette "Du must unbedingt deinen Meister machen, wenn du bei uns was werden willst!" >> "Geht klar, Mann – hier ist der Brief." >> "Tja, leider können wir uns aber gar keinen Meister leisten. Wie wär's denn mit einer schönen Halbtagsstelle, das säße gerade noch so drin?" ist nur eine davon. Offenbar keine gar so seltene; mir sind solche Fälle persönlich bekannt. Und eine ganz perfide noch dazu, denn a) wird von dir erwartet, dass du trotz 'Halbtag' den Laden vollverantwortlich am laufen hältst und u.a. selbstverständlich bei jeder VA persönlich am Start bist, b) sind die natürlich so gut wie immer am WE und an Festtagen, so dass du c) kaum eine Chance hast, als 'Freier' in deinem Beruf die andere Hälfte deines Einkommens zu erwirtschaften. Nicht mal als Aushilfstaxifahrer, denn die werden ebenfalls vorwiegend an Wochenenden und Festtagen gesucht. Privatleben hast du dann unter der Woche; die Wohnung putzt sich auch viel leichter, wenn der Partner auf Arbeit ist. Und wenn du meckerst wird dein Arbeitgeber erstaunt die Augenbrauen hochziehen: "Ja was denn jetzt, die paar Tage im Monat? Dafür zahlen wir doch schließlich Tariflohn."


    Am nächstbesten bezahlten Offday irgendwo in einem netten Strandhotel werd' ich ganz fest an die Vorzüge des tariflich geregelten Festangestelltendaseins in unserem Berufszweig denken. Spätestens beim aus der Tourkasse gesponserten abendlichen Restaurantbesuch. Versprochen!


    Mit freundlichem Gruß

    BillBo


    (P.s.: wir sollten vielleicht festhalten - man kann auf vielfältigste Art gewinnen und/ oder auch verlieren. Im Tourbus genau so wie in der Mehrzweckhalle.)

    "Okay. Wir machen das mit den Fähnchen."

  • Kann man das wirklich so pauschalisieren. Es kommt immer auf die Auftragslage an und welche anderen finanziellen Verpflichtungen man hat. Der Vorteil als Freelancer ist doch, dass man Preise individuell gestalten kann. Problem ist hier jedoch immer wieder die Steuer.


  • Dazu bleibt eben nur der wirklich wahre Spruch: Jeder ist seines Glückes Schmied!


    Und das bedeutet eben leider nicht, dass man die tolle freiberufliche Stelle irgendwo ganz oben in der Nahrungskette mit Tagessätzen in Richtung 4 stellig, erzwingen kann. Ebensowenig wie die lukrative Festanstellung mit übertariflicher Entlohnung und extra Urlaub nebst 8 Wochen Sommerpause im Haus.


    Mein Eindruck ist jedenfalls, dass die Zufriedenen nicht nur besser leben, sondern auch nachhaltiger in Ihrem Job weiterkommen. Im Gegensatz zu ewig Unzufriedenen, die aber immer ganz detailliert ausrechnen können an welchen Stellen für sie Ungerechtigkeit herrscht.

  • Kann man das wirklich so pauschalisieren. Es kommt immer auf die Auftragslage an und welche anderen finanziellen Verpflichtungen man hat. Der Vorteil als Freelancer ist doch, dass man Preise individuell gestalten kann. Problem ist hier jedoch immer wieder die Steuer.

    Es geht bei der zitierten Statistik nicht um irgendwelche Pauschalisierungen.

    Das sind die durchschnittlichen Arbeitskosten je Stunde bei abhängig Beschäftigten, also Arbeitern und Angestellten.

    Nochmal kurz und grob überschlägig:

    Die 32,-€/h ergeben runtergerechnet einen Bruttolohn von ~25,-€/h.

    Was bei diesen 32,-€ nicht eingerechnet ist, sind Gemeinkosten des Unternehmens.


    "Problem.... Steuer? " Kannst du das erklären?

    die Zufriedenen...

    Ein Teil meiner Zufriedenheit beruht auf Kontostand und zu versteuerndem Einkommen.

    Das füllt den Kühlschrank und schafft eine gewisse Sicherheit.

    Hier befindet sich i.d.R. die Signatur

  • Mein Eindruck ist jedenfalls, dass die Zufriedenen nicht nur besser leben, sondern auch nachhaltiger in Ihrem Job weiterkommen. Im Gegensatz zu ewig Unzufriedenen, die aber immer ganz detailliert ausrechnen können an welchen Stellen für sie Ungerechtigkeit herrscht.

    Mein Eindruck ist das auch.


    Mein Leben hat mich gelehrt, das "Ich kann alles, aber nichts richtig", also der Typische "Allrounder" sich weit schwerer tut als ein anerkannter Spezialist, der auch bei anderen Themen mit schwimmen kann.


    Wobei "Spezialist" nicht ausschließlich einen technischen Hintergrund haben muss.

  • Die durchschnittlichen Lohnkosten in DE liegen bei 33,- Euro pro Stunde.


    Und was berechnet ihr so?


    Ich hab mich noch nicht entschieden!


    Halt irgendwas zwischen dem Mindestlohn einer angestellten Friseurin (€8,84) und dem eines Lufthansapiloten (bummelig €250).

    Macht bei diesen beiden übrigens einen durchschnittlichen Nettolohn, der locker € 100,- über dem hier diskutierten liegt.

    Unglücklich damit sein hängt jedoch nicht von der Höhe der Entlohnung ab...

    ...hauptberuflicher Sarkastiker.

  • Interessant, das auch Gerichte so urteilen, hätte ich nicht gedacht aber ein guter Anfang.:


    https://www.vgsd.de/bundessozi…r-selbststaendigkeit-ein/


    Zusammenfassung:


    Zitat
    „Das Bundessozialgericht hat die Revision der Rentenversicherung zurückgewiesen. Der Heilpädagoge war beim Landkreis nicht abhängig beschäftigt. Denn die zwischen ihm und dem Landkreis geschlossenen Honorarverträge sehen vor, dass er weitgehend weisungsfrei arbeiten kann und nicht in die Arbeitsorganisation des Landkreises eingegliedert ist. Die Verträge wurden so, wie sie schriftlich vereinbart waren, auch in der Praxis durchgeführt, also ‚gelebt’.
    Dem Honorar kam im Rahmen der Gesamtwürdigung der Einzelumstände eine besondere Bedeutung zu: Denn liegt das vereinbarte Honorar deutlich über dem Arbeitsentgelt eines vergleichbar eingesetzten sozialversicherungspflichtigen Arbeitnehmers, zum Beispiel eines festangestellten Erziehungsbeistands, und lässt es dadurch Eigenvorsorge zu, ist dies ein gewichtiges Indiz für eine selbstständige Tätigkeit.“

    Genau so sehe ich das auch: Spezialisten mit entsprechendem Lohn können nicht mit Angestellten gleichgesetzt werden. Das würde nur der Zeitarbeit Türen und Tore öffnen.


    Lohndumper sind im Visier. Gut so!

  • Selbstständige können keinen "Lohn" dumpen, weil sie keinen Lohn bekommen...

    -> Arbeitssicherheit, Koordination Arbeitssicherheit auf Großveranstaltungen

    -> Sicherheitskonzepte

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