Wie habt ihr den Einstieg geschafft, um an viele Jobs zu kommen?

  • Hey,


    ich hab mich hier mal angemeldet um mich etwas schlauer zu machen. Scheint das richtige forum für dieses anliegen zu sein.

    Vorneweg kurz zu mir:

    Ich studiere momentan Physik im 5. Semester und betreibe die Tontechnik nebenbei gewerblich.
    vor ca 7 Jahren habe ich mit Homerecording angefangen und seitdem auch diverse Bands aufgenommen und gemischt, natürlich mit immer besser werdenden Ergebnissen, viel dadurch gelernt.

    Knapp 6 Jahre ist es her als ich bei einer befreundeten Band als Tontechniker eingestiegen bin. Damals auf analogem Allen&Heath GL2400 mit dbx Kompressoren und Lexicon Hallgerät. Mittlerweile mit einem X32 Compact.

    Seit 2 Jahren läuft es mit der Band richtig, richtig gut und drei Mitglieder der Band haben sich dazu entschlossen, eine GbR draus zu machen. Im Zuge dessen hab ich auch meine Tätigkeit als Tontechniker gewerblich angemeldet.

    Vor einem Jahr hab ich mich dann dazu entschlossen, auch für Verleiher arbeiten zu gehen und in meiner Gegend gibt es eigentlich nur zwei größere Firmen.

    Bei der einen bin ich seitdem fest dabei und hatte im Sommer mit der Band, teilweise anderen Bands und dieser Firma kein einziges freies Wochenende und immer 2, teilweise 3 Jobs pro wochenende, was während dem Semester im Physikstudium schon grenzwertig ist. Bei der anderen hab ich auch ein paar jobs gemacht (genauer 3 stück), wobei es da aber menschlich einfach nicht gepasst hatte. Bei jedem Job wurde mir gesagt der Sound ist gut, ich mach einen sehr guten Job, aber nur weil wir zu zweit auf der Veranstaltung sind (Zu beginn wollten sie halt sehen was ich kann), bekämen sie auch nicht mehr geld und könnten mich deshalb nicht auszahlen. Seitdem hab ich mich aber auch nicht mehr bei ihnen gemeldet.


    Jetzt ist die Hauptsaison vorbei und ich habe momentan pro Monat gerade mal 3-4 Jobs, was mir ehrlichgesagt zu wenig ist, zumal ich momentan Semesterferien hab. Habe schon bei diversen Firmen in der Stadt angefragt, in der ich studiere. Die meinten immer ich soll einfach mal eine Mail schreiben, dann können sie mich anlegen aber momentan ist eben die Saison vorbei und besteht nicht wirklich bedarf. Sollte sich was ergeben, melden sie sich bei mir.

    Bisher hab ich jedoch noch nichts zurück bekommen. Wie macht ihr das? Bzw. wie habt ihr angefangen und seid zu mehreren Jobs gekommen?


    Aktive und nennenswerte Erfahrung habe ich bisher mit:
    Behringer X32, Midas M32

    Allen&Heath GLD Serie

    Analogpulte - wobei die ja wirklich keine Verwendung mehr finden..

    D&B C-Serie mit B2 Subs und Systemendstufen

    PL-Audio TS62 mit zugehörigen Subs

    In der Band die HK PR:O serie

    Dynacord Cobra und evolution Serie


    Gibts irgendwelche effektiven Wege sich besser weiterzubilden um bessere Chancen zu haben? Ich weiß echt nicht wo ich anfangen soll. Im Sommer kann ich gar nicht so viel annehmen wie ich Aufträge bekomme und ab September ist tote Hose.


    Vielen Dank schon mal an alle, die sich das alles durchgelesen haben.


    Gruß

  • Hi,

    Physikstudium..... eigentlich eine ideale Voraussetzung :)


    Wie kommt man an Jobs? Lerne Leute kennen ( z.b. Auf Seminaren über bestimmte Produkte aus unserem Bereich), lass dich weiter empfehlen von deiner Band, mach dich sichtbar.

    Wenig Energie würde ich für Dinge wie Homepage und Facebook investieren, das meiste läuft bei uns über Mund zu Mund Empfehlungen, wobei es ein paar Facebook Gruppen gibt wo durchaus der ein oder andere Job angeboten wird, ist aber eher selten und meistens Helfer.


    Versuche von Anfang an einen guten Preis für dich zu nehmen, es gibt viele junge Leute die gerne zu große Jobs annehmen und sich dann billiger machen weil sie ja Anfänger sind, lieber kleinere Jobs und dort sauber abliefern aber direkt mit der passenden Bezahlung.


    Weiterbilden: als angehender Techniker gerne mal die "Bibel" von Bob McCarthy ( Sound System design and Optimisation), Seminare und Blogs von Merlijn van Veen lesen/besuchen, und die anderen bekannten Namen hier aus dem Forum überlasse ich jetzt den anderen.


    Helfen wird auf jeden Fall ein volles Profil, Deutschland ist groß;)

    Privater Account mit meiner persönlichen Meinung.

    Sollte es ein Problem mit meiner Neutralität zu einem Thema geben mache ich das im Beitrag kenntlich. :thumbup:

    http://www.noon.ruhr


    Application Support Engineer - HK Audio

  • Da hast du ja einen kometenhaften Aufstieg hinter dir.

    Im Sommer kann ich gar nicht so viel annehmen wie ich Aufträge bekomme und ab September ist tote Hose.

    Willkommen in der Realität. Ich kenne viele Leute in dieser Branche, die ihr grosses/kleines Unternehmen führen. Unabhängig von der Grösse des Betriebs geht es allen so, dass sie Phasen haben, wo sie Jobs ablehnen müssen, weil sie auch mit Freelancern an Grenzen stossen. Und es gibt bei allen Phasen, wo dann wieder tagelang Lüfter gereinigt und Kabel geprüft werden...


    Das ist in dieser Branche typisch. Es mag Ausnahmen geben, die sich die Termine besser legen können. Aber wir können die Aufträge nicht annehmen und dann erledigen, wenn WIR Zeit haben.


    Du kannst also nur das machen, was alle tun - nutze die leere Zeit, um persönlich weiter zu kommen, neue Dinge ausprobieren, etc.. Baue dir ein Netz auf, pflege Kontakte.

    Der Ton macht die Musik.

  • danke für die schnelle Antwort! Damit hab ich nicht gerechnet ;)

    Ja das Physikstudium ist schon interessant, aber der Teil im Studium der da für die Tontechnik von Bedeutung ist, ist nur ein sehr kleiner :D

    Wobei das ja allgemein nur ein kleiner Bereich der Physik wichtig ist für die Tontechnik. Dafür ist diese ggf. relativ komplex..aber naja.


    Denkst du es hilft auch direkt bei den größeren Firmen mal vorstellig zu werden?
    Ich halte immer noch mehr von persönlichem Kontakt, als von e-Mails. Meistens läuft es aber dann ja doch drauf raus dass keiner Zeit hat und man "doch mal ne Mail schreiben soll".


    Preislich hab ich schon ziemlich genaue Vorstellungen wofür ich arbeiten gehe und wofür ich mir lieber mal einen freien Tag nehme. Da orientiere ich mich daran, was ich mit der Firma ausgehandelt habe, die mich jetzt eben "fest" dabei hat..

    Die Freundin bedankt sich nämlich auch wenn man im Sommer kein einziges Wochenende zeit hat und da hab ich eben eine gewisse mindestgrenze unter der es sich auch einfach nicht lohnt.

    Ich habe ne Betriebshaftpflichtversicherung zu bezahlen und andere Ausgaben für diese Tätigkeit.

    Nehme ich in den Ferien einen Ferienjob an (Kann bspw. bei meinem dad als Elektriker im Handwerk mitarbeiten), bekomme ich x Euro pro stunde und hab keine ausgaben. Alternativ hab ich auch schon bei der DHL gejobbt, selbst da hat man 12 Euro die Stunde und keine Ausgaben.

    Also muss für mich mit der Tontechnik mehr rausspringen wegen der Fixkosten. Ich brauche bei vielen Jobs mein iPad und das Macbook, habe immer etwas Werkzeug und adapterkabel, Spannungsprüfer usw. dabei. Das kostet alles Geld. Und wenn ich dann nach nem Job mit der Tontechnik nach Hause komme und meinen Tagessatz auf die Stunden runterbreche und es kommt weniger bei raus, als bspw. wenn ich bei der Post arbeiten gehen würde, wo man ja noch zusätzlich in 3 Tagen angelernt ist, dann stimmt irgendwas nicht und ich würde das ganze auch wieder aufgeben, mir viel stress sparen und entspannter mit mehr geld am Ende des Jahres raus gehen.


    Gruß

  • schon wieder zwei antworten, das geht ja schnell hier.

    Danke nochmal!


    Was vielleicht noch wichtig sein könnte:
    Ich war 2 Jahre lang als Stagehand unterwegs bei Konzerten in der Olympiahalle/Stadion, Nürnberger Arena, Königsplatz usw.

    Und als Tontechniker habe ich mittlerweile Erfahrung in den Bereichen:

    Ganz einfach Konzerte sowohl im Bierzelt, als auch auf Stadtfesten, Geburtstagen und Clubs

    Kabarett

    Firmenfeiern, Versammlungen, Festspiele



    Wie darf ich das mit dem "kometenhaften Aufstieg" verstehen? :D

  • rote Pille - blaue Pile.


    Entweder es ist alles wieder schön und gut, und Du vergisst die veranstaltungstechnik,

    oder Du folgst dem weißen Kaninchen in den Bau und dann bist Du in der Realität.


    Da kommt es extrem drauf an was Du aus Dir und der Situation machst.

    Ein Physikstudium dafür zu opfern ist aber rein statistisch betrachtet eher töricht.

    Ich denke es gibt deutlich mehr Bedarf an gut bezahlten Physikern als gut bezahlten Tontechnikern...


    Ich kenne außerdem ungefähr genausoviele Leute die eigentlich gerne aus der Branche rauswollen und nicht können, wie es Leute gibt die gerne reinwollen aber nicht da hinkommen wo sie wollen. Irgendwie paradox.


    Die Betriebshaftpflicht und der Werkzeugkoffer sind übrigens nur die kleinste sichtbare Spitze des Eisbergs.

    Dazu kommen dann Weggefährten wie der Steuerberater, die Berufsunfähigkeitsversicherung, Unfallversicherung und die Schwergewichte wie Kranken- und Rentenversicherung.



    Insofern - such Dir Deine Lieblingsband aus, wenn die durch die Decke gehen bist Du dabei,

    ansonsten eben Studium durchziehen und schauen was passiert.

    So glamurös ist der Rock&Roll nicht mehr...

    CatCore - die vielseitigen Adapterlösungen von XLR auf Cat für Mobile Anwendungen, Rental und Installation: https://www.catcore.eu/


    Nächstes Meet&greet: Forentreffen am 27.3.2024 in Heilbronn
    Nächste Messe: PLASA Leeds am 14. und 15. Mai, Stand R-C10

  • Ich häng mich einfach an skyper dran.


    Nanex, was ich so raus höre, bist Du auf einem guten Weg, auch deine Einstellung zur Arbeit und zum Geld scheinen zu passen!



    Ich bin inzwischen zu 50% auf andere Gewerke der Branche 'ausgewichen', das füllt das Auftragsbuch auch außerhalb der Konzert- OpenAir- und Industriesaison.... Inzwischen sogar deutlich zuverlässiger...




    Ich ruf' meist bei potentiellen Auftraggebern an, und frage, ob ich bei der Personaldispo auf einen Kaffee vorstellig werden kann. Klappt meist recht gut, man kennt sich dann ja schon.


    Ansonsten kannst Du Dir überlegen, ob Du für einen regionalen DryHire-Unternehmer interessant werden kannst, zb. als System-Techniker - da braucht es halt ein paar Schulungen - Wobei sich da auch Deals abschliessen lassen

  • Einfach 30, 40 Jahre kontinuierlich am Ball bleiben – dann läuft's irgendwann ganz von allein. Vielleicht.


    Die Alternative: schließe dein Studium ab und ergreife darauf aufbauend einen gut bezahlten Akademikerberuf. Ein bisschen Zeit fürs Livemischen kannst du dir dann locker nebenbei leisten.

    Das ist ganz ernst gemeint: ich kenne Rechtsanwälte, Ärzte , Hochschullehrer – die sind regelmäßig in Sachen R&R und Livemusik unterwegs, weil's ihnen in ihrem eigentlichen Broterwerb auf Dauer einfach zu langweilig (oder aber auch zu stressig) ist und sie ein bisschen Ausbruch aus dem Karrieretrott zum Ausgleich bestens gebrauchen können. Wenn du in der beneidenswerten Situation bist, dir das aufgrund deiner Fähigkeiten absehbar leisten zu können – warum nicht? (Es ist übrigens ein ganz anderes Gefühl, wenn man nach Mitternacht ein 200 Kilo Mischpultcase mit seinem Anwalt über den Festival- Matschacker schiebt statt mit irgendeinem Stagehand ).

    Als 'hauptberuflicher' VTler wickelst du dagegen letztlich in 90% deiner Arbeitszeit Kabel, kloppst Alu oder wuchtest Kisten durch die Gegend; wenn du Pech hast und deine Lieblingsband ihren kometenhaften Aufstieg wider Erwarten verkackt ein halbes Leben lang. Und als Belohnung winkt für später (also kurz vor der Frührente) dann die Anwartschaft auf einen Teilzeitjob als Stühle schiebender Universalhausmeister in der örtlichen Mehrzweckhalle.

    Das kann man sich auf die eine oder andere Weise sicherlich auch alles schönreden. Oder aber so nüchtern sehen wie Kollege Skyper und rechtzeitig die Weichen anders stellen, sofern man denn die Möglichkeit dazu hat.


    Mit freundlichem Gruß

    BillBo

    "Okay. Wir machen das mit den Fähnchen."


  • Da hast du was falsch verstanden :)

    Das Studium hätte ich niemals dafür geopfert, dafür läuft es viel zu gut. Ebenso kann ich mir nicht vorstellen, das in 30 Jahren noch zu machen.. Ein Physiker in der Entwicklung der LED Technik z.B. jedoch schon, also das ist ausgeschlossen, dass ich mein Studium aufgeben würde. Jedoch ist es ein schöner Nebenverdienst, vor allem während der Studienzeit.

    Physik nimmt sehr sehr viel zeit in Anspruch, wenn man das Studium ernsthaft betreiben will. Daher entscheide ich mich lieber dafür 2-3 mal pro Monat ca 12 Stunden am Stück zu arbeiten, als dass ich 3-4 mal pro Woche 3 Stunden einem Werksstudentenjob nachgehe. Somit sind effektiv nicht so viele Tage kaputt und ich kann mich pro Tag auf eine Sache konzentrieren (entweder ich arbeite an einem Tag oder ich lerne).


    Unser Schlagzeuger hat das ganze selbst 10 Jahre mitgemacht - Ausbildung zur Fachkraft für VA-Technik. Dann mitbekommen, dass die ganzen Kollegen um die 40 Jahre Bandscheibenvorfälle und andere Schwierigkeiten bekommen haben und sich dazu entschieden, auf eine andere Branche umzusteigen. Abitur nachgeholt und Studium durchgezogen. Komplett finanziert durch die Tontechnik.

    Er hat mir vehement davon abgeraten den Weg zu gehen, also in Hinblick darauf bin ich geheilt.


    Steuerberater ist in meinem Fall noch nicht dringend notwendig, da ich noch in die Kleinunternehmer Regelung falle. Und die ganzen Versicherungen sind bei mir glücklicherweise auch nicht relevant, solange ich unter bestimmten Beträgen Gewinn bleibe.

    Momentaner Fall ist nur, dass ich noch Semesterferien bis Oktober hab, aber kaum Jobs. Unter dem Semester wo ich den Kopf voll mit anderen Sachen habe, habe ich keine Probleme Jobs zu bekommen.

    Jetzt wo ich genug zeit hätte und den Kopf frei um mich wirklich drauf zu konzentrieren und richtig spaß dran haben zu können - ohne Hintergedanken wie "eigentlich müsste ich xxxx lernen.." habe ich eben fast keine Jobs. Das hat mich zum erstellen dieses Threads gebracht :)


    Bei mir ist zum Glück noch "Brutto=Netto", deshalb lohnt es sich auch wirklich mit der Tontechnik. Sobald abgaben fällig werden und man sich selbst Versichern muss, muss es wohl wirklich hart werden..

    Das hört man doch gerne :)


    Was meinst du mit andere Gewerke der Branche?


    Ich wollte bspw. bei d&b eine Schulung machen. Aber es ist wirklich schwierig da zeitnah an etwas zu kommen. Ich glaube als ich letztens nachgeschaut habe, war ich da irgendwo im März oder so. d&b ist bei uns in der Gegend das definitiv am meisten verbreitete. Teilweise auch L'acoustics.

    Bin ich nur zu blöd um mir einen richtigen Termin zu suchen oder kann das stimmen?

    Hätte da vielleicht jemand Tipps?

    Bock hätte ich da nämlich sehr viel drauf!


    Gruß

  • Fand ich ja anfangs etwas naiv, öffentlich die Frage zu stellen, wie man an die Aufträge und das Brot der Kollegen kommt...

    Sei's drum! Mit der Abkehr (unter Tränen!) vom Rock'n'Roll und der Zuwendung zu allerlei Industriegeschäft hat sich die Sommer-/Winterlochproblematik wesentlich entschärft für uns. Wir hatten aber auch mal eine wunderbare Winter-Musical-Tournee zu betreuen, die das Winterloch weitgehend geschlossen hat. Kam dann halt einer, der es billiger gemacht hat... Ansonsten bin ich auch großer Freund von Mund-zu-Mund-Propaganda. Ein ordentlich erledigter Job ist immer noch die beste Werbung und sichert Folgeaufträge - Wenn es nicht gerade eine 750-Jahr-Feier ist ;)

    Ich fordere eine Kennzeichnungspflicht für Ironie im Internet!

    _____________________
    PM2 Veranstaltungstechnik
    Blankenauer Straße 61
    D-09113 Chemnitz


    Fon. 0371.5212820
    Fax. 0371.5612536