überdenken des eigenen tuns

  • Ja ich finde diese Digital Entwicklung schon sehr witzig....


    Tontechniker prahlen mit den teuersten Pulten, den besten Pre-Amps die so gut sind wie man es sich aus der analogen Zeit wünscht. Digital-Mixer die auch nicht nach digital klingen.

    Und natürlich ist diese Gewichtsersparnis ja wirklich Wahnsinn.


    Dann sieht man die wirklich großen Baustellen, Ärzte zum Beispiel, da wird analog gemischt aus den gleichen Gründen wie ich sie seid Jahren Schätze... lol....

    Schaut man sich >Deichkind, glaube die waren das an... die schleppen quasi ein ganzes Siderack mit weil die internen Effekte des Digitalpultes nicht zu gebrauchen sind....


    Auf den 0815 Stadtfesten.... mmh 4-6 Auxe für die Monis, Standart Hall weil man die Band eh nicht kennt und ab geht's....klappt mit jeder analogen Schüssel...

    Speicherbare Szenen? Das setzt erstmal Soundchecks voraus... g***



    Alles in allem kann mit den alten Klamotten von früher genauso gute Ergebnisse herbei führen wie jetzt.

    Nur zugeben möchten das die wenigsten, denn irgendwie muss man so eine 15 000€ Schüssel ja rechtfertigen... Oder die neue PA... Oder neue Amps...


    Manches ist einfacher geworden durch die Digitaltechnik, Gewichtsmäßig leichter, vieles auch sicherer.



    Aber unterm Strich kann der Sound nicht wirklich viel besser werden... Nur anders....

    Was soll sich da auch ändern?


    Unsere moderne Zeit schreit drängt dazu die Probleme in andere Richtungen zu verlagern.

    Updatestress, Firmewarestress, w-lan Abbruch, Softwareprobleme.... Und nebenbei ein bisschen mischen....


    Dann lieber nur mischen... g*

  • Ja ich finde diese Digital Entwicklung schon sehr witzig....


    Eigentlich war es klar, das sobald jemand im PA Forum versucht, einen kleinen Denkanstoss in die Richtung "nicht immer ist Neu besser und nicht immer muss alles Alte auch gleich schlecht sein" differenziert rüberzubringen, spätestens auf der dritten Seite wieder so ein Horst die alte DigitaltechnikistalleschlechtanalogwarvieltollerichhabeeseuchimmerschongesagtunddieganzeBranchespinnt Leier ablassen muss ... sorry, Scheiß Beitrag ... kann den mal jemand wegmachen .. lol

  • Ich betreue seit einigen Jahren ein kleines Festival bei dem in der Regel die meisten Bands keinen eigenen Techniker dabei haben.


    Die ganze Sache ist als linecheck Festival angelegt, 30 min. Umbau, in der Regel die Festival Backline. Stilrichtung Blues.


    Jedes Jahr kommen ein oder zwei Gäste, teilweise mit eigenem Pult, eigenen files oder auch eigenem outboard.


    Die Reaktionen des Publikums sind in der Regel eindeutig: der von mir geschraubte Festival mix kommt besser an.


    Jetzt behaupte ich mal nicht das ich ein besserer Mischer bin als die Gäste. Aber durch die kürze der Umbauten und der dadurch notwendigen Reduzierung komme ich erst gar nicht in Versuchung einen mix „Tod“ zu mischen.


    Vor ein paar Jahren war dann der Extremfall, ein Kollege mit der erwähnten pluginkette aus pultinternen und Waves Plugins, ein scheinbar perfekter mix, hätte man so auf eine CD pressen können.

    Nur Stimmung kam nicht auf.


    Die Konsequenz für mich daraus war alle files die ich von bestehenden Bands hatte komplett auf null zu setzen und noch mal von vorne anzufangen. Denn dieses Risiko wollte ich nicht eingehen, immer weiter zu perfektionieren bis kein Leben mehr drin ist.


    Daher mein tip an die Kollegen: nur mut, gerne mal alles auf null setzen :)

    Privater Account mit meiner persönlichen Meinung.

    Sollte es ein Problem mit meiner Neutralität zu einem Thema geben mache ich das im Beitrag kenntlich. :thumbup:

    http://www.noon.ruhr


    Application Support Engineer - HK Audio

  • Nachdenken sollte man eigentlich immer ... allerdings bin ich nicht der Meinung, das kurz, schmerzlos & frisch immer der beste Weg ist. Ich hatte Veranstaltungen, da klang es trotz wenig Zeit & Sorgfalt sehr gut, allerdings auch Veranstaltungen oder Künstler, bei denen viel Zeit, Technik und KnowHow nötig war, um es zum klingen zu bringen.


    Manche Veranstaltungen klingen hervorragend, obwohl man im Vorfeld graue Haare bekommen hat, und bei Manchen funktioniert nichts, obwohl man sich lange & ruhig vorbereitet hat.


    Wir hatten hier schon viele Faktoren, die gute Veranstaltungen ausmachen, Sound, Wetter, Stimmungslage, Alkoholpegel, Musikgeschmack, Lautstärke, Gemütszustand, Talent/Können der Musiker, Landesmentalität etc. pp .... klar schadet es nicht, sich selber wieder zu hinterfragen, allerdings langt es bei weitem nicht hier nur an der Technik herumzudoktern respektive den hippen Tonasketen zu geben.


    Manchmal hilft es dem Sound mehr, beim Soundcheck nen guten Witz zu erzählen, manchmal hilft es wenn die Musiker noch eine Flasche Wodka trinke, manchmal hilft es wenn die Boxen violett sind ... unser Job ist es, möglichst viele Faktoren möglichst gut umzusetzen .... so gut wie es halt an dem Tag geht. Vielleicht mal nicht immer über die Plugins lästern sondern die Backstage-Bar mal neu bestücken.

  • Vor ein paar Jahren war dann der Extremfall, ein Kollege mit der erwähnten pluginkette aus pultinternen und Waves Plugins, ein scheinbar perfekter mix, hätte man so auf eine CD pressen können.

    Nur Stimmung kam nicht auf.

    Das ist eine "urban legend", die es schon zwei Jahrzehnte vor der Erfindung der plugins und dreißig Jahre vor der Einführung dieses saublöden Anglismus gab. Kommt meist aus der Sponti-Ecke und ist gegen den Typ 'vorausplanender Tüftler' gerichtet. Wenn der Funke nicht überspringt, kann das an vielen Faktoren liegen aber sicher am aller wenigsten am zu perfekten Sound.

    Es ist genau so, wie Marcus gerade sagte:

    Exakt so kenne ich das auch. :) Um mich zu reseten, muß ich nichts nullen, dazu genügt es, nur eine 16/8er Stagebox mit zu nehmen. Das erdet alle Beteiligten und spart ungemein Gewicht.

  • Daher mein tip an die Kollegen: nur mut, gerne mal alles auf null setzen

    dieser meinung stimme ich zu.

    es kann durchaus heilsam sein, zwischendurch mal wieder mit minimalster technik auskommen zu müssen - und dann festzustellen, dass das ergebnis gar nicht so schlecht ist wie man befürchtet hatte.

    ich hab das auch schon so erlebt.


    auf der anderen seite will ich überhaupt nicht auf meine mühsam im laufe der jahre erstellten bandfiles verzichten. wenn man hier hin und wieder mal gründlich aufräumt, also datenmüll entsorgt, dann kann daraus wirklich etwas nutzbares entstehen. und zuwar so gut nutzbar, dass der soundcheck nur noch 5 minuten dauert.

    dazu muss man aber bereit sein, seine einstellungen hin und wieder mal zu hinterfragen, auch mal neue ideen auszutesten und die nicht funktionierenden dinge konsequent zu beseitigen.


    oder anders ausgedrückt:

    "weniger ist mehr" bedeutet für mich nicht zwingend der verzicht auf digitalpulte und speichermöglichkeiten. das "weniger ist mehr" kann man tatsächlich auch innerhalb eines digitalpultes erreichen ;)

    dagegen birgt "mehr ist geil" meist leider auch die gefahr, das man unnütz viel schraubt...

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Das ist eine "urban legend", die es schon zwei Jahrzehnte vor der Erfindung der plugins und dreißig Jahre vor der Einführung dieses saublöden Anglismus gab. Kommt meist aus der Sponti-Ecke und ist gegen den Typ 'vorausplanender Tüftler' gerichtet. Wenn der Funke nicht überspringt, kann das an vielen Faktoren liegen aber sicher am aller wenigsten am zu perfekten Sound.

    Es ist genau so, wie Marcus gerade sagte:

    Exakt so kenne ich das auch. :) Um mich zu reseten, muß ich nichts nullen, dazu genügt es, nur eine 16/8er Stagebox mit zu nehmen. Das erdet alle Beteiligten und spart ungemein Gewicht.

    die urbane Legende bekommt aber manchmal durchaus reale Ebenbilder.


    Vielleicht muss ich es noch ausführlicher sagen: der Grund war sicher nicht zu guter Klang, sondern ein zu weit optimierter.

    Bei Schrauben sagt man so schön „nach fest kommt ab“, sowas gibt es meiner Meinung nach auch beim Ton. Man kann eine gute Performance „abtöten“ durch ein zu viel an Eingriffen.


    Besonders an diesem Abend könnte man den gravierenden Unterschied merken zwischen dem was man oben auf der Bühne bemerkte und dem was vorne beim Publikum ankam.


    Oton schreibt es doch so schön: wir müssen erkennen was nötig ist und was nicht.

    Erst letzten Donnerstag hat ein Kollege einen wirklich effektgeladenen Plugin-verseuchten mix abgeliefert, der dermaßen passend zur Musik war das es sicher nicht am grundsätzlichen Einsatz der Technik liegt, sondern eben am zur Situation passenden.

    Privater Account mit meiner persönlichen Meinung.

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  • was ich übrigens auch oft nicht gut finde, sind unnötig hohe lautstärkepegel.

    der gemeine durchschnittshörer braucht selten mal so ein brett wie mancher abgetaubte tourtechniker meint.

    ich beobachte das ja schon seit vielen jahren, das oft zu laut gemacht wird. das ergebnis wird sein, dass immer weniger leute zu livekonzerten gehen, oder das zumindest seltener tun. im meinem näheren bekanntenkreis ist das längst so eingetreten.

    Das unterschreibe ich sofort.
    Ich habe bei jeder Veranstaltung, ob als Gast oder hinterm (Licht) Pult angepasste Ohrstöpsel drin, mit -21dB filtern. Leider. Ohne gehe ich seit über 10 Jahren auf kein Konzert, in keinen Club oder in keine Disko mehr. Ob als Techniker oder als Gast, Muss das wirklich sein?


    Bei diversen Veranstaltungen kam es schon vor das ich, obwohl wirklich den ganzen Abend mit Gehörschutz, nachher ein pfeifen im Ohr hatte. Das war meistens bei Veranstaltungen in den "kleineren Hallen auf dem Dorf". Besonders extrem ist es oft wenn es keinen "FOH Mann" in der Halle gibt, sondern dem Anschein nach die DJs / Musiker von der Bühne aus Pegel selber bestimmen und die PA wenn überhaupt nur so limitiert ist das sie nicht kaputt geht.
    Vielleicht liegt es auch daran das vor 20 Jahren extreme Pegel wohl noch mit viel teurem Holz schleppen und schweren Ampracks verbunden waren. Heute sind das ja vergleichsweise kleine und erschwingliche Holzkisten.

    Zum Thema Digtialpulte beim Ton halte ich mich mangels tieferer Kenntnisse und Erfahrung raus. Die "Bunt&Hell" Fraktion ist schon seit den 1990ern überwiegend und heute ausschließlich digital unterwegs. Da ich exzellente und grottenschlechte Ergebnisse schon bei beiden "Technologien" und vergleichbaren Umständen gehört habe ist aus meiner Sicht bei solchen Themen das Problem (sofern es denn eines gibt) meistens im "iso/osi layer 8" zu suchen.....


    Einmal editiert, zuletzt von chw ()

  • Das war meistens bei Veranstaltungen in den "kleineren Hallen auf dem Dorf". Besonders extrem ist es oft wenn es keinen "FOH Mann" in der Halle gibt, sondern dem Anschein nach die DJs / Musiker von der Bühne aus Pegel selber bestimmen und die PA wenn überhaupt nur so limitiert ist das sie nicht kaputt geht.

    Nicht nur DJs. Bei uns hat mal die nachbar-örtliche Blaskapelle die für draußen gedachte Anlage (2x4x 18" Sub + 2x2 Tops) in der Halle aufgebaut und ohne Rücksicht auf Verluste aufgedreht. Die wären auch unplugged grenzwertig laut gewesen. Gebucht waren sie eigentlich für die Hintergrundbedudelung.

  • Ich betreue seit einigen Jahren ein kleines Festival bei dem in der Regel die meisten Bands keinen eigenen Techniker dabei haben.


    ...


    Vor ein paar Jahren war dann der Extremfall, ein Kollege mit der erwähnten pluginkette aus pultinternen und Waves Plugins, ein scheinbar perfekter mix, hätte man so auf eine CD pressen können.

    Nur Stimmung kam nicht auf.

    Gerade Blues ist eigentlich ein gutes Beispiel, wo man mit dem Glattbügeln tatsächlich aufpassen sollte - klassischerweise lebt dieser oft sehr vom Unperfekten, von der Rauhigkeit - bei mir daheim landet, wenn ich mal Bock auf Blues/Soul/etc. habe, auch eher die ein oder andere alte Schallplatten denn neuere Produktionen auf dem Plattenteller. C6/L2 und Vitamin in jedem Kanal ergibt da einfach für mein Empfinden keinen musikalischen Sinn. Möchte ich auch nicht auf CD... Meine Frau ist da übrigens schon wieder leicht anders gestrickt, da sollte es dann eher der "Lokalmatador" der Schweiz sein - guter Mann, geile Band, sehr guter Sound, aber irgendwie nicht ganz mein Stimmungslevel.

    Ist allerdings auch eine Hörgewohnheit, von der ich zwar ausgehe dass es viele Blues-Fans ähnlich empfinden, aber nicht den Anspruch auf "das MUSS so sein" erhebe.


    An einer anderen Stelle wurde hier gerade erst versucht, jemandem von der kreativen Seite der Bühne eine gewünschte starke Stimmenkompression (=Stilmittel in der Musikrichtung) quasi "auszureden", dafür jedoch bitte die Playbacks dynamischer zu gestalten; das ohne vorher mal eine Probe/Konzert/etc. der Band besucht oder sich sonst weitergehend mit der Musikrichtung (das war jedenfalls mein Eindruck, sorry falls ich damit falsch liegen sollte) beschäftigt zu haben.



    "Scheiss Sound" gab es auch schon immer und in allen Grössenordnungen - soweit ich zurück denken kann, und als knapp 10jähriger mal bei einem Stadionkonzert war - ich wollte damals nur noch weg weil es einfach weh tat; einige Monate später bei einer anderen Gelegenheit gleicher Grösse war es hingegen super (es tat zumindest nicht weh - dunkle Kindheitserinnerung ;) ).

    Freelancer für Audio Beschallung/Recording seit 2003 - Alle Beiträge spiegeln meine persönliche Meinung/Erfahrung als von Herstellern & Vertrieben unabhängiger Tonmensch wieder

  • Hier zum Thementitel übrigens mal ein Bildbeispiel:




    Beide EQs in Reihe... Sprachbeschallung

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    2 Mal editiert, zuletzt von audiobo ()

  • Da ich zwar (seit meiner Kindheit) gerne Wunschzettel schreibe, mich aber nicht beschwere wenn nicht alle Wünsche erfüllt werden, werde ich da manchmal mit meiner Truppe "zwangsresettet". Da steht dann auch mal ein alter analoger FOH oder Digitalpulttechnik 1.0 mit entsprechend weniger Möglichkeiten als heutige Geräte mitbringen. Und ja ich nutze aktuell doch so einiges von den hier zitierten Dingen (Snare Bottom, 2x Kick, Kompression in Kanal & Gruppe etc.) und bin damit recht zufrieden. Und das sind sowohl Musiker, als auch Zuhörer und sogar anwesende MuPo in der Regel ebenso.


    Ja geht. Aber besser gehts nicht. Und obwohl weniger Drehmöglichkeiten vorhanden, dauert es ohne vorbereitetes (besser noch vorbereitet, getestet und live erprobtes) File leider doch länger. Fairerweise gesagt: Noch länger kann es dauern, wenn man einen Bug im File nicht findet. Wobei wir aber auch wieder bei der Frage wären, welche Fähigkeiten man in dem Job mitbringen sollte.


    Sehr pauschal:

    Bei altem Holz kann ich mich nach etwas Eingewöhnung mit dem meist trockenen Bass (wieder) anfreunden. Über das Pfund im Grundtonbereich und darunter freue ich mich immer sehr. Aber bei der Differenzierung im Mittelhochtonbereich bin ich bei altem Holz in der Regel unzufrieden. 2-Stromgitarren-Bass-Schlagzeug macht da richtig Spaß. Komplexe Geschichten oft weniger.




    my 2 cents

    Einmal editiert, zuletzt von Seven ()

  • Beim Beispiel Bluesrockband, die ich nach längerer Abstinenz seit einem Jahr wieder betreue, analysiere ich gerne öffentlich mein eigenes Verhalten:

    1. Wie oben gesagt ... 16 Kanäle sind genug ...( das reicht trotzdem für Snare bottom8o)

    2. Authentische und ehrliche Mikrofonauswahl

    3. PA ordentlich einstellen

    4. meine EQ Settings sind so, dass ich's mit nem alten Series1 (ohneS) auch schaffen würde

    5. Kompression ist erlaubt, denn ich kenne das Maß, das diese Musik verträgt.

    6. Hall und Delay auf den Vocals sind genregerecht erlaubt

    7. Plugins - Fehlanzeige


    Fazit bei durchgängig exzellenten Kritiken für den Sound:


    Ich muß ( auch digital) nix reseten, wo es nix zu reseten gibt! :)

  • Mein letztes, ziemlich frisches Aha- Erlebnis dieser Art: schlecht verkaufte Veranstaltung zweier eigentlich ganz interessanter und auch richtig gut spielender Rock- Acts. Wegen ziemlich leerer Halle viel Originalschallanteil (Drums) von der Bühne; nicht gerade das, wovon man als Tonler träumt. Aber auch nicht wirklich tragisch, da Schlagzeug top gestimmt, Akustik erträglich und beide Bands ansonsten diszipliniert und leise agierend (In Ear/ Kemper/ …). Beide Bands mit jeweils eigenem FOHler; beide nutzen das selbe Schlagzeug und das selbe FOH- Pult.

    Der Tonler des Hauptacts versteht die Situation und agiert passend; nutzt was von der Bühne kommt und unterstützt es angemessen per Beschallungsanlage. Soundcheck ratzfatz erledigt, Sound abends nicht superduper, aber so gut wie er in der spärlich besuchten Halle eben sein kann.

    Der Kollege fürs Vorprogramm fährt andere Geschütze auf. Drumsound über eigene 'Spezialmikros', Plugins und/ oder Samples (was und wie genau hab' ich nicht weiter eruiert). Problem: klingt zwar beeindruckend rund und voll und fett, ist aber mit einer derart abartigen Latenz behaftet, dass jeder Anschlag deutlich zweimal zu hören ist, bzw. der fette Kick-/ Snare/- Tomsound dem akustischen Anschlag wie eine Art Slapbackecho folgt. So deutlich, dass bei Soundcheckbeginn meine reflexartige Frage an den Tonler ist, ob er aus Versehen noch irgendwo ein vergessenes Delay in seinem File aktiviert hat. Antwort: Nein, das sind meine Plugins, das ist halt so und stört nicht weiter.

    Ihn vielleicht nicht. Was es für den Sound einer schnell und präzise spielenden Powerrockband allerdings bedeutet, wenn jeder Trommelschlag doppelt zu hören ist und das Schlagzeug damit praktisch akustisch ständig komplett hinter sich selbst und dem Rest der Band her eiert, mögen andere beurteilen. Und zu allem Überfluss ist er - ganz anders als sein Kollege später - beim vergeblichen Versuch, das Desaster per Pluginsounds irgendwie zu übertönen, in Windeseile im Bereich 'Rot' der LEQ/A Messeinrichtung angekommen und muss mächtig zurückrudern...

    Fazit: Job versemmelt aufgrund Nichtverstehens der Situation in Verbindung mit überflüssiger (Selbst)verliebtheit in überflüssiges persönliches Technikgedöns.

    Ich habe nach wenigen Minuten die Halle verlassen. Das Bierchen zum Vorfeierabend gibts dort zum Glück auch am ruhigen Nebenraumtresen. Und bei der Hauptband war dann ja alles wieder gut. :)


    Mit freundlichem Gruß

    BillBo

    "Okay. Wir machen das mit den Fähnchen."

  • Zitat

    Antwort: Nein, das sind meine Plugins, das ist halt so und stört nicht weiter.

    Autsch... ?

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