überdenken des eigenen tuns

  • billbo´s geschichte passt sehr gut zum ausgangspost.

    der kollege Monithor zielte sicher genau auf solche erlebnisse.

    Nicht ganz, denn 'monithor' sprach schon in der Überschrift vom eigenen tun und ist inhaltlich tatsächlich selbstreflektorisch, was ich ihm sehr hoch anrechne und mein unbedingtes 'Daumen hoch' verdient, ich kann aber in Billbos Beitrag das selbstreflektorische Moment nicht erkennen, eher das selbstbestätigende ... 8) obwohl der Beitrag wie immer lebensnah und fröhlich ist.

  • Bitteschön guma:

    Ich habe nach wenigen Minuten die Halle verlassen. Das Bierchen zum Vorfeierabend gibts dort zum Glück auch am ruhigen Nebenraumtresen. Und bei der Hauptband war dann ja alles wieder gut.

    Onkel Billbo fragte sich kurz, ob er zum betreffenden Zeitpunkt das richtige tut - entschied sich, den angestammten Arbeitsplatz zu verlassen und sich das Ungemach schönzutrinken...

    ...hauptberuflicher Sarkastiker.

  • Kennst Du den Unterschied zwischen Reflex und Reflektion? Bei mir ist beim Abbiegen ins Catering aufgrund von seltsamen Geräuschen im Saal nichts wesentlich übers Großhirn verschaltet -> bedingter Reflex ... die Eichhörnchen in meinem Garten machen's genau so.

  • Kennst Du den Unterschied zwischen Reflex und Reflektion? Bei mir ist beim Abbiegen ins Catering aufgrund von seltsamen Geräuschen im Saal nichts wesentlich übers Großhirn verschaltet -> bedingter Reflex ... die Eichhörnchen in meinem Garten machen's genau so.

    Leider funktioniert der Reflex bei mir nur so richtig wirklich, wenn ich vorher nicht Unmengen an Euronen einem habgierigen Veranstalter in den Rachen geschoben habe! Ich sage da nur: Dixie Chics-Tour 2016...

  • ...schön, daß die Oachkatzl bei dir schon ein eigenes Catering im Garten haben. :*


    Mein Instinkt (also der allererste Reflex) führt ohne Umwege ins Catering. Der Umweg über das Pult wird monetär erzwungen, der Ehrgeiz des Dienstleisters verbietet selbst bei schlimmstem Krach eigentlich die Abwesenheit.

    Erst die sorgfältige Reflektion und Anwegung der Übel führt zum Ergebnis, daß ich lieber auf Einkommen, als auf gutes Essen verzichte. Ist günstiger für alle Beteiligten.

    ...hauptberuflicher Sarkastiker.

  • Sofern man 'eigen' nicht ausschließlich auf sich selbst, sondern vielmehr auf die Zunft bezieht, der man sich auf die eine oder andere Weise zugehörig fühlt, passt das schon. Hätte ich der Political Correctness wegen hinzufügen sollen, dass ich auch schon Pluginlivemixe erleben durfte, die ausgesprochen gut klangen und funktionierten? Oder dass man auch in FOH- Livesituationen latenzproblembehaftete Inserts benutzen kann, sofern a) Bühnenspill keine Rolle spielt und man b) über ein Mischgerät verfügt, mit dem sich diese Latenz per Eingangsdelay in allen anderen Kanälen kompensieren lässt?

    Mein persönliches Tun beschränkte sich in diesem Fall übrigens explizit darauf (Zitat Rider) "den Toningenieuren der Künstler auf Anforderung zu assistieren". Nun, der eine brauchte keine Assistenz, der andere wollte keine. So was eröffnet dann auch im hektischen Livegeschäft mitunter gedankliche und beobachtungstechnische Freiräume. ;)


    Mit freundlichem Gruß

    BillBo

    "Okay. Wir machen das mit den Fähnchen."

  • ...schön, daß die Oachkatzl bei dir schon ein eigenes Catering im Garten haben. :*

    Klar Mann, die haben hier einen riesigen Nussbaum ... wenn der Hund bellt, ( ... das besagte unangenehme Geräusch) sind die sofort da oben ... Nüsse frisch, Nüsse angegammelt, Nusslikör ... und natürlich dem Hund den Stinkefinger zeigen ...

  • Das Beispiel mit den eigenen Schlagzeugmikrofonen finde ich super.

    Bei mir ist auch eine Bandtonler bei einer 0/8/15 Veranstaltung mit 7 Rockbands im 3/4 Stundentakt mit eigenen Mikrofonen angerückt. Meine Antwort: NEIN! Alle Bands hatten die gleiche Backline und das gleiche Schlagzeug. Ein eigenes Gesangsmikro ist o.k., aber das wars. Veranstaltung natürlich ohne extra Monitortechniker und Umbau 10 min.

    Andere Veranstaltung, fette PA auf kleinen Raum (100m² mit 5x4m Bühne)

    Der Bandtonler schaffte es mit Compressor auf allen Kanälen + P.A. Summe einen mp3 Sound hinzulegen, der zum kotzen war.

    Manche "Kollegen" sollten mal über ihren Job nachdenken, ob eventuell nicht ein anderer besser für sie wäre.

  • Um beim selbstkritischen zu bleiben; Am Ende der Veranstaltung ziehe ich für mich jeweils ein Fazit, überlege mir die positiven und negativen Elemente meiner Arbeit. Sofern das machbar ist, hole ich mir auch die eine oder andere Rückmeldung vom Veranstalter und anderen (für mich) relevanten Personen ein.


    Meistens sind die Einschätzungen deckungsgleich. Es gibt aber auch Veranstaltungen, bei denen ich echt Mühe habe, meine Arbeit einzuschätzen. Meist gibt es zum Glück positive Feedbacks - trotzdem verunsichert das Gefühl.


    Wie macht ihr das? Was ist euer Gradmesser? Wie reflektiert ihr eure Arbeit?

    Der Ton macht die Musik.

  • ich schreibe nach veranstaltungen gerne auch mal noch emails, in denen ich nachträglich auf die veranstaltung eingehe. anscheinend bin ich da eber ne echte ausnahme, zumindest hat man mir das schon so gesagt. ich finde es aber sehr wichtig, rückmeldungen zu geben und zu bekommen.

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Wie macht ihr das? Was ist euer Gradmesser? Wie reflektiert ihr eure Arbeit?

    recht gut finde ich es wenn die Leute mit einem Smile von der Bühne kommen. Dann hat es für die schon mal gestimmt und meist ist das mit einem spürbaren Hochgefühl im Publikum gekoppelt. Damit ist schon mal viel gewonnen.

    Sofern es vom Künstler genehmigt ist, nehme ich die Veranstaltung stereo, und wenn geht auch Mehrspur mit auf. Daheim überarbeite ich dann immer wieder den Mix um für die Zukunft da oder dort noch etwas mehr rauszuholen. Es gibt ja immer wieder Situationen, wo man mit dem Ergebnis nicht so zufrieden ist. Das wird dann eben daheim novh mal genauer geprüft.

  • mein Gradmesser ist ein einfacher: mir reicht es nicht „ignoriert“ zu werden, ich habe den Anspruch das man sich mindestens für den guten Ablauf oder den guten Sound bei mir bedankt.

    Ich kenne Kollegen die kommen immer mit so Sprüchen wie „wenn wir alles richtig machen meckert wenigstens keiner“.


    Das reicht mir nicht. Dieser Anspruch ist aber auch nicht immer zu halten, je nach Job bin ich nun mal Beiwerk und soll möglichst nicht auffallen.

    Aber gerade an diesen Tagen sind es die kleinen Dinge, mal eben jemandem helfen, oder netter smalltalk, die doch so eine positive Reaktion hervor rufen können.


    Geschieht dies nicht liege ich wirklich lange wach und denke über die Gründe nach, mitunter auch Jahre später noch. Was hätte ich tun können um besser zu sein? Im Extremfall ist es dann die Erkenntnis das man aus diversen Gründen einen Job im Vorfeld hätte ablehnen müssen.

    Privater Account mit meiner persönlichen Meinung.

    Sollte es ein Problem mit meiner Neutralität zu einem Thema geben mache ich das im Beitrag kenntlich. :thumbup:

    http://www.noon.ruhr


    Application Support Engineer - HK Audio

  • Ich bin aktuell zu 90% mit einer ganz passablen neunköpfigen Band zusammen wo relativ viel auf der Bühne musikalisch passiert. Ich nehme eigentlich immer den Mix in Stereo auf und höre mir das bereits auf dem Heimweg und dann auch später immer mal wieder an. Ich entdecke eben hier und da immer wieder Kleinigkeiten in Arrangements, die ich live eventuell zu wenig auf dem Schirm hatte und die ich künftig besser rausstellen kann. Auch Unterschiede in den Sounds der Saiten und Tasten-Fraktion kann man wohl im Ansatz etwas identifizieren, sich das Ganze merken und sich künftig besser drauf einstellen.


    Ansonsten versuche ich immer von Kollegen zu lernen, frage viel nach und sauge in Foren und auf Youtube erstmal Ideen auf, die ich dann teilweise versuche umzusetzen. Das hat aktuell auch einiges mit Plugins zu tun, die ich zunächst zu Hause und dann auf dem Job "teste". Da überzeugt mich dann nicht alles auf Anhieb. Bislang bin ich aber zumindest nicht auf die Schnauze geflogen mit dem Experimentieren. Aber das es manchmal ohne Experimentieren besser geklungen hätte, will ich gar nicht ausschließen. Aber letztlich lerne ich auch nach über 20 Jahren immer noch gerne dazu.


    Vor 3 Jahren habe ich einmal auf einer großen Bühne mit einer nicht ganz so tollen PA, suboptimalem Hörplatz und einem dezenten Hangover einen eher mittelguten Job abgeliefert. Das ging soweit, dass die Band auf sozialen Netzwerken für den schlechten Sound angezählt wurde. Die Band stand da bedingslos hinter mir ("Du bist unser Mann. Jeder in Band hat mal einen schlechten Tag.") Die letzten beiden Jahre (selbe Rahmenbedingungen) gab es von allen Seiten sehr großes Lob für meinen Mix. Aber das mit dem Zuspruch zum Kaltgetränk am Abend vor dem Job hab ich seitdem auch etwas zurückgefahren. Das ging früher besser ;)

    Einmal editiert, zuletzt von Seven ()

  • mein Gradmesser ist ein einfacher: mir reicht es nicht „ignoriert“ zu werden,

    Da muss man aber auch die lokale Mentalität mit einbeziehen. In Oberfranken, speziell im Kreise der kirchlichen Kundschaft, gibt's eigentlich nur überschwängliches Lob oder aber das Motto 'Nichts gesagt ist gelobt genug', wobei zweites deutlich öfters vorkommt. Wenn man hier keine Kritik bekommt, dann kann man zufrieden sein. Rückmeldung gibt's halt, wenn der Sound nicht so toll ist (egal, ob man selbst dran schuld ist oder von der Bühne nix/wenig verwertbares kommt) oder wenn ein Kollege vorher die Messlatte extrem tief gelegt hat ('Heute war's gut, denn es hat nicht wie beim letzten Mal dauernd gepfiffen..').

    Tomy

    SIM II Operator and Dante Level I-II-III (alles sogar zweimal :)
    Jugendschwimmabzeichen, Rettungsschwimmabzeichen in Bronze
    Meine kommerziellen Softwareprodukte SATlive und LevelCheck

  • Vor 3 Jahren habe ich einmal auf einer großen Bühne mit einer nicht ganz so tollen PA, suboptimalem Hörplatz und einem dezenten Hangover einen eher mittelguten Job abgeliefert.

    wenn es aufgrund schlechter arbeitsbedingungen mal kritik gibt, dann nehme ich sie nicht weiter ernst. wichtig finde ich aber, das man die sache mit den schlechten bedingungen dann auch kommuniziert, dann wissen auch die musiker wie die sachlage ist. und in der regel verstehen die das dann auch und können eventuell aufkommende kritik besser einschätzen.

    leider sind agenturmitarbeiter hierbei in der regel eher nicht so verständnisvoll... X(

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Gestern hatte ich in meiner "Heimhalle", kl. Version (100m² inkl. 5x4 m Bühne) eine Berliner Band, deutschsprachig, mit eigenem Tontechniker. (1xDr, 1x Git, 1x Key, 1x Sängerin)

    Der Mann musste unbedingt seine mitgebrachten Kompressoren in mein I-Live einschleifen (Master und Lead Stimme).

    Er schaffte es, einen undifferenzierten Soundbrei zu mischen, welcher 50% der (geringen) Besucher veranlasste das Konzert vorzeitig zu verlassen. Mit ein Grund war die wirklich übertriebene Lautstärke. (Ich selbst bin beim Soundcheck nach 5 min Backstage gegangen)

    Bei Konzertbeginn war ich im angrenzenden Barraum mit direkter Sicht zum Saaleingang - Türe zu, die Bässe spürst im Sitzen. Ich dachte mir, wie lange es wohl dauern wird bis der/die Erste aus dem Saal kam. Ca. 3 min nach Konzertbeginn ging die Tür auf und eine junge Frau hat die Veranstaltung verlassen. Das ging so weiter, im Minutentakt kamen die Zuhörer raus. Die Leute fragten mich - Franz, warum mischt du heute nicht - das ist ja nicht auszuhalten, der Typ hat ja Tomaten auf den Ohren....??? Was sollte ich ihnen sagen - der Bandmischer hatte wohl das Vertrauen der Band und ??

    Was ich für mich wieder bestätigt bekommen habe war - ich mische in erster Linie für des Publikum und in zweiter Linie für eine Band. Wenn die Band im Publikum gut rüber kommt freuen sich die Leute und kommen gerne wieder. Bei der Band gestern ist es nicht so - mit diesem Techniker wird der Veranstalter diese Band nicht mehr buchen.