An alle aufstrebenden jungen Lichtmänner & Frauen

  • Auch wenn ich nicht in der Liga von Oton unterwegs bin und auch schon Ü30.... bei mir gibts Licht von vorne oben, der Seite, hinten oder manchmal auch von vorne unten, wie es halt gerade zum Gesamtbild passt . (Meistens ganz konventionell mit Glühfaden drin).


    Was man aber so mitbekommt sind es oft auch die Bands, der Künstler, Dj, Redner, Märchenonkel oder wer auch immer auf der Bühne steht die gar kein Licht von vorne wollen - macht man es dennoch gibts mecker weil zu hell, es blendet, man sieht das Publikum ja nicht mehr so gut, die können die Noten nicht lesen usw. usf.... das scheint eine Art Mode zu sein.


    hatte da schon die ein oder andere Diskussionen - und das war auch unter optimalen Bedingungen was Höhe und Winkel angeht....

    Einmal editiert, zuletzt von chw ()

  • Mir geht es vor allem um die Gesichter, es muss nicht ständig voll Pulle Frontlicht an sein, aber ich will die Musiker & Emotionen sehen. Ich finde, ohne das geht eine Menge verloren, und ich mische ja fürs Gesamterlebnis, nicht nur für die Ohren. Und wenn das Licht richtig gut ist, klingt es auch gleich nochmal so gut ;-))

  • Genau so siehts aus!

    Ich will auch die Gesichter sehen.

    Immer!

    Den größten Hass hab ich auf Blackouts nach jedem Song - bzw noch viel schlimmer: Front Black und hinten steht ein Bild mit kompletter Kirmesbeleuchtung.

    Gerade in den Sekunden direkt nach einem Song sind die Emotionen am stärksten.

    Und was machen die Lichttypen?

    Dunkel.

    Hier wird ganz klar die eigene "Kunst" über die Kunst auf der Bühne gestellt.

    Das ist nicht nur geschmacklos sondern auch noch respektlos.

    Ich reg mich da schon seit Jahren drüber auf...

  • Leider scheint sich durch die ganze Technologisierung (immer umfangreichere Pulte, Moving Heads mit Videomatrix-Funktion, ...) die Begeisterung in der Lichttechnik mehr auf Features, weg von der Ästhetik verlagert zu haben. Die Zahl der ArtNet-Universen ist dann doch beeindruckender als die Katalognummer des verwendeten Frontlichfilters.

    Als Operator muss man heutzutage unglaublich viel technisches Wissen haben, wodurch das "Handwerk", ein stimmiges Licht zu erzeugen, in den Hintergrund tritt. Die Notwendigkeit eines expliziten Lichtdesigns - unabhängig der verwendeten Technik - wird nicht mehr erkannt, weil man ja mit dem neuen superduper-Pult so schnell so viele tolle Effekte erzeugen kann. Den Effekt "Atmosphäre und Emotionen" gibt es aber leider nicht...

    Ich weiss nicht, wie die Fachkraftausbildung in dieser Hinsicht aussieht oder wieviele Operator überhaupt eine Ausbildung in der Fachrichtung haben, aber so wie es aussieht, werden die Basics übersprungen und man geht direkt zur modernen "Computertechnik". Ist ja auch viel spannender und beeindruckender.



    Eine der besten Lichtshows, die ich in letzter Zeit gesehen habe, war bei Marilyn Manson (letzten November in Zürich). Das Licht brachte eine absolute Konzentration auf den Sänger selbst - was zwar unschön für die Musiker ist, die dadurch in den Hintergrund treten, aber das ist ja auch Teil des Konzepts (MM wird praktisch als Solokünstler wahrgenommen).

    Es gab wenig "übertriebenes Lichtgezappel", dafür sehr sehr viele angenehme quasi-statische Bilder. Es hat immer zur Musik und den Emotionen gepasst. Blackout gab es nur, wenn szenisch notwendig.


    Und: Frontlicht gab es immer. Sowohl vom Rigg als auch 2 Follows. Gesamtheitlich betrachtet hatte das wirklich schon Theater-Niveau. Einer der seltenen Momente, wo ich anschliessend dem Lichtoperator ein dickes Lob ausgesprochen habe. Er war aber auch nicht mehr direkt zu den "jungen aufstrebenden" zu zählen...



    tl;dr: lernt die Basics, bevor ihr die Effektengine anfasst!

    Viele Grüsse,
    Mario Henkel

  • Ich weiss nicht, wie die Fachkraftausbildung in dieser Hinsicht aussieht oder wieviele Operator überhaupt eine Ausbildung in der Fachrichtung haben, aber so wie es aussieht, werden die Basics übersprungen und man geht direkt zur modernen "Computertechnik". Ist ja auch viel spannender und beeindruckender.

    Natürlich lernt man das Künstlerische in der Ausbildung nicht. Da lernt man, wie man Systeme zum laufen bekommt und das ganze ohne Gefährdung. Man lernt, wie welche Art von Beleuchtung wirkt und das wars. Geschmack kann man ach schlecht lehren.
    Ein Koch lernt auch nicht, wie man gut kocht sondern wie man richtig zubereitet und was man machen kann, um das gewünschte Ergebnis zu bekommen.
    (Fun Fact, in Erfurt lernt man sogar, wie man eine Licon startet wenn es der Lehrer nicht hinbekommt und dass man 32->16A CEE Adapter benutzt, wenn man kein Geld für Untersicherung hat während man in München wenigstens mal anständige, moderne Lichtpulte und Lampen anfassen darf...)

  • Zum Thema Gesichter ... Ja, ohne geht es einfach nicht. Man weiß oft nicht ob er gerade singt oder mit der Gitarre spricht.


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  • ... Als Operator muss man heutzutage unglaublich viel technisches Wissen haben, wodurch das "Handwerk", ein stimmiges Licht zu erzeugen, in den Hintergrund tritt. Die Notwendigkeit eines expliziten Lichtdesigns - unabhängig der verwendeten Technik - wird nicht mehr erkannt ...

    Du wirfst hier zwei grundlegende Begriffe durcheinander ... Designer und Operator ... ein Designer ist für den Look verantwortlich, ein Operator für die Umsetzung. Ein Designer kann Operator sein während es ein Operator nicht muss. Natürlich lernt man das nicht in der Ausbildung, wie der Name des Berufes es schon vermuten lässt.

    Ein Ton Systemer ist schließlich auch kein Mischer und ein Mischer muss keine ahnung voen der PA haben.

  • Geschmack kann man ach schlecht lehren.

    Da bin ich voll bei dir.

    Auch bei mir im Studium war "Lichtdesign" eher knapp gehalten, war ja auch ein Ingenieurs-Studiengang. Was wir aber auf jeden Fall gelernt haben: welche Scheinwerfertypen und Lichtrichtungen gibt es und wie setze ich diese ein? Mit dem Wissen macht man keine Show, über die danach gesprochen wird. Aber alle Gäste haben was gesehen. Das sind die Basics. Die sollte ein jede*r Operator können. Dafür muss man kein Designer sein. Das ist grundlegendes Handwerk. So wie ein gelernter Koch - unabhängig vom persönlichen Geschmack - dir immer was essbares schmackhaftes zu Essen auf den Tisch stellen kann.


    Du wirfst hier zwei grundlegende Begriffe durcheinander ... Designer und Operator

    Mir ist der Unterschied durchaus bewusst und ich habe es absichtlich zusammengewürfelt (hätte ich besser kennzeichnen sollen). Ich werfe es zusammen, weil es einfach viel zu oft so läuft. Natürlich nicht bei den grossen Shows mit 5 Trailern und mehr. Aber bei vielem, was darunter passiert, ist es doch oftmals so.


    Ich sage und betone sehr häufig, dass ich kein Lichtdesign kann. Ich sei Techniker/Operator. Das heisst, ich kann ein "schönes" weisses Grundlicht machen - das gehört für mich zum Handwerk und ist zB für klassische Musik, Podiumsdiskussionen etc. auch völlig ausreichend. Aber sobald es um szenische Sachen geht, bin ich raus. Dafür soll bitte ein*e Designer*in engagiert werden und ich setze das dann technisch um.

    Als Antwort bekomme ich meist grosse Augen und absolutes Unverständnis. Wenn ich das eine (Technik) so gut kann, kann ich das andere (Design) doch sicher auch ganz gut... Nein!


    Zu viele denken: toller Operator -> kann viele tolle bunte Sachen mit den Lampen machen -> tolles Lichtdesign.

    Viele Grüsse,
    Mario Henkel

  • Ja und doch sollte man die Funktionen nicht komplett voneinander trennen. Es schadet dem Resultat nicht, wenn man auch etwas mehr kennt, als nur seine drei Knöpfe am Pult.

    Durchaus richtig. Ein Techniker der überhaupt keinen Plan hat ist noch nicht mal zum einleuchten zu gebrauchen. In der Regel ist es ja auch so dass der Operator weiß was er tut, zumindest im entsprechenden Umfeld.

  • ich kenne das durchaus so, dass die künstler sich diese vorgehensweise wünschen.

    es ist also keinesfalls grundsätzlich die "schuld" der lichtmänner.

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Schönes Thema!

    Ich hab mich früher auch immer darüber aufgeregt wenn auf einer Bühne immer alles gleichzeitig an war, oder permanent Chaser liefen oder die Scanner /MH's unaufhörlich am zappeln waren.

    Wenn Unmengen an Material im Dach hingen aber nicht ein einziges vernünftiges Lichtbild kreiert wurde.

    Mittlerweile bin ich da viel entspannter. .

    Ich sag mir immer: Lass die mal machen, ich machs anders ?

    Das Problem heutzutage ist die Masse an verfügbarem Material. Jeder selbsternannte Möchtegern "Lichtdesigner" der sich eine PC Version eines Lichtpultes runterladen kann und die Bedienung des Effektgenerators beherrscht knallt sich das virtuelle Rig auf der Visu -Software mit Material voll und denkt dann dass er die ultimative Lichtshow erstellt hat.

    YouTube ist voll mit solchen Beispielen... und tatsächlich fehlt dort bei den meisten vollkommen das Frontlicht.


    Wer mit 24 PAR64 Scheinwerfern und ein paar Farbfiltern ein 3 Stündiges Konzert abwechslungsreich gestalten kann der hat verstanden worum es geht.

    Aber die meisten der heutigen "Jungspunde" würden da kläglich versagen.


    Die Meinung von jemandem der schon Licht gemacht hat, als es noch keine Scanner oder MH's gab !!

  • Letztes Jahr (2017!!) im Juli: Kleines 300er Open-Air welches ich schon einige jahre betreue - einfach mal alle MHs, alles was LED´s drin hat und die Oma im Lager gelassen.

    Anstatt dessen: 6 Stufen in der Front, 36 PAR64 Back, 3 ACL-Sätze und 3 Blinder, dazu 2 Hazer und ein MA 24/6. Alles ordentlich gefiltert und sauber ausgerichtet. Hat Spass gemacht und es ist nach den einzelnen Konzerten so viel über das Licht gesprochen worden wie schon lange nicht mehr... :saint:

  • Imho ist die Materialmenge ist nicht alleine ausschlaggebend, sondern die Faktoren rund um die Show;


    - gehört der Lichtmensch zur Band? Kennt er die Show?

    - was hat sich die Band gewünscht? (es gab doch auch die Diskussion über den Sound, wo man die Vocals nicht vorne haben wollte...)

    - wie steht das Rig, wo kann/darf man Lampen hängen? Gibt das Budget genug her?

    - wie viel Zeit hatte der Lichtmensch, das Setup zu programmieren? Hängt das Zeug so, wie er/sie das wollte, oder muss man nehmen, was da ist?


    Mit etwas Herzblut und Auseinandersetzung mit dem Inhalt und genügend Budget, kann man sicher tolle Sachen zaubern. Aber wenn es anders kommt, ist es halt nix.


    Auch der Hintergrund des Lichtmenschen spielt eine Rolle. Hat der Vorher gregorianische Chöre beleuchtet oder in der Grossraumdisco die wildesten Shows gedrückt? Und wer ist für die Lichtshow verantwortlich? Der Lichtmensch oder jemand im Management/Regie?


    Die grausligsten Lichtshows habe ich bei den Castingsendungen gesehen (DSDS & Co.), wo man zwar Videowände und MH's ohne Ende hatte, aber am Ende wars nur furchtbar (obwohl man die Gesichter meistens leider gesehen hatte).

    Der Ton macht die Musik.

  • jepp, als ich früher noch licht gemacht habe musste ich auch meist mit 24 PAR klarkommen. immerhin CP62/61/60 und keine Raylights...

    die vorderen Bars hatte ich immer seitlich neben der PA auf Manfrottostativen, diese 12 lampen dienten zur ausleuchtung der musiker in weiß und farbe. für weiß hatte ich auch immer einen farbfilter drin, die filternummer weiß ich heute aber nicht mehr, irgendwas blasses halt :)

    immerhin: wir hatten zusätzlich immer einen verfolger am start.


    als dann in den 90ern die „scanner“ kamen, hat der chef der verleihbude, für die ich da arbeitete, einfach mal zwei GS3 dazugemietet. ...zwei!...

    da weder farbtemperatur noch licht-output der starken entladungslampen so gar nicht zu den PAR kannen passte, hab ich die scanner nur ab und zu mal als zusätzlichen effekt benutzt. das war schon toll, aber mit nur zwei lampen kann man auch nicht so wahnsinnig viel machen.

    der verleiher forderte dann tatsächlich, dass ich die GS3 bei jedem song einsetzen sollte, schliesslich kostete die miete ja geld. aber ich hab mich geweigert, weil das in meinen augen gar keinen sinn machte... für die nächsten shows habe ich dann darum gebeten, die lichtanlage lieber auf 36KW zu erweitern statt mit nur zwei zusatzlampen. damit konnte ich dann tatsächlich viel mehr anstellen. und irgendwann konnte ich ihn überreden, acht deulich schwächere scanner zu mieten. und damit waren dann plötzlich unfassbar tolle lichtbilder möglich... :) aber die beiden 6er bars fürs frontlicht waren grundsätzlich immer am start!


    anyway... was ich damit nur sagen wollte:

    ich schliesse mich just-lights ansicht zu 100% an ;)

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Es ist ein Trend zum fehlenden Frontlicht in den letzten 1-2 Jahren zu beobachten.

    Dabei ist es nicht nur bei "aufstrebenden jungen Lichtmänner & Frauen" so, sondern auch bei den

    bei den bekannten Lichtoperatoren, die mit bekannten Bands unterwegs sind.

    Farbiges Gassenlicht + einen sehr dezent gefahrenen Follow (nur so hell, das er gerade so zu sehen ist)

    sind mir schon öfter vorgekommen. Das ist vom Lichtdesigner/ Operator so gewollt und demnach von der Band auch!

    Das muss nicht jedem gefallen (schon gar nicht den älteren Tonleuten), ist aber so!

  • Mir geht es bei meiner Kritik nicht um inszeniertes und für bestimmte Shows dediziert programmiertes Licht.

    Ich spreche von Einzelgigs, wo ich als Tontyp gebucht war. Ganz einfache Jobs wo der örtliche Techniksteller Material stellt und sein Lichtmann halt hell macht.

    Dabei bin ich mal vom Künstler gebucht, mal von der gleichen Firma wie der Lichtel oder ich stelle mein Tonzeug hin, während Licht von jemand anderem oder vom Haus kommt.

    Das sind ganz normale Band und Comedygigs unterschiedlicher Genres, aber die Probleme sind immer die Gleichen.

    Da werden mit die tollsten Bilder und Moves programmiert, aber man sieht den Künstler nicht. Musiker und Publikum werden trotz Ansage geblendet etc.

    Die Lichttypen ziehen ihr Ding durch.

    Dabei vernachlässigen sie aber immer öfter ihren Primärjob: Beleuchtung der Akteure auf der Bühne.

    Das sind die, für deren Auftritt das (oft geblendete) Publikum den Eintritt bezahlt hat.

    Man muss ja nicht mit 10 2kW Stufen von vorne alles platt machen. Es gibt ja auch Profilscheinwerfer - sogar beweglich.

    Aber wenn der Schlagzeuger einen Song singt, muss der gesehen werden und wenn das nicht der Fall ist, sondern stattdessen sich irgendwelche Glasgobos auf LED blauem Hintergrund an der Decke drehen, läuft was verkehrt.

    Das ist das, was ich mit Respektlosigkeit gegenüber der Kunst auf der Bühne meine.

    Die Prioritäten werden einfach meiner Meinung nach falsch gesetzt.


    Beim Ton gehe ich folgendermaßen vor:


    - zuerst vermeide ich Feedbacks (das würde ich jetzt mal mit Blenden gleichsetzen)

    - dann sorge ich dafür, dass man das Geschehen auf der Bühne hört. (Frontlicht)

    - jetzt mach ich mir Gedanken über Räume, Delays, etc. ( Backlight, Farben, Geblinke...)


    Der gemeine Lichtmann scheint mir diese Prioritätenliste umgekehrt abzuarbeiten...