Gabelverbinder - aussterbendes System?

  • Hallo,


    wo lagen eigentlich die Vor- bzw. Nachteile von Gabelverbindern gegenüber Konusverbindern. Oft sieht man diese ja ausschließelich bei Schwerlastsystemen, aber da auch immer weniger. Handelt es sich hierbei um ein aussterbendes System?


    Grüße
    André

  • Nachteile von Gabelverbindern: Extrem empfindlich gegen Beschädigungen. Vor allem wenn bei kleinen Traversen die Wangenstärke weniger als 10 oder 12mm beträgt reicht es so ein 3m-Stück einmal vom Dolly blöd auf Betonboden rutschen zu lassen und es geht nicht mehr mit anderen zusammen.
    Ausserdem müssen die Teile sehr präzise gefertigt sein damit sie "spiel- und zwängungsfrei zusammenpassen" Das geht um so einfacher je grösser das System in Relation zum Gurtrohrdurchmesser ist. Konusverbinder sind da wesentlich toleranter, weil selbstzentrierend.


    Vorteile: Scharniere an Towern können ohne Sonderteile gebaut werden. Keine Probleme mit falschrum reingedengelten Pins. Wenn das Material in gutem Zustand ist (keine verbogenen Bolzen und leicht verzogenen Stücke) lässt es sich mit dem Gummihammer oder sogar mit der Hand zusammenbauen und zerlegen -> wesentlich weniger Lärm.

    Economics in eight words: "There ain't no such thing as free lunch."

  • Frage ist, was man als "aussterbendes" System bezeichnen mag.


    Dass manchmal Hersteller wie z.B. Köttgen von der Bildfläche verschwinden ist das eine Sache,
    ob nun tasächlich gezielt die Herstellung von Traversensysteme eingestellt wird eine andere Frage.
    Sicher wird es mal Exoten wie die Camco XXXL geben, die auch wieder eingestellt wird.
    Generell kann ich mir aber nicht vorstellen
    dass Hersteller gezielt Systeme mit Gabelverbindern abkündigen,
    um die Konkurrenz aus eigener Produktion zu pushen.



    ACHTUNG: Bitte nachfolgendes Statement von Uwe R. beachten!!!


    Aus meiner Sicht auf den ersten Blick gravierender Vorteil an Gabelverbindern:
    Die Bolzen sind bei allen Herstellern auf den ersten Blick gleich, oder so "anders", dass man es merkt,
    und man muss nicht wie bei allen Konusverbindern aufpassen wie ein schießhund,
    wenn mal wieder drei verschiedene Systeme am Start sind.
    Das floppt ja teils schon innerhalb eines Herstellers,
    siehe Global - die gibt es kompatibel zu Global oder zu Prolyte.







    Wie von Niggles schon angesprochen - in bestimmten Fällen
    kann man Kreise, Bögen und Sonderkonstruktionen bauen, die mit Konusverbindern
    nicht so ohne weiteres machbar und vor allem belastbar sind.
    (Siehe z.B. die Banana-Towers [imho von Ambion/Ultraschall ersonnen] http://www.tour-blog.de/?p=1130 )

    CatCore - die vielseitigen Adapterlösungen von XLR auf Cat für Mobile Anwendungen, Rental und Installation: https://www.catcore.eu/


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    Einmal editiert, zuletzt von skyper ()

  • skyper Ich muss Dir in einem Punkt grundlegend widersprechen:


    Die Bolzen sind nicht bei allen Herstellern gleich. Sowohl Abmessungen als auch das Material variieren. Bolzen zwischen Herstellern vertauschen ist heikel und immer wieder ein leidiges Thema. Du siehst dem Bolzen nicht an, aus welchem Material er ist.


    Ansonsten ist es die Konstruktionsentscheidung des Herstellers, welchen Verbinder er verwenden möchte. Natürlich hat da jeder Typ seine spezifischen Vor- und Nachteile. Hauptsächlich durchgesetzt haben sich eben Konusverbinder und Gabelverbinder. Mein subjektiver Eindruck ist, dass Konusverbinder sich vorallem im kleineren Segment eher durchgesetzt haben und im Schwerlastsegment/Stahltraversen eher Gabelverbinder.

    Dipl.-Ing. Uwe Runtemund | Statiker in der Veranstaltungstechnik

    Mein Büro: runtemund.de

  • uwe:


    Oha... Danke für den Hinweis, nehme meine Behauptungen hiermit ausdrücklich zurück!


    bei genauerem Nachdenken kenne ich tatsächlich mindestens drei verschiedene Typen -
    ATC(?) mit kreuzweiser Bohrung für den Splint,
    vorne flach und vorne mit Einkerbung.
    Dazu jeweils die Version als Towerpin mit abgeflachtem Kopf,
    das sollte dann aber herstellerintern keinen Unterschied machen.
    Dass die Bolzen in sich aber ggf. unterschiedlich zu bewerten sind
    hatte ich zugegeben so jetzt noch nie auf dem Schirm.
    (Dachte das ist eher wie bei Federsteckern ein Normteil,
    welches es mit identlischer Funktion von verschiedenen Herstellern gibt)
    Bisher waren mir auch keine groben "Unpässlichkeiten" wie bei konischen Verbindern aufgefallen,
    da hört man ja oft schon am Einschlaggeräusch dass da was faul ist...



    Da Du in der Sache ja auch auf der rechnerischen Seite deutlich fitter als ich zu sein scheinst würde
    mich folgende Fragestellung interessieren - auch wenn Du mir hierfür
    sicherlich keine rechtsverbindliche Auskunft geben magst/kannst:


    Wie kritisch ist denn die Zuordnung des Bolzens zu bewerten,
    bzw. wo liegt erfahrungsgemäß die Schwachstelle der Verbindung?
    Spontan fallen mir drei Szenarien ein, wie die Traverse direkt an der Verbindungsstelle versagen könnte:
    Bolzen kackt ab (Scherung),
    Schweißnaht am Fitting bricht (Zug/Druckkräfte),
    oder zerspratzelt das Alu aufgrund zu starker Lochleibung direkt an der Durchbohrung?


    Schon mal vielen Dank für Hinweis und ggf. auch weiterführende Erklärungen/Rechenergebnisse/Erfahrungswerte!

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  • skyper


    Jein, es gibt genormte Bolzen (oder sagen wir mal so, es gibt Normen über Bolzen), aber dort sind vorallem geometrische Aspekte beschrieben. Material ist im Zweifel Vereinbarungssache. Die Bolzen oder Kegelstifte bei Traversen sind keine Normteile. Der Grund warum viele sehr ähnlich sind, ist einfach: Copy & Paste...


    Bei Kegelstiften merkt man schneller, wenn die nicht passen, aber ein zu kleiner Bolzen fällt nur durch größeres Spiel auf, was sehr problematisch werden kann.


    Welches Teil einer Verbindung die Schwachstelle ist, kann man leider nicht pauschal beantworten und ist für jede Traverse unterschiedlich.
    Bei Traversen mit dünnen Wandstärken dürfte es eher die Wärmeeinflusszone sein, als bei Traversen mit dicken Wandstärken.
    Wenn die Bolzen- oder Kegelstiftverbindung maßgebend ist, hängt es vom Pinmaterial ab, ob die Lochleibung im Alu oder der Pin ein Problem ist.


    Für den Anwender ist das eher theoretischer Kram. Der soll sein Material in einem guten Zustand halten, immer passende Bolzen/Konusse usw. verwenden und ablegereife Bauteile verschrotten. Wenn er sein Material auslutschen muss/will und es über die Belastungstabellen hinaus geht, fragt er besser seinen Statiker.

    Dipl.-Ing. Uwe Runtemund | Statiker in der Veranstaltungstechnik

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  • Ich hatte auf Grund von Sonderkonstruktionen oft mit der Person vom TÜV zu tun, der auch die Bruchproben zur Abnahme beim System Camco L Type und M Type gemacht hatte( beides Systeme mit Gabelverbinder und versplinteten nicht geschweißten Verbindern). Bei den Bruchproben ist die Traverse nie an der Verbindung gebrochen sondern immer in der Strecke einer einzelnen Traverse. Also wurde in dem Fall festgestellt, dass die Verbindung nicht das schwächste Glied im System war (auch wenn das selbst der Prüfer damals nicht geglaubt hätte). In wie fern das auf andere Hersteller übertragen lässt, kann ich allerdings nicht sagen.

  • Deswegen sind die auch bei Heavy Duty meist gepinnt anstatt geschweißt, da eine Schweißnaht das Material bis zu 50% schwächt

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  • Hallo zusammen,


    die Gabelverbinder sind kein aussterbendes System. Für viele Hersteller ist es einfacher Konusverbinder zu verwenden und diese dann auch noch einzuschweißen.
    Im Kranbau sind die Gabelverbinder als "Augenstäbe" bekannt und sehr tragfähig.
    Der größten Nachteile beim Einschweißen der Verbinder ist zum Einen die WEZ (WärmeEinflussZone) wobei man nach DIN 4113 bzw Eurocode 9 für ein 6082T6 Rohr mit 280N/mm² (AlMgSi 1 F 28) nur noch 85 N/mm² annehmen darf und bei 6060T66 (AlMgSi 0,5 F22) nur noch 45 N/mm²!
    Zum Anderen, wenn die Naht versagt liegt die Traverse unten.
    Das verstiften der Gabelverbinder umgeht den Wärmeeinfluss UND, es gibt keine Naht die reissen kann!
    Wird eine solche Verbindung überlastet gibt es bei den Schwerspannstiften wegen der Lochleibung Langlöcher. Selbst wenn das passieren sollte hält die Traverse noch.


    Habe vergessen mich vorzustellen:
    Karsten Gierss


    Am 20.06.2014 30 Jahre Aluminiumschweißer mit durchgehend gültigen Prüfungen bis heute. Seit 2003 Schweißfachmann und seit 2004 zertifiziert nach DIN 4113 Teil 1-3; die DIN EN 1090 EXC 1 +3 läuft gerade.


    Schaut Euch mal auf meiner Homepage um http://www.Gierss.de bei Konstruktionen Gallery Zugprüfungen/Nachweise.


    Vergesst beim Bilderangucken nicht die Texte dazu zu lesen oder innerhalb eines Albums auf die nächste Bildseite zu kommen.


    Aktuell und doch alt ist "Stuttgart" und "History". So habe ich angefangen


    Ich weiß von was ich rede, das was Ihr da seht baue ich alleine!


    Gute Nacht!
    Karsten


    Stelle Dir vor, es ist Krieg und keiner geht hin!
    >>>die Umkehrung dazu:
    Stelle Dir vor es geht, und keiner kriegt`s hin!

    Es gibt Viele, die etwas können, was sie nicht dürfen; es gibt aber viel mehr, die etwas dürfen, das sie nicht können und ich will zu keinen von beiden gehören!

  • Naja, mit

    Zitat

    Registriert: 20 Aug 2006 02:50


    ist er nicht gerade ein Neuling, nur evtl. ein wenig schweigsam gewesen in der Vergangenheit :)

  • Hallo zusammen,


    nur kurz, weil ich meine Antwort von gerade eben, versehentlich gelöscht habe (Intel inside, Idiot outside):


    "Wolfram" weil es der Werkstoff ist, mit dem man(n) Alu schweißt!


    Ruhig geworden?
    Termine:
    05.08.2003 Internationaler Schweißfachmann
    13.12.2003 Diagnose Multiple Sklerose
    22.03.2004 Eignungsnachweis nach DIN V 4113 Teil 1-3 Aluminium
    16.01.2006 Tod des einzigen freien Mitarbeiters wegen Diabetes.
    14.02.2013 Tod meiner Schwester Elke wegen Krebs mit 59
    20.05.2013 Tod meines Vaters mit 89


    Meine Schwester war eine der ersten Demonstrantinnen gegen Stuttgart 21, mein Vater war 40 Jahre Tiefbauingenieur bei der Deutschen Bundesbahn und bis zu seinem Tod gegen diesen "Irrsinn" (Originalton)
    Er hatte von 1968 bis 1972 den S-Bahnbau als Streckendezernent durchgeführt.
    Lest mal die Texte auf meiner Homepage, dann versteht Ihr was ich von deutscher und Stuttgarter Politik halte:


    http://www.gierss-konstruktionen.de/gallery/Stuttgart


    Ich brauche keinen Rollstuhl, das Laufen ist nicht so schön wenn man(n) das Gefühl hat bis zur Tailie in kaltem Wasser zu stehen.....


    2003 bis 2005 Interferonspritzen
    2005 bis 2010 nur Kolloidales Silber und nicht auch nur eine Stunde krank
    2012 bis ???? Tysabri Infusionen alle 4 Wochen


    Es geht alles, wenn man(n) das, was noch da ist, stärkt!
    Ich mache jetzt meinen 4. Tanzkurs (Kein Witz). Es hilft bei der Koordination (und in der Ehe;-)); Walzer und Tango ist mir lieber wie Discofox oder Wiener Walzer. Man(n) muss es nur wollen.
    Schweißproben seitenverkehrt schweißen, als Rechtshänder Brenner in die linke Hand und symetrisch schweißen, anschließend vergleichen etc.


    Über die Betreiber der Schleyerhalle und PoA hatte ich vorhin viel geschrieben, hier der Tenor:
    "Der Umgang mit unsympatischen Menschen ist eine wunderbare Schule der Selbstbeherrschung"!
    Lest mal den Text bei der Life-Line HMS-H


    http://www.gierss-konstruktion…Rigg-Schleyerhalle?page=3


    Bis bald und


    OBEN BLEIBEN!
    Karsten

    Es gibt Viele, die etwas können, was sie nicht dürfen; es gibt aber viel mehr, die etwas dürfen, das sie nicht können und ich will zu keinen von beiden gehören!

  • wieso elitär?


    Wenn es was besseres gibt, gerne!


    Karsten

    Es gibt Viele, die etwas können, was sie nicht dürfen; es gibt aber viel mehr, die etwas dürfen, das sie nicht können und ich will zu keinen von beiden gehören!