Musikalisches Live Mischen

  • ich hab es auch schon anders herum erlebt:
    eröffung der SAP arena 2005, 15000 gäste: erster song der band war "papa was a rolling stone": alles groovt wunderbar, dann kommt der einsatz des trompeters, für dessen einsatz wir extra das passende delay ausprobiert haben...
    aber der hat vergessen, seinen sender einzuschalten :D:D:D

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Jepp, klingt lustig, war auch so gemeint, ist es auch – vor allem im Nachhinein. Wobei wir in unserem Job diesbezüglich ziemlich privilegiert sind; andere dürfen sich solche Aussetzer nämlich nicht so ohne weiteres leisten. Ein Pilot etwa (oder auch 'nur' ein Busfahrer) hätte da u. U. dann ganz schnell ein Riesenproblem.
    Und m. E. gehören wir Techs (und zwar auch der FOHler mit den weißen Handschuhen :) ) eher zu den Busfahrern als zu den in der Backlounge feiernden Künstlern. Da sind musikalische Begeisterung und Ergriffenheit über die persönlichen kreativen Geistesblitze am Arbeitsplatz maximal so lange okay, wie sie sauberes Arbeiten, Bewahrung einer notwendigen Mindestübersicht und Konzentration auf das Wesentliche nicht beeinträchtigen.
    Also lieber zwischendurch mal den örtlichen Betreuer fragen, welche akustische Tücken seiner Erfahrung nach in der Halle lauern oder ob ihm im Mix irgendetwas Ungewöhnliches auffällt oder verbesserungswürdig vorkommt, statt den halben Tag lang nach DEM Mörderballadenhall für die Snare zu suchen. :wink:


    Mit freundlichem Gruß
    BillBo

    "Okay. Wir machen das mit den Fähnchen."

  • es ist immer alles relativ.
    ich habe schon "tontechniker" kennengelernt, die es noch nichtmal fertig gebracht haben ihre boxen links/rechts korrekt zu verkabeln... unter solchen vorrausetzungen bekommt das thema "kreativität" dann auch einen völlig anderen stellenwert. 8)

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Zitat

    Also lieber zwischendurch mal den örtlichen Betreuer fragen, welche akustische Tücken seiner Erfahrung nach in der Halle lauern oder ob ihm im Mix irgendetwas Ungewöhnliches auffällt oder verbesserungswürdig vorkommt, statt den halben Tag lang nach DEM Mörderballadenhall für die Snare zu suchen. :wink:


    +1
    Ist auch deutlich wichtiger für das Gesamtergebnis, als dasWlan Passwort.


    LG
    WW

  • + 2


    ... ausserdem hilft die Methode ungemein, zügig heraus zu finden, welche Sorte örtlichen Betreuer man vor sich hat, damit man sich dann darauf einstellen kann.... gibt ja durchaus unterschiedliche Reaktionen auf Versuche, den Örtlichen mit einzubinden. Irgendwo zwischen "ich helfe gerne" ,... "willste' mich verarschen" und "schnell wech, hier riecht's nach Arbeit" wird sich's einpendeln, Mißverständnisse sind ja menschlich ... :lol:

  • Zitat

    Ist auch deutlich wichtiger für das Gesamtergebnis, als dasWlan Passwort.

    Hömma, Mann! Jetzt geht’s aber echt ans Eingemachte hier!
    Was juckt’s die dynamische, vollvernetzte FOH – Tourfachkraft anno 2014/15 ob die Halle Sch....e klingt, die PA brennt, oder die Band schon mal ohne angefangen hat - solange nicht sichergestellt ist, dass der persönliche Gratisnetzzugang über Haus- WLAN mindestens auf Standard-Highspeed-DSL- Level gewährleistet ist? Schließlich gibt’s ja auch so was wie elementare menschliche Grundrechte; gerade im Hinblick aufs bekanntermaßen gnadenlose, unvorstellbar entbehrungsreiche Tourneeleben zwischen Catering, Nightlinerbett und Luxushotel.


    Ich behaupte: sauberes Arbeiten als Tonler ist unter 100Mbit/s eine Grenzerfahrung und unter 10Mbit/s unmöglich.


    Mit freundlichem Gruß
    BillBo

    "Okay. Wir machen das mit den Fähnchen."

  • Ich habe tatsächlich noch NIE!!! den w-lan Gastzugang in egal welchem Venue genutzt.
    Habe irgendwie immer anderes und wichtigeres zu tun.
    Und seien es "nur" schöne Gespräche mit der Band oder dem örtlichen Personal.

    Über eigene Fehler zu lachen, kann das Leben verlängern. Über die Fehler anderer zu lachen, kann es verkürzen.

    Cullen Hightower

    2 Mal editiert, zuletzt von Freakpedda ()

  • Und außerdem: wie soll man denn ohne Wifi die brandneuen angesagten Mix-Templates vom NewYorker-Superproduzenten inkl. dazugehörigem Betriebssystem für das neueste Digitalspielzeug mit oder ohne Regler herunterladen können? So kann man doch keinen ordentlichen Sound machen...

    Freelancer für Audio Beschallung/Recording seit 2003 - Alle Beiträge spiegeln meine persönliche Meinung/Erfahrung als von Herstellern & Vertrieben unabhängiger Tonmensch wieder

  • Ich dachte immer, hier wäre die Elite der Klanggestaltung versammelt, da zieht man doch das 10GB/Monat LTE Modem aus der Tasche und richtet man eben einen Hotspot für die darbenden Kollegen ein.


    Aber das man statt dessen darauf hoffen muss, dass irgendwo hinterm Tresen das Passwort "verfickter_scheiszladen_h!er" klebt, hätte ich jetzt nicht gedacht. :wink:


    So ein Gedanke würde mir auch gar nicht kommen, in einem Laden nach kostenlosem WLAN zu suchen....

    Machen Sie das hauptberuflich oder verdient die Frau dazu?

  • Zitat

    So ein Gedanke würde mir auch gar nicht kommen, in einem Laden nach kostenlosem WLAN zu suchen....

    Du bist kein Hardcoretourer, ne? :D
    Von 10 Tourbusinsassen, die morgens oder mittags den Backstageeingang entdeckt haben, fragen 3 nach dem Klo, 5 nach Kaffee, und 9 nach dem WLAN Passwort (der 10. hat gerade Endgerät oder Ladegerät im Bus vergessen und fragt 5 Minuten später nochmal).


    Mit freundlichem Gruß
    BillBo

    "Okay. Wir machen das mit den Fähnchen."

  • Zitat von "schallereignissortierer"

    ...
    So ein Gedanke würde mir auch gar nicht kommen, in einem Laden nach kostenlosem WLAN zu suchen....

    na ja, die musiker fragen definitiv danach, um in der zeit zwischen ankuft und soundcheck nicht miteinander reden zu müssen ;)

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Zitat von "billbo"

    Du bist kein Hardcoretourer, ne? :D
    Mit freundlichem Gruß
    BillBo


    Zum Glück nicht mehr :wink: aber selbst wenn hab ich doch npaarnvierzich Euro im Monat über, um mir LTE satt leisten zu können?

    Machen Sie das hauptberuflich oder verdient die Frau dazu?

  • Früher galt die erste frage dem Catering, und die zweite war, obs was zu Rauchen gibt. Jetzt hat die Frage nach dem WLAN die beiden tatsächlich überholt, aber sie kommen normalerweise gleich danach ;)

  • Da sind unsere amerikanischen Freunde deutlich weiter in der Frage, was schert mich Recht oder Gesetz:


    Hoteliers und Netzwerk-Ausrüster wollen ganz offiziell das Recht haben, fremde WiFi-Netze zu deaktivieren. Verbraucherschützer, Microsoft und Google sowie Mobilfunk-Netzbetreiber wehren sich dagegen.


    Die US-Regulierungsbehörde FCC soll festlegen, dass die Sabotage fremder WLANs über eigenem Grund legal ist. Das wünschen sich die Hotelkette Marriott und der Branchenverband der US-Hotellerie. Unterstützt werden sie von Netzwerkausrüstern wie Cisco. Gegen die Legalisierung der Sabotage sprechen sich unter anderem Google und Microsoft aus.


    http://heise.de/-2506559

    Machen Sie das hauptberuflich oder verdient die Frau dazu?

  • Hat m. E. wenig mit Recht und Gesetz zu tun und viel mit dem natürlichen Bestreben der gewerblichen Wirtschaft, sich immer mal wieder neue temporäre Geschäftsfelder zu erschließen. Am Ende stimmt die Kundschaft aber eh mit den Füßen über so was ab: schon heute kann sich keine Tourneereiseagentur mehr erlauben, für ihre Kunden Hoteldeals ohne kostenfreies WiFi abzuschließen; egal, was in deren Hauspreislisten 'für Dummies' so steht. Und damit ist auch die Sabotage von Fremd- WLANs bereits sinnlos, noch bevor sie installiert ist.
    Anders als vor 100++ Jahren ist elektrisches Licht heutzutage ja auch kein aufpreispflichtiges Hotelzimmerfeature mehr. :wink:


    Fehlt nur noch die latenzfreie WLAN- Verbindung in den Saal, um kreatives Mischen auf dem iPad auch entspannt vom Hotelzimmerbett aus zu ermöglichen (damit wir mal wieder zurück beim Thema sind).


    Mit freundlichem Gruß
    BillBo

    "Okay. Wir machen das mit den Fähnchen."

  • Zitat von "billbo"

    Du bist kein Hardcoretourer, ne? :D
    Von 10 Tourbusinsassen, die morgens oder mittags den Backstageeingang entdeckt haben, fragen 3 nach dem Klo, 5 nach Kaffee, und 9 nach dem WLAN Passwort (der 10. hat gerade Endgerät oder Ladegerät im Bus vergessen und fragt 5 Minuten später nochmal).


    Mit freundlichem Gruß
    BillBo


    Und völlig zu Recht. Außerhalb Deutschlands erlebe ich oft, daß es überhaupt gar kein Problem ist. Und ebenso möchte man doch ausländischen Gästen die Daten-Gastfreundschaft entgegenbringen, die es ihnen ermöglicht, ihre Lieben zu Hause anzurufen und dabei nicht direkt die Gage wieder auszugeben.


    Rein statistisch spielen Bands, mit denen ich zu tun hatte, 10-20% besser, wenn es ein anständiges WLAN in der Halle gibt. Und die Reise zum nächsten Venue ist 50% entspannter, wenn es im Hotel ein anständiges WLAN gab.


    Das kann man mit kreativem Mischen nicht ausgleichen.


    Jetzt ist mir noch etwas zum musikalischen Mischen eingefallen. Hab neulich mit einem Mischer/DJ darüber geredet, warum so viele Mischer eine Aversion gegen Pausenmusik haben. Oder besser gesagt, nicht Pausen-DJ spielen wollen. Irgendwann kam ich auf die zum Mischen notwendige professionelle Distanz. Ich denke wirklich, daß das das beste Argument gegen kreative Ideen beim Mischen ist, daß man eher nicht den "tollen" Effekt einsetzt, weil man eben sonst zu Teil der künstlerischen Darbietung wird und so die Distanz zu derselben verliert.

  • Zitat von "simonstpauli"

    ...Irgendwann kam ich auf die zum Mischen notwendige professionelle Distanz. Ich denke wirklich, daß das das beste Argument gegen kreative Ideen beim Mischen ist, daß man eher nicht den "tollen" Effekt einsetzt, weil man eben sonst zu Teil der künstlerischen Darbietung wird und so die Distanz zu derselben verliert.


    das verstehe ich jetzt nicht wirklich.
    wenn der mischer eine band mischt, dann ist sein werk eindeutig teil der darbietung.
    wieso sollte er denn dazu distanz wahren?


    es sei denn, dass der künstler ausdrücklich darauf besteht, das der mann am FOH keine eigenen ideen einbringt. dann ist die sache natürlich klar. aber das ist mir persönlich erst ein einziges mal passiert.

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang