Ich hab mal wieder was gebaut! 12"/1" 0815, aber mit Neodym

  • Wirklich wahr! Ich habe mal wieder selbsthändig eine Box gebaut!
    Ich habe nicht vor, das großartig zu dokumentieren - ist nur zur allgemeinen Unterhaltung gedacht.


    Dabei handelt es sich um eine 12"/1"-Kiste, die vor allem möglichst deutlich unter 20kg wiegen sollte, ein vernünftig multifuntionelles Gehäuse haben sollte und Chassis aus der oberen Qualitätsstufe (der einschlägigen italienischen Hersteller) verwenden sollte. Achja, ein möglichst großes Hochtonhorn zur Vermeidung eines tannenbaumartigen Richtverhaltens stand ebenfalls auf der Wunschliste.
    Hinter fasst alles konnte ich ein Häkchen machen, jedoch steht der Spaß an den Laubsäugearbeiten (wie so häufig beim Selbstbau) als einer der zentralen Punkte im Mittelpunkt :-).


    Anbei die Foddos vom Gehäusebau.
    Ja, ich verwende den "Berliner Holzkaltleim". Mit Lokalpatriotismus hält's bekanntlich besser. Die Flachdübel erledigen den Rest.


    Als Lautsprecherchassis habe ich auf das bewährte RCF-Horn H110, den etwas neueren Neodymtreiber ND350 sowie den altbekannten Tieftöner B&C 12NDL76 zurückgegriffen: "KEINE EXPERIMENTE!", oder so.



    Hier nun die Messungen...


    F-Gänge im Vergleich (Messabstand 4 m, Pegel entsprechend 2,83 V/ 1m) sowie der Laufzeitversatz, gemessen an den Impulsantworten (beträgt etwas über 16 cm):


    Und hier die Isobaren zum Richtverhalten des Hochtonhorns und der Pappe in 4 m Abstand:



    Mehr kommt dann bei Zeiten - bis dann! :)

  • Und weiter geht's mit den Orientierungsmessungen.
    Hier auch ein paar Fotos der fertig bestückten Kiste mit den bereits eingeklebten Brettchen für die Bassreflexkanäle (oben ja noch "ohne" dargestellt).


    Hier die Messungen der elektrischen Impedanz und Phase.
    Die Abstimmfrequenz des (BR-)Resonators liegt knapp unter 60 Hz. Das entspricht der Simulation. Die Bedämpfungsmaßnahmen sind hier noch nicht final.
    Sowohl der Hochtöner als auch der Tieftöner entsprechen einer 8-Ohm-Klassifizierung nach Norm.


    Das Ausschwingverhalten im unteren Mittelton sieht ok aus - keine sichtbaren Gehäuseresonanzen.
    Ebenfalls ganz hübsch stellt sich der Hochtöner dar, schwerwiegende Störungen im Bereich >10 kHz bleiben in der (unbeschalteten) Messung erstmal aus.
    Hier dargestellt mit der Skalierung in Millisekunden und in Perioden.


    Und der Vollständigkeit halber hier nochmal die Messungen der Einzelwege mit F-Gang und Phase. Alles ungeglättet in 4 m, umgerechnet auf Pegel für 1 W/ 1m.


    Besonders interessant sind sicherlich die Verzerrungsmessungen mit Sinus-Sweeps, um zu sehen, bis zu welcher Frequenz der kleine 1"-Treiber noch vernünftig einsetzbar ist.
    Da ich nur einen kleinen Messverstärker dabei hatte, konnte ich keine Maximalbelastungen messen. Insofern bekommt ihr hier nur etwa 125 dB beim 1"er und etwa 115 dB bei der 12"-Pappe zu sehen. Mehr ging halt erstmal nicht, für Orientierungszwecke reicht's jedoch vollkommen aus.


    Auf Grundlage dieser Messungen scheint eine Trennung bei ~1,3 kHz durchaus in den Bereich des Machbaren zu rücken. Mal sehen.
    Als nächstes steht die F-Weichensimulation und Prototypenbau auf dem Plan. Das kann dauern.


    Bei Fragen - bitte fragen :-).


    MfG,
    Fabian

  • Mit Weiche, Gitter & Farbe dürften es dann "knapp" unter 20 sein. :wink:
    Aber müssen wirklich alle Holzteile so dicke sein?


    Warum kein 1,4er; Kostengründe?


    Wann gibt's den Brettl-Satz zu kaufen; möglichst als L/R Version?
    Ich hasse Laubsägearbeiten....

    Never stop a running System

  • Wie hast du die Schlitze für die Flachdübel so genau positioniert bekommen?

    Die Flachdübelfräsungen sind "per Hand" gemacht worden. Dazu braucht man einen entsprechend verstellbaren Winkelanschlag und begrenzbare Eintauchtiefe an der Fräse selbst (sonst fräst man die Platte durch).

    Schau mal hier:

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    Wie in dem Video empfohlen kann ich ebenfalls nur dazu raten, die Flachdübel vorher minimal abzuschleifen. Dann geht der Zusammenbau wesentlich entspannter.

  • Die Weichensimulation habe ich - zumindest in groben Zügen - fertig.

    Mit einem 24 dB Tief- bzw. 18 dB-Hochpassfilter und einem Saugkreis für den Hochton kommt man ganz passabel hin. Bei ~16 cm mechanischem Versatz der Schallentstehungsorte sind die Phasenverläufe im Trennfrequenzbereich okay, aber nicht perfekt.




    Was sieht man hier (von links oben beginnend)?
    - Frequenzgänge der Einzelwege sowie die Summenverläufe von F-Gang und Phase

    - Phasenverläufe der Einzelwege sowie Gruppenlaufzeit (in ms)

    - aufsummierter Energiefrequenzgang sowie kugeloberflächenbezogener Directivty Index

    - elektrischer Filterverlauf der Einzelwege (hier sieht man z.B. das Überschwingen des Tieftonfilters im ~150 Hz-Bereich durch die kapazitive Komponente der oberen Impedanzsspitze des 12"ers im Gehäuse)

    - Abstrahlverhalten (wird später noch etwas ausführlicher dargestellt)

    - elektrische Impedanz der Einzelwege und der Summe sowie die elektrische Phase (grau im Hintergrund)



    Mit einem passiven Allpassfilter könnte man das insgesamt noch wesentlich schöner gestalten, aber ob das dem Preis- und Anwendungsrahmen einer 12"/1"-Kiste mit grenzwertigem Laufzeitversatz (also <20 cm) angemessen ist, wage ich mal anzuzweifeln. Die Verbesserung für die vertikale Abstrahlung ist in der Simulation jedoch sehr deutlich... oder man verwendet besser gleich ein günstiges 2-Kanal-Endstufenmodul mit DSP :-).




    Die Simulation des Richtverhaltens ist hier - im Gegensatz zu oben - mit Daten mit 5° Winkelauflösung gefüttert. Man sieht die Darstellung per Isobarendiagramm bzw. per Null-Grad-normalisierter Liniendarstellung. Das vergleichsweise große 1"-Horn passt ganz gut und es gibt keine größeren Sprungstellen. Nicht schön ist die Aufweitung um die 2,5 kHz, die man in beiden Ebenen sieht. Müsste ich nochmal mit den Messungen des freistehenden Horns vergleichen. In jedem Fall ist der sich so ergebende Energiefrequenzgang (blaue Kurve, obige Sammeldarstellung) zwischen 1,5... 3 kHz viel zu unruhig.



    So... das war mein kurzes Wort zum Sonntag und zum sterbenden Selbstbau-Brett im PA-Forum, welches schon seit über einem Monat keinen neuen Beitrag mehr erhalten hat. RIP :(


    MfG,
    Fabian

  • Ja, die 2 1/2kHz würden mich auch etwas stören - wichtig bei Sprache, fies bei Rückkopplungen. Leider gibt es ja so einige LSP die das nicht im Griff haben. Aber mich würde noch interessieren, wie die Aufweitung bei 500Hz so zustande kommt...

    Viel Erfolg jedenfalls und mal wieder danke für deine ausführliche Dokumentation :) (die ich an anderer Stelle ja leider schon jetzt vermisse :().


    Ja, der Selbstbau kommt in diesen Zeiten von "Allesverfügbar-wasistletztepreis" und durch die fehlende Notwendigkeit gefühlsmässig abnehmenden Hintergrundwissens leider immer kürzer.


    Nebenbei der Zeit- und Infrastrukturfaktor - ich habe ja noch 2-3 LSP-Projekte im Kopf herumschwirren - mir fehlt mittlerweile halt die fertig eingerichtete Werkstatt. Naja, vllt. dann im Sommer mal...

    Freelancer für Audio Beschallung/Recording seit 2003 - Alle Beiträge spiegeln meine persönliche Meinung/Erfahrung als von Herstellern & Vertrieben unabhängiger Tonmensch wieder

  • Die ~500 Hz-Nase korreliert in etwa mit der Schallwandbreite von 360 mm (halbe Wellenlänge von 500 Hz sind etwa 34,3 cm). Jetzt aber bitte keinen übergroße Zahlenrechengenauigkeitanspruch anlegen :D

  • ...ich habe nochmal etwas dran gemacht und diesmal praktisch nur auf den Energiefrequenzgang (bnlaue Kurve, rechts) geschaut. Jetzt ist er praktisch glatt, aber mit der Trennfrequenz musste ich ~200 Hz runter. Nun gut.



  • Die ~500 Hz-Nase korreliert in etwa mit der Schallwandbreite von 360 mm (halbe Wellenlänge von 500 Hz sind etwa 34,3 cm). Jetzt aber bitte keinen übergroße Zahlenrechengenauigkeitanspruch anlegen :D

    Grundsätzlich hätte ich mir das ja genau so gedacht - interessant ist dabei jedoch die vergleichsweise Einengung des darunter liegenden Bereiches und der Wiederholung der Aufweitung in der Vertikalen. Normalerweise würde ich da noch eine Bodenreflexion o.ä. vermuten.

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