Holi-Festival 2.0

  • Hallo in die Runde,


    wir haben kommendes Wochenende das erste Mal das "Vergnügen" ein Holi-Festival auszustatten mit Bühne, Überdachung, Beschallung und Licht (Glücklichwer Weise NICHT das DJ-Set). Es gibt ja einen älteren Thread zu dem Thema hier, aber mittlerweile haben ja schon viele dieser Festivals stattgefunden, die jedes Mal jemand ausgestattet hat.


    Gibt es weitere Erfahrungswerte von Kollegen hier, wie das so gelaufen ist?


    Sprich: Wie habt ihr euer Material geschützt? Was habt ihr so hingestellt?
    Wie hoch war der Reinigungsaufwand, gab es Schäden/Probleme, die sich nicht mit Druckluft, Pinsel und Spüliwasser beheben ließen?
    Habt ihr Movingheads aufgehängt, und wie haben die das so überstanden?
    Bekommt man weiße Planen und Gaze wieder sauber, oder bleibt die Farbe für immer?


    Unser Plan bisher: Amping und Dimmer in einem Kofferanhänger hinter der Bühne
    Lautsprecher hinter einer Gaze an Sidewings der Bühne
    Subwoofer in Nesselstoff einpacken
    Lichtpult in ein FOH-Zelt mit Fenster, Seitenplanen rundrum zu
    Tonpult (analoges Subpult) nach dem Verdrahten in Frischhaltefolie packen
    Kompressor mitnehmen, jedem Techniker eine Dose Druckluftspray mitgeben
    Material direkt beim Abbbau grobreinigen, um den Scheiß nicht mit ins Lager zu schleppen
    Kein Pulver auf der Bühne erlauben


    Ich freue mich über jeden Erfahrungswert und Anregungen.


    Gab es außer dem einen Vorfall in Taiwan Ereignisse, wo sich der Staub entzündet hat? Ich habe nie davon gehört hierzulande...


    Unschlüssig bin ich noch, ob wir es riskieren sollen, 4 Beam-Movingheads aufzuhängen hinten im Bühnendach.


    Best Grüße
    Nico

  • Ich kann Dir mangels Erfahrung zwar keine Tipps geben, hätte aber mal ne ganz grundsätzliche Frage:
    Warum tust Du Dir das an?


    Ich würde mir jedenfalls nicht mein Kram kaputt machen, an dem Abend grill ich lieber mit meinen Kumpels. Habe ich mehr von.
    Da bis jetzt immer noch keine Tipps aus dem Forum kamen, sieht das die Mehrheit offenbar ähnlich.


    Staubexplosionen können immer auftreten wo brennbares Pulver mit einer Zündquelle zusammenkommt.
    Ganz einfaches Mehl über ne Kerzenflamme gepustet reicht schon für ne ordentliche Stichflamme.
    Wichtig: Nicht probieren, sonst kann es sein das die Augenbrauen weg sind, oder schlimmeres Passiert!


    Gruß Wolf

  • Ein Bekannter arbeitet bei einer Company die ganze Touren damit ausstatten.


    Die haben:


    Für MLs:
    Domes mit externer Luftzufuhr (sprich: Frischluft wird aus weiterer Entfernung mit Kompressor an die Domes verteilt)


    FOH:
    in komplett abgeschlossenem Zelt, Reissverschlüsse abgeklebt, während der VA geht keiner rein oder raus


    Technik:
    Günstiges Material (Martin Rush)
    Altes Material (Lichtpult)


    DJ-Material kommt vom VA


    Das Lichtpult konnte man wohl nach einer Saison wegwerfen (es gehörte aber wohl zur Liga - "schon längst abgeschrieben").

  • Zitat von "Finelight"

    Ein Bekannter arbeitet bei einer Company die ganze Touren damit ausstatten.


    Ich denke, wenn das regelmässig gemacht wird, rechtfertigt das auch den ganzen Aufwand und man kann entsprechend auch sein Equipment dafür einplanen und sogar Dinge basteln.


    Es gibt im Baumarkt auch diese ganz dünnen Plastikfolien für Malerarbeiten. Damit kann man auch gewisse Dinge einpacken und relativ dicht zukleben. Allerdings ist es dann auch eine Kunst, das Verstaubte Material auszupacken, ohne dass Staub von der Verpackung auf das Gerät kommt.


    Beam-MH würde ich sicher weglassen. Ansonsten gibt es ja auch eine Menge IP65 Material, das man zumindest mit Wasser grob waschen könnte.

    Der Ton macht die Musik.

  • Ok so wie Finelight das beschreibt hört sich das schlüssig an.
    Das ist dann aber eine ganz andere Sache als "ich mach mal eben so eine Veranstaltung". Insbesondere wenn ich an MLs denke, mit Domes die mit sauberer Luft versorgt werden. Das muss man dan schon ordentlich vorbereiten.


    Gruß Wolf

  • Relativ dicht reicht bei Holi nicht. IP65 reicht bei Holi ebenfalls nicht.


    Dieses Pulver zieht überall rein. Glaub mir, die Kollegen haben da sehr viel Lehrgeld bezahlt. Und natürlich sind die Domes eine eigen-Konstruktion.


    Das ist eine absolute Sauerei und du kannst davon ausgehen, dass Material (wenn nicht wirklich komplett geschützt) nach der Veranstaltung entsorgen zu können. Ob die Lampe ein Wash oder ein Beam ist ist vollkommen egal. Sobald es irgend einen Weg für kleinsten Staub in die Lampe gibt wirst du das Pulver in der Lampe haben. Die Motoren und Sensoren werden es dir nicht danken!

  • Hallo!


    Das scheint sehr unterschiedlich gehandhabt zu werden. Von "alles einpacken" bis "normal wie immer" ist da alles zu sehen. Ich denke 3 Faktoren sind recht entscheidend: FOH scheidet aus, der Abstand zwischen Bühne und Menschen sollte recht groß sein und die Bühne auch deutlich höher.


    Schaut euch mal die Bilder der Partys an - von mehrfach überdachtem DJ-Pult mit Heads in Domes bis hin zu Bühne mit Boxen ohne irgend ein Schutz ist alles zu sehen.


    http://www.holifestival.com/de…49922.15067772.1470213207

  • Naja, was heißt Material komplett entsorgen? Wenn es ins Gerät kommt, muss man das Gerät halt aufschrauben und gründlich reinigen. Das kostet natürlich Zeit (die der Veranstalter bezahlen muss), aber gehen die Geräte direkt kaputt? Bei den MHs könnten tatsächlich die Motoren ein Problem sein, weil sich die nicht zerlegen lassen, sowie die Brenner. Die Sensoren kann man aber auch reinigen. Aber eingeplant sind günstige China-Wackellampen, da ist die mögliche Schadenhöhe auch nicht so groß.
    Das Pulver ist als nicht brennbar zertifiziert, das war Vorraussetzung für die Genehmigung der Veranstaltung behördenseits.


    spannend wird es, wie weit das Zeug in die Lautsprecher eindringt...


    Zur Frage, warum wir uns das antun: Weil der Veranstalter ein sehr guter Kunde von uns ist.

  • Zitat von "TheN"

    Wenn es ins Gerät kommt, muss man das Gerät halt aufschrauben und gründlich reinigen. Das kostet natürlich Zeit (die der Veranstalter bezahlen muss), aber gehen die Geräte direkt kaputt?


    Es wird einem in so einer Situation erst bewusst, wie viel Material an so einem Event steht und wie klein und eng die ganzen Gehäuse sind. Wenn ich mir vorstelle, man muss bei einem Movinghead die "grosse Zerlegung" vornehmen - also einmal alles raus, mühselig jeden Quadratzentimeter reinigen und anschliessend alles zusammenbauen, dann muss das schon ein ziemlich teurer Movinghead sein, dass diese Arbeit nicht dem Totalschaden des Gerätes gleich kommt.


    Selbiges gilt für alles andere, was exponiert ist. Letztlich kommt es sicher auf Details wie Windrichtung, Wetter, Luftfeuchte und dergleichen an, wie schlimm die Sauerei wird.


    Und sicher muss man sich fragen, ob die PA die Woche darauf an einer Gala-Veranstaltung stehen soll, oder ob es damit an die nächste Goa-Party geht.

    Der Ton macht die Musik.

  • Zur Brennbarkeit des Pulvers (hier wird eine bestimmte Restfeuchte vorgegeben, daher hat das Pulver auch ein MHD) hat die Feuerwehr in München entsprechende Vorgaben gemacht, die meines Wissens inzwischen als Stand der Technik angesehen werden. Stichwort: Staubexplosion.


    Zum Thema gründlich reinigen:
    Wenn man sich mal überlegt, was bei einem ML so an beweglichen Teilen drin ist...


    Farbräder, Motoren, Lüfter, Goboräder, Shutter...


    Da hast du seeeehr viel zu reinigen.


    Bei den Kollegen sind durch den Staub und die Luftfeuchte Leiterbahnen massiv angegriffen worden. Daher hat die Firma die Entscheidung getroffen für diese Tour komplett seperates Material zu beschaffen, welche sich über die Tour rentiert. Zum Thema "wie weit eindringen" gab es irgendwann mal einen Bericht der sich mit dem Eindringen des Pulvers in Kameraobjektive beschäftigte. Ergebnis: Der Staub dringt selbst in gekapselte Systeme ein.


    Wer sein Material liebt: Der schiebt es nicht zum Holi-Festival ;)

  • Zitat von "Finelight"

    Es gibt im Baumarkt auch diese ganz dünnen Plastikfolien für Malerarbeiten. Damit kann man auch gewisse Dinge einpacken und relativ dicht zukleben. Allerdings ist es dann auch eine Kunst, das Verstaubte Material auszupacken, ohne dass Staub von der Verpackung auf das Gerät kommt.


    Der Staub kommt auch vorher schon rein. Die dünnen Folien aus dem Baumarkt gehen schon kaputt, wenn man die nur schief anschaut.


    Zitat von "TheN"

    Naja, was heißt Material komplett entsorgen? Wenn es ins Gerät kommt, muss man das Gerät halt aufschrauben und gründlich reinigen. Das kostet natürlich Zeit (die der Veranstalter bezahlen muss), aber gehen die Geräte direkt kaputt?


    Ja, die gehen direkt in extremen Verschleiß, weil das Pulver wie Schleifstaub wirkt. 10h Holi ungeschützt entspricht ungefähr 2-3000h Normalbetrieb. Und das nicht nur wegen der mechanischen Abnutzung sondern auch wegen der immens verschlechterten Wärmeableitung, es leidet das komplette Gerät darunter.


    Aufschrauben und reinigen? Das dauert so lange daß man für die benötigte Zeit gleich ein billiges Neugerät kaufen kann. Einziger mir bekannter echter Schutz sind die aufblasbaren Cover, die wirklich 100% dicht sind. Wobei man sich auf die 100% leider nicht immer verlassen kann. Es gibt auch genug Material, das sich nicht so einfach reinigen läßt (LS speziell Membranen und Aktivelektronik, Pulte, Stecker, Kabel, generell elektronische Geräte).


    Zitat von "TheN"

    Das Pulver ist als nicht brennbar zertifiziert, das war Vorraussetzung für die Genehmigung der Veranstaltung behördenseits.


    Das verhindert nicht, daß das Material beschädigt wird oder verschleißt.


    Zitat von "TheN"

    spannend wird es, wie weit das Zeug in die Lautsprecher eindringt...


    Das Zeug kommt durch den Schaum, in die Horntreiber, durch Ventilierung auch ins Innere, die meisten Membranen sind nicht so zu reinigen. Das Material kann man dann abschreiben oder nur noch in Saufparties verbrauchen.


    Zitat von "TheN"

    Zur Frage, warum wir uns das antun: Weil der Veranstalter ein sehr guter Kunde von uns ist.

    [/quote]
    Kann trotzdem nicht schaden Kosten/Nutzen(Gewinn nach Abschreibung/Verlust des Materials) abzuwägen.

    You probably have the right hammer, you've just got to stop hitting your thumb.

  • Mittlerweile liegt die Veranstaltung hinter uns, und ich will hier nochmal unsere Erfahrung berichten:


    Es war alles harmlos. Wir hatten Glück mit dem Wind, der den ganzen Tag über die Staubwolken von der Bühne weggetragen hat. Wir hatten einen großen Schirm als Überdachung hinter der Pulverzone stehen, da wurde der Staub hingeblasen - von der nächsten Böe aber auch wieder von der weißen Plane runtergepustet. Ein bisschen Reinigungsarbeit gab es, aber nichts Wildes. Die Wackellampen haben fast nichts abbekommen, das war nicht schlimmer als übliche Open Air Veranstaltungen.
    Bei den Subwoofern haben wir zum Teil die Frontgitter abgeschraubt und von hinten durchgeblasen, bisschen feucht ausgewischt dahinter, fertig. Einer hatte wohl direkt einen Farbbeutel abbekommen. Schäden an den Treibern konnten wir (bis jetzt) nicht feststellen.


    Wenn der Wind andersrum gestanden hätte, wäre es sicherlich mehr Sauerei geworden, aber vermutlich auch nicht tödlich für das Material. Nun war es keine Riesenveranstaltung, ca. 1500 Pax. Wenn das Gelände proppenvoll ist und dementsprechend mehr Pulver geworfen wird, ist der Verschmutzungsgrad bestimmt größer.


    Das mit den Topteilen hinter der Gaze hat gut funktionert, Amping, Dimmer und Tonpult im Anhänger hinter der Bühen war auch eine gute Lösung. Der FOH stand so weit abseits der Menge, das da auch nicht viel Staub war. Das was trotzdem bis zum Lichtpult gekommen ist, haben wir erst vorsichtig abgefegt, dann mit Druckluft gründlich das Pult saubergepustet.


    Vorsichtig wäre ich auch beim nächsten Mal, für einen mir unbekannten Neukunden würde ich es wgn. der Haftungsfrage nicht machen, aber ganz so ängstlich wie vorher wäre ich jetzt nicht. Vielleicht haben wir aber auch einfach Schwein gehabt ;)

  • ich glaube nicht, dass man die Ausfälle, die durch das Farbpulver in den Fadern stattfindet und auf den Platinen, jetzt schon beurteilen kann. Das geht nur im A/B Vergleich. Generell kann ich aus eigener Erfahrung nur sagen, dass Löschpulver von Feuerlöschern auch nach Auspusten noch Schäden verursacht. Und da wäre ich bei dem Farbpulver auch skeptisch.

  • Wir hatten keine übermäßige Staubmenge in oder auf den Geräten. Immer wenn gepulvert wurde haben wir den FOH zu gemacht, er stand auch recht weit abseits - dadurch war die Staubexposition beim Lichtpult nicht höher als bei ner normalen Ackerfete. Das Tonpult stand mit Amping, Dimmern, Funkempfängern, Lautsprechercontroller, Limiter usw. in einem Kofferanhänger hinter der Bühne und hat nix abbekommen. Wir sind also sehr glimpflich davongekommen ;)
    Ich glaube aber auch nicht, dass das Maismehl ähnlich agressiv und reaktiv ist wie Löschpulver (das greift sogar Stahträger an, hat mir ein Industrievertreter gestern berichtet)


    Trotzdem ist bei dem Thema Holi natürlich für uns Verleiher immer Vorsicht angesagt, wenn der Wind schlecht steht und es rappelvoll ist, kann die Staubexposition schon deutlich höher sein.

  • Ob es wohl lohnt, für das Amping eine separate Überdruckkammer in Form einer Kiste zu erstellen, in die man über einen Staubsauger mit HEPA 13 Filter Luft einbläst?

  • Der Staubsauger erzeugt auch Hitze. Und die Luft muß auch wieder irgendwo hin, sonst gibt's auch keine Wärmeableitung.

    You probably have the right hammer, you've just got to stop hitting your thumb.

  • Wenn man sowas öfters macht, ist das vermutlich sinnvoll, sofern die amps zentral aufgebaut werden können. Allerdings würde ich dann etwas suchen, was die Luft nicht schon derart erwärmt wie ein Staubsauger.

    Der Ton macht die Musik.

  • Zitat von "zegi"

    Wenn man sowas öfters macht, ist das vermutlich sinnvoll, sofern die amps zentral aufgebaut werden können. Allerdings würde ich dann etwas suchen, was die Luft nicht schon derart erwärmt wie ein Staubsauger.


    Naja, beim Staubsauger ist die austretende Luft ja auch ein "Abfallprodukt" und wird vorher zur Kühlung des Motors genutzt.
    Aber es gibt genügend andere Kühlprinzipien, als dass man zwangsweise eine reine Luftkühlung der Ampcity anstreben muss. Ist alles nur eine Kostenfrage...

    ...hauptberuflicher Sarkastiker.

  • Luft ist halt das Medium, das bei so ziemlich allen Amps auf dem Markt als Kühlmedium eingesetzt wird. Klar kann man das ersetzen, das braucht aber in der Regel einen Eingriff in den Geräten. Bei Flüssigkühlung kommt das Ausfallrisiko Undichtigkeit hinzu, Wasser (oder anderes) im Amp macht sich in der Regel nicht so gut. ;) Trockeneis wäre eine gute Möglichkeit, falls man beim Kühlmedium Luft bleibt. Einfach zu realisieren, bezahlbar und keine Modifikation von Equipment nötig. Die mögliche 'Laufzeit' muß man halt mal ausprobieren. ;)

    You probably have the right hammer, you've just got to stop hitting your thumb.

  • ein kollege von mir hat mal in einer disco die verstärkerschränke mit einer art überdruck belüftet. er hatte mehrere lüfter angebaut, die frische luft in die schränke drückten. vor den lüftern waren staubschutzmatten. so bekaman die amps immer nur saubere luft, aus den lüftungsöffnungen der schränke wurde die luft dann nach aussen geblasen. wegen des überdrucks konnte kein dreck in die schränke eindringen. also im prinzip genau das was man hier gebrauchen könnte. das hat auch einwandfrei funktioniert, die amps blieben über jahre sehr sauber.


    bei großen schmutzmengen (die hier ja anfallen können) müssen diese filterflächen natürlich entsprechend groß ausgeführt werden, damit noch genügend luft durchgeht und man nicht alle stunde die filter wechseln muss.

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang