Max Pegel, Null Output - Gibt es sowas

  • Howdy


    Seit geraumer Zeit zerbreche ich mir den Kopf wegen der folgenden Problemstellung:
    Dynamischer großer Bläsersatz, der bei den leisen bis mittellauten Stellen verstärkt werden muß, bei fortissimo aber die lautstärkeempfindlichen Gäste nicht entzückt.
    Ich arbeite natürlich mit Kompressoren und Limitern, die ab einem bestimmten Wert hart zugreifen. Aber eigentlich will ich die Trompeten ab einem bestimmten Punkt gar nicht mehr auf der PA haben.
    Im Prinzip suche ich ein Effektgerät (am besten mit Bordmitteln des Digitalpultes) das ab einem bestimmten Wert leiser macht und irgendwann den Kanal ganz zudreht. Der Zeigefinger scheidet aus ;)
    Ducking macht so etwas ähnliches, nur zu abrupt.


    Steh ich auf dem Schlauch oder bin ich der einzige der den Bedarf danach hat?


    Gruß
    Rainer

  • ausser dem bereits genannten ducker kenne ich keine regelungsmöglichkeit, die ein signal ab einem bestimmten inputpegel automatisch leiser macht.
    vielleicht musst du bei dieser sache ein bisschen tüfteln, z.b. mit einem speziell "verbogenen" triggerkanal zur ansteuerung des duckers?


    die grundproblematik ist mir aber völlig klar: fortissimo spielende trompeten können arg weh tun, vor allem je ungeübter die bediener dieser instrumente sind und je kleiner der saal ist :D


    mögliche abhilfe, die allerdings nicht immer hilft: keine clipmikros benutzen, sondern fest auf stativ gestellte mikros. und dahinter plexiglasplatten, sog. soundback-scheiben.
    das ist ne tolle sache, aber nicht jeder trompeter kann damit umgehen. einige gehen dann einfach weiter vom mikro weg, wodurch diese scheibe dann unwirksam werden kann.

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Das wird dir wahrscheinlich nur indirekt helfen, aber evtl. eine suchrichtung vorgeben, mit dem AE400 Plugin von McDSP ist sowas im Prinzip machbar, stufenlos leiser werden bei mehr Input, extreme Einstellungen können dann auch "quasi aus" bedeuten und breite EQ Bänder eben fast den gesamten regelbereich erfassen.


    Ich bin nicht als genug um zu wissen ob es sowas in extern gab, und der McDSP ist als Plugin Lösung entweder nur als Rechner gestützte Lösung möglich oder eben auf den neueren Avid Pulten S3L und S6L


    Ich wünsche jedenfalls viel Erfolg.

    Privater Account mit meiner persönlichen Meinung.

    Sollte es ein Problem mit meiner Neutralität zu einem Thema geben mache ich das im Beitrag kenntlich. :thumbup:

    http://www.noon.ruhr


    Application Support Engineer - HK Audio

  • Zitat von "Loloverde"

    Howdy
    Seit geraumer Zeit zerbreche ich mir den Kopf wegen der folgenden Problemstellung:
    Dynamischer großer Bläsersatz, der bei den leisen bis mittellauten Stellen verstärkt werden muß, bei fortissimo aber die lautstärkeempfindlichen Gäste nicht entzückt.


    Du stehst auf dem Schlauch. Wenn due Bläser fortissimo zu laut sind, dann sind sie entweder


    1. ohne Verstärkung zu laut oder
    2. zu laut eingestellt.


    Bei 1. können sie nur leiser spielen, oder ihr benutzt Pexiglas oder Ähnliches.


    Bei 2. musst du den Kanal so pegeln, das Fortissimo so laut ist, wie es noch gut zu ertragen ist, und alles andere dann mit Kompressor etc. angleichen, bis es passt. auch wenn das heisst unter umständen extrem zu komprimieren/limitieren.


    Wobei du die richtige Antwort auf diese Frage ja schon selber gegeben hast ... die einzig WIRKLICH zielführende und perfekte Lösung ist ein Mischer, der die Finger am Fader hat und entsprechend nachregelt .... die Frage ist warum diese beste Lösung ausfällt ... bist du zu langsam .. :wink: ???

  • Guten Abend!
    Ich habe bei sowas mal mit einem dynamischen Eq gespielt - bietet das dein Pult?
    Ein breites Band zumindest in der Frequenz die weh tut - dort konnte ich ab einem bestimmten Pegel eine starke Reduktion einstellen.
    Quasi ein breiter Deesser über alle Frequenzen ;)

  • Howdy


    Erstmal Danke für den Input.
    Abgenommen werden die Trompeter und die Posaune mit 421er mit Plexiglasscheiben. Saxophone nur 421er.
    Die Combo spielt viel auf Bällen mit älterem Publikum. Und da bin ich um jedes dB weniger glücklich. Auch weil viele der Veranstaltungsorte akustisch Wünsche offen lassen.



    Zitat von "oton"


    1. ohne Verstärkung zu laut oder


    Jein. Das ist für mich der Startpunkt. Und zu diesem will ich nicht noch die Extraschippe drauf tun, die aus der Anlage kommt.



    Da könnte man jetzt gegenfragen, wofür denn Kompressoren gut sind? Zu faul oder zu langsam :wink:


    1 und 2 mache ich bereits, wobei "gut zu ertragen" natürlich ein relativer Wert ist. Nur wäre es schön, wenn die paar komprimierten dB, die noch aus der PA kommen, auch noch weg wären.


    Gruß
    Rainer

  • "Bauen" ließe sich so etwas. Man triggert mit der gewünschten Quelle einen Expander, der wiederum ein konstantes Signal (Sinus) steuert, das wiederum als Trigger für das Quellsignal dient. Das ließe sich bei manchem Digitalpult wohl verwirklichen - man verliert aber massiv Eingängskanäle.

  • Jetzt noch einmal, warum lässt sich das nicht per Hand regeln ? Ich habe eine Menge Klassik & BigBand Konzerte gemischt, und ohne massive Eingriffe lässt sich die Dynamik die so ein Klangkörper erzeugt bei einer Beschallung einfach nicht abbilden. Wo ist denn das Problem, eine Fader nach unten und wieder nach oben zu bewegen ????

  • Zitat von "oton"

    Jetzt noch einmal, warum lässt sich das nicht per Hand regeln ? Ich habe eine Menge Klassik & BigBand Konzerte gemischt, und ohne massive Eingriffe lässt sich die Dynamik die so ein Klangkörper erzeugt bei einer Beschallung einfach nicht abbilden. Wo ist denn das Problem, eine Fader nach unten und wieder nach oben zu bewegen ????


    Und jetzt nochmal: was macht ein Kompressor? Er nimmt dir Unmengen an Faderbewegungen ab :wink:


    Aber keine Angst, ich bin der letzte der sich vor Arbeit am Pult drückt. Aber so wie ein gut eingestellter Kompressor einem viel Arbeit abnimmt und auch exakter arbeitet, so erhoffe ich mir von dieser Anfrage etwas Erleichterung bei Vier-Stunden Tanzveranstaltungen, bei denen man keine optimalen Mischpultplatz bekommt und man deshalb oft Kontrollgänge machen muß.


    Wobei ich deine Aussage "das geht nur per Hand" nicht vom Tisch wischen will. Wenn am Schluß dieser Geschichte für mich auch diese Lösung rauskommt, bin ich auch um eine Erfahrung reicher.


    Gruß
    Rainer

  • nochmal meine frage: warum kannst du das nicht mit einem ducker machen?


    wenn du noch deine iLive verwendest: ducker in den subgruppen geht dort ja leider nicht. ich habe mir seinerzeit damit beholfen, eine subgruppe analog aus dem pult heraus zu holen, und auf zwei kanälen wieder einzuspielen. damit kann man das mit dem subgruppen ducker ermöglichen.


    ebenfalls eine gute idee kam meiner ansicht nach von JS Collect:
    dynamicEQ.

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Das klingt für mich so, als würdest Du einen Kompressor mit einer negativen Ratio brauchen. 1:∞ reicht nicht. Bei Überschreiten des Schwellenwertes möchtest Du ja nicht nur den Wert der Überschreitung vom Signal abziehen, sondern mehr als das.
    Mir fällt jetzt spontan kein Pult ein, das sowas anbietet, aber es gibt Plugins, die das können.
    Und diese Hardcore-Limiter von Formula z.B. Alles, was eine PA bei Überschreitung eines Schwellenwertes effektiv ausschalten können muß, arbeitet mit negativen Ratios.


    Alternativ 2 Kompressoren, z.B. auf Kanal und Bus, der Bus-Compressor kriegt ein Sidechain-Signal vom Kanal pre Compressor. Damit ist auch in der Summe eine negative Ratio möglich. Also z.B. 4:1 + 4:1 = -2:1, also für jedes dB im Eingang über dem Schwellenwert wird ein halbes dB reduziert. 6:1 + 6:1 = -1,5:1, also zwei Drittel des Pegels über dem Schwellenwert werden vom Originalsignal abgezogen. Und so weiter.
    Man könnte auch den Bus-Compressor später einsteigen lassen, so daß zunächst nur normal komprimiert wird (bis zu dem Punkt, an dem das Originalsignal dominant wird) und ab einem zweiten Schwellenwert (auf den Input bezogen) die Beschallung vollends ausblendet.
    Mit den Zeitkonstanten wird zu experimentieren sein.

  • Sorry, das ich mich jetzt abgedroschener Polenpolitik bediene.


    Shit in - Shit out. Auch mit Kompressor und Limiter.


    Ich fürchte solche Probleme lassen sich nicht automatisieren.


    Braucht halt doch Fachpersonal hinter den digitalen Frontends.


    Kopf hoch Reiner, Deine Anfrage war kompetent, aber mir ist kein Weg bekannt Dir die Arbeit zu ersparen.

  • Bestimmt gibt es mehrere Wege, die funktionieren. Ich denke, ein funktionstüchtiges und praxisnahes Wekzeug ist, wie schon genannt wurde, der 'Dynamic EQ' in eine passende Summe für die Bläser. Wenn 'Trompete' das größte Problem ist, würde ich so vorgehen:
    ein Filter mit sehr breit ( mehrere Oktaven) gestelltem Mittenband auf 'expansion below' mit einem niedrig eingestellten threshold. Damit erreichst Du die Anhebung leiser Passagen der gesammten Bläser über das " Publikumsrauschen", welches ebenfalls "mittenlastig" ist.
    ein weiteres Filter enger in den Bereich, in dem die Trompeten in deinem Setting am lautesten sind ( z.B. 2-5 Khz ) auf 'compression above' mit der maximal möglichen Absenkung. Die passenden, "musikalischen" Zeitparameter findest Du während des soundchecks (sofern 's einen gibt), den geeigneten threshold findest Du während der Show.
    So mache ich das schon seit es den DPR901 gibt mit viel Erfolg.


    1. Was dem Publikum zu laut ist, ist meist frequenzselektiv. Das findest du mit Erfahrung für das entsprechende Genre raus.
    2. Einstellungen am Dynamic EQ dürfen je nach Anforderung auch mal heftig sein.
    3. Der richtige und vor allem zügige Umgang mit diesem Gerät ohne viel Rumspielen erfordert meiner Meinung nach jahrelange Übung ... das ist nichts unehrenhaftes ... :wink:

  • Zitat von "Loloverde"

    Macht der Ducker nicht ab dem eingestellten Threshold x dB leiser? Das wäre zu sprunghaft.


    Gruß
    Rainer


    da hast du natürlich recht.
    ich meinte eigentlich einen kompressor mit sidechain. der reagiert dann wie gewünscht pegelabhängig.
    ich nenne das nur für mich immer ducker, weil damit ein signal von einem anderen weggedrückt werden kann. also sorry für die falsche bezeichnung.


    die dynamicEQ lösung ist aber wie bereits erwähnt ebenfalls eine interessante alternative. die von guma beschriebene vorgehensweise würde ich genau so machen... ich hatte zu analogzeiten ja auch den 901er, ein mächtiges werkzeug. und genau der ist ja auch als effekt in deiner iLive vorhanden. ;)

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • ...so würde ich es machen:
    jeden Bläser einzel komprimieren, relativ früh schon (ab input "unteres normales level") mit 1:2,5, dann die Bläser auf 'nen separaten Bus legen, den dann 1:6 mindestens komprimieren, aber erst bei "so langsam wird's laut" ...
    Multiband-Kompressoren helfen auch gerne weiter einige Aua-Frequenzen in den Griff zu bekommen, ohne großartig vom Rest was weg zu nehmen.



    sec

    "geht nicht" ? - gibt's nicht !

    ...ja, das war schon immer mein Avatar :evil:

    "Mit der Dummheit kämpfen Götter selbst vergebens" (Friedrich Schiller, " Jungfrau von Orleans")

  • Ich würde den Kompressor hier mit einer sehr hohen Ratio einstellen, den Treshold auf das Niveau wie man es für die "leisen" bzw. "normalen" Pegel benötigt (so das der da noch nicht anregelt), und vor allem den Gain den Kompressors auf 0dB lassen. Dann hat man eigentlich schon fast einen Limiter, der genau macht was Du willst. Release kann man auch noch recht langsam einstellen, dann wackelt der Ton auch nicht so.

  • Zitat von "rockline"

    Ich würde den Kompressor hier mit einer sehr hohen Ratio einstellen, den Treshold auf das Niveau wie man es für die "leisen" bzw. "normalen" Pegel benötigt (so das der da noch nicht anregelt), und vor allem den Gain den Kompressors auf 0dB lassen. Dann hat man eigentlich schon fast einen Limiter, der genau macht was Du willst. Release kann man auch noch recht langsam einstellen, dann wackelt der Ton auch nicht so.


    sorry für OT: schön, dich wieder mal zu lesen, rockline! :D

    Der Ton macht die Musik.