PA als (vorübergehender) Ersatz für ein Glocken-Geläut

  • Hallo Billbo,


    danke für den Erfahrungsbericht. Leider kann ich auch nirgends finden, wie viel Schalldruck so eine Glocke macht. Tatsächlich hört man aber im freien Beschallunsanlagen, solange man freie Sicht hat, sehr weit. Daher der Threadstarter ja sagte, es soll mehr lokal gehört werden, sehe ich da kein Problem. Einen echten Kirchturm hört man ja ohne weiteres mehrere Kilometer weit. Das muss ja hier nicht geleistet werden.


    Viele Grüße
    Tobias

  • Ein Aspekt wurde glaube ich noch gar nicht besprochen:
    Warum darf nicht geläutet werden?


    Wenn es nur damit zu tun hat das die Mechanik der Glocke nicht bewegt werden soll
    Dann steht dem Plan nichts im Wege.
    Sollte es aber darum gehen Schwingung im allgemeinen zu vermeiden ist das aufstellen der PA im Turm evtl. Gar nicht möglich, ist das geklärt?


    Ansonsten würde ich bei mageren Budget auch die Finger davon lassen, du bist garantiert die nächsten Jahre der Sündenbock für alles. Klingt es nicht liegt es an dir, fällt was aus bist du schuld, und sollte es wider erwarten doch klappen und die Glocken sind überall deutlich zu hören findet sich sicher jemand der sich davon gestört fühlt ;)


    Also als erstes Mal: Budget rauf!
    Die Renovierung werden Dutzende tausender verschlingen, es wäre doch gelacht wenn die ersatzglocke nicht mit in das Budget passt ;)

    Privater Account mit meiner persönlichen Meinung.

    Sollte es ein Problem mit meiner Neutralität zu einem Thema geben mache ich das im Beitrag kenntlich. :thumbup:

    http://www.noon.ruhr


    Application Support Engineer - HK Audio

  • Hilft das vielleicht:


    Ich habe letzte Woche die Lautstärke von Glockengeläut gemessen, bei zwei unterschiedlichen Kirchen. Jeweils stand ich ca. 10m weit vom Turm entfernt. Das bedeutet bei Kirche 1: Abstand von mir zu den Glocken, ca. 30m, erreichte immer noch 87 dB. Kirche 2 war etwas niedriger, Abstand ca. 25m und hatte 92 dB.


    Bin da kein Spezialist, aber ich glaube, dass es da schon eine ordentliche Anlage braucht, um das zu erreichen. Wenn man da noch einen Abstrahlwinkel von z.B. 60° horizontal hat, dann brauchst die ganze Anlage x6.


    Grüße, Faxe

  • Das Problem bei Glockengeläut vs. Musik besteht meiner Meinung nach nicht im totalen Schalldruck.
    Sondern darin, dass ein punktuell relativ dichtes Frequenzspektrum lange steht bzw.nachschwingt und somit alles in der Richtung aus der PA auslöscht. Das sind dann grade die Frequenzen, welche die Informationen wie menschliche Stimme transportieren.


    Im Grunde ist ein Geläut (Glocke = Horn) ein großes Hornsystem, das zusammen mit dem Glockenstuhl und dessen Höhe wirkt.


    Ich würde das trotzdem einfach mal ausprobieren.
    Interessant alleine schonmal die Schallausbreitung einer Hornbox in so einer Situation zu testen. :wink:


    Man sollte vielleicht auch überlegen, ob man eine PA temporär nicht irgendwo am Boden aufbauen könnte.
    Dazu müsste man halt jemanden schulen.
    So kompliziert ist das für einen halbwegs technisch Beschlagenen nun auch nicht. Eindeutige Beschriftungen helfen da auch...

    Never stop a running System

  • Ich bin in meinem dritten Leben zuständig für den baulichen Unterhalt einer kleinen Dorfkirche. Glaubt mir: Wenn Geläutrevision ist und man aus Versehen oben im Kirchturm ist, überlebt man das in Bezug auf Lautstärke nicht.

  • Ansonsten bin ich der mit den F12 - danke madmax für die Vorlage. Indes steht der Kram in der Schweiz und bis das Zeug verzollt dort ist, wo es sein muss, wird's sehr teuer.


    Dann: Es muss auf jeden Fall bedacht werden, dass sich viele, gerade ältere Zeitgenossen extrem am Geläut - gerade von Friedhofskapellen - orientieren. Falls nur einmal bei einer Beerdigung statt Glocke 3 Glocke 4 bimmelt - gibt's sofort Zoff. Ich empfehle Dir aus leidvoller Erfahrung: Lass es sein!


    Anektote am Rande:
    http://www.tagblatt.ch/ostschw…sorient/art302977,3624668


    Das ist meine Kirche - ihr seht also: Sowas kann sogar presserelevant werden!

  • was soll so schwer daran sein, 87 db in 30m oder 92 db in 25 m Entfernung zu realisieren, so ab 150 hz? Bei billbo dachte ich zuerst an Satire.
    Das Problem, das Musiker mit den Glocken haben, nennt sich "off key". Die Glocke bringt Frequenzen ins Spiel, welche mit der aktuellen Tonart nichts zu tun haben und deshalb die Musiker voellig aus dem Konzept bringen, weil sie intuitiv glauben, sie spielen ploetzlich "falsch".

  • Es gibt da - wie bei allem - eine recht große Spanne von Möglichkeiten.
    Das geht von der Mini - Friedhofsglocke, die kaum größer ist wie ein Wassereimer bis hin zu Exemplaren, die die Größe eines 3-Mann Zeltes haben.


    Exakt die gleiche Problemstellung hatte ich vor 4 Jahren anlässlich der eigenen Hochzeit beackert. Damals war das alte Geläut in unserer Dorfkirche gerade ausgebaut, um einem neuen zu weichen. Ich hatte angedacht das ganze mit einem Rudel Fulltangeboxen zu überbrücken. Plan war eine 15"1" Box pro Schallfenster - 4 insgesammt.
    Leider kam es nicht dazu, da die Aktion nicht genehmigt wurde.
    Ein paar Kumpels haben es sich aber nicht nehmen lassen kurzerhand einen Hänger voll PA in der Nähe zu parken und das ganze einfach von da aus einzuspielen (inkl. einer deftigen Metal- Zugabe, bei der die Snare durch einen Glockenschlag ersetzt war).


    Auf dem Hänger waren 2x 12"1,4" Tops, 4x15"Filler , 24x12"Urps.
    Um das Geläut auf eine passende Lautstärke zu bekommen (Entfernung zum Hänger war etwa 30m, entspricht der Turmhöhe) brauchte es das nicht ansatzweise.


    Rein vom Bauchgefühl würde ich es mal mit 4 simplen 15" Fullrangekisten probieren.
    Das sollte ausreichen und kann später noch sehr gut weitergenutzt werden.


    Viele Grüße Robert

  • Ich gebe zu, dass ich der ganzen Angelegenheit spontan sehr zwiegespalten gegenüber stand als ich vom Geschäftsführer der Grabeskirche angesprochen wurde. Echtem Interesse stand sofort große Skepsis gegenüber und der Gedanke, dass so etwas einige Nummern zu groß für mich ist. (Als Musiker, der ich im Hauptberuf bin, besitze ich zwar einiges an PA-Technik und da ich seit etlichen Jahren immer wieder nicht nur eigene Veranstaltungen betreue, sondern auch schon mal im Auftrag arbeite sowie Aufnahmen im Klassik-Bereich mache, habe ich durchaus einen gewissen Durchblick. Aber meine Sachen sind für so etwas völlig ungeeignet und Vermietungen mache ich ohnehin nicht.)
    Deshalb hatte ich den Geschäftsführer sofort empfohlen, sich an die Willicher Firma media-spectrum zu wenden bei der ich selber gelegentlich Technik anmiete und deren Professionalität und sehr hochwertiges Material ich sehr schätze.
    Der dort genannte hohe Preis (den ich nicht kritisiere) ist für die Pfarre aber leider nicht realisierbar und so kam der Geschäftsführer noch mal auf mich zu.
    Der zweite Gedanke war dann, mich hier ans Forum zu wenden, in dem ich auch sehr viel Know-How versammelt sehe.


    Zu Vorgeschichte kann ich noch ergänzen, dass am Turm das Mauerwerk ausgebessert werden muss und dabei Teile des Gemäuers geöffnet und immer wieder Steine entfernt werden. Das Schwingen der Glocken würde die Statik gefährden, deshalb müssen sie schweigen. Das wurde selbstverständlich so akzeptiert und ein Geläut-Ersatz stand erst nicht zur Debatte und so gibt es auch keinen entsprechenden Etat-Posten im bereits verabschiedeten Bau-Etat dafür.
    Das hat den Geschäftsführer später ´gewurmt´ und deshalb möchte er jetzt die Möglichkeit ausloten, doch noch einen elektronischen Ersatz herbei zu schaffen. Ob das gelingt und ob dazu eventuell noch mehr Geld locker gemacht werden kann, wird sich schließlich heraus stellen. Jetzt im Vorfeld müsste es erst einmal gelingen, ein realistisches Konzept auszuarbeiten das die Erwartungen erfüllen kann und den dazu nötigen Kostenrahmen einigermaßen präzise auszurechnen. Oder im Zweifel das Vorhaben als zu teuer bzw. an sich als unrealistisch zu erkennen und nicht mehr weiter zu verfolgen.


    Der Ball liegt jetzt insofern bei mir, als ich mich um diese Vorfeldarbeit kümmern muss, um dieses Konzept wenn möglich so aus zu arbeiten, dass schließlich auch ein Auftrag für mich dabei heraus kommt (Material beschaffen/vermitteln und die Installation des Ganzen) - oder ich eben entscheide, die Finger davon zu lassen.


    Die angeregte Diskussion hier hat mich allerdings ebenfalls weiter angeregt und neugierig gemacht, so dass ich auf jeden Fall einige Parameter ermitteln werde, auch wenn aus der ganzen Sache absehbar nichts werden sollt. Z.B. Pegelmessungen des Geläuts in der Glockenkammer und außerhalb der Kirche (da ich einen ´amtlichen´ Brüel&Kjaer Pegelmesser besitze, kann ich auch durchaus verlässliche Daten erbringen). Einen Test mit Lautsprechern wie den hier empfohlenen würde ich auch gerne machen, müsste solches Material aber erst mal (leihweise) auftreiben. Wobei korrekte Pegelmessungen sicher ausreichend Anhaltspunkte für die benötigte Technik liefern sollten.


    Als ganz so mächtiges Geläut wie weiter oben ausführlich beschrieben habe ich diese Glocken nicht in Erinnerung, es ist schon zu lange her, dass ich sie mal gehört habe (ich wohne in einem ganz entfernten Stadtteil). In dem oben erwähnten Fall mögen eventuell auch Reflexionen von Häuserwänden eines Marktplatzes einen Schall-bündelnden Effekt gehabt haben. So habe ich es jedenfalls schon mal in engen Gassen einer Altstadt erlebt.
    Die meisten "Standard"-Geläute, an die ich mich so erinnern kann waren aber nicht von vergleichbarer Mächtigkeit.
    In jedem Fall ist es aber nicht empfehlenswert, sich ohne Ohrenschützer in einer Läutkammer aufzuhalten, wenn die Glocken ´losschlagen´. Aus der Nähe sind selbst kleine Glocken beachtlich durchdringend. Das kenne ich aber auch von entsprechenden PA-Lautsprechern vor die ich mich auch nicht direkt stellen würde ohne Gehörschutz, wenn die einen ordentlichen Wumms machen.
    Die oben erwähnten 87 dB in 30m Entfernung und die Geschichte von ERICH stimmen mich bei allen kontroversen Meinungen im Thread dazu wiederum hoffnungsfroh, dass das Vorhaben gelingen könnte.


    Wenn man bedenkt, wieviel Quadrameter klingende Fläche schon bei einer mittelgroßen Glocke Energie abstrahlen, wundert es nicht, dass dabei derart exorbitante Pegel heraus kommen können. Beeindruckend ist auch die Intensität, die einzelne Teiltöne des Klangspektrums haben können, auch noch in größerer Entfernung.


    Der Energieeinsatz für ein mächtiges Geläut ist im übrigen verblüffend gering.
    Es gibt zwei Arten, einer Glocke einen Ton zu entlocken. Entweder durch einen Klöppel, der, ähnlich wie der Hammer im Klavier, seitlich an die Glocke schlägt. Typischerweise ist das der Mechanismus für Stundenglocken, die eine definierte Schlagabgfolgezeit haben müssen.
    Das ´echte´ Geläut wird aber bekanntlich durch das Schaukeln der Glocke bewirkt, bei dem der innen aufgehängte Klöppel anschlägt. Die dabei verwendeten Läutwerk-Motoren sind verblüffend klein in Anbetracht der Massen, die da in Bewegung gebracht werden müssen. Der Trick dabei ist, dass die Motoren mit ganz kleinen Bewegungen der Glocke anfangen und dann stets im richtigen Moment zupacken im Rhythmus der Schaukelfrequenz der Glocke, so dass sie sich schließlich immer mehr aufschaukelt bis der Schwung ausladend genug wird, dass der Klöppel anschlägt. So kann es bei großen Glocken mehrere Minuten dauern, bis man den ersten Ton hört und nach dem letzten Klöppelanschlag schaukeln die noch ebenso lang weiter bis sie wieder still stehen.
    Diese Schaukelei hat schon so manchen alten Kirchturm an seine Belastungsgrenze gebracht

  • Mein erster Gedanke währe: Wie bekomme ich ich die PA in einen 30 - 40m hohen Turm?
    Wendeltreppe wie im Kölner Dom ?
    oder mit dem Kran von aussen (nochmal hohe Kosten).

    Ton macht nur mit Licht Spass

  • Wichtige Frage und wird sofort notiert!
    Soweit ich die Aufgänge in dieser Kirche kenne sind es ganz normale Treppen wie in einem Treppenhaus, die Kirche ist ja ein moderner Nachkriegsbau und nicht historisch oder eine Art Kopie wie die vielen neo-gotischen Gotteshäuser aus dem 19. Jahrhundert wie man sie in unserer Region so oft findet - und die auch alle schöne schmale Wendeltreppen haben wie ihre historischen Vorbilder. Da ich aber noch nicht bis zur Glockenkammer im Turm vorgedrungen war, muss ich die Aufstiegs-Situation im Turm erst mal genauer abfragen.

  • ThoSchu: sehr gute Frage, wäre auch meine erste gewesen. Meine zweite: man renoviert ein historisches Gebäude und braucht für sein Seelenheil Glockengeläut und es verrinnt an 10000 EUR???



    Eigentlich ist es doch ganz einfach: entweder man kauft das was man braucht zum günstigsten Preis (das sind 12000 EUR) oder man bekommt das beste im vorgegebenen Preisrahmen. So funktioniert Wirtschaft.




    Zum technischen Aspekt: man braucht wohl kaum wirklich Hochton, d.h. ein Schreiner könnte einen Selbstbauhorn basteln und da kommt ein passender Billigtreiber rein. Selbst in der Kirche - da sogar noch viel mehr - dürfen und müssen die Glocken ja dumpf klingen. Es braucht Pegel. Klang eigentlich fast völlig egal.





    Viel Spaß dann noch ...

  • Da die Wahrscheinlichkeit recht gering ist, dass im Kirchturm Glocken vom Format des Dicken Pitters oder Big Bens hängen, ist das Spektrum unterhalb von 150-200 Hz vermutlich relativ egal für eine halbwegs realistische Abbildung des örtlichen Glockenklangs.
    Damit ist das einfachste doch sicherlich etwas aus dem 100V-Bereich, z.B. ein halbwegs musiktauglicher Druckkammerlautsprecher, der durch die Lamellen nach unten strahlt: https://www.monacor.com/de-de/…er/musikhoerner/it-400tw/


    Kein Gebastel, funktionierende wetterfeste Technik, Budget müsste locker passen, Leitungsverlegung unkritisch und Bedienung idR einfach.

  • Zitat von "FF"

    Da die Wahrscheinlichkeit recht gering ist, dass im Kirchturm Glocken vom Format des Dicken Pitters oder Big Bens hängen, ist das Spektrum unterhalb von 150-200 Hz vermutlich relativ egal für eine halbwegs realistische Abbildung des örtlichen Glockenklangs.
    Damit ist das einfachste doch sicherlich etwas aus dem 100V-Bereich, z.B. ein halbwegs musiktauglicher Druckkammerlautsprecher, der durch die Lamellen nach unten strahlt: https://www.monacor.com/de-de/…er/musikhoerner/it-400tw/


    Kein Gebastel, funktionierende wetterfeste Technik, Budget müsste locker passen, Leitungsverlegung unkritisch und Bedienung idR einfach.


    +1


    die 100V technik hat hier einen großen vorteil: der verstärker kann irgendwo in einem trockenen und im winter leicht beheizten raum stehen, das kabel dafür ist sehr günstig und man hat wenig verluste auf der langen leitung.
    das schont die elektronik enorm. und die Monacor-hörner sollten das klima im turm ebenfalls locker mitmachen. und man kann sie definitiv einfach die treppe hinauftragen ;)


    bezüglich des pegels würde ich mir nicht die größten sorgen machen. ich habe z.b. mal erlebt, dass der Mainzer Dom in ein livegespräch des damals noch lebenden Marcel Reich-Ranicki (auf einer großen livebühne vor dem dom, die mit einem leistungsfähigen beschallungssystem ausgestattet war) reingefunkt hat. volles geläut. die probanden waren zwar weiterhin zu verstehen, aber sie haben dann einfach mal ne kleine pause gemacht, damit sie den göttlichen schall nicht zu sehr stören. ich kann billbos erfahrung deshalb nicht 100% teilen. mit ner guten anlage hat man schon eine reelle chance, gegen glocken anzukommen. schön ist es natürlich trotzdem nicht, wenn zwei solche schallquennen in konkurrenz zueinander arbeiten ;)
    und wenn, wie hier, der focus ohnehin nicht auf der beschallung der ganzen stadt liegt, sehe ich pegelmäßig gar kein problem mit der elektronikbeschallung.


    messe doch erstmal die wirklich erforderlichen pegel, nebenbei kannst du dabei auch gleich eine aufnahme der originalschallquelle machen, die später dann auch über die lautsprecher abgespielt werden soll.
    die messung im "zielbereich" ist übrigens trotzdem sinnvoller als oben in der glockenkammer. die weiter oben genannten 87dB in 30m entfernung wären mit diesen Monacor-tröten rechnerisch erreichbar. ich denke damit, und einem passenden verstärker (+100V übertrager) und einem zuspieler, kann man für das genannte budget schon was passendes basteln. vor allem wenn die arbeitskosten nicht gerechnet werden müssen ;)


    noch was anderes:
    ich weiß ja nicht wie viel leute bei euch so sterben. aber wenn das "aufkommen" relativ hoch ist, dann wäre es besser die elektronik nicht nach jeder beerdigung gleich wieder auszuschalten. lieber ein bisschen laufen lassen, das ist unkritischer als aus- und wieder einschalten.

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Jepp, mit so was würde ich in diesem Fall auch das Rechnen anfangen; damit ist immerhin schon mal für Wirkungsgrad pro Euro gesorgt. Auch der eine oder andere Mitbewerber in Sachen Religion nutzt solche Teile ja erfolgreich, wenn's um den Aufruf an die Gemeinde geht.
    Aber ich denke, das reine Betrachten des Schalldrucks greift in dem Zusammenhang nicht weit genug. Der überwältigende Eindruck von Wucht/ Macht/ Dominanz/ Klangfülle eines echten Geläuts (mit schwingenden Großglocken) rührt ja auch daher, dass hier die tonnenschweren Klangerzeuger selbst mit erheblichem Aufwand durch die Luft bewegt werden. Deren Output sich im quadratisch gemauerten Turm dann ständig wechselnd mehrfach überlagert, bis er über die Lamellen an die Außenwelt gelangt. Eigentlich so eine Art Leslie für die ganz großen Jungs :D. Und den Lesliesound versucht man seit Jahrzehnten schon elektronisch zu kopieren. Mal mehr, mal weniger gelungen - aber an das echte Leslie- Klangerlebnis reicht das trotzdem nie heran.


    Auch das Vergleichen von benötigten Leistungen ist hier einigermaßen sinnfrei. Der Lautsprecher verbrät 95% der zugeführten Energie in Wärme, dafür ist er in der Lage, (nahezu) jede Frequenz gleich gut wiederzugeben. Beim Geläut wird dagegen (gleich mehrfach) mit Resonanzen gearbeitet - die des Schwingers, und die der Glocke selbst. Und Resonanzen führen bekanntlich mit einem Minimum an eingebrachter Energie zu den spektakulärsten Ergebnissen.


    Mit freundlichem Gruß
    BillBo

    "Okay. Wir machen das mit den Fähnchen."

  • Zitat von "FF"

    Da die Wahrscheinlichkeit recht gering ist, dass im Kirchturm Glocken vom Format des Dicken Pitters oder Big Bens hängen, ist das Spektrum unterhalb von 150-200 Hz vermutlich relativ egal für eine halbwegs realistische Abbildung des örtlichen Glockenklangs.
    Damit ist das einfachste doch sicherlich etwas aus dem 100V-Bereich, z.B. ein halbwegs musiktauglicher Druckkammerlautsprecher, der durch die Lamellen nach unten strahlt: https://www.monacor.com/de-de/…er/musikhoerner/it-400tw/

    ich verbaue meistens diese (sorry für den shoplink :oops: ) http://shop.whd.de/whdip/products.jsf?lang=de&elementId=236516

    Zitat

    Kein Gebastel, funktionierende wetterfeste Technik, Budget müsste locker passen, Leitungsverlegung unkritisch und Bedienung idR einfach.

    rischdisch :roll:

    No, it's not too loud. You're just too old!
    winners have parties - and loosers have meetings
    Technik haben viele - WIR können sie auch bedienen :)


    vu.gif

  • Ein richtig ´fettes´ Geläut oder gar Glocken wie der "Dicke Pitter" hat diese Kirche wirklich nicht. Es muss auch nicht der ganze Stadtteil beschallt werden, mit dem elektronischen Ersatz schon gar nicht. Da die Kirche keine eigentliche Gemeindekirche mehr ist, finden dort auch nicht mehr viele Gottesdienste statt. In der vergangenen Woche fanden immerhin drei Gottesdienste statt, da diese Kirche als Grabeskirche aufgrund des Totengedenkens um Allerheiligen herum noch einen extra-Gottesdienst zugewiesen bekam.
    Über die Anzahl von Grablegungen pro Woche kann ich nichts sagen, das wird recht unterschiedlich sein und außerdem gibt es für die betreffenden Stadtteile nach wie vor einen großen normalen Friedhof.
    Ich gehe nach wie vor davon aus, dass nicht mehr als der nähere Umkreis der Kirche beschallt werden soll. Also so, dass für die Gottesdienstbesucher oder Beerdigungsgesellschaft beim Annähern an die Kirche und beim Betreten ihr gewohntes akustisches Umfeld vorfinden.


    Die 110Volt-Technik hatte ich noch nicht auf dem Schirm, obwohl ich deren oben beschriebenen Vorteile durchaus kenne und diese (einfache, preiswerte Leitung ohne nennenswerte Verluste auch bei sehr langen Kabeln, wetterfeste Druckkammer-Konstruktionen die mit nur geringer Leistungsaufnahme richtig schön Krach machen können) gerade hier ihre Stärke ausspielen könnte.
    Allerdings habe ich gerade die Druckkammer-Lautsprecher als recht ´piepsig´ in Erinnerung und man müsste wohl erst mal testen, wie das konkrete Geläut über so eine ´Tröte´ realistisch klingt aus der praktisch zu erwartenden Entfernung. Wenn´s ähnlich genug klingt, dann wäre die 100V-Technik eine sehr gute und günstige Alternative.
    Bei den verlinkten Teilen, die mir eher klein vorkommen, bin ich da etwas skeptisch, lasse mich aber gerne vom Gegenteil überzeugen.


    Die Religions-Kollegen von der muslimischen Fraktion haben ja oft recht beeindruckende Hörner an ihren Minaretten und bekanntlich haben die eine mehr als ordentliche Reichweite. Siehe hier:


    Da müsste ich am besten mal bei den muslimischen Religionsverbänden nachfragen, was deren bevorzugte Druckkammer-Hörner sind, vielleicht gibt es sogar darauf spezialisierte Hersteller im arabischen Raum. Was wäre das für eine Symbolik: Ein katholisches Geläut im katholischen Rheinland wird über Druckkammer-Tröten aus einem erz-muslimischen Land des Orients wiedergegeben :)
    Das hätte doch was ...


    Bis hierhin allen schon mal vielen Dank. Ich werde versuchen, den Geschäftsführer in den nächsten Tagen zu erreichen und auch unter Berücksichtigung der vielen neuen Informationen und Fragen weitere Details abzusprechen. Vielleicht ist er ja auch schon selber irgendwo fündig geworden.
    Ich werde dann weiter berichten.

  • naja, die Muslime haben den elementaren Vorteil, das sie gerade mal 1000-2000 Hz rüberbringen müssen ... das ist um Welten dankbarer als echter Glockenklang. Wobei die Frage ist, ob man der Gemeinde während des Umbaus nicht mal ein paar Monate einfach Ruhe gönnen könnte ... :D