Kamerabild auf Videowand / Projektion unsynchron

  • Ich muß das mal loswerden, es fällt mir immer mal wieder auf, jetzt aktuell wieder bei einem Konzert, welches ich privat mit meiner Freundin besucht habe. Ich habe es natürlich direkt am Anfang gemerkt, meine Freundin sprach mich nach dem 2. Song darauf an, daß das Bild nicht zum Ton passt. In der Tat hing das Bild hinterher. Wir standen am FOH, ca. 80m von der Haupt-PA entfernt. Wie kann es sein, daß die Processing-Kette so viel Latenz erzeugt, daß 80m Luft plus Processing vom Audio übertroffen werden? Das ist doch nicht normal. Ich erwarte nicht, daß es in der 1. Reihe synchron ist, aber ab der Mitte der Halle sollte das doch wohl möglich sein.


    ´Zweites Beispiel, Festival. Ich bin das Gelände abgelaufen und tatsächlich, am FOH der Schwesterbühne, ca. 300-400m entfernt, waren Ton und Bild synchron. Das ist eine Sekunde! Leute.


    Wird daran nicht gedacht, ist es egal, wird darüber nicht gesprochen? Wo liegt das Problem? Kann ein Videosystemer mir aus der Pistole geschossen die Latenz seines Systems nennen? Wird das errechnet oder gar gemessen?

  • In den digitalen Systemen sind Latenzen unumgänglich. Dirigentenkameras werden nicht umsonst noch analog gelöst. Weniger Latenz in digitalen Systemen bedeutet meistens auch mehr Kosten. Ist gibt Systeme, die das ganz gut verschlanken und Latenzen minimieren.
    Aus dem FF kann dir kein Videotechniker sagen, wieviel Latenz gerade herrscht. Dafür gibt es zuviele Einflussfaktoren. Format- und Frameratewandlungen erzeugen z.B. mehr Latenzen. Wenn die Möglichkeit besteht, mache ich eine saubere Klappe in einem kurzen Recording, messe die Latenz und Delaye das Audio Signal (wenn möglich, z.B. bei einem Livestream). Bei meinen Systemen lande ich meistens unter einem Frame Latenz (1/25 Sekunde).

  • Zitat von "Sam Razr"

    In den digitalen Systemen sind Latenzen unumgänglich. Dirigentenkameras werden nicht umsonst noch analog gelöst.


    Richtig und dazu noch Röhrenmonitore am ganz normalen Videoeingang.


    Alles andere -Flachbildschirme usw.- funktioniert nicht, oder zumindest nicht bezahlbar günstig.

    Machen Sie das hauptberuflich oder verdient die Frau dazu?

  • Sobald hochauflösendes Bildmaterial über Funk läuft (Steadycam) biste latenzmässig idR. am Arsch.


    Was dann noch über Formatwandler, LED-Matrix etc. dazu kommt kann ich dir nicht sagen.
    Ich hab's aber auch schon in gut erlebt.


    Zitat von "schallereignissortierer"

    Alles andere -Flachbildschirme usw.- funktioniert nicht, oder zumindest nicht bezahlbar günstig.


    Das kann ich so nicht ganz unterschreiben. Wenn man analog in die Kiste geht, sollte man sich mal kurz mit dem Deinterlacing beschäftigen - die "langsamen" Bildschirme sollten irgendwo auf Gamer-Modus umstellbar sein.
    Verkabelung ist latenzmässig analog immer noch am sichersten, das stimmt natürlich. Aber auch digital ist, nachdem was ich in letzter Zeit so gesehen habe, besser geworden.


    btw., ich kenne ein Haus, da wurde vor ein paar Jahren in HD investiert - und zwar in der Form dass man Converter auf Antennenleitung installiert hat, um die vorhandenen Leitungen weiter nutzen zu können. Die Folge war eine VideoLatenz von über einer Sekunde und ab dem Zeitpunkt mussten z.B. bei Hauptversammlungen die Saaltüren strikt verschlossen gehalten werden, damit das Echo vom angepassten Tonsignal drinnen nicht stört. Übrigens ganz grosses Kino, wenn dann der Elektriker die Zonen der 100V-Anlage zwischen Backoffice und Bühnenbereich vertauscht... :D

    Freelancer für Audio Beschallung/Recording seit 2003 - Alle Beiträge spiegeln meine persönliche Meinung/Erfahrung als von Herstellern & Vertrieben unabhängiger Tonmensch wieder

  • Der Flachbildschirm jedenfalls muss nicht der Schwachpunkt sein, vor allem, wenn man ganz altmodisch (analoges) VGA nutzt. Letztens habe ich für ein Konzert in einer Kirche eine Video-Übertragung des Dirigenten (im Chor-Raum) zum Organisten (auf der Orgelempore) installiert. Einfache, bewährte Technik, stabil und funktionssicher: Ältere analoge Panasonic S-VHS-Videokamera, BNC-Kabeltrommel 100m, Lindy Composite auf VGA-Adapter und älterer 15"-VGA-Monitor.
    Latenz war da kein Thema, Bildqualität erfüllte den Zweck voll und ganz, wobei mir für diesen Zweck auch das alte 4:3-Format nach wie vor angemessener erscheint.
    Diesen alten Kram würde ich für diesen Anwendungsfall noch lange nicht gegen "moderne" digitale Technik eintauschen, gegen digitalen Funk schon gar nicht. Auch wenn wie es bei diesem Job aus verschiedenen Gründen nötig war, das Kabel recht aufwändig im Außenbereich verlegt werden musste.

  • Man müßte das Tonsignal wie bei oben beschriebener Konferenz delayen.
    Das geht aber beim großen Livekonzert nicht.


    Einerseits würden die Musiker auf der Bühne verrückt, da die Main-PA faktisch was anderes spielt, als die Monitore.
    Andererseits wäre das Publikum in den vorderen Reihen extrem irritiert..


    Man wird halt damit leben müssen, je höher die Auflösungen (noch werden) desto schlimmer.
    Und kann eigentlich froh sein; das Audiodaten-Latenzen soweit im Rahmen bleiben, das es auf großen Events zusammen mit den großen Entfernungen überhaupt machbar bzw. erträglich ist...

    Never stop a running System

  • Zitat von "simonstpauli"

    Kann ein Videosystemer mir aus der Pistole geschossen die Latenz seines Systems nennen? Wird das errechnet oder gar gemessen?


    Kamera SDI/HDMI Out -> Bildmischer -> Videoswitcher ~3 Frames*
    SDI Funk normalerweise <1ms, bei MP4 Encoding mehr ~2 Frames*
    ScanConverter, Foarmatkonverter, etc nochmal so ca 1-2 Frames*
    Mit einem sauberen Systemtakt kann man die Summe auf -ich schätze- 3 Frames reduzieren.


    Schuld ist IMMER die Ausgabe, va LED Wände, Consumer TVs und billige Projektoren.


    *1 Frame ≙ 20ms bei 50p Produktion

  • Zitat von &quot;simonstpauli&quot;

    ´Zweites Beispiel, Festival. Ich bin das Gelände abgelaufen und tatsächlich, am FOH der Schwesterbühne, ca. 300-400m entfernt, waren Ton und Bild synchron. Das ist eine Sekunde! Leute.


    Bei einem solch extremen Versatz spricht einiges dafür, dass da irgendwo normale IT in der Signalkette werkelt.


    Ich kann z.B. Bildquellen wie Kameras mittels Wirecast o.ä. auf dem Rechner mischen und dann das Ergebnis über den Ausgang für den 2. Monitor auf die Projektion geben. Die Software ist halt auf Video-Streaming ausgelegt, da spielen ein paar Sekunden Delay überhaupt keine Rolle, erst wenn über die Ereignissen zuerst auf Twitter diskutiert wird, und erst später sieht man sie im Bild, wird es langsam peinlich... :oops:


    <Werbeblock>https://www.amazon.de/Live-Vid…ngen-Praxis/dp/3410220569</Werbeblock>

    Bitte keine fachlichen Fragen per PM - Inhaber von dBmess

  • Bei diesem - zugegeben semiprofessionellen Produkt - liegt die Latenz formatabhängig bei fast einer Sekunde:
    https://www.vitecco.de/product…200-mit-Haltewinkeln.html
    Da kann schon die Bedienung der Mouse zur Challenge werden. Für 300m entfernte Bildwände wär's allerdings OK - wenn die Reichweite erreicht würde ;)

    Ich fordere eine Kennzeichnungspflicht für Ironie im Internet!

    _____________________
    PM2 Veranstaltungstechnik
    Blankenauer Straße 61
    D-09113 Chemnitz


    Fon. 0371.5212820
    Fax. 0371.5612536

  • Zitat von &quot;kob1&quot;

    SDI Funk normalerweise <1ms, bei MP4 Encoding mehr ~2 Frames*

    Wow, dass habe ich zuletzt aber viel schlechter erlebt... :shock: U.a. bei einer Seilkamera in scheinbar recht robuster und professioneller Bauweise.

    Freelancer für Audio Beschallung/Recording seit 2003 - Alle Beiträge spiegeln meine persönliche Meinung/Erfahrung als von Herstellern & Vertrieben unabhängiger Tonmensch wieder

  • Zitat von &quot;kob1&quot;

    Kamera SDI/HDMI Out -> Bildmischer -> Videoswitcher ~3 Frames*
    SDI Funk normalerweise <1ms, bei MP4 Encoding mehr ~2 Frames*
    ScanConverter, Foarmatkonverter, etc nochmal so ca 1-2 Frames*
    Mit einem sauberen Systemtakt kann man die Summe auf -ich schätze- 3 Frames reduzieren.


    Schuld ist IMMER die Ausgabe, va LED Wände, Consumer TVs und billige Projektoren.


    *1 Frame ≙ 20ms bei 50p Produktion


    3 Frames sind ja völlig akzeptabel.


    Wenn ich mal eine Entfernung zur Videowand von 50 Metern ansetze komme ich auf:


    Luft: 50m / (340m/s) = 147 ms
    Dazu noch etwas Latenz des Audiosystems, sagen wir mal 150 ms ist die Ziel-Latenz, also 7 bis 8 Frames bei 50p


    Zitat von &quot;ADMIN&quot;

    Bei einem solch extremen Versatz spricht einiges dafür, dass da irgendwo normale IT in der Signalkette werkelt.


    Ich kann z.B. Bildquellen wie Kameras mittels Wirecast o.ä. auf dem Rechner mischen und dann das Ergebnis über den Ausgang für den 2. Monitor auf die Projektion geben. Die Software ist halt auf Video-Streaming ausgelegt, da spielen ein paar Sekunden Delay überhaupt keine Rolle, erst wenn über die Ereignissen zuerst auf Twitter diskutiert wird, und erst später sieht man sie im Bild, wird es langsam peinlich... :oops:


    <Werbeblock>https://www.amazon.de/Live-Vid…ngen-Praxis/dp/3410220569</Werbeblock>


    1 Sekunde halte ich in der Tat für völlig inakzeptabel. Es macht Rammstein zu einer reinen Comedy-Band. Große Gesten auf einer Videowand unsynchron regt mich jedenfalls mindestens zum Schmunzeln an.


    Ich möchte noch mal auf die Planungsphase zurückkommen. Gibt es dann Video-Disponenten, die dem Kunden sagen "Wenn wir es richtig machen, kostet es Summe X, mit mehr Latenz können wir das für die Hälfte des Preises anbieten"? Und der Kunde sagt dann "Mach mal billig"? Während der Ton im Zweischichtbetrieb arbeitet, braune Boxen in ausreichender Zahl hinhängt und die Bühne eine der größten ist, die ich jemals gesehen habe? (im Beispiel Festival). Bzw. eine bekannte deutsche Band auf einer ausverkauften Hallen- bis Arena-Tour mit MTV-Branding ist? Ich verstehe das einfach nicht.

  • Zitat von &quot;simonstpauli&quot;

    also 7 bis 8 Frames bei 50p


    Deshalb nutze ich am liebsten 50i. Ist für mich tendenziell etwas weniger Rechenintensiv und hat trotzdem eine schönere "flüssigkeit" als 25p.


    Zitat von &quot;simonstpauli&quot;


    Ich möchte noch mal auf die Planungsphase zurückkommen. Gibt es dann Video-Disponenten, die dem Kunden sagen "Wenn wir es richtig machen, kostet es Summe X, mit mehr Latenz können wir das für die Hälfte des Preises anbieten"? Und der Kunde sagt dann "Mach mal billig"? Während der Ton im Zweischichtbetrieb arbeitet, braune Boxen in ausreichender Zahl hinhängt und die Bühne eine der größten ist, die ich jemals gesehen habe? (im Beispiel Festival). Bzw. eine bekannte deutsche Band auf einer ausverkauften Hallen- bis Arena-Tour mit MTV-Branding ist? Ich verstehe das einfach nicht.


    Jap, ganz genauso mache ich das z.B.. Ich habe selber kaum bis wenig Material, aber dafür weiss ich beim zumieten ganz gut, was ich für eine Latenzoptimierung auswählen muss. Und das bekommt der Kunde im Briefing und Angebot auch erklärt, bzw. Preisunterschiede genannt.
    Video wird leider immer noch etwas stiefmütterlich behandelt. Wie du schon sagst. Ein paar Vierzigtonner mit braunen Boxen und Sharpies im höheren dreistelligen Bereich unterschreibt dir jedes Festival. Aber Video muss man ja mittlerweile ein bisschen machen, kann man ja ein paar mehr Tickets weiter hinten mit verkaufen. Aber viel bezahlen möchte dafür keiner. Oder sich eingehend damit beschäftigen. Es ist auch erstaunlich wieviele VA-Technik Buden erstaunlich wenig Video Expertise besitzen und sich scheuen das zu outsourcen.

  • "...Rammstein zu einer reinen Comedy-Band..."
    Aber genau das sind sie doch!

    Ich fordere eine Kennzeichnungspflicht für Ironie im Internet!

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  • ...aber schonmal schön; wenn das Bild wenigstens dauerhaft scharf bleibt...


    Letztens bei einer anderen bekannten umstrittenen deutschen Band anders gesehen.
    Neben grottigem Sound.
    Vermutlich kamen die (4) Kameras mit dem LED-Gewitter nicht klar.
    Auch interessant zu sehen, wie 6 Stück 4000er Lancen in einer relativ kleinen, ansich dunklen Halle untergehen..

    Never stop a running System