Lautstärke in kleinen Clubs

  • mh, also was DAS Problem ist, kann dann doch sehr unterschiedlich sein.


    Klar, ich kann Auflagen einer Behörde haben oder Vorgaben vom Veranstalter (der sich möglicherweise an der DIN 15905-5 orientiert; sehe ich in der Praxis aber eher selten - gerade bei Clubs <300 ist mir das noch nie begegnet). Dann ist es je nach Kooperation der Band möglich oder eben auch nicht diese Umzusetzen.


    Oft ist es eben aber nich eindeutig geregelt und dann ist das, was eine "vertretbare" Lautstärke ist, eben ziemlich subjektiv. Dann ist es eben so, dass man es nicht allen recht machen kann.


    Neulich war ich sogar mal so gebucht, dass ich scheinbar der einzige in dem Laden war dem es zu Laut war =O

    Hab ich halt einmal gemacht und tue ich mir nie wieder an...


    Aber ist das jetzt noch ein Problem???

    freier Tontechniker & Eventplaner, auch Tätig im Vertrieb - hier aber rein privat unterwegs

  • Ich kann mit nicht vorstellen das das Meßmikrofon unterscheiden kann, ob der Lärm von der P.A. oder der Bühne kommt. Ist wahrscheinlich auch egal wer den Lärm macht.

    Unterscheiden kann es das Mesmsikrofon natürlich nicht, zumal das alles Druckempfänger sind (also Richtcharakteristik Kugel), das braucht man noch nicht mal ausrichten.


    ABER: Bei der Messung nach DIN 15905-5 haben wir Korrekturwerte, und wenn ich das Messmikrofon nahe an die PA hänge, ziehen diese Korrekturwerte das gemessene Signal stark nach unten (soviel, wie nötig ist, um den Schallpegel für den maßgeblichen Immissionsort, also den lautesten Punkt um Publikumsbereich zu ermitteln), und um ebenso viele dB ziehen sie Bühne und Publikum nach unten. Und dann liegen diese Signale so weit unter dem Richtwert, dass man sie ignorieren kann.


    (Voraussetzung: Die Messanlage, insbesondere das Messmikrofon, muss entsprechend pegelfest sein. Wenn ich 135 dB L(C)peak nachweisen möchte und die Korrekturwerte das Signal um 10 dB nach unten ziehen, sollte die Messanlage 146 dB peak (das entspricht 143 dB Sinus) noch sauber messen können)

    Bitte keine fachlichen Fragen per PM - Inhaber von dBmess

  • Lieber Admin,

    wenn es um Lärm geht ist es eigentlich egal wer oder was im Club lauter war. Die P.A., die Bühne oder das Publikum.... Wenn es hart auf hart geht, darf keines der dreien (zu)laut sein.

    Der Clubbesitzer müsste mal über seine Veranstaltungen nachdenken.

  • [...]und um ebenso viele dB ziehen sie Bühne und Publikum nach unten. Und dann liegen diese Signale so weit unter dem Richtwert, dass man sie ignorieren kann.

    Wobei das ja auch nicht dem eigentlichen Sinne der DIN 15905-5 liegen kann, oder?

    Denn in dieser geht es ja nicht um den Schutz deiner Lautsprecher, sondern um den der Zuhörer.
    Es ist schön dass von deiner Beschallungsanlage nur 90dbA am Zuschauerplatz ankommen, aber wenn die Bühne 105dBA liefert hat der Zuschauer relativ wenig davon - zumindest was den Schutz seiner Ohren angeht.


    Was ich natürlich einsehe dass das ganze schwierig bis gar nicht richtig umgesetzt werden kann.

    Ein Mikrofon kann eben nicht unterscheiden wie die Schallwelle entstanden ist...

  • Wir haben uns auch "Holzkisten" angeschafft wo die Herrn und Damen Musiker ihre Kofferverstärker und div. Boxen raufstellen können. Das sieht relativ gut aus und verhindert die Kniebeschallung.

    Und was machst du, wenn der Gitarrist für den 150Pax Club mit vier 4x12" Marshalls samt 2 Tops oben drauf vor seiner Wand stehen möchte? Natürlich sind die Amps und Boxen auch alle an, Deko kann ja jeder.


    Ich habe da durchaus ein paar befreundete Musiker die auch so spielen, bei denen ich allerdings nur als Gast mal vorbeischaue. Ich habe schonmal versucht darüber zu reden, habs dann aber schnell wieder verworfen da es anscheinend nur bedingt Zweck hat. Deren Tontechniker verzweifeln aber auch regelmäßig...


    Ja, Rock'n Roll darf gerne laut sein, aber bei denen ist es oftmals auch ein Tüpfelchen zu viel des Guten - zumindest im vorderen Bereich vor der Bühne. Ich verziehe mich dann gerne mal in Richtung FoH. Persönlich finde ich es auch sehr schade, dass man hier relativ unbelehrbar ist, bei den leiseren Songs klingt es nämlich super, nur sobald dann wieder Gas gegeben wird, wird der Sound zu einem einzigen kreischenden Brei. Nun, man kann das so lösen wie die Jungs im Colos-saal in Aschaffenburg und einfach einen Berg C4 in den Club stellen - da ist so viel Headroom das klingt zumindest rein von der Beschallung her immer sauber, auch bei irren Pegeln. Was aber sicherlich nicht zielführend ist für die Allgemeinheit.


    Ich fände so eine Vorschrift für den Bühnensound im Grunde auch gar nicht so übel. Da werden zwar viele "Diven" gegen anwettern, aber unterm Strich hilft es 1. dem Klang ungemein und 2. auch dem Hörvermögen auf Dauer. Wie so etwas rechtlich ausschaut würde mich allerdings auch mal interessieren, wenn die Backline selbst schon die max. Pegelvorgabe erreicht oder sprengt. Oder halt Kemper für die Gitarreros ;) Wobei man dann wieder etwas mehr PA stellen muss...


    Zum Thema Rainbow: Ritchie spielt ja bei Blackmore's Night seit Jahren seine Strat auch nur noch über so nen kleinen 12" Custom Engl. Den hatte er bei seiner Reunion im letzten Jahr bei den Open Airs auch dabei. Sah etwas verloren aus auf der Bühne. Viele der alten Rocker haben schon im Vorfeld gelästert wie man denn mit so einem Minikasten auf so einer großen Bühne spielen kann - die denken halt immernoch an früher wo der Sound maßgeblich von der Bühne kam und die PA eher Gesangsanlage war. Nunja, in diesem Fall hat sie das reichlich vorhandene K1 dann auch eines Besseren belehrt.

  • Lieber Admin,

    wenn es um Lärm geht ist es eigentlich egal wer oder was im Club lauter war. Die P.A., die Bühne oder das Publikum.... Wenn es hart auf hart geht, darf keines der dreien (zu)laut sein.

    Der Clubbesitzer müsste mal über seine Veranstaltungen nachdenken.

    Jein.


    1.) Es ging mir bei meinem Post um die Feststellung, dass man sehr wohl gezielt die PA messen und die Bühne ignorieren kann. Wenn die Bühne jedoch lauter ist, müsste man bei einer normgerechten Messung den von der Bühne kommenden Pegel messen.


    2.) Was man stets ignorieren darf ist das Publikum - da hat ja der Veranstalter auch sehr wenig Handlungsmöglichkeiten. (Vorsicht: Im Arbeitsschutz ist das anders: Da heisst es ganz klar: Gefahren sind an der Quelle zu bekämpfen, persönliche Schutzausrüstung ist nachrangig. Wir man das z.B. bei einer Halle kreischender Teenies konkret umsetzt, bleibt der Phantasie des Einzelnen überlassen...)

    Bitte keine fachlichen Fragen per PM - Inhaber von dBmess

  • Gut kommt immer wenn man, als Erziehungsmassnahme, anfaengt Mikrofone abzubauen. Also waerend des Soundchecks mal auf die Buehne gehen und das Gitarrenmikro schon mal wegpacken weil man es ja nicht mehr braucht!

    Dazu noch ein laessiger Komentar nach dem Motto. "Zu laute Band ist ja super weil man dann frueher Feierabend hat."

    Man kann Ignoranz nur mit den eigenen Waffen schlagen!

    Practice, Practice, Practice

  • Gut kommt immer wenn man, als Erziehungsmassnahme, anfaengt Mikrofone abzubauen. Also waerend des Soundchecks mal auf die Buehne gehen und das Gitarrenmikro schon mal wegpacken weil man es ja nicht mehr braucht!

    Dazu noch ein laessiger Komentar nach dem Motto. "Zu laute Band ist ja super weil man dann frueher Feierabend hat."

    Man kann Ignoranz nur mit den eigenen Waffen schlagen!

    genau so meinte ich das mit meinem ersten beitrag:)


    der praxistipp mit dem mikro abbauen ist übrigens super!

    es gibt dabei aber eines zu bedenken: es gibt musiker, die dann lauter machen, weil ja kein mikro mehr da ist :P

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Zitat

    ... Nun, man kann das so lösen wie die Jungs im Colos-saal in Aschaffenburg und einfach einen Berg C4 in den Club stellen - da ist so viel Headroom das klingt zumindest rein von der Beschallung her immer sauber, auch bei irren Pegeln. Was aber sicherlich nicht zielführend ist für die Allgemeinheit.


    Da ich dort schon relativ oft arbeitender Gast war: der 'Berg' besteht m.W. aus 2 Tops pro Seite. Welche man, nebst zugehöriger Bässe und Subs versteht sich, bei ausverkauft für einen ordentlichen dynamischen Mix auch dringend braucht; auch bei Einhaltung der 99dB/A LEQ zumindest am FOH.

    Eine ausreichend dimensionierte richtige PA halt, nicht mehr und nicht weniger. Und das empfinde ich durchaus als zielführend für die Allgemeinheit bzw. als erstrebenswerte Grundausstattung für ein Unterhaltungsmusikkonzert vor 800 feiernden Zuhörern. ;)


    Zugegeben ändert das natürlich überhaupt nichts an der Situation des armen Zuschauers, der dort zufällig genau in der Einflugschneise eines aufgedrehten Marshall- Full Stacks oder an der Bühnenkante 3m entfernt von einem dauerprügelnden Heavy Crash- Fetischisten steht...


    Mit freundlichem Gruß

    BillBo

    "Okay. Wir machen das mit den Fähnchen."

  • Funktioniert ganz ordentlich, macht undifferenzierten Beckenkrach spürbar perkussiver und weniger kreischig.

    Allerdings zeigt die Erfahrung: will ein Trommler nicht einsehen dass seine 'Cymbalperformance' zu lärmig ist, will er erst recht nicht einsehen weshalb er diese Dinger benutzen soll. Hat er's dann irgendwann mal begriffen, braucht er sie nicht mehr... :S


    Mit freundlichem Gruß

    BillBo

    "Okay. Wir machen das mit den Fähnchen."

  • Allerdings zeigt die Erfahrung: will ein Trommler nicht einsehen dass seine 'Cymbalperformance' zu lärmig ist, will er erst recht nicht einsehen weshalb er diese Dinger benutzen soll. Hat er's dann irgendwann mal begriffen, braucht er sie nicht mehr... :S


    Meistens gehört die "Performance" ja auch irgendwie zum Gesammtkunstwerk ... eine Band, die es mit einem Drummer aushält, der im Proberaum jede Woche 3 Stunden lang ununterbrochen in jedem Song die Scheiße aus einem Extraheavy 20" Crash prügelt, die hat auch nichts dagegen wenn es es auf der Bühne macht .. ich habe eher das Gefühl, das das manche Gitarristen nur noch ein wenig mehr anspornt, das zu tun, was ein Gitarrist tun muss ...

  • Erstaunlicher Weise hab' ich's eher selten mit zu lauten Gitarristen zu tun – höchstens mal mit 'nem arg ungünstig Richtung FOH zielenden Gitarrenstack. Oft muss ich sogar sagen "dreh mal ein bisschen auf, sonst krieg' ich dich später beim Solo kaum rüber" (4x12“ oder gar 8x12“ Helden nehm ich deshalb am liebsten per DI- Box ab, wenn's ihnen recht ist).

    Wirklich toll funktioniert es übrigens, wenn Backline auf den Seiten neben den Sidefills steht statt von hinten die ersten Reihen (und ggfs. das Messmikro) anzuschreien. Außer dass der Direktschall massiv entschärft wird hören sich die Protagonisten auf einmal auf der ganzen Bühne statt nur in der Nähe 'ihres' Stacks, und die gesamte Monitoranlage kann deshalb auch gleich ein ganzes, nicht selten entscheidendes Stück leiser.

    Bei Bands mit denen ich länger zusammenarbeite versuch' ich das darum mittels hartnäckiger Überzeugungsarbeit so hinzukriegen. Beim berüchtigten Newcomerfestival mit gestellter Backline heißt es dagegen auch ganz einfach mal "das steht da so, und ihr könnt darüber spielen. Oder ihr spielt eben nicht". :evil:


    Mit freundlichem Gruß

    BillBo

    "Okay. Wir machen das mit den Fähnchen."

  • So eine ähnliche Erfahrungen musste ich letztes Jahr ebenfalls bei einem Gitarristen sammeln. Er maulte beim Soundcheck das Sein Sound heute irgendwie kacke ist. Ich habe alles am Pult probiert, konnte Ihn aber nicht glücklich machen. Er maulte weiter das sein Sound keine Eier hätte. Auf einmal sah ich den Fehler als ich mir die Gaineinstellung betrachtete, der war recht weit auf. Auf der Bühne dann die Bestätigung, der Amp war fast komplett runter gedreht! So was hatte ich noch nie. Nach dem ich an dem Ding gas gegeben hatte und den Kanal nochmal überarbeitet hatte waren alle Glücklich. Sachen gibts...

  • ich hatte es auch mal, dass ich beim mischen ein feedback über die PA verursachte, als ich den gitarrenkanal beim solo lauter machen wollte... ;)

    der grund war auch hier, dass der gitarrenamp auf der bühne sehr leise eingestellt war.

    danach hat´s mich dann auch nicht mehr gewundert, dass fast alle anderen musiker die gitarre auf dem monitor haben wollten ;)


    aber das hatte ich in den letzten drei jahrzehnten genau EIN MAL!8o

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang