3 Punkt Truss Richtung

  • Ich war bisher immer der Meinung 3 Punkt Truss wird generell mit der "Spitze" nach oben verbaut, bzw. nur dann hat es die angegebene Belastbarkeit.


    Ein Kollege meinte das wäre egal, ob die der Einzelgurt oben oder unten ist.

    Wer hat recht?


    Danke vorab

  • Ja, das ist allgemein gültig, sofern in den statischen Berechnungen nichts anderes steht. Schau dir dazu mal die statischen Berechnungen zu 2-Punkt-Truss an, in denen explizit darauf hingewiesen wird, für welche Orientierung die Berechnungen gelten.

  • Gedankenexperiment: Wenn die Spitze oben ist, gehen zwei Rohre auf Zug und ein Rohr auf Druck. Wenn die Spitze unten ist, gehen zwei Rohre auf Druck und ein Rohr auf Zug.

    Rohr auf Druck ist unschöner als auf Zug, da es unter Druck ausknicken kann, wahrscheinlich sogar eher ausknickt als unter Zug fließt bzw. reisst. Gefühlt würde ich also immer, wenn's praktikabel ist (!) Spitze unten hängen.

    Da wir die Trussen aber hoffentlich nicht in dieser grenzwertigen Belastung betreiben 8) und sie auch nicht so grenzwertig gerechnet sind, sollte es wumpe sein... (Disclaimer: Anderslautende Betriebsanleitungen sind beachtlich!)

    Das Einzige, was nicht geht, ist Spitze zur Seite - das habe ich ein paar mal gesehen, und die jungen Menschen verstehen tatsächlich nicht, was man meint, wenn man sagt sie hätten 40% des schweren Alus auch zu Hause lassen können... ;(;(;(


    Beste Grüße Tobias Zw.

  • Damit hatte ich mich vor Jahren im Rahmen meiner Mechanik Vorlesung auch mal auseinandergesetzt. Druckstäbe sind tatsächlich nicht so sehr belastbar und knicken recht leicht ein, wenn sie nicht gelagert sind. Zugstäbe können da deutlich mehr ab, nur versagen diese recht selten, sondern es reist die Schweißnaht zum Verbinder, während ich eingeknickte Druckstäbe eher selten sah.

    Ich vermute das die Hersteller sicherheitshalber, die aus meiner Sicht ungünstigere Orientierung mit nur einem Zugstab als Berechnungsgrundlage ansetzen.

  • Bei metallischen Werkstoffen ist wie beschrieben die Druckbelastung unvorteilhafter als eine Zugbelastung. Aber: Wo nun Druck-/Zugstab sind, hängt davon ab wie die Traverse belastet wird und wie sie gelagert wird - da kann ganz schnell aus dem jedem Gurt ein Zug- oder Druckstab werden oder sogar innerhalb eines Stückes wechseln...:whistling:


    Minibeispiel, warum es nicht pauschal gehen kann (höchstens fur genaue Fälle aus den Belastungstabellen):


    ___|__*__*__|___ (|=Aufhängung/Stativ, * = nennenswerte Last)


    *__|_________|__* (es hängt das gleiche dran, gleich weit vom Lager entfernt, aber wo herrscht nun Druck und Zug?)

  • Oder man vereinfacht das ganze zu einer ausreichend langen symmetrischen Traverse mit:


    __|__*__|__*__|__*__|__*__|__*__|__



    Hierbei wären die auftretenden Kräfte am Last- und Lagerungspunkt (unter Vernachlässigung des Eigengewichts der Traverse) gleich groß, allerdings entgegengesetzt und dementsprechend auch die Zug und Druckkräfte.