Hallo Zegi
dann versuche ich, mal die konkreten Fragen zu beantworten.
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wie eben zum Beispiel der Ton im Saal gemischt wird. Ob dort bei Live-Auftritten wirklich "Konzert-Feeling" aufkommt, oder ob das dann eher einer Hörsaal-Atmosphäre entspricht. Oder auch wie die Technik organisiert ist. Im Gegensatz zu "normalen" Liveshows kommen da ja noch die Kameras und eine Regie dazu.
Nach meinen Erfahrungen darf ruhig Konzert-Feeling aufkommen, solange es die anderen Gewerke nicht stört...
Ein Kameramann, der direkt vor der PA steht und sein Headset nicht mehr hört findet das üblicherweise nicht so toll.
Einmal hatte ich den Fall, dass bei einer sehr großen Produktion mit Deutschlands erfolgreichster Sängerin ein Kameramann, der mit starkem Teleobjektiv vor meinem FoH, also relativ weit weg von der Bühne stand sich bei mir beschwert hat, das sein Bild bei jedem Bassdrum-Schlag wackelt. Dem war im Vorfeld eine Diskussion mit dem Soundsupervisor (sowas gibt es bei den richtig großen Produktionen dann auch noch) vorausgegangen, wieviel Bass die Halle verträgt. Er hat sich durchgesetzt, Halle (und Bühne) standen in einer fetten Basswolke. Ich glaube, dem Publikum hat's gefallen, die Produktion fand's eher nicht so toll...
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Wer gibt da wem welche Anweisungen? Oder umgekehrt - wie autonom ist z.B. der Tonmensch?
Prinzipiell ist man relativ autonom. Wie schon im vorigen Post geschrieben: Solange alles funktioniert und alles zu hören ist, interessiert die Beschallung nach meiner Erfahrung eigentlich nicht weiter. Bekanntere Künstler haben gerne mal eigene Tonleute dabei, die sich aber eher um den Sendeton als um die Beschallung kümmern. Auch richtig große Acts bringen ihre Tourproduktion nur dann mit, wenn sie sowieso grad mit dieser unterwegs sind.
Mit der Regie hat man nur selten zu tun, direkte Ansprechpartner sind üblicherweise die Tonregie (über die z.B. auch vorgemischte Zuspieler kommen) und Set-AL (Aufnahmeleiter im Studio), das ist normalerweise die Schnittstelle zu Produktion und Regie. Es gibt eine Sprechstelle, über die theoretisch alle Gewerke direkt angesprochen werden können, das ist aber normalerweise nur selten nötig.
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Oder praktische Fragen; wie wird die Eventtechnik dimensioniert? Gibt es einen Materialpark, von dem man sich bedienen kann nach Lust und Laune? Wird zugemietet? Entscheidet der Regisseur? Wird das von Show zu Show neu offeriert?
Unterschiedlich; bei den Produktionen, mit denen ich zu tun habe produzieren die Sender nicht selber, sondern es gibt Produktionsfirmen, bei denen es für die jeweiligen Sendungen einen Produktionsleiter gibt. Dieser verwaltet das Budget und entscheidet dementsprechend, was für Material und Personal disponiert wird.
Egal, ob Beschallungsfirma, Studio und Produktionsfirma direkt zusammen gehören oder projektweise zusammenarbeiten muss aber natürlich trotzdem immer alles abgerechnet werden, Geld spielt immer eine Rolle.
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Im Umgang mit den Acts; geht man auf Rider ein? Oder ist es eher so, dass man von der Produktion den Bands einen engen Rahmen vorgibt? "Zwingt" man teilweise Acts zu Playback/Halbplayback?
Wie weit man der Band ihre Wünsche und ihren Rider erfüllt hängt - wie im richtigen Leben - stark von der Popularität derselben ab und ob die Sendung vom Auftritt der Band profitiert oder die Band vom Auftritt in der Sendung...
In meinem konkreten Fall war es so, dass es ein festes Setup im Studio gab, das ungefähr der Ausstattung eines mittleren Live-Clubs entsprach (32 Inputs, 6 Wege Monitore, passende Mikros und Outboard, Monitor vom FoH). Wenn die Anforderungen darüber hinaus gingen, mussten sich Produktion und Bandmanagement/Plattenfirma darüber einigen, wer die Zusatzkosten übernimmt.
Ob eine Band Live, Playback oder Halbplayback spielt hängt dann vom Konzept der Sendung, den Vorlieben der Künstler und der Durchsetzungsfähigkeit des Band-Managements ab.
Viele Grüße,
Christoph