Beiträge von billbo

    Die Steuerberaterfrage sehe ich ein wenig wie UKW. Dabei immer auch im Hinterkopf behalten: den beauftrage und bezahle ich. Trotzdem muß ich als Auftraggeber seine Leistungen ständig zeitnah kontrollieren; denn wenn der aus irgendeinem Grund Mist baut fordert das FA daraus u. U. resultierende Steuerschulden/ Verzugszinsen/ usw. von mir ein, nicht etwa von ihm. (Bei grobem Verschulden seinerseits könnte ich dann allenfalls versuchen, auf zivilrechtlichem Weg von ihm Schadenersatz zu erhalten). Und was ich ständig kontrollieren muß kann ich bis zu einer gewissen Größenordnung auch gleich selber machen.


    Denn: das ist, Steuerrechts – Stammtischparolen zum Trotz, heute ungleich viel einfacher als vor 10 oder 20 Jahren. Zwar ist die Steuergesetzgebung inzwischen wirklich so kompliziert, dass selbst der normalsterbliche FA – Sachbearbeiter in vielen Fällen nicht mehr durchblickt. Gleichzeitig gibt es aber für kleines Geld längst sehr praktische Steuererklärungs-/ Buchführungssoftware, mit deren Hilfe der durchschnittliche kleine Selbständige/ Freiberufler/ Gewerbetreibende die Sache mit einem Minimum an Arbeitsaufwand problemlos selbst erledigen kann.
    Ich nutze seit geraumer Zeit die „Steuer – Spar – Erklärung“; eine Steuersoftware, die ‚nebenbei‘ auch eine recht ausführliche Gewinnerfassung beinhaltet, eine komplette EÜR erstellt, laufend an Gesetzesänderungen angepasst und aktualisiert wird, sämtliche Steuerformulare ausfüllt und druckt, in Elster eingebunden ist, falls gewünscht tausend Tips zu Problemfragen bereit hält, Journale schreibt, bei Bedarf statistische Auswertungen vornimmt, u.v.a.m. Da ich nicht bilanzieren muß und keine Lohnbuchhaltung brauche ersetzt mir das bis auf’s Rechnungen/ Mahnungen Schreiben die gesamte Buchführung. Für die astronomische Summe von rund 20 Euro :lol:. Die beste Investition der letzten 10 Jahre; steuerlich sofort absetzbar. (Es gibt diverse ähnliche Produkte von unterschiedlichen Anbietern; dies hier schien mir für meine Bedürfnisse am geeignetsten.)


    Ganz nebenbei: kein Mensch ist fehlerlos, nicht einmal der Chef der Steuerfahndung; deshalb unterschreibt man seine Steuererklärung auch stets ‚nach bestem Wissen und Gewissen‘. Gönnt dem Steuerprüfer (der mit einiger Wahrscheinlichkeit irgendwann einmal seinen Besuch ankündigen wird) das Erfolgserlebnis eines falsch angesetzten Abschreibungszeitraumes, eines unvollständigen Beleges, eines wegen eines Formfehlers in der Rechnung nachträglich nicht als Arbeitskleidung anerkannten Overalls, einer Bemängelung der Fahrtenbuchführung nebst Anmahnung, das in Zukunft formvollendeter handzuhaben. Das kostet dann ein paar Euro fünfzig Nachzahlung, und gut. Wenn dabei im Gegenzug der Prüfer den Eindruck gewinnt, dass die Sache gewissenhaft betrieben wird und keine groben Fehler oder gar versuchte Täuschung vorliegen, wird er Dich verwaltungsintern als ‚Nullnummer‘ einstufen lassen. Im Großen und Ganzen in Ordnung, weitergehende Nachforschungen lohnen sich wegen des zu erwartenden mageren (Nachzahlungs -) Ergebnisses nicht.
    Und das ist aus steuerlicher Sicht das Beste, was Dir passieren kann :D.


    Hat mir ein musikinteressierter Umsatzsteuerprüfer vor vielen, vielen Jahren nach zwei Tagen akribischer Suche, ein paar kleinen Ermahnungen, einigen Litern Kaffee und Vorführung eines EV MT4 – Stacks bei Volllast mal ziemlich wörtlich so dargelegt. Und bisher hat er Recht behalten.


    Mit freundlichem Gruß
    BillBo

    Hast Du öfter Gäste, also betreust regelmäßig Fremdmischer? Gefühlte 95% aller Fremdtontechs fragen im zweiten Satz "lass mal hören; hast Du mal ein SM58 da?" Dann ist selbstverständlich SM58 S die erste Wahl. S wie "Switch" (oder auch "Spare" :D).
    Ein Weg zur Bühne gespart. Das läppert sich im Laufe der Jahre. Und (geräuschlos) schalten über Reedkontakt tut es auch, wenn man das Codierplättchen am Schalter dementsprechend einsetzt.


    Mit freundlichem Gruß
    BillBo

    Die gibt's IMMER für - 20% (- 19,5; damit der Transporterverkäufer auch ein Erfolgserlebnis hat), wenn Du als Kleinkunde mit Neukauf drohst.
    Und der Herr Sixt kriegt noch ganz andere Konditionen...


    Mit freundlichem Gruß
    BillBo

    Na klar, wenn jemand einen Koffer voller grenzwertig angegammelter SM58er zurückliefert an Stelle der erhaltenen nagelneuen Betas irritiert mich das durchaus und veranlasst mich, nachdrücklich auf zeitnahe Richtigstellung zu drängen.


    Im umgekehrten Fall reagiere ich dagegen deutlich entspannter :roll:.


    Mit freundlichem Gruß
    BillBo

    Mal ein wenig geketzert: sind SM58 heutzutage nicht irgendwie schon so was wie Allgemeingut? Ein bißchen ähnlich wie Einwegfeuerzeuge oder Kugelschreiber?


    Mein/ unser 58er Bestand ist seit Jahren in etwa gleich groß. Mal ein, zwei mehr; mal ein, zwei weniger. Wie viele davon ursprünglich durch uns angeschafft wurden und wie viele per natürlicher Fluktuation zu und von Kollegenfirmen gewandert sind – wer weiß das schon so genau? Es gibt unter der Woche durchaus Wichtigeres zu tun als ein paar eventuell vertauschten Exemplaren hinterher zu laufen. Einmal jährlich gibt’s einen Schwung neuer Körbe („wir müssen noch ein paar GWGs kaufen, fällt Dir was ein?“); hin und wieder mal (vor besonders bedrohlichen Wochenenden) wird dem unvermeidlichen Langzeitschwund durch den Kauf einiger neuer Exemplare begegnet. Fertig. Eine Kennzeichnung, gleich welcher Art, würde das Ganze da nur unnötig kompliziert machen.


    (Mikrofone, die ich nur ungern vertauscht wissen möchte, habe und nutze ich allerdings auch :wink: ).


    Mit freundlichem Gruß
    BillBo

    Zitat

    Nur mal kurz damit ich's auch verstehe:
    das schleppt man alles für umme auf den Zeltplatz? Welchen Sinn macht das?


    Die Einen betreiben die Kartoffelkistenstapelei als skurriles Hobby. Die Anderen in der spleenigen Annahme, damit eines fernen schönen Tages einmal Geld verdienen zu können.


    Was ist verrückter?


    Mit freundlichem Gruß
    BillBo

    Zitat

    So fand wohl auch der Monowedge-Fader Einzug, der meiner Meinung nach durch den großen, "vereinzelten" Monitorregler so ein bisschen unnötig ist, von den Kollegen weltweit aber massiv gefordert wurde.


    Unterschätze das Gewohnheitsrechtsdenken des gemeinen Monitorschraubers nicht. Wer sich schon in den Zeiten von SC 500 an einen 100mm – Fader für den Abhörwedge gewöhnt hat findet einen ömmeligen Drehregler an dieser Stelle irgendwie ..... unwürdig. Auch wenn's das einzige echte Poti auf der Bedienoberfläche ist.
    Ich bin davon überzeugt, dass solche Kleinigkeiten einen größeren Einfluss auf die breite Akzeptanz (und damit auf den dauerhaften wirtschaftlichen Erfolg) von neuen Produkten und Techniken haben als ein paar mehr oder weniger abstrakte Unterschiede in irgendwelchen technischen Daten (die bei der täglichen praktischen Anwendung längst bedeutungslos geworden sind). Die zuständigen Leute bei Yamaha zeigen durch ihre wohldosierte Entwicklungs – und Update – Politik, dass sie das Spiel bestens begriffen haben; meiner Meinung nach einer der beiden Gründe dafür, dass sie im Bereich der digitalen Arbeitspferde mit Abstand die Verkaufsmarken setzen. (Der andere sind die eingebauten SPXe :D).


    Ich finde es jedenfalls prima, wenn der Fader mit dem gelben Knopf drauf jetzt wieder das Gleiche macht wie schon vor 20 Jahren :-D.


    Mit freundlichem Gruß
    BillBo

    Zitat

    da ich mir ja im laufe der jahr(zehnt)e keinen lehrer hatte und mir deshalb alles selbst beigebracht habe, hatte ich so meine eigenen vorgehensweisen entwickelt, die aber nicht unbedingt immer die besten sein müssen!


    Ist genau das nicht manchmal das Schöne an unserem Job? Man darf immer wieder mal nach Herzenslust rumexperimentieren und eigene Ideen ausprobieren – weil bei vielen Sachen einfach niemand weiß, was 'richtig' ist.
    Gelegentlich tut's natürlich auch schamloses Abkupfern. Ich erwische mich selbst nach dreißig Jahren noch regelmäßig dabei, dass ich einigermaßen fassungslos hinter einem Kollegen stehe und denke „geil, wie macht der das bloß? Ist doch auch nichts weiter als ein nacktes LS9 ohne Alles...? DAS Setup schaue ich mir nachher noch mal etwas genauer an :roll: .


    Mit freundlichem Gruß
    BillBo

    Aus gegebenem Anlass: ich weiß jetzt was man alles zerlegen muss, um an der Bedieneinheit eines M7 einen popeligen abgebrochenen Encoder zu ersetzen :? .


    Und was man besser beachten sollte, damit man bei anschließenden Zusammenbau nicht gleich wieder den nächsten abbricht :evil: :lol: .


    Mit freundlichem Gruß
    BillBo

    Im Prinzip d’accord mit der beschriebenen Vorgehensweise. Allerdings hat der Einwand von Kai auch etwas: dort, wo man in schöner Regelmäßigkeit auf die übelsten Trümmersnares (und Drummer) trifft nützen solche Raffinessen oft nicht viel, weil das Ding schon akustisch alles zumüllt. Und wenn’s dann groß und schön wird sind meistenteils gleich auch Schlagzeuger und Drumtechs am Start die ihren Job ernst nehmen; und dann klingt das Teil häufig auch ohne größere Verrenkungen.


    Das Snare Bottom nutze ich manchmal auch noch für was Anderes: bei meinen lautstarken Rockern treffe ich oft auf Schlagzeuger, die ihre Snares ‚knallhart‘ stimmen (so lassen sich darauf bestimmte Sachen – angeblich oder tatsächlich, weiß ich nicht - leichter spielen). Dabei fehlt mir dann aber häufig die Fülle, denn nicht zu jeder Kapelle und in jeder Akustik passt eine Snare, die nur ‚klack‘ macht. Und wenn ich ‚buff‘ will, geht das mit dem Bottom – Mic häufig überraschend gut. Statt des Hochpasses gibt’s dann Badewanne: ‚buff‘ bei 100 oder 150Hz, ‚pitsch‘ bei 6 oder 8kHz; beides mit relativ hohem Q und natürlich immer schön nach Gehör, nie nach Skala oder Anzeige. Und dazwischen überhaupt nichts, das ist Aufgabe des Sn Top Mic.
    Damit das klappt ist genaueste Positionierung und deren dauerhafte Einhaltung wichtig: so dicht wie möglich genau mittig unters Resonanzfell (und manchmal klappt es dann trotzdem nicht :D). Ein abgesägter Mikrofongalgen, mit einer Tama Multiclamp o.ä. irgendwo unverdrehbar an der Hardware angeschlagen, ist da mitunter sehr hilfreich.


    Ganz schick und präzise kann es werden, wenn man dazu noch das Sn Bott Gate mit dem Sn Top Kanal triggert. Erst der Knack, dann über Attack minimal verzögert und deshalb etwas weicher Pitsch und Buff (aber leider bin ich für solche Basteleien häufig zu faul bzw. reicht beim Linecheck – Changeover dafür die Zeit sowieso nie und nimmer).


    Nebenbei: wer viel mit Snare Räumen und Effekten macht muss sich sehr gut überlegen, wie viel er vom Bottom Mic dort hin schickt. Aber wenn man’s drauf anlegt kann man auf diese Weise auch richtig wunderbar - spektakuläres Getöse produzieren.


    Mit freundlichem Gruß
    BillBo

    Festivalwochenende der etwas anderen Art: 2 Tage Open Air in der Ukraine.


    Früh morgens Treffen am Flughafen. Der Stammgitarrist hat tags zuvor gekündigt, aber ein Ersatz wurde gefunden und wird eingeflogen. Der kennt zwar Teile des Programms noch nicht – macht aber nichts, das Publikum kennt das Programm ja auch nicht. Wird schon irgendwie gehen.
    Die 50% Vorkasse sind wie vereinbart eingetroffen, die Flüge ebenfalls gebucht und bezahlt. Also los.
    Ankunft in Kiew. Shuttles pünktlich, Hotel okay; soweit Alles in Ordnung. Spät nachmittags geht’s zum Festival. Große Bühne, ordentliche PA; als Side Job wird eine befreundete Band aus alten Tagen tontechnisch betreut, die abends als vorletzter Programmpunkt spielt. „Übrigens, habt Ihr eigentlich schon kassiert?“ „Nein, der Veranstalter ist gerade unterwegs. Passt schon, keine Sorge“. Na, dann.
    Der Changeover zum Tagesheadliner läuft etwas zäh. Offensichtlich nicht aus technischen, sondern eher aus pekuniären Gründen – Tourmanagement und Veranstalter klappern gemeinsam die Getränkestände ab, um die noch beträchtliche Differenz zwischen vereinbarter und tatsächlich ausgezahlter Gage auf ein akzeptables Maß zu reduzieren. Ukrainische Hrywnja sind zwar keine Dollar oder Euro, aber besser als gar nichts. Immerhin: der Headliner spielt. Morgen gibt‘s ja dann das Geld aus den Vorverkaufsstellen...


    Morgen ist Sonntag. Die Vorverkaufsstellen haben zu. Das Shuttle zum Festivalgelände kommt nicht. Statt dessen ein Anruf des Promoters: es gibt da ein kleines Problem.
    Unser örtlicher Bandbetreuer berichtet uns unter dem Siegel der Verschwiegenheit, dass die Produktionsfirma über Nacht im Schutze der uniformierten Security angefangen hat, Technik und Bühne abzubauen. Finanzielle Missverständnisse; man arbeitet an einer Lösung. Wir - und mit uns zwei weitere, ebenfalls bekannte und befreundete Bands - ahnen, dass die Sache anders ausgehen wird als ursprünglich geplant. Zum Glück ist das noble Hotel incl. Verzehr und Getränken bezahlt; so lässt sich ein Ausfalltag einigermaßen erträglich überstehen. Irgendwann kommen die ersten Musiker mit Fragezeichen im Gesicht in die Hotelbar: die elektronischen Zimmerschlüssel wollen auf einmal nicht mehr passen. Krisensitzung der Tourleiter; das Hotelmanagement lädt zu einer außerplanmäßigen Besprechung: es gibt da ein kleines Problem.
    Drei jahrzehntelang erfahrene Toumanager müssen lernen, dass es denkbar ungünstige Voraussetzungen für Verhandlungen über Gruppenrabatte in noblen Ukrainischen Businesshotels gibt. Dafür gibt es gesalzene Listenpreise und uniformierte Hotelsecurity in ausreichender Anzahl. Und wenig Alternativen.
    Passend dazu ein Anruf des alleinreisenden englischen Tonmannes des gestrigen Headliners. Der hat an einem Bankomaten irgendwo in einem dunklen Nebenbereich des Kiewer Flughafens neue Geschäftskontakte mit einheimischen Jungunternehmern geknüpft. „Brüderchen, listen, this is the deal: du hebst jetzt genau 1000 Euro mehr ab, als du eigentlich wolltest. Dafür behältst du dein Handy, deinen I-Pod und dein übriges Gepäck; und ich und meine Kumpels passen auf, dass dir bis zum Check In nichts wirklich Schlimmes passiert.“ Allemal ein interessantes Geschäftsmodell.


    Deshalb fahren wir am anderen Morgen auch lieber alle gemeinsam zum Flughafen; egal, wer wann bei wem worauf gebucht ist. Alles geht glatt; endlich heil im Flieger angekommen informiert uns der freundliche Lufthansapilot, dass wir jetzt im Prinzip eigentlich starten könnten. Leider sei Airforce One mit dem Amerikanischen Vizepräsidenten im Anflug, weshalb der gesamte Flughafen nun für unbestimmte Zeit geschlossen würde... :lol: (wir sind dann aber trotzdem noch als eine der letzten Maschinen einigermaßen pünktlich von dort weggekommen).


    Kein Wort gelogen!


    Mit freundlichem Gruß
    BillBo

    Das Service Manual sagt:


    rot – 26,5V - rot
    grau – 7,8V - grau
    braun – 15V - braun
    blau – 132V - blau
    grün – 151V- grün
    gelb – 6.3V – grün – 31,3V – rot
    grau – 470V – weiß


    Gibt’s wohl so nicht bei Conrad...


    Die HV – Wicklung stirbt früher oder später serienmäßig. Daher gab’s Ende der 70er von Hameg auf Garantie/ Kulanz eine verbesserte Trafo – Version im Austausch. Seither keine Ausfälle.


    Mit freundlichem Gruß
    BillBo

    Halt, halt; ich wollte zwar vielleicht ein wenig missverstanden werden, aber so sehr jetzt auch wieder nicht :D.


    Natürlich finde ich es auch klasse, wenn mein Material Geld in die Kasse spielt, ohne wirklich gebraucht zu werden. Egal, ob das jetzt als Tourpult im Trailer bleibt (weil der Weg von Backstage nach FOH schon all zu sehr versumpft ist und sich der Veranstalter ein wenig ziert), oder als örtliches hübsch unter der Plane verweilt, während das mitgebrachte der Kollegen als Staubfänger herhalten muss. Und das Prinzip 'mache Deinen Arbeitsplatz so kompliziert wie nur irgend möglich, damit Du dort auf gar keinen Fall abkömmlich bist' habe ich auch schon vor langer Zeit begriffen.
    Klar ist auch dass es durchaus Tourneen gibt, bei denen das wirklich sinnvoll ist und die auch so gut laufen, dass es der Band oder dem Veranstalter egal sein kann, wenn da allerlei Zusatzkosten abgedeckt werden müssen, die streng genommen vermeidbar wären. Ob das aber bei 'Zweimalgitarrebassschlagzeuggesang' und ohnehin knappem Budget unbedingt immer so notwendig ist, wie es der Bandtonmann (und zufällig gerade auch Pultbesitzer) seinem Kunden gerne weiß machen möchte, darf bei passender Gelegenheit ruhig mal hinterfragt werden.


    War und ist nicht eines der Hauptargumente für den Wechsel zur digitalen Welt immer „prima, da habe ich ab jetzt mein Setup per Speicherkarte/ Laptop/ USB – Stick ohne irgendwelche Kosten und Schlepperei mit dabei“? Besonders weit sind wir damit in der Praxis imho bisher leider nicht gekommen.


    Bei der Sache mit der funktionierenden Grundeinstellung bin ich mir nicht so sicher. Zumindest nicht am FOH; Monitor (und gerade In Ear) ist wieder noch eine andere Welt. Wenn ich so arbeite ertappe ich mich oft dabei, dass sich im Laufe der Zeit allerlei an Spezialkram anhäuft, der für den nächsten Tag vielleicht doch nicht unbedingt das Maß der Dinge bedeuten muss. 'Bypass' klingt dann oft überraschend gut :roll: .
    'Draußen' habe ich je nach Situation den Eindruck, dass ich während des Blitzsoundchecks (falls es denn einen gibt) beim Changeover mitunter viel besser auf die diversen Tagesbesonderheiten reagiere, als wenn ich mich auf vermeintlich gut passende Voreinstellungen verlasse - die sich, aus welchen Gründen auch immer, beim ersten Song dann als doch nicht so optimal herausstellen wie geplant. Liegt aber vielleicht auch ein wenig an 'meinen' Bands: wechselnde Besetzungen, Gastmusiker, örtliche Backline, usw. sind da eher die Regel als die Ausnahme.


    Mit freundlichem Gruß
    BillBo

    Zitat

    Wäre das bei anderem Equipment prinzipiell anders?


    Aber nein, wo denkst Du hin?
    Es wird einem allerdings nur selten so schön plastisch vor Augen geführt wie bei einer derartigen, im Prinzip ziemlich sinnfreien Anhäufung unserer Lieblingsspielzeuge und – Renommierschüsseln.
    In der Praxis kommen ja dann ab einer gewissen Größenordnung noch diverse Gastpulte im Wechsel dazu. Denn selbstverständlich geht es auf gar keinen Fall mit dem Festival – PM5. Da muss unbedingt der eigene hin. Denn in dessen Schublade liegt der I-Pod mit dem Intro drauf.


    Mit freundlichem Gruß
    BillBo

    So, zurück von einem Wochenendtrip zu einem anständigen H2000 – Festivalfrontplatz. Ein paar hakelige Fader, ein bis zwei VCA – Problemchen (‚minus unendlich‘ zwar deutlich leiser als null dB, aber von ‚aus‘ doch noch ein ganzes Stück entfernt), ein paar grenzwertige Schalter, die man bei laufendem Programm besser nicht mehr betätigt, ein abgeklebter Kanalzug (mit einem großen Fragezeichen auf signal – orangenem Gewebetape :D). Mit anderen Worten: völlig normaler Arbeitsplatz für ein Stromgitarrenfestival mittlerer (+/- 10.000er) Größenordnung. Beileibe kein Anlass zum Rummaulen. Wer ‚analog‘ will muss mit ‚analog‘ leben.


    Beobachtung am Rande: offenbar entsteht in diesem Jahr gerade ein Trend zum Mehrfachfrontplatz. Redundanz pur; wer fragt da noch nach einer Reserve – PSU? Statt Einheitsgericht bietet man dem reisegestressten Bandtonpersonal vorsichtshalber lieber gleich eine kleine Auswahl für unterschiedliche Geschmäcker. PM5 für den Profi, M7 für den Laptop – Zauberlehrling, Heritage für den Ignoranten und Catering – Dauerbewohner: da findet sich mit Sicherheit für jedes Temperament ein passendes Setup. Und nebenbei wird auf diesem Wege auch die ganz große Glaubensfrage elegant umgangen (bzw. an den Rider verfassenden User zurück gereicht).


    Trotzdem sei aber natürlich eine andere Frage erlaubt: gibt’s da vielleicht bereits ein paar viel zu viele (Analog – UND Digital -) Pulte im Markt? Für viel zu wenig Markt?


    Mit freundlichem Gruß
    BillBo

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    Für Spaß habe ich euch mal zwei Bilder einer geöffneten Digitalmixkiste angehängt. Wenn da etwas im Sack ist dürfen wir entsorgen.


    Klar ist das eine geringfügig andere Welt als der Pertinax – Kanalzug eines SC 400 :D.
    Daher: gänzlich andere Technik. Gänzlich andere Probleme. Gänzlich neue Flatliner – Erfahrungen voraus.


    Dein Resümmee Analog – Digital passt schon sehr gut. Wobei mir ‚reparierbar‘ ohne Erwähnung des Faktors ‚Zeit‘ ein wenig zu schlaks daher kommt (sagt ein Gelegenheits(Verlegenheits?)restaurator und Besitzer diverser Altertümer aus glorreichen Tagen).


    Mit freundlichem Gruß
    BillBo

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    Schalter, Potis und ich denke auch Encoder gehen ja nicht vom rumstehen kaputt. Naja vielleicht durhc dreck und Staub, aber im Normalfall nutzen sie sich ja durhc die Benutzung ab.


    Nein – die typischen und ärgerlichen Fehler in (älteren) Analogpulten entstehen am ehesten durch Nichtbenutzen. Klingt doof, ist aber so. Der Insertschalter von Kanal 43, den seit Jahr und Tag niemand mehr angefasst hat, streikt genau dann, wenn ihn jemand tatsächlich doch ausnahmsweise einmal braucht. Es kracht und knackt und knirscht, und der Kanal ist im Prinzip unbenutzbar; nur weil die nachlassende Federspannung des kleinen Reiters, der in jedem der zu tausenden verbauten Drucktastenschalter abwechselnd den Mittelabgang mit einem der beiden Eingangspinne verbinden soll nicht mehr ausreicht, die langsam, aber unerbittlich gewachsene Oxydschicht zuverlässig weg zu kratzen. Und das gilt früher oder später für jeden Schalter im Audiopfad. Überschlag mal grob, wie viele das bei einem PM4000, Series Five oder XL4 so sind.
    Beim ersten schaltet man noch zwanzig mal hin und her, dann geht‘s erst mal wieder für eine Weile. Bei zehnten auch noch. Wenn Du aber mal eine komplexere Geschichte mit einem Pult bedienen musst, bei dem in jedem Kanal gleich mehrere Problemkandidaten auf Dich lauern, macht das dann überhaupt gar keinen Spaß mehr.
    Dieses im Prinzip lächerliche Problem ist auf Dauer der Tod jeder großen Analogkonsole. Die, die in dampfenden Tropfsteinhöhlen arbeiten mussten erwischt es früher, die aus der vollklimatisierten Theaterregie später – aber es erwischt sie alle. Und selbst für den ethusiastischsten Freizeitrestaurator ist so ein Teil eine echte Herausforderung: bis der in abendlicher Heimarbeit endlich auch den letzten Schalter im Talkbackmodul ausgetauscht hat, kann er bei Kanal 1 gleich wieder anfangen.


    Die meisten der älteren, ehemals sündteuren Renommierschlachtschiffe, die bei den einschlägigen Pro Audio Brokern für verlockend kleines Geld in den Listen zu finden sind, sind daher streng genommen Leichen. Das steht dort bloß nicht so explizit. Dort steht „Zustand: ausreichend/ dem Alter angemessen :shock: :D / mit kleinen Fehlern“.
    Also tot.


    Mit freundlichem Gruß
    BillBo

    Zitat

    Ich glaube Du hast meinen Ansatz nicht wirklich verstanden.


    Deinen Ansatz glaube ich verstanden zu haben, und weiß ihn auch zu interpretieren: Du magst digitale Livepulte nicht besonders und tust das von Zeit zu Zeit gerne kund. Das ist in Ordnung und sei Dir unbenommen. Vielleicht haben wir da sogar etwas gemeinsam: auch ich bin kein ausgesprochener Digitalpultfan, und werde vermutlich auch keiner mehr werden.


    In der Sache ging’s zuletzt um das unterschiedliche Altern von Analog – und Digipulten, bis hin zu deren Unbrauchbarwerden. Erstere sterben, im Wesentlichen bedingt durch Korrosions – und Abnutzungsvorgänge in und an mechanischen Bauteilen, einen langsamen, sich häppchenweise offenbarenden Tod. Da die Problemstellen in Mehrheit direkt im Signalfluss liegen, sind die Auswirkungen der meisten dieser Fehler unmittelbar erfahr – und hörbar (es gibt auch weniger offensichtliche Effekte, wie etwa die allmähliche Verschlechterung des Fremdspannungsabstandes, bedingt durch Alterung gesteckter/ gecrimpter/ schlecht verschraubter Masseverbindungen). Es ist dabei schwer festzulegen, ab wann das Gerät ‚unbrauchbar‘ ist. Wenn EIN Schalter nicht mehr zuverlässig funktioniert? Wenn KEIN Schalter mehr zuverlässig funktioniert?
    Der graue Bereich dazwischen ist riesig. Jedes fabrikneue Analogschiff hat irgendwo einen Schaltkontakt oder eine Insertbuchse, der oder die von Anfang an nicht einhundertprozentig sicher arbeitet; es deshalb als ‚defekt‘ zu bezeichnen wäre unbillig. Und aus jeder noch so abgerockten Punkkellermöhre kriegt man mit dem nötigen Pegel und unter Benutzung ausgewählter Kanäle und der geballten Faust noch irgendwie ein Signal; dabei wäre es indes mehr als verwegen, in dem Zusammenhang an die Worte ‚in Ordnung‘ oder ‚brauchbar‘ auch nur zu denken.
    Dieser Prozess ist vorhersehbar, bei normaler Nutzung unausweichlich, und wäre unter bestimmten Voraussetzungen (Kenntnis über genaue Einsatz – und/ oder Lagerbedingungen) sogar berechenbar. In der wirtschaftlichen Praxis wird das Gerät spätestens dann als verbraucht gelten, wenn der Aufwand für seine Erhaltung den möglichen Nutzen durch Einsatz oder Vermietung übersteigt.
    Dabei hast Du in einem Punkt Recht: da Analogpulttechnik vom Aufbau/ von der Bedienung/ von den Features her seit geraumer Zeit im Prinzip ausgereizt ist, wäre ein solches Gerät wohl noch auf unabsehbare Zeit nutzbar – gäbe es die beschriebene Alterungsproblematik nicht.


    Ein Digipult bleibt von dieser zentralen Achillesferse analoger Signalbearbeitung zeitlebens weitestgehend unberührt. Zum Einen gibt es keinen Signalfluss, der durch eine Unzahl banaler Alterungsprobleme unterbrochen oder gestört werden könnte; Nullen und Einsen in Halbleitern kennen keine Übergangswiderstände durch wachsende Oxydschichten. Zum Zweiten haben hier Bedien -/ Eingabeelemente keine unmittelbare Berührung mit dem Signal; sie steuern lediglich den signalverarbeitenden Rechner. Eine etwaige tatsächliche oder sich abzeichnende Havarie eines dieser Bauteile (auch die unterliegen natürlich der Alterung) ist daher zwar lästig, im Regelfall aber erst einmal unhörbar, und seine Funktion darüber hinaus in den meisten Fällen durch die eines alternativen Bedienelementes vorübergehend ersetzbar. Zum Dritten bemisst sich der Wert eines Digitalpultes, ganz anders als der seines analogen Pendants, nur zu einem relativ geringen Teil an seinen wenigen potentiell störanfälligen Mechanikbauteilen, die sich daher bei Bedarf mit vertretbarem Aufwand leicht ersetzen lassen – wichtige Komponenten (Scrollrad, ...) gegebenenfalls sogar regelmäßig.
    Der Ausfall eines Digitalpultes wird daher, wenn überhaupt, irgendwann plötzlich erfolgen; aufgrund oder infolge eines externen, nicht vorhersehbaren und höchstwahrscheinlich nicht ursächlich im Pult zu suchenden Ereignisses. Dies in völligem Unterschied zur Analogwelt; weder die Ursachen noch die Auswirkungen sind auch nur ansatzweise vergleichbar.
    Seine wirtschaftliche Lebensdauer ist selbstverständlich dennoch begrenzt. Derzeit vor Allem dadurch, dass die Entwicklungsgeschichte digitaler LIVE – Pulte gerade erst begonnen hat und sich Grenzen des technisch sinnvoll Machbaren bisher eher bei den Nutzern als bei den Geräten abzeichnen.


    Und natürlich kann bei beiden das Netzteil („thermisch beanspruchtes Bauteil“) hops gehen. Aber darum geht es nicht.


    Einen schönen Abend noch.


    Mit freundlichem Gruß
    BillBo

    Zitat

    Prinzipiell haben beide Pultkonzepte zu 80% die gleichen Probleme:


    Entschuldige, aber das ist definitiv falsch.
    In einer großen Analogkonsole durchläuft jedes Audiosignal zig oder gar hunderte von mechanischen (und damit potentiell fehler – und alterungsanfälligen) Kontaktstellen (Buchsen/ Schalter/ Potis/ Steckkontakte), bis es am Ende hoffentlich in irgendeiner Form wieder an einem Ausgang anliegt. Da hat es schon aus rein statistischen Gründen relativ schlechte Chancen. Lediglich Fader sind auch bei analogen Pulten mit guten VCA – Konzepten unkritisch, da das Signal damit überhaupt nicht in Berührung kommt.
    Im Digipult sind das stattdessen im Idealfall genau 2: die Eingangsbuchse und der Master Ausgang. Dazwischen arbeitet ein Computer, auf den Du mit ein paar mehr oder weniger hochwertigen Bedienelementen Einfluss nehmen kannst, falls Du das möchtest. Sollten da welche von ausfallen, ist das zwar ärgerlich aber zunächst nicht weiter tragisch – für fast alle gibt es eine Ausweich – Eingabelösung.
    Fällt hingegen aus irgendeinem Grund der Computer aus, ist Feierabend.


    Daher müsste Dein Eingangssatz korrekt lauten: prinzipiell haben beide Pultkonzepte zu 95% völlig unterschiedliche Probleme.


    Die Gemeinsamkeiten enden quasi mit dem Netzkabel.


    Mit freundlichem Gruß
    BillBo