Aber so allgemein gesehen nehme ich die Entwicklung so wahr, dass zu Gunsten von kompakteren und leichteren Konstrukten der Wirkungsgrad abnimmt, was oft mit höherer Leistung im System wieder kompensiert wird. Das ist auch ok, da die leistungsfähigen Endstufen auch leichter und kompakter geworden sind. Unter dem Strich schleppt man weniger Kram durch die Gegend.
Das trifft nur zu, wenn du z.B. Horn-LS mit Direktstrahlern vergleichst. Hinzu kommt, dass die meisten moderneren Konstrukte über einen im direkten Vergleich erweiterten Frequenzbereich arbeiten - gerade die Erweiterung im Tiefton geht natürlich zulasten der Sensitivity.
Klar: Wenn ich wissen will, wie laut der LS kann schaue ich lieber auf die entsprechende SPL-Angabe. Aber auch da muss man wieder aufpassen:
Lacoustics X8: 129dBSPL - "Peak level measured at 1 m under free field conditions using pink noise with crest factor 4 (preset specified in brackets)."
Coda Hops5: 124dBSPL - "*Gemessen im Halbraum mit Rosa-Rauschen und 6 dB Crest-Faktor." (Vermutlich ebenfalls Peak-Angabe)
Coda G308-Pro: 124dBSPL - "*Gemessen mit Rosa-Rauschen und 6 dB Crest-Faktor." (Auch Halbraum oder etwas anderes?)
the box pro Achat 206: 122dBSPL - irgendwas, nicht näher spezifiziert
Kling & Freitag CA 106 PRO: 125dB SPL - irgendwas, nicht näher spezifiziert - auf der Seite mit den Diagrammen steht etwas von Freifeldbedingungen
Zur Erinnerung:
Halbraum vs Freifeld = 6dB Differenz
Crestfaktor 2 (6dB) vs 4 (12dB) = 6dB Differenz
Und auch das ist noch keine Angabe darüber ob man das ein Ergebnis @10%THD oder im Sinne von "wenn mehr dann kaputt" ist. Letzteres ist zumindest mit Systemamps heutzutage weitestgehend auszuschliessen.
Bezogen auf eine doppel-6" Box müsste das heissen, dass sie mit 1kW Leistung einen Output haben müsste, dass ich die moderne 12"/HT Box zu Hause lassen kann, bzw. müsste das dann fast so abgehen wie eine klassische doppel-12" Box.
Dass das, zumindest bei gleichem Frequenzumfang, nicht sein kann wird spätestens klar, wenn man sich vor Augen führt, dass eine Doppel-12"er über die 4fache Membranfläche einer Doppel-6"er verfügt.
Die dicken Kabel brauchst du übrigens bei niedrigen Impedanzen - der Verlust im Kabel hängt nicht von der Belastbarkeit der LS ab. (Btw.: Wenn du 200W in einen einzelnen 16Ohm-Speaker (z.B. CA106) schicken willst brauchst du die gleiche Endstufe wie für einen 8Ohm-Speaker mit 400W Belastbarkeit . Gut, dafür kann man ein ganzes Rudel davon anschliessen, wenn es denn für die Beschallung Sinn ergibt.)
Was ich eigentlich sagen will:
Höhere Belastbarkeit an sich ist kein Grund für eine schlechtere Sensitivity oder grösseren Aufwand beim Amping/Verkabelung, sondern eine Folge von Materialentwicklung.
Die von dir genannten Nachteile sind eher Folgen der modernen Produktentwicklung als Ganzes, die natürlich zum Teil durch höhere Belastbarkeit erst möglich gemacht wurde.
Aber ein gutes, modernes Mittelton-Chassis z.B. hat immer noch einen mit älteren Produkten vergleichbaren Wirkungsgrad, ist aber durch Material- und Designverbesserungen viel höher belastbar.