Da hier im Forum recht einige ungewissheiten über die 2008 erschienene QSC GX5 Endstufe herum sind, will ich hier einen Praxistestbericht starten.
Wir haben mehrere dieser Endstufen und sind seeeehr zufrieden damit.
Schaut man in so manchen Musikladen, sticht einem eine kleine 2HE Endstufe mit einer besonders kleinen Racktiefe, massivst Anschlüssen und doch etwas Leistung ins Auge - und das alles um rund 390 Euro Roadiemitnahmepreis. Ob das was sein kann?
Verpackung und erster Eindruck
Wir haben die Endstufe gekauft und es erreichte uns eine bunte Verpackung, im Inneren eine kleine Endstufe, die laut Daten eine Leistung wie eine große haben soll - 2x 700 Watt an 4 Ohm wären auch im gesammten 1400 Watt - bei halber Bautiefe eines t.Amps.
Etwas verwundert wird man sein, wenn man das Ding in den Händen hält, mit nur 12kg und anscheinend 1400Watt ein Fliegengewicht.
Naja, wird sich noch herausstellen, was die wirklich kann...
Die Endstufe im Detail
Die Endstufe macht einen soliden Eindruck, kein billigstes China Gehäuse. Vorne sind vorhanden ein Powerswitch, 2 Gainregler mit dB Dämpfung Beschriftung, Power LED in Blau ;-), Signal LED je Kanal und Clip LED je Kanal. Im Normalfall komplett ausreichend.
Auf der Rückseite hat die GX5 etwas mehr zu bieten. Neben den heute standardmäßigen Anschlüssen wie 4 Pol Speakon oder XLR Eingänge gibts noch 6,3mm Klinkeneingänge Symmetrisch und für unsere HobbyDJ's oder iPod-Liebhaber einen Klinkeneingang.
Die Lautsprecher können über den erwähnten Speakon Anschluss oder über Schraubklemmen angeschlossen werden.
Weiters findet man noch einen Kaltgerätebuchse (jedoch ohne dem Verriegelungsbügel), einen Sicherungsautomaten sowie einen recht uminösen Schalter, welcher mit "Crossover" beschriftet ist.
Der Crossover Schalter - ein sehr feines Gimmick von QSC - mit ihm ist es möglich, 2 Topteile und 2 Subs (je 8 Ohm) komplett mit einer GX5 Endstufe ohne Weiche oder Controller zu betreiben. Das ganze halt nur Mono, aber meistens ist das in der Praxis egal, ob Mono ioder Stereo.
Ist der Schalter nach unten gelegt, so ist die Endstufe eine normale Fullrange Stereoendstufe. Ist er nach oben gelegt, so ist Kanal 1 der Eingang der Endstufe, Ausgänge dann Kanal 1 Low (<100Hz) und Kanal 2 ist High (>100Hz).
In der Praxis ist das ganze erste Sahne und für Low Budget Vermietgeschäfte sehr brauchbar.
Die Leistung
Vielversprechend klingt sie ja nicht, was die Leistung betrifft. Genug spekuiert, getestet wird! Und zwar hauptsächlich im Bass, da hier am besten gesagt werden kann, wie Leistungsstabil sie ist.
Ready to Rambooo - QSC GX5 gegen Dynacord XA2600 (700W an 4 Ohm Bass) und QSC PL236 (800W an 4 Ohm).
Am anderen Kanal ist ein Top gelaufen, da nur Bass miteinander zu vergleichen ist nicht so toll.
Bass war ein audiowerk ASB122 2x12 Zoll Bandpass mit RCF Neobestückung. Topteil audiowerk ASM12.
GX5 gegen die Dyni: Die Dynacord hatte im Endbereich ein klein wenig mehr Schmalz. Beiden ging kurz vor dem Endpegel merklich die Puste aus, wobei die Dynacord etwas mehr drückte. Dürften aber unter 3dB differenz gewesen sein.
GX5 gegen die PL ergab das gleiche Ergebnis, somit noch Dynacord gegen PL:
Die Powerlight hat zwar mehr Leistung und ist klanglich im Topteil einen tick besser, im Bass aber 1:0 für Eisenschwein Dynacord. Ein klein wenig mehr Druck, im Endbereich jedoch im Endpegel ging der Dynacord die Puste aus, was bei der Powerlight nicht so extrem hörbar war. Die Powerlight zeigt Clipping an, das aber ohne hörbaren Leistungseinbruch.
Interessant wäre ein Vergleich mit einem t.Amp TA2400 MKX, dem hier sehr viel verwendeten Amp - gesagt getan:
Würde man beide Endstufen hinter einen schwarzen Vorhang und man müsse Raten, welche das ist, dann gäbe es ein erschreckendes Ergebnis. Die GX5 mit der halben Ausgangsleistung macht am Sub das doppelte wie der doppelt so starke tAmp. Klingt überraschend, ist es auch, es ist aber Faktum.
der praktische Betrieb und Limiter
Das ist ein Thema, welches nirgends wo richtig hervorgeht, aber QSC hat die GX5 wohl für DJs vorgesehen. Der immer aktive Limiter (kann nicht deaktiviert werden) arbeitet recht gut und zwar recht Hart kurz vor dem Clipping. Fährt man in die Endstufe mit 10dB zuviel Signal rein, so wird hier -10dB limitiert. Für den Endverbraucher geht die Endstufe ab einem gewissen Pegel einfach nicht mehr lauter. Somit ist die Endstufe auch sicher an TechNoobs zu verleihen, ohne dass die irgendwas an den Boxen demolieren können.
Bei Übertemperatur limitert die Endstufe die Ausgangsleistung - laut Hersteller. Dieses verhalten ist QSC Typisch und funktioniert auch. Bei der GX5 haben wir diesen Zustand noch nie erreicht.
Lüften wir das Geheimnis
Das Innenleben der GX5 errinnert sehr stark an eine Hollywood Endstufe. Links ein Trafo, rechts die Platine, Kühlkörper in der Mitte. Das wars aber schon. Auf der Platine sind schon mal weit mehr Bauteile, von der Verarbeitungsqualität sprechen wir einmal nicht, wie nicht anders zu erwarten recht gut. Der Trafo zwar etwas unterdimensioniert, aber noch ausreichend - Crestfactor sein Dank! Auf dem Typenschild wird die Leistung und die Spannung nicht verraten, dürfte von der Größe her irgendwo bei 700 bis 800 VA liegen.
Kühlkreis ist im Gehäuse Quer und wird komplett über die Front geregelt.
Wenns was zu reparieren gibt, wird das wohl ein tausch dieser SMD Einwegplatine sein. Der Vertrieb meint, dass es bei dieser Endstufe das erste halbe Jahr keine Reparatur oder Garantiefall gegeben habe. Die Zeit nachher ist unserer seits unbekannt. Wir haben unsere erste GX5 gleich bei der Veröffentlichung gekauft und verfügen nun über mehrere dieser Stufen. Bisher nur ein defekt, aber das war im Grunde Eigenverschulden (siehe anderer Post - Wacken und Generator mit Bilder).
Der kleinere Trafo hat auch deswegen daseinsberechtigung, da die GX5 nicht 2 Ohm stabil ist (und somit auch weniger Leistung vom Netzteil braucht).
Fazit und Pro/Con
Die GX5 Endstufe bietet für die Rund 400 Euro alles, was man sich um den Preis wünschen kann. Vom Cliplimiter bis zur eingebauten Weiche ist alles dabei. Nachteile bis auf die 2 Ohm Stabilität sind keine bekannt. Steht die Wahl zwischen TA2400 und QSC GX5, würde ich sofort zur GX5 greifen. Hat zwar weniger Leistung, aber wie der Test zeigt ist dies nicht alles.
Fassen wir die Daten nochmal Praxisnahe zusammen:
In Klammer (+), (-) oder ( ) die Bewertung ob Positiv oder Negativer aspekt.
Endstufenhöhe: 2HE ( )
Einbautiefe: 26cm - passt somit auch in weniger tiefe Effektracks (+)
Gewicht: 12kg - hat mit einer Ausgangsleistung von 1400Watt den Namen Lightweight verdient. (+)
Ausgangsleistung: an 8 Ohm 500Watt je Kanal, an 4 Ohm 700 Watt - ausreichend für kleine Anlagen bis 200PAX (+)
2 Ohm Stabil: NEIN (-)
Limiter: JA, bei QSC genannt RailGuard - funktioniert sehr gut (+)
Eingangsauswahl: Cinch, Klinke und XLR, glaube verdient ein (+)
Ausgangsauswahl: Speakon und Schraubklemmen, Standard ( )
Integrierte Weiche: JA, bei 100Hz. Reicht aus um vernünftige Tops ohne weitere Geräte mit dem Bass zu weichen. (+)
Verarbeitung: nichts gröberes auszusetzen (+)
Stromanschluss: Kaltgerätebuchse ohne Verriegelungsbügel ( )
Sicherung: Auf der Rückseite als Automat ausgeführt (+)
Praxistauglich: JA, sehr (+)
Betriebssicherheit und Langlebigkeit: keine Probleme (+)
Wertung: 14 Wertungen, je Wertung 3 Punkte - maximal 42 Punkte möglich.
(+) = 3, ( ) = 2 und (-) = 1 Punkt.
GX5: 37 von 42 Punkten
Falls es Fragen dazu gibt oder jemand was über die Stufe wissen möchte, kann ich ihm das ausprobieren und Mitteilen.
NACHTRAG: Wahrscheinlich scheint ein vergleich zwischen GX5 und LDPA noch interessant - wird von uns nachgereicht (zuerst brauchen wir eine LDPA)