Der "Ausfallplan - Technik" Thread

  • Hallo liebe PPA`ler,


    Ihr kennt bestimmt das Gefühl, auf einer VA am liebsten das gesamte System ein zweites mal im Fahrzeug verladen zu haben. Falls etwas ausfällt, soll natürlich immer eine zweite oder besser noch dritte Lösung vorhanden sein. Es wurde hier im Forum bereits das ein oder andere mal darüber diskutiert, aber an keiner Stelle geordnet aufgeführt.
    In diesem Thread möchte ich daher sehr gern mal wissen, was Ihr als Backup System mitnehmt und welche Sachen Ihr als sinnvoll oder gar unnötig erachtet.


    Hierbei möchte ich auch gern zwischen verschiedenen Arten der Veranstaltung unterscheiden: Geburtstage/ Hochzeiten < 100 Personen; Clubbeschallung > 100 Personen.


    Wie in etwa das Ganze aussehen könnte, verfasse ich in der nachfolgenden Antwort.


    Ich bin sehr gespannt über eure Meinungen und Erfahrungen, in der Hoffnung das wir hier viele schöne Ideen sammeln können :)

  • Hochzeiten / Geburtstage


    Sinnvoll:
    - zweites Interface für Lichtsteuerung
    - unabhängigen extra Laptop, der für Licht oder Ton im Notfall eingesetzt werden könnte
    - diverse Ersatzlampen, Feinsicherungen und Werkzeug im "Notfallkoffer"
    - zweites Kabelmikrofon, unabhängig ob das erste Mic Funk oder Kabel besitzt
    - genügend Ersatzkabel (Strom, XLR)


    Gesehen, aber (meiner Meinung nach) nicht sinnvoll:
    - extra zweites Lautsprechersystem inkl. Mischer



    Clubbeschallung > 200 Personen


    Sinnvoll:
    - gleiches wie oben beschrieben
    - PA ausreichend groß dimensionieren, um im Ausfall einzelner Module noch genügend Leistung zu haben
    - DJ Monitoring so dimensionieren, das man im Ausfall der gesamten PA mit der Monitoranlage (leise) weiter arbeiten könnte
    - Aufbau der Lichttechnik großzügig genug wählen, um im Ausfall einzelner Geräte trotzdem andere abstellen zu können und so eine gewisse Symmetrie wahren kann
    - immer eine Leiter griffbereit haben :grin:
    - akkubetriebene Scheinwerfer bereit halten, fals es zum Stromausfall kommt und keine Notlichter vorhanden sind (ich habe gehört das soll es geben :lol: )


    Fraglich:
    - DMX Kette aufsplitten und mehrere einzelne Lines legen, um zur Not etwas abtrennen zu können
    - oder gleich eine zweite unabhängige DMX Line legen, um im Notfall "on the Fly" umswitchen zu können


    Gesehen, aber (meiner Meinung nach) nicht sinnvoll:
    - Schilder mit Antworten bereit zu halten, warum etwas nicht geht (Leute gibt's!) :twisted:

  • Nach über 15 Jahren mit eigenem Geschäft und über 20 Jahren Erfahrung in der Brache?


    Ein Fahrzeug das es mir ermöglicht innerhalb der Spanne zwischen Aufbau und Beginn VA noch das zu holen was ersetzt werden muss. Ansonsten habe ich für rein gar nichts einen Ersatz dabei außer ich arbeite so weit außerhalb das der Gedanke Sinn machen würde aber im allgemein kann ich sagen ist die Qualität unseres Materials so gewählt das wir da wirklich äußerst selten in Bedrängnis kommen.

    In meinem Lexikon fehlt das Wort unmöglich!


    ASR Computer & PA Technik
    André Ruhnau
    Rosenstr.6
    78598 Königsheim

  • Zitat von &quot;Mechwerkandi&quot;

    Nach 25 Jahren mit eigenem Geschäft hat sich das, was irgendwie mal Stress fabriziert hat, von alleine aussortiert.
    Mitarbeiter, Kunden, Geräte.


    Super Aussage!!



    Bei mir kommt es auf einige Faktoren an; Wichtigkeit des Events (in meiner Einschätzung), Budget, geografische Lage, ...



    Grundsätzlich ist alles so aufgebaut, dass kleine Ausfälle kompensiert werden können, ohne dass jemand etwas davon merken würde. Je nachdem nehme ich schon auch mal noch etwas für Notfälle mit.

    Der Ton macht die Musik.

  • Mein ganzes Analogzeug ist mittlerweile weg, ich besitze kein einziges großes Analogpult oder 19"-Gerät mehr. Nicht wenig ging nach Holland, die Tulpenraucher sind noch ganz scharf darauf und zahlen mehr Geld als hier vor Ort man irgendwo kassieren könnte. Vorteil, wenn man so wohnt, dass man bei Osterspaziergang über die Grenze marschieren kann.


    Seitdem ich (nur noch für Spässkes und alte Bestandskunden) aufs digitale Mischen umgestiegen bin und kein gutes Gefühl dabei habe, was die analoge Sicherheit anbetrifft, habe ich ein A&H-Kleinpult im Kofferraum liegen. Aus den großen Nummern bin ich eh raus, da ich mich in Sachen Licht & Ton beruflich neu orientiert habe; was ich jetzt noch mache, geht mit einem QU-16 und der digitalen Stagebox. Sollte das Ding wirklich mal vor Ort die Segel streichen, könnte ich zumindest mit den wichtigsten Sachen irgendwie weitermachen, wenn das Wizard hervorgeholt wird. Ohne QU, ohne Stagebox, neben der Bühne - für vier Vocals und den Rest für die Instrumente heiß gesteckt. Dann kann ich die Produktion wenigstens irgendwie beschallend zu Ende bringen - im anderen Fall müsste ich kleinlaut zum Veranstalter dackeln und erklären, warum ich jetzt abbauen muss. Und in Zeiten, wo sogar millionenteure Flugzeuge kaputt gehen, weil irgendwo ein Kabel am Arsch ist, darf ich mir auch ein ausgefallenes Mischpult leisten, das 20 Minuten Ruhezeit in einer ungeplanten Umbaupause verursacht. Im Juni habe ich nochmal eine Geschichte mit > 1000 Personen Auditorium, die zahlen wohl um die 15 € Eintritt, und ich stelle da auch richtig was in Rechnung. Das Ganze ~ 250 km weg von hier - da ist ein größerer Anhänger dabei, eine separate Reserve-Endstufe mit mindestens 2x 1,5kW / 8 und ein großes Sparepult. Bei sowas hört der Spaß dann doch auf mit der Improvisiererei, da leihe ich dann das Material zu; die Alternative ist nicht nur eine Menge Ärger, sondern auch drohende Konventionalstrafen usw. Die 50 Euro ist mir meine Nachtruhe wert.


    Alles andere (Mikrofone, NF-Leitungen, Boxen, Endstufen) sind beliebig umkonfigurierbar. Fallen die beiden kleinen Tops beim Aufbauen in den Gartenteich, gibt's PA eben mit den Monitorwedges, die haben auch einen Flansch drin, aber irgendwie geht es dann immer. Gibt eine der Endstufen den Geist auf, macht die andere eben alles, was noch möglich ist, im schlimmsten Fall wird es etwas leiser oder es gibt bloß noch ein bis drei Monitorwege und nicht mehr vier bis sechs. Alles hundertmal besser als abbauen und einpacken!

  • Ich nehme nur Exoten als Ersatz mit.
    Das kann bei einem Mehrtagsfestival mit mehr als einer Stunde Fahrtzeit ab Lager gerne ein Schwung Ersatztreiber für Exotenholz sein, oder zumindest ein paar Endstufenkanäle mehr, als nötig. Ersatzbrenner und zusätzliche Farbfolien(-Rahmen) sind eh Pflicht. Auch ein oder Zwei Lampen, die eh am Lager rumschimmeln kommen mit.
    Das spart Nerv und Zeit.
    Kabel und Mikros sind eh nicht mit der heissen Nadel gestrickt, da dort gerne mal eine Überraschung droht. Das ist dann eh eingerechnet, da die Veranstalter mit Ridern und Umbauplänen meisst überfordert sind. Dann wird einfach mehr berechnet, das sieht der Veranstalter sowieso als Serviceleistung, damit der Zeitplan eben nicht durch kleinste Maleschen zusammenbricht.


    Aber Pulte?!? Vorkonfigurierte Ampracks? Multicores? Ersatzboxen?
    Dafür nehme ich höchstens die Visitenkarte eines Kollegen aus der näheren Umgebung des Veranstaltungsortes und genügend Improtalent mit.

    ...hauptberuflicher Sarkastiker.

  • Bei der Anschaffung von Endstufen darauf achten, dass sie 2 Ohm- tauglich sind. Falls mal ein Amp ausfällt, kann die betroffenen Boxen auf den/die noch heilen Amp/s verteilen.

  • Zitat von &quot;Dienervt&quot;

    Bei der Anschaffung von Endstufen darauf achten, dass sie 2 Ohm- tauglich sind. Falls mal ein Amp ausfällt, kann die betroffenen Boxen auf den/die noch heilen Amp/s verteilen.


    Halte ich für ausgesprochen grenzwertig bis fahrlässig.
    Abgesehen von der Frage, wo denn fallweise der Grund für den Ausfall zu suchen ist/war, halte ich es für fragwürdig, beim Ausfall eines Systems das andere in einen Betriebszustand zu bringen, der an sich schon eine Überlastung darstellt, von der Wiedergabe mal abgesehen.

  • Wieso siehst du es als fahrlässig an, eine Endstufe, die 2 Ohm stabil ist, auch bei 2 Ohm zu betreiben.
    I.d.R. betreibe ich sie auch nur bei 4 Ohm, aber hätte bisher nichtmal bedenken gehabt, sie auch mal geplant bei 2 Ohm zu betreiben.


    Bei einem Auto darf man das Gaspedal doch auch voll runterdrücken, ohne das es fahrlässig für den Motor ist, oder?

  • Zitat von &quot;christophh&quot;

    Bei einem Auto darf man das Gaspedal doch auch voll runterdrücken, ohne das es fahrlässig für den Motor ist, oder?


    Hihi, kann bei manch US-Car in die Hose gehen - wird nach einigen Minuten mit Überhitzung quittiert :grin:

    Lieber mit Röhre geampt, als in Selbige geschaut!

  • Zitat von &quot;christophh&quot;


    Wieso siehst du es als fahrlässig an, eine Endstufe, die 2 Ohm stabil ist, auch bei 2 Ohm zu betreiben.


    Weil es grundsätzlich fragwürdig ist, einen technischen Gegenstand, gleich welcher Art, konsequent in einem Grenzbereich zu betreiben.


    Natürlich kann man ein Auto ständig Vollgas fahren.
    Ob das wirtschaftlich ist, und/oder mit einem erhöhten Verschleiss einhergeht, wäre zu prüfen...

  • Zitat von &quot;Jürgen Klingel&quot;


    Hihi, kann bei manch US-Car in die Hose gehen - wird nach einigen Minuten mit Überhitzung quittiert :grin:


    Nunja, hierzulande würden beim minutenlangen Durchdrücken des Gaspedals so manche lässige Fahrer vielerorts eine eingehende Betrachtung ihres Airbag's vornehmen.


    Denn es gibt schlichtweg zu viel davon:
    https://www.youtube.com/watch?v=m3xgSH-mQUw#t=21
    https://www.youtube.com/watch?v=Ev4LQnLZStI


    Bei 2-Ohm stabilen Endstufen (z.B. RAM DQL-7) hab ich keinerlei Bedenken - sie bei 2,7 Ohm zu betreiben.
    Denn auch die kleineren Modelle dieser Serie (DQL-4 und kleiner) sind 2 Ohm stabil.


    Ich kann mich jedoch nicht erinnern, jemals irgendeine Endstufe tatsächlich bei 2,0 Ohm betrieben zu haben.
    ... auch wenn RAM 4004, DQL-Serie, KMT DC-Serie, Master Audio DL-Serie, und einige andere vorhandene Stufen das problemkos können...

  • Zitat von &quot;Jürgen Klingel&quot;

    Hihi, kann bei manch US-Car in die Hose gehen - wird nach einigen Minuten mit Überhitzung quittiert :grin:


    Ja, gibt eine Menge US-Cars, die dann einfach die Grätsche machen, schlicht nicht dafür ausgelegt. Auf der anderen Seite haben europäische Autos manchmal mit der niedrigen Oktanzahl des US-Sprits zu kämpfen (nur 87 statt 91 bei Normal bzw. 95 bei Super). Moderne Motorelektronik kommt damit klar, die Leistung ist reduziert und der Verbrauch in der Regel erhöht (was es auch unsinnig macht, Normal statt Super zu tanken, wenn der Motor damit klarkommt, um Geld zu sparen).


    Auf VAs umgemünzt würde das bedeuten, daß die Amps mit 2 Ohm klarkommen, die Leistung aber wieder sinkt statt steigt und/oder die Verstärker in eine geplante (oder auch ungeplante) Kompression gehen. Jup, genau das ist bei manchen Amps auch tatsächlich schon zu sehen.

    You probably have the right hammer, you've just got to stop hitting your thumb.

  • Bringen wir es auf den Punkt:
    Lieber leise mit einem Bass/Top Stack fahren, als den Amp auf Hochleistung zu prügeln. Das halte ich auch für am sinnvollsten, eh alles zusammenbricht.



    Aber mal eine ganz andere Sache, die mir erst kürzlich durch den Kopf ging:
    Was ist wenn nicht zwangsläufig die Technik ausfällt, sondern der Mensch der dahinter steht? Der gebuchte DJ wird kuzfristig krank, etc.
    Ich handhabe es mittlerweile so, das ich mich ausschließlich um die Technik kümmere und DJ´s jeweils vermittelt werden. Die meisten machen hierfür selbstständig Verträge und organisieren im Bedarfsfall auch Ersatz.
    Aber auch wenn das schief gehen sollte. Wenn die Kunden die DJ´s über Euch buchen, seid Ihr letztlich in der Pflicht auch für Ersatz zu sorgen. Egal ob im Vertrag etwas anderes steht, der Kunde wählt meist den "kürzesten Weg" zum Technikhaus :roll:


    Habt Ihr hierfür extra Leute im Hintergrund organisiert (egal ob DJ, FOH, Stagehand, etc.), springt Ihr im Bedarfsfall dann selbst ein oder muss die VA gänzlich ausfallen?
    Wenn eine ganze Band wegfällt ist das natürlich etwas anderes. Aber auch hier wären eure Improkünste sehr interessant.
    Solltet Ihr einen Schwank aus eurer früheren Zeit erzählen wollen, ist dies hier natürlich gern gesehen :grin:

  • Zitat von &quot;Tom Wantler&quot;


    Lieber leise mit einem Bass/Top Stack fahren, als den Amp auf Hochleistung zu prügeln. Das halte ich auch für am sinnvollsten, eh alles zusammenbricht.


    Nicht "leise", sondern "leiser". Der Verlust an dB ist erstaunlich gering.


    Zitat von &quot;Tom Wantler&quot;


    Solltet Ihr einen Schwank aus eurer früheren Zeit erzählen wollen, ist dies hier natürlich gern gesehen


    Anruf um 19.30 Uhr: "Wir brauchen eine Lautsprecheranlage für einen Polterabend!"
    "OK, kein Problem. Wann soll denn das sein?"
    "Na ja, wir haben gedacht, Sie fangen gleich an. In einer halben Stunde kommen die Gäste, und der gebuchte DJ hat uns versetzt." :grin:

  • Zitat

    Was ist wenn nicht zwangsläufig die Technik ausfällt, sondern der Mensch der dahinter steht? Der gebuchte DJ wird kuzfristig krank, etc.


    Wenn aus dem speziellen Teil des Bekannten-Kreises sich niemand finden lässt, gibs zur Not noch dieses Forum.
    DJ-Suche wird ja gelegentlich genutzt hier.

    Zitat

    Ich handhabe es mittlerweile so, das ich mich ausschließlich um die Technik kümmere und DJ´s jeweils vermittelt werden. Die meisten machen hierfür selbstständig Verträge und organisieren im Bedarfsfall auch Ersatz.


    Ideal wäre es natürlich, wenn diese DJ sich auch selbstständig um die Auftritts-Termine kümmern würden, sodaß wir wirklich nur als reine Technikdienstleister tätig werden.
    Arbeitsteilung ist doch ein bewährtes Prinzip, oder glaubt irgendein Gast, daß die Kellnerin/Serviertochter/Stewardes/Saft-Schuppse das Essen höchstpersönlich zubereitet/gekocht hat ?