Monitoring von "Up-Stage"

  • Hi,


    ich habe in eine akustisch schwierigen Halle das Problem, dass mit der Monitor-Sound auf der Bühne den Saal-Sound "verwäscht".

    Also ich bekomme relativ viel Sound-Müll von der Bühne mit in den Saal und somit wirkt der Gesang indirekt und unverständlich.


    Meine Idee ist jetzt, die Monitore nicht "klassisch" an die vordere Bühnenkante zu stellen und in den Bühnenraum rein zu schallen. Sondern ich würde gerne versuchen von hinten aus der Bühne raus zu beschallen und das Monitor-Signal praktisch als Vocal-Nahfeld für die ersten Reihen mit zu nutzen.

    Das PA Signal würde ich dann per Delay an die Laufzeit der Monitore anpassen, so dass beim Zuschaue ein homogenes Signal ankommt. (vielleicht sogar die Ortung AUF und nicht VOR der Bühne ist, was ein weiterer Vorteil wäre...)


    Hat jemand von euch schon mal einen Sänger "von hinten" mit Monitor beschallt ?

    Klar jeder ist gewohnt, dass der Monitor vorne steht, aber ist diese Position wirklich so wichtig.

    Vielleicht gibt es ja auch ein paar Sänger oder Musiker, die mir hierzu ihre Gedanken oder sogar Erfahrungen mitteilen können.


    Es geht mir bei der Diskussion um das Feeling der Darsteller. Die technische Auswirkung auf den Saal-Sound kann notfalls selber ausprobieren...


    Danke,

    Cheesy

  • Es geht mir bei der Diskussion um das Feeling der Darsteller. Die technische Auswirkung auf den Saal-Sound kann notfalls selber ausprobieren...

    dazu kann ich was sagen:

    falls du dort mit wechselnden bands zu tun hast, dann lass es. solche experimente kann man nur machen, wenn die musiker mitspielen.


    im grunde genommen finde ich deine idee gar nicht so abwegig, aber ich befürchte dass du hier, vor allem eben wenn der raum schlecht bedämpft ist, nicht genug "GBF" hinbekommen wirst.

    zusätzlich zu dieser problematik musst du dann in der front auch noch gegen den gewünschen monitormix ankämpfen, welcher möglicherweise von deinem gewünschen ideal stark abweicht. ich kenne musiker, die wollen einfach nur ihre stimme auf dem monitor, sonst nix!

    will heissen: das publikum hört dann immer den monitormix mit, und zwar sehr direkt.


    grundsätzlich wäre es aber mal einen versucht wert, ob diese vorgehensweise in deinem falle wirklich eine verbesserung bringen könnte. aber erwarte bitte nicht, das fremde bands das so akzeptieren werden.

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • An sich ist die Idee ja genau das, was Bose mit den Säulen gross bewirbt. Die Säulen sollen hinter den Musikern stehen und dienen als PA und Monitore zugleich.


    Praxiserfahrungen dazu habe ich nicht, sehe aber, dass die Dinger in der Region verkauft werden wie "warme Weggli" (weiss nicht, obs die Redensart mit warmen Semmeln auch gibt ;) ). Deshalb müsste mit dem Hinweis "das ist wie mit dem Bose" die Akzeptanz bei vielen Bands durch die Decke schiessen.


    Was ich aus eigener Erfahrung sagen kann - ich war früher sehr stark darauf angewiesen, dass der Monitor so steht, wie ich es mir gewohnt war. Hatte der Monitor eine abweichende Position, hatte ich deutlich mehr Mühe, damit klar zu kommen.


    An deiner Stelle würde ich auch mal probieren, wenn genügend Zeit zur Verfügung steht. Ein FETTES Backdrop, Teppich und dergleichen hilft übrigens auch, die Bühne ein wenig vom Soundmüll zu befreien.

    Der Ton macht die Musik.

  • Hey, danke für eure Antworten.


    Ja, da Habe ich eIn paar Infos unterschlagen (oder schlicht vergessen)...


    Also das Ganze ist eine Theater Produktion.

    Aktuell ist es bei Bühnenbildnern sehr gefragt, das Bühnenhaus So zu sehen, wie es ist. Also schwarz gestrichene Beton-Wände mit der üblichen Bühnen-Maschinerie... Keine Chance für Samt oder Molton-Backdrops.


    Klar bestimmt der Monitor-Sound dann deutlich den Saal Sound, aber ich erhoffe mir, dass das in positiver Art geschieht. Vocals kann man im Theater/Musical fast nie genug haben :)

    Wenn ich dadurch genug Sprachverständlichkeit erreiche, kann ich die Band Problemlos auf der PA lauter machen...


    Lediglich, wenn lead-Instrumente auf der Bühne gewünscht werden, könnte das problematisch werden (z.B. Klavier) .... Aber ein Versuch ist es ja wert :)


    Gruß

    Cheesy

  • Wenn schon ein Bühnenhaus vorhanden ist, kann man ja auch 'mal die Akkustik-Dusche von oben probieren...

    ...an sonsten als Sidefills stellen, oder die Monitors nicht parallel zur Rampe stellen, sondern 45° verdrehen, um die Reflexionen von der Rückwand so gering wie möglich zu halten... - diese nämlich kommen verzögert beim Publikum an, was zu einer Art Echo (Unverständlichkeit) in Deinem Frontmix zu dem von Dir beschriebenem Soundmüll führt



    sec

    "geht nicht" ? - gibt's nicht !

    ...ja, das war schon immer mein Avatar :evil:

    "Mit der Dummheit kämpfen Götter selbst vergebens" (Friedrich Schiller, " Jungfrau von Orleans")

  • Wenn der Rest leise genug ist, dann geht das.

    Das Problem dabei ist, dass das menschlische Gehör aufgrund der Ohrmuschelform im wichtigen Präsenzbereich eine Fokussierung nach vorne bildet - kommt die Beschallung von hinten, musst du in diesem (recht feedbackgefährdeten) Frequenzbereich über den Daumen gepeilt bis zu ca. 6dB anheben, um das gleiche Lautheitsgefühl zu erreichen.


    Im Endeffekt ist das für den Menschen die sich einzige Chance vorne und hinten (sowie oben und unten) akustisch unterscheiden zu können - durch die Klangdifferenz von Direktschall und Reflektion.

    Freelancer für Audio Beschallung/Recording seit 2003 - Alle Beiträge spiegeln meine persönliche Meinung/Erfahrung als von Herstellern & Vertrieben unabhängiger Tonmensch wieder

  • ...der Ausdruck "Lautheit" gefällt mir, da nicht viele etwas damit anfangen können 8)


    sec

    "geht nicht" ? - gibt's nicht !

    ...ja, das war schon immer mein Avatar :evil:

    "Mit der Dummheit kämpfen Götter selbst vergebens" (Friedrich Schiller, " Jungfrau von Orleans")