Akkustikdecke Ideen?

  • Hallo Kollegen,

    ich bekam vor ein paar Tagen die Anfrage, mir mal einen Raum in einem Schloss anzusehen.

    Dieser hallt sehr stark, gefühlt ca. 3 Sekunden Nachhall, viele Fenster, karge Wände und kaum Inhalt aufgrund von Renovierung und Neueinrichtung.

    Der Kunde möchte gern den Nachhall mindern.


    An den Wänden kann man nicht viel machen, außer die Fenster mit Vorhängen versehen, aufgrund des Denkmalschutzes.

    Was bleibt, ist die Decke. Ein ähnlicher Raum in diesem Schloss hat Raufaser unter der Decke, das holt locker eine Sekunde raus.


    Was habt ihr denn so an Erfahrung um die Akustik zu verbessern bzw. den Hall zu mindern? Decke abhängen geht eher schlecht. Also bleiben eventuell Lösungen mit Akustik-Filz, da sind bereits ein paar Musterstücke bestellt.


    Ansonsten bin ich erst einmal der Meinung das die Raumeinrichtung und schwere Vorhänge an den Fenstern sehr viel bringen wird und man sich fürs erste nicht so viele Sorgen machen muss.


    Ein Bild kann ich gerne später noch anhängen.

  • Was bleibt, ist die Decke. Ein ähnlicher Raum in diesem Schloss hat Raufaser unter der Decke, das holt locker eine Sekunde raus.


    Das ist wohl eher ein Trugschluß ... Raufaser an der Decke dämpft bestimmt so gut wie nichts ... eine Frage, darf man die Akustikmaßnahmen sehen/wahrnehmen ? und gibt es ein Budget ?

  • mach doch erst mal ne Messung, dann weisst du wie viel in welchem Bereich weg muss. Anhand dessen kann man auch den Umfang besser abschätzen.

    Freelancer für Audio Beschallung/Recording seit 2003 - Alle Beiträge spiegeln meine persönliche Meinung/Erfahrung als von Herstellern & Vertrieben unabhängiger Tonmensch wieder

  • Was bleibt, ist die Decke. Ein ähnlicher Raum in diesem Schloss hat Raufaser unter der Decke, das holt locker eine Sekunde raus.



    das wäre eine wundertapete, mir deren lizensierung du enorm viel geld verdienen könntest ^^

    nein, ganz im ernst: sowas geht nicht mit einer tapete. niemals, nie.


    wenn du dich mal ein bisschen in das thema einliesst wirst du feststellen, dass man zum absorbieren von schallenergie am besten weiche und/oder poröse oberflächen benutzt. und je tiefer die frequenz ist, die bearbeitet werde soll, desto dicker (oder weiter vor der wand) muss das schalldämmende material sein.

    die besten dämmungswerte erreicht man in "schalltoten räumen", du hast sowas vielleicht schonmal gesehen. das wäre natürlich hier viel zu extrem, aber das veranschaulicht die thematik vielleicht ein bisschen. mit einer tapete erreicht man jedenfalls so gut wie gar nichts. zumindest nicht mit den materialien, die derzeit auf diesem globus verfügbar sind ;)


    also schliesse ich mich hier an:

    zunächst mal eine richtige raummessung mit einem dodekaeder machen, dann auswerten, dann kann man überlegen wie man weiter vorgehen kann.

    bei denkmalgeschützten räumen kommt man da allerdings sehr schnell an die grenzen des machbaren. hier kann man eigentlich fast nur mit vorhängen (auch vor den wänden) arbeiten, weil diese die architektur wenigstens nicht baulich verändern. da hat das denkmalamt aber sicher ein wörtchen mitzureden.

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Ich tröte mal in dasselbe Horn.


    Den Raum mit schallweichen und Absorbierenden Materialien auskleiden. Molton (gibt es nicht nur in Schwarz) ist super und zudem dem Brandschutz zuträglich. Schallabsorber in den Ecken aufstellen und an den Wänden entlang. Boden mit Teppich auslegen.


    Ich hab neulich folgendes Gimmick im Netz gefunden, was genau hierzu passt:

    http://www.hunecke.de/de/rechner/raumakustik.html

    Vielleicht kennt das ja der eine oder anderen und wenn es neu ist, dann prima.

    Laut heisst nicht immer gleich gut und toll und wer schreit ist meist im Unrecht.

  • Also bei meinem letzten Projekt (ebenfalls "heikler" und geschichtsträchtiger Bauart, jedoch kleiner) hiess das Zauberwort ja "Basotect"; ich war letztens noch mal nach einer ganzen Weile wieder in dem Raum (ca. 50qm) drin, es ist immer wieder erstaunlich was ein paar verteilte 5cm Platten bewirken:


    Für meinen Geschmack fehlt noch ein Tieftonabsorber, aber der Kunde ist soweit zufrieden.


    Früher hat man dort nach 10 Minuten fast schon Kopfschmerzen bekommen.

    Übrigens schön verpackt als handwerklich durch hiesiges Gewerbe gemeinschaftlich gestaltetes Wandkunstwerk.

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  • mit dem hier https://www.roomeqwizard.com/ , vor allem wg obiger Darstellungsoption - ich kann da die Resonanzen besser zuordnen als im Wasserfalldiagramm. Ansonsten auch gerne mit Fuzzmeasure. btw. wenn man beide parallel benutzt, sollte man mit fuzzmeasure messen und diese Messung im REW importieren, umgekehrt hat's leider irgendwo einen blöden Fehler drin.


    Zu beachten ist allerdings noch, dass es sich oben nur um einen von 4 oder 5 Messpunkten handelt - gerade bei den Raumresonanzen muss man noch gut abschätzen wo diese am besten messbar sind.

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  • Man muss da differenzieren, in welchem Frequenzbereich etwas bewirkt werden soll. Je tiefer die Frequenz, desto schwieriger.


    Einen Konferenzraum haben wir mal deutlich besser bekommen mit ein paar selbstgebastelten Absorber-Panels: Hartfaserplatte, bereits vom Baumarkt passend geschnitten, darauf eine handelsübliche Glasfasermatte (was normlaerweise zur Wärmeisolierung verwendet wird), einmal Stoff drüber, umgeschlagen, auf der Hartfaserplatte festgetackert. Fläche der Panels grob geschätzt 5% der Raumbegrenzungsflächen.

    Bitte keine fachlichen Fragen per PM - Inhaber von dBmess

  • Ja wir haben bei uns in einem Raum (ca. 10x4m) 4 Stück von den weissen Absorberplatten (100x100x5cm) an die Decke gehängt. Es ist zwar weit weg von perfekt, aber klar besser als vorher.


    Von einem Kollegen im Gastronomiebereich weiss ich, dass sie auf der Unterseite der Tische Pyramidenplatten angeklebt haben. Er sagte, dass das einen grossen Unterschied ausmache.

    Der Ton macht die Musik.

  • Hier mal ein Bild von dem Raum der akustisch der schlechteste ist.


    das Budget ist eher begrenzt.... es gibt keine Konkrete Summe, die Kosten sind eh schon höher als erwartet g*.


    Von meiner Seite angedacht sind erst einmal schwere Vorhänge, defintiv eine Inneneinrichtung und halt gerne eine Lösung für die Decke bevor die Inneneinrichtung kommt.


    Versuchsweise vorhanden sind ein paar Bahnen Akustik-Filz für die Wände bzw. als Überlegung diesen in Bahnen an die Decke zu hängen.

  • Das ist ja so rein optisch ne absolute Netzhautpeitsche...!


    Ich verstehe auch nicht, dass man sowas 'designen' kann - der Innenarchitekt gehört dafür dort drei Wochen eingesperrt.

    In meiner Schulzeit Mitte der 80er war ja ein Filzboden immer das Mittel der Wahl. Vermutlich weil Schüler damit den wenigsten Unfug anstellen konnten; mal von Kaugummiexperimenten abgesehen...

    Das ist tatsächlich die Art Raum, wo Dämpfer unter Tischplatten, Stühlen, Regalflächen etc. Verbesserung bringen. Muss ja kein Noppenschaum sein, sogar Kunstrasen wird etwas bringen.

    Auch Sitzpolster auf den diversen Stühlen dürften von Vorteil sein.

    ...hauptberuflicher Sarkastiker.

  • also die fenster scheinen ja einen großen anteil der begrenzungsflächen auszumachen. insofern wäre eine absorption über dicke vorhänge sicher sehr wirksam. das dumme daran ist nur, dass dann wohl zu wenig licht in den raum kommt - und die vorhänge dann sicher als so ne art stoffwurst zusammengebunden werden ;)

    damit verringert sich gleich wieder die wirksamkeit.

    wie ist es denn mit den flächen zwischen den fenstern? dürfen dort schwere vorhänge hängen? die farbe ist dabei übrigens völlig egal, somit wäre auch blau eine option^^


    das anbringen von absorbern unter den tischen kann man tatsächlich probieren, schaden tut es definitiv nicht!

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • weil ich mich letztens dort als Buffetfräse betätigt habe, verlinke ich jetzt mal das Bild dieser Gaststättenräumlichkeit


    Mittendorf Buchhagen


    durch diese rechteckigen, scheinbar leichten an der Decke abgehangenen von unter angestrahlten Lampenreflektoren in größer Anzahl war eine 1 A Akustik im Saal.

    ich konnte mich selbst kauen hören ;)

    Gruß an alle und an Big Määääc