überdenken des eigenen tuns

  • TomyN

    Genau das meinte ich mit den kleinen Dingen nebenbei. Wenn ich durch meine Arbeit als Tontechniker an dem Tag nicht auffallen kann oder soll dann eben gerne durch Nettigkeit.

    Und da gehört das Lob über den selbstgemachten Kuchen genau so dazu wie ein freundlicher Umgang mit dem Hausmeister.

    Gerade dadurch kann ich diese eigene Messlatte oft doch erreichen auch in den von dir geschilderten Umständen.

    Privater Account mit meiner persönlichen Meinung.

    Sollte es ein Problem mit meiner Neutralität zu einem Thema geben mache ich das im Beitrag kenntlich. :thumbup:

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    Application Support Engineer - HK Audio

  • Schon in meinem Naturkundebuch in der Grundschule stand: "Für die Fehler anderer ist man wie ein Luchs, für die eigenen wie ein Maulwurf." ;)

    Vielleicht vergaß rubicon dazu zu sagen, dass ihn dieses Vorkommnis über sein eigenes Tun gründlich nachdenken ließ. Hmmm.

  • Vielleicht vergaß rubicon dazu zu sagen, dass ihn dieses Vorkommnis über sein eigenes Tun gründlich nachdenken ließ. Hmmm.

    Er hat doch gesagt, dass dieses Ereignis ihn in seinem tun bestätigt hat. Der Thread heißt doch "Überdenken des eigenen Tuns". Die Erkenntnis dieses Überdenkens kann ja durchaus positiv sein.

  • Das Beispiel mit den eigenen Schlagzeugmikrofonen finde ich super.

    Bei mir ist auch eine Bandtonler bei einer 0/8/15 Veranstaltung mit 7 Rockbands im 3/4 Stundentakt mit eigenen Mikrofonen angerückt. Meine Antwort: NEIN! Alle Bands hatten die gleiche Backline und das gleiche Schlagzeug. Ein eigenes Gesangsmikro ist o.k., aber das wars. Veranstaltung natürlich ohne extra Monitortechniker und Umbau 10 min.

    Andere Veranstaltung, fette PA auf kleinen Raum (100m² mit 5x4m Bühne)

    Der Bandtonler schaffte es mit Compressor auf allen Kanälen + P.A. Summe einen mp3 Sound hinzulegen, der zum kotzen war.

    Manche "Kollegen" sollten mal über ihren Job nachdenken, ob eventuell nicht ein anderer besser für sie wäre.

    OK, ich sag' jetzt doch was dazu, Resultate des Überdenkens des eigenen Tuns sozusagen. Ich bin jetzt mal einer von denen mit den eigenen Schlagzeugmikrofonen. Wir würden trotzdem niemals aufeinander treffen weil:


    1. ich loose-loose Situationen vorhersehen kann.

    2. guter Sound was mit guter Vorbereitung zu tun hat. Wenn ich merke, dass ich an dieser Vorbereitung nicht in einem für mich sinnvollen Maß teilhaben kann, mache ich den Job nicht.

    3. ich in seniler Vorhersehung ganz bestimmt der Band raten würde, auf mich für diesen Gig zu verzichten unter vielen anderen Gründen auch um keine Konflikte mit der auf einer solchen Veranstaltung zu erwartenden Sorte VT-Kollegen erleben zu müssen.

    4. die Band mich entweder für einen solchen Gig nicht angerufen hätte oder sofort zustimmen würde, dass ich zu Hause bleibe, weil sie erleichtert feststellen würden, dass meine Mischergage in keinem Verhältnis zur bei dieser Sorte Veranstaltungen zu erwartenden Bandgage steht.


    Also es ist doch so, dass dieser junge Mann zum Spielen gekommen ist. Wenn Du schlau bist, bist Du entweder darauf eingerichtet, das er spielen darf oder du machst mit dem Veranstalter vorab ein Konzept aus, das dieses Spielen im Vorfeld verhindert. Unprofessionell von einem 'local' finde ich es, dann im Veranstaltungsverlauf deshalb Theater zu machen.

  • ...wenn man lang genug "local" ist und mehr oder minder regelmäßig mit solchen Situationen konfrontiert wird, bleibt einem garnix anderes übrig, als nach "Vermeidungsstrategien" zu suchen.

    Das werden zwangsläufig andere sein, als die vom Bandtonler. Leider scheitern letztere gerne, weil sie sich eben nur auf die Band konzentrieren und nicht das "gesamte Umfeld" betrachten.


    Stellen wir uns -nur für Sekundenbruchteile- vor, der Threadersteller wäre nicht im Urlaub, sondern dienstlich auf die Situation getroffen...


    Letztendlich muß aber jedem klar sein, daß der Weg zur Spitze eben exponentiell Ressourcen verbraucht. Jeder kleinste Fehler muß an anderer Stelle massivst korrigiert werden.

    Die besten Partys sind aber immernoch unter Freunden, mit einem kühlen Getränk und "Mucke zum mitgröhlen"; die beste Stimmung auf Partys ist in der Küche.

    Vielleicht,m weil jeder das Perfekte anstrebt und froh ist, wenn "das Normale" dann ganz ohne Zwang, Steifigkeit & Aufwand Spass macht.


    Die Gigantomanie, die der Kollege Rulfs (zu Recht) hinterfragt, ist aber Antrieb der ganzen Veranstaltungsindustrie. Vor über 50 Jahren konnte man noch vier Engländer in eine Arena in den USA stellen - ohne Lichteffekte, ohne Videos und verglichen zum Lärm der Fans auch nahezu ohne Ton.

    Das würde sich wohl fast jeder von uns heute noch (kostenlos) in seiner Freizeit anschauen - aber da arbeiten mag auch wieder kaum jemand.

    ...hauptberuflicher Sarkastiker.

  • an einer vermeidungsstrategie arbeite ich auch gerade. und zwar werde ich vermutlich in einem umfeld mit einem fremden monitormischer keine eigenen mikrofone mehr mitbringen. meine erfahrungen in solchen situationen sind, das die allermeisten monitormischer ihre gewohnten EQ kurven einfach auf die ihnen fremden mikrofone anwenden - und die musiker dann oft unzufrieden sind.

    wenn ich den monitor mit den eigenen mikros vom FOH aus mache, kommen sie mit dem sound dagegen sehr gut klar. an den mikrofonen liegt es also nicht... 8o

    deshalb mein fazit:

    fremder monitormann = "standardmikrofonie"

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Bekanntes Phänomen ...hatte ich auch mal bei 'nem gaaanz berühmten Monitormann ... und da ging's um genau drei getauschte Mikros ...:)

    Auf der anderen Seite ist es ja so, dass bei großen Jobs mit den Großen der Branche auch in deren Portfolio andere Mikros als 57, 58, SM81 existieren. Da kann man sich ja drauf einrichten und das Passende bestellen. Jede große Company mit einer gewissen Tradition hat z.B. auch RE20, alte C451en u.s.w. Da sollte man einen gemeinsamen Nenner finden können.

  • Ich finde es allgemein sehr hilfreich, wenn man einen Abend das FOH betreut und Bandtechniker dann einige Dinge anders machen, als man es selbst machen würden.


    Es ist mir schon häufiger passiert, dass ich da Arbeitsweisen oder einfache Kniffe gesehen habe, denen ich vorher nicht einen so wichtigen Effekt auf den Sound zugeschrieben hätte. Man lernt viel von Kollegen. Sicherlich ist das auch nicht alles Gold, was die sich manchmal zusammen mixen, aber das eine oder andere interessanten Detail ist immer dabei.


    Generell habe ich z.B. bemerkt, dass ich oft zu zaghaft war. Wenn eine Frequenz stört, wird sie inzwischen viel radikaler gezogen und ähnliche Situationen.

  • ganz ehrlich: was ich wirklich nicht so mag, sind kollegen die beim soundcheck hinter mir stehen und mir genau auf die finger schauen... 8o

    ganz ehrlich, ich mache das auch nicht.

    aber es stimmt natürlich, das man sich durch zusehen schonmal einiges abschauen kann. zumindest für die jüngeren kollegen ist das wichtig. im laufe der zeit eignet man sich dann eine eigene arbeitsweise an, und sobald die gut funktioniert braucht man auch nicht mehr schielen... ;)

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Ich finde ebenfalls, man/ich sollte das öfter tun, das über die Schulter schauen. Manchmal erinnert einem das auch an Dinge, die man eigentlich weiß oder wissen könnte, aber trotzdem nie so richtig ins eigene Verhalten eingebaut hat.

    Erlebtes Beispiel, noch gar nicht so lange her: Der Kollege der vor mir mischt, hat einen supertollen Snarehall auf einem M7CL. Ich muss schauen, wie er das macht, stutze weil es der gleiche Algo ist, den ich selbst nutze und sehe dann, dass er den mit hi- und lowpass einfach sehr viel energischer begrenzt hat als ich. Bingo!


  • Erlebtes Beispiel, noch gar nicht so lange her: Der Kollege der vor mir mischt, hat einen supertollen Snarehall auf einem M7CL. Ich muss schauen, wie er das macht, stutze weil es der gleiche Algo ist, den ich selbst nutze und sehe dann, dass er den mit hi- und lowpass einfach sehr viel energischer begrenzt hat als ich. Bingo!

    das "abbey road plate" :saint::saint::saint:

    No, it's not too loud. You're just too old!
    winners have parties - and loosers have meetings
    Technik haben viele - WIR können sie auch bedienen :)


    vu.gif

  • Ich finde ebenfalls, man/ich sollte das öfter tun, das über die Schulter schauen. Manchmal erinnert einem das auch an Dinge, die man eigentlich weiß oder wissen könnte, aber trotzdem nie so richtig ins eigene Verhalten eingebaut hat.

    Erlebtes Beispiel, noch gar nicht so lange her: Der Kollege der vor mir mischt, hat einen supertollen Snarehall auf einem M7CL. Ich muss schauen, wie er das macht, stutze weil es der gleiche Algo ist, den ich selbst nutze und sehe dann, dass er den mit hi- und lowpass einfach sehr viel energischer begrenzt hat als ich. Bingo!

    +1 ^^ (Wenn auch nicht auf nem M7CL)

  • Tolles Beispiel!


    Ich stehe jetzt seit ca. 20 Jahren am Pult, und trotzdem habe ich diesem Trick erst im letzten Jahr kennen gelernt.


    Daraus erkenne ich: man lernt nie! Aus!

    Privater Account mit meiner persönlichen Meinung.

    Sollte es ein Problem mit meiner Neutralität zu einem Thema geben mache ich das im Beitrag kenntlich. :thumbup:

    http://www.noon.ruhr


    Application Support Engineer - HK Audio

  • nein, man lernt nie aus. das ist richtig.

    im zweifelsfalle ist es mir aber lieber ich komme selbst auf ne neue idee, statt nur die arbeitsweisen von kollegen zu kopieren.

    aber vermutlich liegt die einzig wahre arbeitsweise irgendwo dazwischen... ;)

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Ich bin zwar spät dran, aber nachdem Karel auf Seite zwei bereits einen meiner „Plugin-verseuchten“ Mixe erwähnt hat, will ich ein paar Gedanken zum Thema teilen.


    Der unreflektierte Einsatz eines, egal welchen, Werkzeugs, der allein dadurch begründet ist, dass er möglich ist, wird früher oder später schief gehen.


    Nur weil mir Multiband Kompressor, dynamischen EQ, Brickwall Limiter, vermeintlich akkurat nachempfundenes Modell eines berühmten Opto-Kompressors (…) zur Verfügung stehen, heißt das ja nicht, dass ich alle diese Tools immer einsetzten sollte.

    Nur weil in meinem Kanalzug jeweils ein Kompressor und ein Deesser vorgesehen sind, muss ich ja nicht beide (oder überhaupt nur einen) einsetzen.

    Nur weil ich 12 Drum Mikros auf der Bühne habe, muss ich sie nicht (immer) alle verwenden…

    Nur Weil da ein Lautsprecher steht muss ich da nicht unbedingt was drauf schicken…


    Manchmal ist es eben weniger mehr und der beste Weg ans Ziel ist, wie von billbo beschrieben, den Bühnensound mit einzubeziehen und nur das zu ergänzen, was noch fehlt.


    Ein anderes Mal sehe ich mich gezwungen alle Register zu ziehen um meinen angeschlagenen Frontmann mit schlechter Mikrofontechnik, der schon bei voller Gesundheit nicht sonderlich viel Pegel bringt, im Mix knapp über das dichte Arrangement (von Live Band und geschmackvoll ausgewählten Stems der Albumproduktion) zu platzieren, sodass zwar jedes Wort verständlich bleibt, aber es auch an den lautesten Stellen nicht (zu sehr) wehtut.

    Da können da erwähnten „Plugins", die hier im Forum einen zweifelhaften Ruf zu haben scheinen, eben genau richtig sein.

    Eine typische Waves Lead Vocal Kette für mich wäre im skizzierten Fall:

    F6, RComp, C6, Apex Aural Exciter, LA2A

    Dazu auf dem „Alles-Andere-Bus“: F6 / C6, MaxxBass, VEQ4, L2

    Der Direct Out vom Vocal Kanal darf dann durchaus auch mal als Sidechain Input für die zweite Kette dienen.

    Die „Kunst“ beim Einsatz dieser Werkzeuge ist eben zu Erkennen wann sie zuträglich sein können und wann nicht.


    Manchmal klingt es eben schon genau richtig, so wie es ist und aus den Boxen kommen nur die Ansagen zwischen den Stücken.


    Dazu ein Zitat von Dave Pensado (glaube ich): „I can teach you how to get a great snare sound, but I can’t teach you what a great snare sound is."


    Mit meiner These, die eigentlich vorneweg sollte, komme ich jetzt wieder in der Diskussion an:

    Wer das eigene Tun nicht überdenkt entwickelt sich nicht weiter.


  • Wer das eigene Tun nicht überdenkt entwickelt sich nicht weiter.

    das ist ein sehr gelungener satz !!


    er beschreibt das eigentliche dilemma: "viel hilft viel" ist eher selten zielführend.

    und gerade in der oberen liga, wo meist kein mangel an möglichkeiten besteht, wird doch manchmal deutlich übers ziel hinaus geschossen. hier wäre "weniger ist mehr" mal eine durchaus überlegenswerte alternative ;)

    es bringt aber nichts, irgendwelche arbeitsweisen generell zu verdammen.

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Gerade mit der "subjektiven Wahrnehmung" sollte man vorsichtig sein ,

    da hierbei der eigene Horizont eine unüberwindliche Grenze darstellt .

    Warum hat man z.B. die erwähnten 4 Engländer so auftreten lassen ?,

    technisch wäre das damals auch anders gegangen .

    Tommy und Annika ; "Der Sturm wird immer stärker Pippi"


    Pippi Langstrumpf ; "Macht nichts . Ich auch"


    Astrid Lindgren