Konsistenz auf einer Tour

  • Ich lerne ja gerade viel von Oldschool-Engländern.


    Einen Punkt möchte ich mal teilen:


    Jeden Tag an jeder Position das gleiche Mikrofon, das gleiche Kabel verwenden. Auf der anderen Seite die gleichen Wedges, die gleichen Lautsprecherkabel.


    Das hat den riesigen Vorteil, daß im Falle einer Abweichung diese Faktoren ausgeschlossen werden können.


    Dazu gehört auch, Kabel immer in der selben Reihenfolge und über die selben Wege zu verlegen. So weiß man immer, was auf der Bühne geht.


    Linecheck immer auf die selbe Weise. Also auch Mikrofone immer mit der selben Wortfolge ansprechen. Auch hier fallen sofort die Problemzonen auf.


    Das Ziel ist maximale Konsistenz im Mix.

  • Einen ähnlichen Tick habe ich allerdings auch.

    Da ist neben einer gewissen Ordnungs- und Strukturliebe aber wohl auch ein bisschen Aberglaube dabei...

    Never stop a running System

  • "proper preparation prevents piss poor performance." Will heissen:

    Definierte Strukturen und Hierarchien schaffen Räume zum effizienten Arbeiten. Der Systech berechnet, hängt, verkabelt und checkt die PA und Ampcity. Der Monitorer baut, verkabelt und checkt Pultplatz und Monitoranlage. Der FoHler mikrofoniert, macht ggf. noch bei der Systemabstimmung mit und bringt seinen Arbeitsplatz an den Start.

    Keiner von denen muss beim Bühne bauen, Cases schieben, Stromkabel ziehen oder Backline wuchten helfen - dafür gibt's Gallowglass. Im Gegenzug arbeiten die Drei weitgehend solo (Easytilt!), behelligen den Tourleiter nicht mit lästigem Babykram wie der Frage nach Essen oder Getränken (gibt's eh, ansonsten halt "Golden Arches") und werden durch diesen vor nervigen Musikanten abgeschirmt bis es ernst wird -> Soundcheck.

    Wer so arbeiten kann schafft unglaublich was weg, behält den Überblick über den Zustand seines Materials und kann ggf. auch die oben erwähnten Taktiken anwenden um die Fehlersuche zu beschleunigen. Setzt allerdings eine professionelle Arbeitsethik bei den Handcrews (-> kein Dauergemaule über die feinen Herren die nix buckeln müssen) voraus. Da fehlt es in D/A/CH noch immer oft weit.

    Economics in eight words: "There ain't no such thing as free lunch."

    Einmal editiert, zuletzt von niggles () aus folgendem Grund: Grammatik...

  • Aufwändig..., aber klingt relativ Logisch, geht aber nur bei immer den selben Künstlern. Das mag schon helfen. Wird aber dann selten Helfer geben denen Du Aufgaben übertragen kannst.


    hmmm..... Da überleg ich mir so:

    Um das allerdings auf 100% zu bringen, muss es aber dann auch immer der selbe Raum / Ort sein...


    naja, Da ist aber schon was dran, an Aberglaube denke ich nicht, nur ein Beispiel:

    ich habe schon einige SM58 aus unterschiedlichen Herstellungsjahren, da ist nicht nur Streuung in der Produktion, sondern auch Abnutzung Klanglich beeinflussend. Checkt mal im Vergleich eure Mics...


    UND Kabel werden auch oft unterschätzt, vor allem wenn dabei alte mit Korodierten Steckern dabei sind. Auch das beeinflusst...

    Hier eine Alternative zu dem obigen Zeitaufwand mit Numerierten Kabeln:

    Simple, hilfreich und nicht wirklich Zeitaufwändig: Vor der Benutzung einfach ein Blick auf den Stecker werfen.


    LG Rebecca

  • aber klingt relativ Logisch, geht aber nur bei immer den selben Künstlern

    na ja, es geht ja hier eindeutig um "tour".

    da sind dann auch (meistens) die selben musiker am start ;)


    die idee mit den immer gleichen kabeln für die immer gleichen mikros und monitorboxen hat was, je nach situation kann man sich sogar kabelbäume basteln. wir hatten sowas früher auch mal in einer diskothek, in der wir drei livebands pro woche gefahren haben - auch immer die selben bands, dadurch war das so ne art "toursituation"

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • na ja, es geht ja hier eindeutig um "tour".

    da sind dann auch (meistens) die selben musiker am start ;)


    die idee mit den immer gleichen kabeln für die immer gleichen mikros und monitorboxen hat was, je nach situation kann man sich sogar kabelbäume basteln. wir hatten sowas früher auch mal in einer diskothek, in der wir drei livebands pro woche gefahren haben - auch immer die selben bands, dadurch war das so ne art "toursituation"

    Ja, Tour, eindeutig.


    In diesem Fall eine Tourette, 3 Gigs.


    Kabelbäume wurden natürlich exzessiv gebaut. Man will ja auch mal irgendwann Feierabend haben. Sowohl beim Aufbau als auch beim Abbau.

  • Hmm – du meinst vermutlich Konstanz, richtig?

    Bei 3 (!) Tourtagen? :/


    Tag 1 – wir raufen uns zusammen und kriegen es, wenn's denn gut läuft, bis ca. 1 Minute vor Einlass auf die Reihe. Erster Tourtag eben...

    Tag 2 – wir wissen, was gestern 'noch nicht rund' lief und überlegen, wie wir's heute stressfreier hinbekommen. Außerdem ist Bergfest.

    Tag 3 – wir beschäftigen uns ab Aufbaubeginn mit den spezifischen logistischen Problemen der Tourauflösung nach der Show. Wie z. B. schon mal 'exzessive' Kabelbäume zerlegen...


    Ist halt manchmal nicht so einfach mit der Konstanz. ^^

    "Okay. Wir machen das mit den Fähnchen."

  • Mit Proben, Reisetagen und Offdays waren es 16 Tage. Die Kabelbäume haben wir in den ersten 3 Tagen gebaut, und zwar so, daß sie auch für den letzten Gig auf der größten Bühne gepasst haben. Der einzige Festivalgig auf der Tour. Man will ja nicht 2 Wochen vorher schon Bauschschmerzen deswegen haben.


    Kabelbäume zerlegen war nicht Teil unseres Aufgabengebietes. Das ist Deprep und läuft (oder lief) im Lager ab.

  • Ich finde ja Konstanz total gut, auch Dinge wie ein kabelbaum oder eben vieles in ein case vorverkabelt lassen ist sicher richtig.


    Was mir aber immer wieder auffällt ist das zu oft das Konzept des „weniger ist mehr“ völlig außer acht gelassen wird, statt dessen werden unnötig komplexe setups gebaut in denen dann stundenlang nach Fehlern gesucht wird.


    Zwei Beispiele:

    Tourproduktion kommt, upstage ist das meiste schlüssig aber auch etwas oversized, aber für die Akustik Gitarre des Sängers habe ich mich dann doch gefragt ob das alles noch sinnvoll ist.

    Er hat über ein funkmikro gesungen und hatte InEar, die Gitarre war also das einzig benötigte Kabel vorne an der Bühne.

    Dazu Kamm dann erst das klinkenkabel in die DI, dann ein kurzes XLR in eine stagebox, dieses subcore ging dann auf ein Patch Panel, von da mit einem weiteren subcore auf die eigentliche Pult stagebox wo es mit einer Peitsche ( wo von der 8er immer noch nur ein Kanal belegt war ) angeschlossen wurde.

    gesplittet wurde Digital.

    Alle subcore jeweils mit Harting oder LK.

    Das waren meiner bescheidenen Meinung nach mindestens vier überflüssige steckverbindungen und somit Fehlerquellen.


    Ich hab gefragt, das war die ganze Tour so, also keine „gewachsene Struktur“ wo vorher noch mehr drauf lag.

    Vielleicht verstehe ich den Sinn dahinter auch einfach nicht.....

    ich hätte statt der diversen dicken cores einfach eine XLR Leitung zur DI gelegt.



    Zweites Beispiel:

    Die Produktion wählt die ursprünglich geplante PA ab, statt dessen wird nach Wunsch eine Industrie Standard PA zugemietet, inkl. Systemer und tollem 5000HE ( vielleicht auch nur 16HE :P) systemrack mit tollem Prozessor, extra Pult für mögliche Zuspieler oder moderationsfunken.

    Nach ca. 1,5 Stunden, nachdem die PA in der Luft war, beobachten hab ich mal gefragt ob alles ok ist, das wurde bejaht. Etwas zu hören gab es nicht....

    Nach meinem Mittagessen hab ich den immer noch im Controller suchenden Kollegen gefragt was los wäre, die Antwort war „irgendwelche Sync Probleme“. Ob ich ihm nicht einfach ein analoges Signal geben soll wollte ich wissen, aber die Gesichter sprachen Bände, das kurze „klingt nicht gut genug“ machte den Rest.

    Ich dachte mir zwar das weniger gut besser wäre als gar nicht, aber das waren ja die Profis ;)

    Ich durfte dann ins Hotel, konnte schön duschen, das die vereinbarte einlassmusik nicht lief zum Einlass war mir schon fast klar :rolleyes:



    Mein Fazit: bei aller Planung immer mal wieder hinterfragen ob es nicht einfacher geht!

    Privater Account mit meiner persönlichen Meinung.

    Sollte es ein Problem mit meiner Neutralität zu einem Thema geben mache ich das im Beitrag kenntlich. :thumbup:

    http://www.noon.ruhr


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  • Was mir aber immer wieder auffällt ist das zu oft das Konzept des „weniger ist mehr“ völlig außer acht gelassen wird, statt dessen werden unnötig komplexe setups gebaut

    Wir sind halt Techniker, lieben das herumspielen mit Technik...


    Ob ich ihm nicht einfach ein analoges Signal geben soll wollte ich wissen, aber die Gesichter sprachen Bände, das kurze „klingt nicht gut genug“ machte den Rest.

    ... und suchen uns gute Gründe warum dies unbedingt notwendig ist. ;)


    Mein Fazit: bei aller Planung immer mal wieder hinterfragen ob es nicht einfacher geht!

    Wenn's einfach wäre könnte es ja jeder - It's a fucking rocket science, not only rock'n'roll 8o

    Freelancer für Audio Beschallung/Recording seit 2003 - Alle Beiträge spiegeln meine persönliche Meinung/Erfahrung als von Herstellern & Vertrieben unabhängiger Tonmensch wieder

  • Und ja diese Beobachtung kann ich oft genug bestätigen:


    - zu geringe Beachtung möglicher (technischer) Fehlerquellen in Reihe (viele Steckkontakte)

    - zu geringe Beachtung möglicher Layer 9 - Stolpersteine (viele verschiedene Systembestandteile, viele Patchpunkte, kein 1:1-Patch)

    - zu wenig Unterteilung der Systemblöcke (= Kombination o.g. Punkte). PA ist PA, Pult ist Pult - Solange man keine aufwändigen Mehrkanalbeschallungen produziert, gibt es keinen sinnvollen Grund warum man die Signale per Dante/AVB oder ähnliches vom Pultsystem ins Beschallungssystem schicken muss. 2x AES3 mit SRC oder analog und gut ist.

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  • - zu wenig Unterteilung der Systemblöcke (= Kombination o.g. Punkte). PA ist PA, Pult ist Pult - Solange man keine aufwändigen Mehrkanalbeschallungen produziert, gibt es keinen sinnvollen Grund warum man die Signale per Dante/AVB oder ähnliches vom Pultsystem ins Beschallungssystem schicken muss. 2x AES3 mit SRC oder analog und gut ist.

    :thumbup:

  • Puh...

    Das waren meiner bescheidenen Meinung nach mindestens vier überflüssige steckverbindungen und somit Fehlerquellen..

    Ich denke auch, das ist es irgendwie nicht...

    Ich verwende gerne Peitschen. Die machen weniger Unordnung auf der Bühne. Und beschleunigen den Umbau. Auch bei Stadtfesten mit Wechsel Künstlern.

    Eine vorgefertigte Peitsche für das Schlagzeug aus passenden xlr Leitungen , die reicht von der stage Box bis zum mic. Macht das stecken auch schneller, ist beschriftet, nummeriert und farblich am Stecker/buchse getrennt: bd snr rot, Tom blau und Bleche gelb spart Leitungen und Steckverbindungen. Vorne eine 8er für mic und Di, jeweils links rechts eine 8er für mal sehen was wo denn dann dort ist. Eine einzelne sehr lange xlr Leitung noch in der hinteren Mitte für den Bass, so daß diese Leitung flexibel positioniert werden kann.


    LG Rebecca

  • Naja, hier ging es um wohl eine Produktion mit immer dem (weitgehend) selben Setup. Als Stadtfest-Geschädigter weiß ich viele Sub-Sub-Stageboxen auch zu schätzen - gerade wenn das Budget eben nicht einmal für verständige Helfer reicht, gerne auch überlappend bis vollparallel. Aber selbst vergoldete Pins der Multipinstecker schützen eben vor Verbiegung nicht. Insofern ist eben jede lösbare Verbindung mögliche Fehlerquelle. Neutrik ist ja so erfolgreich, weil es sehr zuverlässig ist. Gleichzeitig lassen wir uns aber RJ45-Verbindungen aufdrücken, weil die dahinter liegenden Geräte so praktisch sind... 2-5 Euro pro XLR-Kanalstecker (und entsprechend Buchse) werden wegen ihrer Stabilität dann gerne hin genommen, die Summe(n) werden dann schmerzbefreit über die "Home-Norm" RJ-xx zum und vom Pult zur PA geschossen, weil der "klangliche Vorteil" "doch deutlich hörbar" sei....