Yamaha 01v für Ausbildung

  • Hallo zusammen,


    ich habe die Möglichkeit, günstig eine Yamaha 01v zu kaufen.

    Ich habe sie getestet und ist gut in Schuss.

    Ich dachte ich hole die für meinen Azubi, denn ich habe im Betrieb nur 3 TF1 Pulte, die für Veranstaltungen regelmäßig gebraucht werden, und ich meinen Azubi gerade im 1. Lehrjahr ungern damit alleine lassen will.


    Meint ihr das ist eine gute Idee?

  • Was könnte der Azubi an der Konsole denn anrichten, was man nicht mit einem Reset wieder in den Griff bekommt?


    Ich finde es gibt für Anfänger nichts frustrierenderes, als auf veraltetem Material lernen zu müssen. Weil die ganzen Tricks und Kniffe, die man dann herausfindet, bringen einem in der Praxis nichts oder wenig, weil die aktuellen Konsolen eine andere Bedienlogik oder andere Features haben.


    Ich mache doch auch keine Informatikschulugnen auf Windows-XP Kisten, auch wenn die noch laufen wie am ersten Tag.


    Nachtrag - Die Betrachtung auf einem Analogpult hingegen kann imho durchaus das Verständnis fördern, wie Pulte funktionieren. Aber nur als Ergänzung. Also einmal das alte Analogpult mit Siderack aufbauen und dann soll der Azubi mal ein bisschen kabeln.

    Der Ton macht die Musik.

  • Ich fände das lernen an einem mittelgroßen analogen auch besser, dafür das 01v kaufen halte ich für nicht zielführend.

    Andererseits wenn man das 01v auf Veranstaltungen vermieten kann und es somit Geld bringt, warum nicht....


    Das analoge sollte zumindest VCAs haben, idealerweise mutegruppen und natürlich inserts in den Kanälen. Anzahl der Inputs ist dafür eigentlich egal


    Sowas z.b.: direkt mit löten lernen, Fehlersuche lernen, ein perfektes Gesamtpaket

    https://gebrauchte-veranstaltu…00+32+Kanal+Analogmischer

    Privater Account mit meiner persönlichen Meinung.

    Sollte es ein Problem mit meiner Neutralität zu einem Thema geben mache ich das im Beitrag kenntlich. :thumbup:

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  • +1 für analog.


    Bisweilen denke ich bis heute im Kopf noch quasi analog wenn es mal komplexer wird. Wenn man so einen Kanalzug mal verinnerlichen möchte finde ich analog auch hilfreich, der Kanalzug gerne mit möglichst umfangreichen Möglichkeiten. Beim Digipult habe ich dann später den Kanalzug vor dem geistigen Auge und wenn dann so Sachen kommen wie: Wo war nochmal der Direct Out / Aux / Mixbus etc abgegriffen...vor...nach dem EQ...ist der Kompressor im Insert vielleicht auch mit aufm Direct Out.... solche Sachen halt. Wenn man sowas analog vor sich hat und auch Outboard mal verkabelt hat (Insert, Sidechain usw. ) hilft mir sowas jedenfalls später dann auf komplett digitaler Ebene zu patchen. Auch wenn man im Kopf dann beispielsweise denkt EQ out auf Kompressor in, Kompressor out auf Return in und sowas. Kommt aus der analogen Welt, funktioniert aber bis heute - auch digital.


    Edit möchte noch anmerken: Wenn 01V, dann bitte min. mit 96 dran. Den Kübel kann man auch anderweitig heute noch einsetzen und nicht nur zum üben....nur meine Meinung.

  • Ich finde auch, dass zum lernen erst mal eine richtige dicke schöne analoge Konsole sehr hilfreich ist.

    Hier kann man, sofern man kaum Bezug zu großen Pulten hat, erst einmal ein Funk-Mikrofon in den Kanal stecken, und dann den Kanalzug von oben bis unten durcharbeiten, das Siderack nutzen und jeden Regler ausprobieren. Man versteht schnell das Konzept und durch das Stöpseln von Klinkensteckern (Multicore würde ich garnicht nutzen zum Siderack) baut sich schnell eine Vertrautheit auf.


    Erst wenn die Grundprinzipien verstanden sind, würde ich zum 01V96 greifen, hier sieht man schnell die Parallelen zur analogen Welt, aber alles ist noch in einem erträglichen Rahmen. Man tastet sich an die Omniouts ran, merkt das das Dingen weniger Hardwarestecker aber mehr interne Patch- Möglichkeiten hat, und arbeitet sich so Stück für Stück vor.


    Bei großen Digitalpulten wie QL muss man meiner Meinung nach schon einiges an Erfahrung mitbringen, da kommen dann digitale Stageboxen, und so viele interne Möglichkeiten und Funktionen, dass man schnell überfordert sein könnte.

  • die sache mit der analogen konsole zum einlernen in die mischpult-thematik haben wir hier schon immer empfohlen.

    und es ist auch nach wie vor noch gut, das so umzusetzen.

    ich würde allerdings mit einem möglichst kleinen pult anfangen, mit einem effekt-aux und einem foldback-aux. das genügt schon, um einen anfänger ins schwitzen zu bringen ;)


    wenn der diese funktionen dann verinnerlicht hat, kann man durchaus mal ein 01V nehmen. die welt heute ist ja überwiegend digital, da kann es nicht schaden relativ schnell damit anzufangen. und das 01V (also das alte, silberne) ist ja auch erstmal relativ einfach aufgebaut. damit kann man dann gut so dinge wie die funktion eines kompressor erlernen

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Interessanterweise hatte ich die Tage einen Praktikanten da, hab ihm erst am Analogpult erzählt wie alles funktioniert (er hat ein Mischpult zum ersten mal gesehen), und dann hab ich ihm das 01V erklärt.



    Er selbst meinte auch, dass er wenn er das 01V bedient, sich innerlich den analogen Kanalzug vorstellt und das auf das Digitalpult überträgt.


    Er fand das analoge Teil erst mal einfacher zum Verständnis, weil alles in Hardware direkt ersichtlich vorhanden ist.

  • Dass es für alle, die analog begonnen haben logisch ist, analog zu denken, ist klar. Aber ich frage mich, ob jemand, der digital beginnt, tatsächlich von der analogen denkweise profitiert oder nicht effizienter wäre, wenn er nur digital denkt?

    Wenn man sich alles analog vorstellt, ist das ja immer ein Umweg. Vielleicht ginge das ja intuitiver, begänne man komplett nur digital.

    Der Ton macht die Musik.

  • Ich finde, der Unterschied ist gar nicht so groß, weil ein Digitalpult letztendlich ein Analogpult digital nachbildet. Guckt mal in die Schaltbilder im Handbuch eures neuesten Schätzchens, und ihr wißt, was ich meine. Und wenn man es mal grundlegend betrachtet: Analogpult = Analogrechner, Digitalpult = Digitalrechner.

  • Das Thema Signalfluss ist analog wirklich leichter zu durchschauen.


    Die Funktionsweise eines VCA/DCA vielleicht eher digital wenn in der App z.b. Der tatsächliche faderstand angezeigt wird, wie beim Mackie DL32.


    Das lesen und verstehen vom Signalflussdiagramm ist ein weiterer Baustein des Lernens :)

    Privater Account mit meiner persönlichen Meinung.

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  • Ich denke auch, dass man mit einigen Skizzen des Signalflusses und dem zeigen der entsprechenden Funktion / Betriebszustandes (sends on Fader,...) am Pult auch gut veranschaulichen kann.


    Ich soll im nächsten Jahr einen Einsteigerkurs für Leute halten, die in ihrer Kirchgemeinde "Technikdienst" haben.


    Noch bin ich mir unschlüssig, in welcher Richtung ich das ganze anfangen werde.

    Das ganze soll etwa im November 2019 stattfinden, wenn es genügend Anmeldungen gibt.


    Ich bin gespannt, wie das wird und kann gern berichten, wenn dann noch Interesse an dem Thema besteht (kann ja sein, das bis dahin jedes Pult eine KI eingebaut hat und wir nur noch Kisten stapeln dürfen :) oder so).


    In meinem Hauptberuf (Werkzeugkonstruktion) habe ich schon einige Lehrlinge in den Tücken der CAD Konstruktion unterrichtet.

    Einige waren etwas überrascht, das sie erstmal ein paar Zeichnungen machen mussten und wenn ich gesehen habe, das sie im Zeichnunglesen noch Probleme haben auch Teile aus Knete formen mussten.

    Die einen mögen das, die anderen können das gar nicht ab.

    Wobei die, die von Grundlagenwissen genervt sind auch meistens die sind, die die Lehre schmeißen.

    Aber wie gesagt, Grundlagen sind extrem wichtig - das hebt einen auch von Leuten ab, die auch meinen das ganze mit so Lautmachzeug mal eben zu können.

    Daher - erstmal weg von den bunten Knöpfen und ran an ein langweiliges Blatt Papier.

    Und nicht nur zeigen - auch mal fragen und aufzeichnen lassen.

    Es ist immer alles klaro, wenn man es sieht, interessant wird es, wenn man vor einem leeren Blatt sitzt und den Signalfluss mal selbst zeichnen muss.


    Wer das kann und auch noch erklären kann, was er gezeichnet hat darf dann ans Pult.


    In manchen Handwerksbetrieben dürden die Lehrlinge erst an z.B. Kreissäge oder Bandsäge, wenn sie einen sauberen Schnitt mit dem Fuchsschwanz zeigen können.

    Einmal editiert, zuletzt von ERICH ()

  • ich bin mit dem 01V groß geworden - geschadet hat es mir nicht ;)


    gerade bei Yamaha fand ich die Blockschaltbilder immer sehr hilfreich. Davor hab ich natürlich erstmal ein paar analoge Pulte unter den Fingern gehabt (und dann noch kurze Zeit ein ProMix) , war dann ob der zusätzlichen Möglichkeiten sehr schnell dankbar für das 01V.


    Damit das in der Bedienung nicht zum Krampf wird, gehört da für mich aber zwangsläufig ein Notebook mit Studiomanager mit dazu, sonst ist das Pult eher eine Bestrafung.

    freier Tontechniker & Eventplaner, auch Tätig im Vertrieb - hier aber rein privat unterwegs

  • Unser Azubi denkt schon nicht mehr Analog, das merke ich jedes mal, wenn er an der dLive steht. Trotzdem kommt er zum Ergebnis, nur eben in einer Reihenfolge, die man als "gelernter Analognutzer" nicht so vornehmen würde. Wir haben aber auch nur ein kleines uraltes Analogpult ohne Inserts auf Reserve und als mobile Anlage rumliegen, was in den nächsten Wochen aber auch durch eine Digitallösung ersetzt wird...

  • Ich finde, es gibt für beide Lehr/Lernwege sowohl den analogen wie den digitalen gute Argumente. Was ich nicht verstehe, ist, warum ein 01V96 das bessere oder gar "analogere" Lerngerät sein soll und warum man dann nicht gleich die beim Threadstarter vorhandene und auch nicht "kompliziertere" TF-Schüssel nimmt.

    Nur weil manche Kollegen genau im 01v Zeitalter ihre ersten Gehversuche gemacht haben, ist überhaupt nicht einzusehen, warum genau diese Digitalpultentwicklungsstufe nun das ideale Lernobjekt hergeben soll???

  • Ist für mich nicht so eindeutig weil:

    ....und ich meinen Azubi gerade im 1. Lehrjahr ungern damit alleine lassen will.

    Allein im Lager? ( ...dann ist ja eigentlich egal, mit was er übt, b.z.w. er kann dann vielleicht schneller das, was in der Firma vorhanden ist ... :)) Allein auf VA? ( ... dann ist er mit dem einen 'alleine gelassen' vielleicht genauso überfordert wie mit dem anderen...:))

    Vielleicht kann sich der Threadstarter mal dazu und zu den bisher abgegebenen Stellungnahmen äussern?