1° Winkel bei Line Arrays

  • Hallo,


    immer häufige bekomme ich von den Kollegen erzählt, dass man ein Linearray nicht auf 0° zwischen den einzelnen Elementen Winkeln soll. Es sollte mind. 1° Grad dazwischen liegen.


    Begründen konnte mir bis jetzt leider keiner...

    Habt ihr diesbezüglich eine Antwort? :/

  • dieses "wissen" beruht sicher auf alten erfahrungswerten mit der d&b Q serie. da war das durchaus sinnvoll.

    manchmal halten sich solche geschichten unfassbar lange - und mache sachen werden sogar zu "regeln", die aber keiner mehr wirklich herleiten kann.

    so ist das nun mal im beschalleralltag, es gibt immer noch viel zu viel unwissenheit. das ist übrigens einer der hauptgründe für dieses forum! ;)


    es gibt heutzutage haufenweise linearrays, bei denen man problemlos 0° zwischen den tops einstellen kann.

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

    Einmal editiert, zuletzt von wora ()

  • 0° können je nach Hardware durchaus mal zu einem negativen Wert führen. Das wäre unerwünscht.


    Ansonsten ist der Übergang von einem 0°-Areal auf ein gecurvtes etwas schwieriger, als wenn man gleich mit 0.5° oder 1° angefangen hätte. Quelle: SIM3-Training, mit Sicherheit auch so in der Grünen Bibel, Edition 3, nachzulesen.


    Fazit: es gibt mechanische und akustische Gründe, 0°-Winkel zu meiden.

  • Wenn ein Linearray mechanisch darauf ausgelegt ist und das Waveguide so arbeitet wie es soll sind 0° Winkelungen kein Problem.
    Oder andersrum bin ich so fies und behaupte, wenn die 0° nicht funktionieren ists kein gescheites Linearray :P

  • Wenn ein Linearray mechanisch darauf ausgelegt ist und das Waveguide so arbeitet wie es soll sind 0° Winkelungen kein Problem.
    Oder andersrum bin ich so fies und behaupte, wenn die 0° nicht funktionieren ists kein gescheites Linearray :P

    Das Problem sind nicht die 0°, sondern der Übergang von 0° auf einen höheren Winkel. Da gibt es im HF zwingend ein "Loch". Wenn man damit umgehen kann, sind die 0° kein Problem. Eventuell möchte man Pullback nutzen, um sicherzustellen, daß man nicht in den Negativbereich kommt.

    Bob McCarthy hat es so ausgedrückt: "Pyramids and Pizzas don't go well together"
    Die Pyramide ist das 0° gewinkelte Linearray, Addition auf Achse, bei mehr als 2 Tops sieht das aus, wie dreieckige Steine, die eine Pyramide bilden, die auf der Seite liegt.
    Die Pizza ist das mehr als 0° gewinkelte Linearray, keine Addition auf Achse, weil die Achsen voneinander weg zeigen. Die Tops bilden hier Pizzastücke.

    Ich kann 2 Sachen dazu empfehlen:

    1. das SIM3-Seminar von Meyer Sound Labs
    2. sich den Übergangsbereich zwischen Pyramide und Pizza anzuhören und ihn zu vermessen.

  • 0° winkelungen macht man ja normalerweise nur fürs fernfeld. ab einer gewissen entfernung klappt das mit dem beam im hochton auch nicht mehr so sauber, er fächert etwas auf. hier sollte dann der übergang zum nächsten element mit einem winkel keine wirklich dramatischen auswirkungen haben.

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • 0° winkelungen macht man ja normalerweise nur fürs fernfeld. ab einer gewissen entfernung klappt das mit dem beam im hochton auch nicht mehr so sauber, er fächert etwas auf. hier sollte dann der übergang zum nächsten element mit einem winkel keine wirklich dramatischen auswirkungen haben.

    Ob wir uns darauf verlassen wollen? Ich vermute mal, das Auffächern kommt vom Spiel in der Hardware (dagegen gibt es teilweise ausgefuchste Lösungen), dann sind es eben keine 0° mehr. Was aufs Gleiche herauskommt.


    Was noch dazukommt: bei leichtesten mechanischen Einflüssen verhält sich ein Array-Teil auf 0° wie ein Sportwagen. Hat richtig Power, aber die Spur halten wird schwierig.


    Bei großen Entfernungen kommt draußen dann auch noch der Wind auf der Strecke dazu, der es nicht einfacher macht.


    Ich hatte den theoretischen Input, praktisch konnte ich es auch ausprobieren, ich setze 0°-Winkel nur noch in sehr wenigen Einzelfällen und zwei davon untereinander quasi nie.

  • die extrem negativen einflüsse von seitenwind bemängeln wir seit den tagen, in denen die linearrays die open-airs eroberten.

    früher, bei den großen hornsystemen, war dieses problem deutlich kleiner.

    aber das will ja keiner mehr wissen ;)

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • die extrem negativen einflüsse von seitenwind bemängeln wir seit den tagen, in denen die linearrays die open-airs eroberten.

    früher, bei den großen hornsystemen, war dieses problem deutlich kleiner.

    aber das will ja keiner mehr wissen ;)

    Machma allet uff 0°, kannste richtig weit schießen, wa?


    ;)


    Kurz gesagt: nein. Kannste nich.


    Ich war mal privat auf einem Konzert, Open Air, bekannte Band, etablierte Open-Air-Location in Hamburg, wir hatten Müllsäcke an und waren am Ende hinter dem FOH. Da gab es keine Höhen und Hochmitten, aber wenigstens hat es sich nicht bei jeder Windböe verändert.


    Wahrscheinlich wäre es mit einem Hornsystem nicht viel besser gewesen, unter dem Strich war es trotzdem ein sehr schönes Konzert.


    Und die Winkel im Array waren mir herzlich egal.

  • Ein funktionierendes Line Array muss "windanfälliger" sein als ein Point Source. Das ist prinzipbedingt, da der Pegelabfall eines LA in dessen Nahfeld deutlich geringer ist als beim PS. Wenn dann mal der Wind reinbläst ist der Pegelsprung entsprechend größer als beim PS. Ein nicht "windanfälliges" LA funktioniert nicht. 8)

  • was sagen denn deine erfahrungen bezüglich "richtiger" linearrays, also so ab 10 boxen pro seite aufwärts, die auch grundtöne gerichtet übertragen können?

    das sind für mich die wirklich ernst zu nehmenden anwendungen für linearrays, alles was wesentlich kürzer ist, ist ohnehin stark kompromissbehaftet.

    bei den "richtigen" ist ja oft gut zu erkennen, dass es zumindest in der oberen hälfte kaum oder gar keine winkelungen zwischen den tops gibt. das würde dann eher meinem verständnis entgegen kommen. ;)

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Irgendwie verstehe ich diese Diskussion nicht. Ist es nicht so, dass ein Line Array sowieso nur mit der passenden Software eingestellt werden kann? Da erübrigt sich doch eine Diskussion über allgemeine Regeln. Oder etwa nicht?

    Es grüßt
    ein Knöpfchendreher.

  • Nein, die Diskussion ist sogar sehr wichtig, denn beim beschallen geht es immer um Kompromisse, und die Software gibt nur Hinweise.

    Auch wenn diese heutzutage sehr detailliert sind kann man immer noch zu Gunsten des ein oder anderen Effektes/Vorzuges/Nachteils an den Parametern drehen, um ein der Situation und Anforderung zuträgliches Ergebnis zu erreichen.


    Daher finde ich das hier gerade sehr interessant.


    In den Vorgaben der verschiedenen systemprogramme sind 0 grad auch immer seltener zu sehen, zu Zeiten des Vdosc und anderer erste Generation arrays war das noch öfter der Fall.

    Privater Account mit meiner persönlichen Meinung.

    Sollte es ein Problem mit meiner Neutralität zu einem Thema geben mache ich das im Beitrag kenntlich. :thumbup:

    http://www.noon.ruhr


    Application Support Engineer - HK Audio

  • Irgendwie verstehe ich diese Diskussion nicht. Ist es nicht so, dass ein Line Array sowieso nur mit der passenden Software eingestellt werden kann? Da erübrigt sich doch eine Diskussion über allgemeine Regeln. Oder etwa nicht?

    Ich denke schon, daß man über solche grundlegenden Design-Regeln diskutieren sollte.

    1. Bis jetzt kenne ich keine Simulationssoftware, die einem Systemtechniker das Design abnehmen kann.

    2. Kann die Software nur eine Simulation erstellen, die ist abhängig von den Rohdaten (die je nach Hersteller unterschiedliche Genauigkeit haben) und den Rechenmodellen (die je nach Software auch mal "schönen")
    In der Realität hört sich das Ergebnis teilweise deutlich anders an, als die Simulation erahnen lässt. Vor Allem in Räumen kann das drastisch abweichen. Gleiches System, mit gleichem Design-Ziel gerechnet, kann in einem Raum funktionieren und im nächsten eine deutliche Korrektur erfordern.

    3. Kann man durchaus ein Line-Array aufhängen und betreiben, ohne eine Simulation gemacht zu haben.

  • zu 3.

    da möchte ich gleich mal eine kleine warnung heraushauen:

    dazu gehört ein gutes grundverständnis über die physikalischen zusammenhänge, die so ein array mit sich bringt.

    und nach den vielen linearrays die ich gesehen habe, die gerade gestackt alle energie über die zuhörer hinwegschießen habe ich so meine zweifel, ob das wirklich viele leute gut hinbekommen würden. ;)

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • zu 3.

    da möchte ich gleich mal eine kleine warnung heraushauen:

    dazu gehört ein gutes grundverständnis über die physikalischen zusammenhänge, die so ein array mit sich bringt.

    und nach den vielen linearrays die ich gesehen habe, die gerade gestackt alle energie über die zuhörer hinwegschießen habe ich so meine zweifel, ob das wirklich viele leute gut hinbekommen würden. ;)

    Ich muß hierzu noch anmerken, daß ich das natürlich nicht unterstütze, es aber die Realität ist, daß Line-Arrays ohne Simulation aufgebaut werden.
    Und das oft, wie wora treffend bemerkt hat, unter völliger Mißachtung einfachster Grundregeln.

    Den Punkt habe ich angeführt, um aufzuzeigen, daß eine Simulationssoftware keine Design-Regeln ersetzen kann. Jedenfalls heute noch nicht und in den nächsten Jahren auch nicht.