Tiny Desk Concerts

  • Sicher hat der eine oder andere von euch einige der tollen youtube filmchen besagter Konzerte gesehen und war erfreut über die erreichte Tonqualität mit einer live sehr ungewöhnlichen Mikrofoniertechnik. Vielleicht habt ihr auch das Filmchen gesehen, in dem der Meister seine Mikrophonie erklärt. Es gibt bei einigen der Filmchen kurze Schwenks ins Publikum, allerdings ist kein Beschallungsequipment zu sehen.


    Was ich mich nun frage:

    Geht das mit sehr disziplinierten, hochkarätigen Musikern einfach ohne für die ca. 50 Zuhörer in der anzunehmenden gutmütigen Wohnzimmerakustik oder gibt es doch eine Art Unterstützung mit PA und wenn ja, wie machen die das im Zusammenhang mit der ungewöhnlichen Mikrophonie?

  • kannte ich noch gar nicht, danke für den Hinweis.

    Leider habe ich auf die Schnelle das Erklärvideo hier auf dem Telefon nicht gefunden.


    Trotzdem:

    Cooles Konzept. In dem sehr überschaubaren und wahrscheinlich recht trockenen Raum sehe ich da überhaupt kein Problem das mit Musikern, die ihre Dynamik im Griff haben, hochwertig umzusetzen.


    Wobei man bei Künstlern wie Tush Sultana (was übrigens trotz nicht vorhandener Band normalerweise eine Trailer- + Tourbusproduktion inkl. FoH- und Monitorplatz ist) sieht, dass es manchmal doch nicht ohne Closemiking geht ?

    Freelancer für Audio Beschallung/Recording seit 2003 - Alle Beiträge spiegeln meine persönliche Meinung/Erfahrung als von Herstellern & Vertrieben unabhängiger Tonmensch wieder

  • Teilweise geht es auch in anderen Umgebungen, kommt allerdings stark auf die jeweiligen Verhältnisse an.

    Also eigentlich eher da wo die Beschallung einen tendenziell stützenden Charakter aufweist.

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  • Hier mal noch die links vom 'recording master':


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    Und die dröms

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    Leider kein Wort über die "Kleinraumbeschallung".

  • Äh, jä für mich sehr viele, sehr geile, mir bis dahin unbekannte junge Künstler und verblüffend auch sehr schicke Oldies, die da mit machen:

    ... unter andern die sagenhaften TOP, Randy Newman und ein aus den späten 60ern und Anfang 70ern nicht ganz unbekannter Mann namens 'yussuf', der damals den Mädels nasse Windeln machte :)

  • Keine Ahnung ob es da Verstärkung für das Publikum gibt. Der Fokus wird sicherlich auf einer guten Aufnahme liegen, insofern denke ich ist es eher zweitrangig dass die Leute im Raum einen Premiumsound haben ;) Ich könnte mir vorstellen dass das Beschallungskonzept (wenn es eins gibt) dem Konzept der Aufnahmetechnik folgt. Also als Basis einen gut ausgewogenen Direktschall zu nehmen und nur die Signale ganz leicht zu verstärken die sonst komplett abschiffen würden.

    Ansonsten ist es aufnahmetechnisch nicht sehr unüblich was da passiert. Als Basis ein möglichst ordentlich klingendes und gut ausgewogenes Stereo-Raumsignal, aufgefüllt mit dem Direktsignal von Spotmikrofonen für möglichst alle Quellen. Aber es ist sehr gut und geschmackvoll gemacht und es werden soweit ich das überblicken kann durchweg SEHR ordentliche Mikrofone benutzt, was es natürlich wesentlich leichter macht ein hochwertiges Ergebnis zu bekommen. Da sieht man zum Beispiel Coles 4038 Bändchen und ähnliches... Das Ganze in Kombination mit durch die Bank sehr guten Musiker*innen macht wirklich Spaß!


    Beste Grüße,


    Paul

    Einmal editiert, zuletzt von pfeiffe ()

  • Ansonsten ist es aufnahmetechnisch nicht sehr unüblich was da passiert. Als Basis ein möglichst ordentlich klingendes und gut ausgewogenes Stereo-Raumsignal, aufgefüllt mit dem Direktsignal von Spotmikrofonen für möglichst alle Quellen...


    Nein, das ist sogar in mehrfacher Hinsicht nicht so. Es ist ein technisch ungewöhnliches Konzept. Technisch wird nicht eine Stereobasis aufgenommen, die durch Stützen ergänzt wird. Es gibt meiner Meinung nach kein "Stereo-Hauptmikrofon". Da erzählt der Kollege mit dem vorgezeigten Stereorecorder nicht das, was er wirklich macht.

    Statt dessen wird eine Mischung aus bis zu vier (ungewöhnlich) m/s Stereomikros mit einer Keule (ungewöhnlich) als M-Center benutzt, die in einer Art 'intermediate close' Anordnung auf Solisten gerichtet sind (ungewöhnlich) und in der Bearbeitung über das m/s auch nachträglich erlauben, den Raumanteil zu bestimmen. Die Mikros sind nicht wie üblich auf einen "Gesamtklangkörper" ausgerichtet, sondern auf Solisten, der Acht-Anteil nimmt vor allem das auf, was sich in der "Nachbarschaft" des Solisten befindet und nicht den Raum in toto. Dazu gibt es wenige Stützen, die je nach Act ganz unterschiedlich ausgewählt sind.

    Ich habe bisher nie ernsthaft über Interferenzrohre in einer solchen 'Halbnahmikrofonie' nachgedacht, kann mir aber vorstellen, dass das in der Kombination mit M/S in einem Beschallungskonzept durchaus Sinn macht, vor allem dann, wenn auf dem Pult DiGiCo (oder meinetwegen auch LAWO oder Stagetec) steht. :)

    Nochmal in Kurz:

    Ungewöhnlich ist, dass die MKH418-S eingesetzt werden und die Art und Weise, wie sie eingesetzt werden.

  • Naja, dass mehrere M/S Paare eingesetzt werden ist ja nun in der Studiowelt auch nicht unbedingt unüblich. Wo ich Dir aber Recht gebe ist dass die konsequente Wahl der 418er als Vocal Mics wirklich speziell ist. Das habe ich so auch noch nicht gesehen. Ich finde das für diese Art der Produktion aber sehr geschickt gewählt, weil sich dadurch in der Postproduction durch die Möglichkeit der seperaten Bearbeitung des Seiten- (vor allen Dingen Band & Raumklang) und des Mittensignals (Vocals), viele verschiedene Möglichkeiten ergeben die Vocals auf eine natürlich und akustisch klingende Art und Weise in den Mix einzubetten. Das ist somit eine tolle Variante für maximale Flexibilität (insbesondere in Bezug auf die sehr wichtigen Vocals) für das Mixing in diesem Setting.

    der Acht-Anteil nimmt vor allem das auf, was sich in der "Nachbarschaft" des Solisten befindet und nicht den Raum in toto. Dazu gibt es wenige Stützen, die je nach Act ganz unterschiedlich ausgewählt sind.

    Hier würde ich widersprechen. Die räumliche Anordnung der Protagonisten ist ja eigentlich immer wenn das möglich ist so gewählt dass die Solisten vor der Band platziert sind. Die Band widerum ist durch Amps hinten entsprechend lautstärkemässig austariert so dass vorne bei den M/S Mikrofonen auf den Seiten idR ein recht ausgewogener Bandsound ankommen sollte und nicht nur "Nachbarn".


    Was die Stützen angeht ist immer soweit ich das gesehen habe eigentlich alles gestützt was geht. alle Instrumente haben entweder ein DI Signal oder ein Mikrofon vor dem Amp oder dem Instrument / der Instrumentengruppe. Selbst die lauten Instrumente wie Drums, Bläser oder das akustische Piano sind immer abmikrofoniert. Trotzdem ist der Fokus ganz klar auf ein akustisches Gleichgewicht gelegt (Drums fast immer mit Rods oder Besen gespielt, leise Instrumente mit Amp in der Backline oder mit einem einzelnen Spotmikrofon direkt davor).


    Beim Mixdown ergibt sich dann die Situation dass die M/S Mics eigentlich alle Informationen enthalten die gebraucht werden und diese somit als "Hauptmikrofonie" benutzt werden können. Durch die Halbnahposition dürfte das ein sehr natürlich klingendes akustisches Bild von der Band im Raum geben in dem man die Vocals durch den Mittenanteil aber trotzdem noch schön weit nach vorne bringen kann. Ich denke dass mit diesen Mics der Sound sicherlich schon zu 90% passen müsste. Danach kann dann durch die Spots etwas schärfer konturiert werden und ggf. bestehende Ungleichgewichte ausgeglichen werden. Das ist im Prinzip dann nichts anderes als klassische Hauptmikrofonie mit zusätzlichen Stützen wie sie beispielsweise in der Aufnahmetechnik von klassischen Orchestern benutzt wird.

  • Ich hab ja einige Zeit mit dem Wolkenkuckucksheim.tv verbracht - einem ähnlichen Format wie tiny Desk.

    Vorab: ich hatte zu Beginn meines Engagements keinerlei Studio-/Recordingerfahrung. Das Budget war 'mies', insofern Hab ich kaum Zeit mit vor-/nacharbeiten verbracht. Ein Abend, drei Künstler, je 15Min Umbaupause, keine Proben. 19.00 Aufbaubeginn, 23.00 Abbauende.


    Mir war wichtig: wenige Mics, möglichst unsichtbar für die Kameras. Der "Regie" war wichtig: das Veröffentlichte Material. Meine primäre Entscheidung: wann immer man ohne Beschallung auskommt - "weglassen"! Nur Einspieler kommen auf die -äääh, ich nenn es mal PA.

    Ich hab da auch ne ganze Menge Müll produziert - aber die Besten Aufnahmen waren mit x/y Nieren-grenzflächen im BUchladen.


    ...und die 30 geladenen Gäste waren eher wegen der Freikarten und des "Happenings" da, als als audiophiles Publikum. Wobei: die meisten unplugged Gigs waren auch vor Ort super.

    ...hauptberuflicher Sarkastiker.

  • Was die Stützen angeht ist immer soweit ich das gesehen habe eigentlich alles gestützt was geht. alle Instrumente haben entweder ein DI Signal oder ein Mikrofon vor dem Amp oder dem Instrument / der Instrumentengruppe. Selbst die lauten Instrumente wie Drums, Bläser oder das akustische Piano sind immer abmikrofoniert. Trotzdem ist der Fokus ganz klar auf ein akustisches Gleichgewicht gelegt (Drums fast immer mit Rods oder Besen gespielt, leise Instrumente mit Amp in der Backline oder mit einem einzelnen Spotmikrofon direkt davor).

    Hier muß ich dann wiederum widersprechen. Ich habe mir natürlich nicht alle über 600 Filmchen angeschaut aber sehr viele mit Bläsern. Die beiden 4038 stehen nur bei einem Teil im Set und dann eher dort wo im Verlauf auch soliert wird. Bei den Bands, bei denen es die Coles nicht gibt, ist es eher so, dass die Bläser im Raumanteil laut genug sind und nur einzelne Quellen, die nicht laut genug sind (typischerweise Saxe, wie auch sonst;)) kriegen ein Clip als Stütze.

    Das Prinzip scheint mir vor allem 'disziplinierte Musiker' zu sein, die sich in ihrer Positionierung und Lautstärke dem Raum anpassen, respektive sich dabei führen lassen und dabei ist eben nicht alles einzeln mikrofoniert.

    Aber egal ... ich wollte ganz sicher kein 'recording Fass' auf machen, (...ist ja hier PA-Forum:)) sondern eigentlich hat mich vor allem die Konstellation MKH418-S in 'Halbnahposition' + Beschallung interessiert. Vielleicht hat jemand was dazu gefunden oder eigene Versuche damit gemacht? Auch nicht interessant finde ich Versuche, mit Keulen aus großer Distanz Chöre laut zu machen:rolleyes::))