Klassischer Sopran mit Headset und Schlagzeug-Übersprechen

  • Hi in die Runde, ich stehe gerade vor folgender Problematik:


    Die Frontfrau der Band, mit der ich gerade zusammenarbeite singt und spielt Klavier gleichzeitig, bewegt sich dabei viel (am Klavier selber) und läuft auch für Passagen ohne Klavier vor dieses. Erstes Headset das getestet wurde, war ein Sennheiser HSP4, das dank defekter Kapsel und Verdrahtung ("dezent" abgenutzt) einen gefühlten Highcut ab 2 kHz hatte und immer wieder schöne Knackser von sich gegeben hat. Vorteil bei der starken Bedämpfung der Hochmitten + Höhen war das ebenfalls gedämpfte Übersprechen des Metal-Schlagzeugs :D;(||


    Gestern wurde dann beim Gig ein DPA4088 Core probiert und der Vocal Kanal avancierte zum zusätzlichen Hihat / Cymbal Fader :(


    Noch kurz zur Situation: alle Musiker auf Inear, auf der Bühne lärmt nur Drums + 1 Gitarrenamp (kontrollierbar und weg gedreht) und ein Mix aus Metal und Klassik mit 2 klassischen Stimmen.


    Ich bin so langsam mit meinem Latein am Ende, kann am FoH machen was ich will, wenn der Raum zu klein ist und ich den Schlagzeuger nicht sehr weit weg von der Sängerin bekomme, zerlegen mir die Becken die Stimme. Und das bei einer klassischen Sopranistin, die keine Probleme hat, Pegel zu liefern und einer Kapsel die kaum näher am Mund sein könnte.


    Meine Frage an euch: was denkt ihr zur Mikrofonwahl, könnte man da noch was probieren oder würdet ihr eher das grundlegende Problem Schlagzeuglautstärke angehen (das ist separat eh angedacht)?


    Falls ich noch etwas vergessen habe, fragt einfach und schon mal danke für euren Input!

  • Versuch mal eine dynamische Kapsel mit Nierencharakteristik ala Madonne Headset, z.B. Shure WH20TQG oder wenn es unbedingt ein Kondensor sein soll, dann WH30TQG. Ist zwar klobig und sieht daher optisch unschön aus, jedoch sollte das dann deutlich weniger Fremdschallanteile aufnehmen. Eine Kugel wird dir immer deutlich mehr Fremdanteile im Kanal bescheren, dafür klingts natürlicherist optisch unauffälliger und ist beim Verrutschen der Position nicht so empfindlich. Also gut vor dem Mund festtackern.


    Zeitgleich natürlich auch den Drummer zur Raison bringen und akustische Hilfsmittel (Aquarium, Plexiglasverhau) einsetzen.

    Laut heisst nicht immer gleich gut und toll und wer schreit ist meist im Unrecht.

  • Hallo,


    Wenn's ein Headset sein muss - und es ist optisch und vom Komfort her vertretbar - ein Crown cm311 verwenden.


    Falls du sehr hart komprimierst, kannst du da vielleicht etwas Kompression rausnehmen und mehr Fader fahren.. Starke Kompression zieht die Nebengeräusche mit hoch.


    Aber: Beim Schlagzeug ansetzen ist freilich das sinnvollste. Dann geht's auch insgesamt einen Ticken leiser ;)

  • dito.

    wenn das übersprechen des drumsets selbst bei einer ausgebildeten sopranistin ein problem darstellt, dann sollte man direkt am drumset ansetzen.

    plexiglas wäre da eine sehr gute waffe, allerdings wird das nicht immer toleriert.

    oder ein e-drum... ;)


    paranoize erwähnte auch die kompression. das könnte ebenfalls ein guter ansatz sein!


    und wenn das alles noch nicht genügt mikros mit nierencharakteristik ausprobieren. die klingen zwar nicht so schön wie die kugeln, können aber durchaus dein paar dB übersprechen mindern.


    mehr kann man dann fast nicht machen.

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Howdy


    Hier begegnen sich zwei Musikrichtungen, die technisch nicht zusammen passen. Darum müssen beide Seiten Kompromisse eingehen, damit das klappt.

    Die technisch einfachste Lösung wäre eine Handfunke für die Sängerin. Aber das kann natürlich weitere Baustellen aufmachen (Mikrofontechnik, Stil der Darbietung).

    Ansonsten kann ich den Kollegen oben nur zustimmen,


    Gruß

    Rainer

  • Heyho und erstmal Danke für euer Feedback.


    Das DPA, ebenso das Sennheiser sind schon Nieren, mit ner Kugel brauch ich da gar nicht erst anfangen ;)

    Kompression und die Auswirkungen auf Übersprechen sind ebenfalls bekannt, ich habe Samstag den Comp komplett runternehmen müssen, nur noch (dynamischen) EQ verwendet und das komplette Set den Finger auf ihrem Kanal gehabt, ging nicht anders. Aber selbst so wars noch absolut nicht cool.


    Plexiglas / E-Drum Hybrid war auch schon eine Überlegung, da muss ich den Schlagzeuger noch etwas zurechtklopfen.


    In ihrer anderen Band verwendet sie ein Neumann Handheld, klanglich 1A, aber hier bisher keine Option.

    Wie gesagt: sie spielt Klavier und singt gleichzeitig, bewegt sich am Klavier auch viel - daher ist da ein festes Mic evtl. auch nicht besser was Bleed angeht.
    In Passagen ohne Klavier läuft sie vor das Klavier und könnte mit Handheld singen, Mikrofontechnik ist vorhanden.

    Hab auch schon überlegt, ein Schoeps fest an die Klavierposition zu packen und ne Handfunke für davor..... Wenn das Schoeps mittig zur Klaviatur positioniert ist, dürfte sie im Worst Case aber bis zu 50 cm weg sein und dran vorbei singe. Sprich ich hab die schon vorhandene Dynamik noch extrem verstärkt, heißt ich müsste wieder mehr komprimieren -> zieh wieder das Übersprechen mit hoch.


    Wir haben den Sommer ein paar Open Airs gespielt, da war das Ganze logischerweise wesentlich handelbarer, ich würde aber gerne ein Setup finden, mit dem ich auch in Clubs mit näherem Schlagzeug und schallharten Flächen und entsprechend viel Raumanteil besser arbeiten kann.

  • Ganz einfach:


    Externer Inhalt www.youtube.com
    Inhalte von externen Seiten werden ohne deine Zustimmung nicht automatisch geladen und angezeigt.
    Durch die Aktivierung der externen Inhalte erklärst du dich damit einverstanden, dass personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu haben wir in unserer Datenschutzerklärung zur Verfügung gestellt.



    wenn es nich ganz so krass sein soll kann man hiermit anfangen: https://www.cympad.com

    Freelancer für Audio Beschallung/Recording seit 2003 - Alle Beiträge spiegeln meine persönliche Meinung/Erfahrung als von Herstellern & Vertrieben unabhängiger Tonmensch wieder

  • Danke Audiobo, Cympads sind schon lange drauf, :/


    Die Mutes killen den Sound ja komplett, dann noch lieber E-Drum Cymbals und halbwegs brauchbare Samples oder evtl. Low Volume Cymbals ausprobieren.

  • Hallo,


    ich würde auf jeden Fall mal das AKG (ex-Crown) CM311 probieren, wie bereits von paranoize vorgeschlagen. Hatte längere Zeit das Handheld CM310 für einen singenden Drummer im Einsatz und das ging einwandfrei. Durch die differoide Charakteristik wir nahezu alles ausgeblendet was mehr als 10cm von der Kapsel weg ist.


    Gruß

    Andreas

    Si tacuisses ...

  • Erwischt, unzulässige Zusammenführung - "Nierencharakteristik mit differoider Noise-Cancelling Technologie" (Prospektsprech) ;)

    Si tacuisses ...

    Einmal editiert, zuletzt von krups200 () aus folgendem Grund: Fehlerteufel

  • na dann... such dir ne neue Band. ;)


    Bei dem was du da erzählst scheint es völlig egal, ob da jetzt SM58-Klasse oder DPA, Neumann oder Schoeps verwendet wird.

    Entweder hast du irgendwo bei dir kompletten Bockmist im Signalweg oder die Band hat ihren Sound einfach nicht im Griff (was ja durchaus vorkommen soll).


    folgende Ideen hätte ich noch:

    1. grössere Bühne

    2. Plexiglas (wie schon erwähnt)

    3. auf dem InEar für den Drummer volles Pfund die Becken drauf - die müssen weh tun und bloss nicht komprimieren

    4. Je nach Humor ab und zu im Soundcheck mal eine Wolldecke über's Drumset werfen "So, jetzt ist gut."

    5. leisere Becken (ja, die gibt es)


    Was mich allerdings tatsächlich stutzig macht:

    Und das bei einer klassischen Sopranistin, die keine Probleme hat, Pegel zu liefern und einer Kapsel die kaum näher am Mund sein könnte.


    Wenn ich überlege, wie oft ich früher in Miniclubs Metalkapellen auf 6x4m-Bühnen mit Prügeldrummer und Flüstersänger mit schlechter Mikrofontechnik laut bekommen habe habe ich den Verdacht dass da irgendetwas grundlegendes schief läuft.

    Vllt. ist das Problem ja gar nicht das Übersprechen an sich, sondern ein Arrangement, bei welchem der Drummer über dem Soprangesang (bei welchem ja der Grundtonbereich nicht mit abgedeckt wird) permanent auf den Becken herumdrischt, also einfach den eigentlich benötigten Platz im Frequenzspektrum zumüllt.



    btw. HSP 4 und vor allem 4088 sowie die meisten kleinformatigen Nieren sind nun echt keine Headsets für die Anwendung, und gerade mit viel Spill im Hochmitten-/Hochtonbereich eine vollkommen verkehrte Auswahl:


    HSP4:

    4088:




    beim genannten Crown/AKG CM311 hingegen sieht das so aus:



    Dazu kommt die vorteilhaftere Platzierung.


    Aber von irgendwelchen Vorstellungen schön seidig klingender Hochtonwiedergabe auf dem Gesang darfst du dich in der Kombination eh verabschieden.

    Freelancer für Audio Beschallung/Recording seit 2003 - Alle Beiträge spiegeln meine persönliche Meinung/Erfahrung als von Herstellern & Vertrieben unabhängiger Tonmensch wieder

    Einmal editiert, zuletzt von audiobo ()

  • Das Crown (kann man in Europa nicht mehr kaufen) ist was das Übersprechen angeht bestimmt die optimale Lösung. Allerdings kann man das auch nicht jedem und schon gar nicht jeder auf den Kopf setzten. Der Bügel ist gefühlt aus Baustahl und unbequem ist untertrieben. Ich habe selbst eines und habe dieses schon einigen Sängern angeboten - der Großteil hat das abgelehnt. Außerdem würde ich das klanglich nicht für eine Sopranistin auswählen.


    Da hätte ich auch auf das dpa gesetzt - allerdings auf das d:fine.


    Wenn das überhaupt nicht geklappt hat, dann würde ich wie oben schon erwäht wurde auf jeden Fall an der Quelle des Übels ansetzen.


    Mit dem Shure geht das zwar bestimmt ein wenig besser, wird Dein Problem aber nicht lösen.


    Noch ein Ansatz zum Drum:

    Was hat der den auf seinem InEar Mix? Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Drummer, der keine oder zu wenig Becken auf den Ohren hat, diese dementsprechend heftiger bearbeitet, ist aus meiner Erfahrung sehr hoch. Wenn Du so große Probleme hast und das Schlagzeug einen homogenen Grundsound hätte, dann hättest Du wahrscheinlich auch mir der Snare Probleme.

    ...Holz ist braun!

  • Danke für den Input, das sind exakt die Denkanstöße, die ich mir erhofft hatte ;)


    Bei dem was du da erzählst scheint es völlig egal, ob da jetzt SM58-Klasse oder DPA, Neumann oder Schoeps verwendet wird.

    Ja, das Gefühl hab ich mittlerweile eben auch - ich befürchte ich gehe zu sehr mit "was kann ich tontechnisch tun" ran und zu wenig "was lässt sich am Instrument und Musiker ändern, bevors überhaupt um Mikros geht".


    habe ich den Verdacht dass da irgendetwas grundlegendes schief läuft.

    Dito, daher wende ich mich an euch.

    btw. HSP 4 und vor allem 4088 sowie die meisten kleinformatigen Nieren sind nun echt keine Headsets für die Anwendung, und gerade mit viel Spill im Hochmitten-/Hochtonbereich eine vollkommen verkehrte Auswahl:

    Bin nicht auf die Idee gekommen, mir die Richtcharakteristik bzgl. Frequenzabhängigkeit anzuschauen - das erklärt auch so einiges, hab vor allem vom DPA anderes erwartet.



    Noch ein Ansatz zum Drum:

    Was hat der den auf seinem InEar Mix?

    Er bekommt von mir eine Drum Summe, Rest macht er selber und gibt sich Kick + Snare ziemlich laut -> werd ich demnächst mehr drauf achten und ihm ein Becken Brett schicken :evil:



    Wie gut lässt sich das Crown / AKG fixieren? Wie anfällig ist es bezüglich viel Bewegung des Kopfes?

  • Wie gut lässt sich das Crown / AKG fixieren? Wie anfällig ist es bezüglich viel Bewegung des Kopfes?

    Mit SPAX Schrauben wird das bombenfest:)


    Das ist alles sehr massiv. Mikro ist schon schwer. Dementsprechend schwer ist der Bügel. Das lässt sich schon fixieren, hält dann auch. Der Bügel ist nur gefühlt aus Baustahl.

    ...Holz ist braun!