Beschallung einer Produktionshalle

  • Wie du schon selbst sagst: Es ist eine Arbeits- und Lagerhalle und keine Lounge/Club/Tonstudio/Wohnzimmer. Schallschutz ja, direkt am Expositionsort aber wie stellst du dir eine Verbesserung der Raumakustik per se vor? Dämmmaterial, Absorber, Trennwände? Eher nice to have.

    Kein Nice-To-Have, sondern ein Muß.


    Bedingt durch das Arbeitsschutzgesetz und die LärmVibrationsArbSchV.


    Es gibt für Neubauten einfache Möglichkeiten, beim Bau der Hallendecke schon massive Verbesserungen zu erzielen. Grundsätzlich wird dabei gedämmt, und das nicht nur plan, sondern in "Wellen".

  • Falls "neue Halle" auf eine eher baulich neue Halle abzielt, dann sollten diese Punkte ja bei der Errichtung schon eingeflossen sein und daher nicht mehr primät von Bedeutung sein, da eben schon vorhanden, oder?

    Laut heisst nicht immer gleich gut und toll und wer schreit ist meist im Unrecht.

  • Von mir auch noch paar Anmerkungen, da ich im zweiten Leben bisschen mit ELA zu tun hab:


    - Entscheidend ist letztlich das Brandschutzkonzept - darin sollte stehen wie die Halle im Brandfall zu alarmieren/räumen ist. Geht normalerweise über Sirenen/Tröten, wenn es keine Sprachalarmierungsanlage gibt.

    Die Sirenen müssen dazu einen entsprechenden Pegel über dem Störschallpegel liefern,

    und der wiederum wäre ggf. durch die Musik erhöht. (je nachdem wie pingelich man das mit der zu erwartenden und der maximal möglichen Lautstärke der Beschallungsanlage sieht).

    So klein ist die Halle nicht, daher sind je nach Position und Anzahl der Tröten Wegstrecken und damit Pegelabfälle zu berücksichtigen.

    Dementsprechend könnte es erforderlich sein eine Zwangsabschaltung der Musik vorzusehen, um einen unnötig hohen Alarmierungspegel zu vermeiden (was wiederum aus dem Gesundheitsschutz der Mitarbeiter resultiert). Würde ich empfehlen mit dem Brandschützer/Brandschutzkonzept abzugleichen.


    - Verteilung - wie Herr Becker richtig anmerkt sind für eine erträgliche Sprachverständlichkeit tendenziell die Abstände zum Lautsprecher klein zu halten, und eine homogene Abdeckung anzustreben, also entsprechend viele Schallquellen vorsehen. Dazu den Raum möglichst wenig anregen, also Energie nur dahin abstrahlen wo benötigt.

    (Idealerweise ergibt sich das Raster für gleichmäßige Abdeckung bei Deckenlautsprechern aus Abstrahlwinkel und Hörebene, für stehende Personen nimmt man als Daumengröße dabei 1,5m an.)

    Viel hilft aber nicht immer viel, das kann im Einzelfall auch anders sein. (ggf. über Simulation ermitteln)


    Man müsste außerdem vor Ort bzw. am Grundriss mal schauen ob eine Deckenmontage zwischen den Hauptträgern überhaupt sinnvoll ist, oder ob da zu viel Energie von den Plattenheizkörpern zurück reflektiert würde. (bzw. man eine abgehängte Lösung bevorzugen sollte, oder besser von den Trägern aus arbeitet)
    Und auch wo überhaupt Beschallung sinnvoll/gewünscht ist - im Kartonlager oder über Regalreihen ist ja ggf. gar nix erforderlich.


    - Lautsprecher und Leitungen: kommt auch darauf an.

    Wenn das eine reine Hintergrundbeschallung ist dann hast Du relativ viele Freiheiten, sind bei der Installation eher die Spielregeln der VDE beim Kabelverzug zu beachten und die sichere Montage der Lautsprecher.


    Die angesprochenen "Feuertöpfe" hast Du nur bei Deckeneinbaulautsprechern, und sind nur relevant wenn Ausführung nach EN54-24 gefordert ist, das ist dann aber wieder Sprachalarmierung und damit ein ganz anderes Fass.


    Da das Projekt etwas umfangreicher ist und Beratung im Internet stets eine gewisse Unsicherheit beinhaltet würde ich an Deiner Stelle mal eine ELA-Bude zum Termin einladen und eine persönliche Zweitmeinung vor Ort einholen.


    Die Stichworte GEMA/Rundfunkservice fand ich auch sehr interessant, keine Ahnung wie die Regularien und Abrechnungsmodalitäten inzwischen sind.

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  • Es geht nicht um Notfallwarnanlagen oder Arbeitsschutzgesetze, sondern darum, konkurrierende Stereoanlagen und Kofferradios durch eine zentrale Musikberieselung zu ersetzen. Da ist wie schon mehrfach erwähnt 100V-Technik die erste Wahl aufgrund der langen Kabelwege. Passende Lautsprecher für kleines Geld gibt es von unzähligen Herstellern:


    Apart

    Audac

    Monacor

    ic audio

    Elko Schmid

    DNH

    Bose

    Honeywell

    ITEC

    Jagro

    Steffens

    TOA

    JBL

    Thomann

    Visaton

    RCF

    Electro Voice

    Syrincs

    WHD

    Bosch

    Dynacord

    und vielen anderen.


    Ich würde für Musik-Wiedergabe auf Zweiwege-Kunststoffboxen mit 5-8 Zoll Tieftönern zurück greifen, die für kleines Geld mit entsprechenden Wandhaltern erhältlich sind. Wo der Platz sehr knapp ist, auch einfache Deckenlautsprecher für noch kleineres Geld.


    Bei vielen Lautsprechern dieser Art lässt sich die Leistungsanpassung mit einem einfachen Drehschalter umschalten und so der Pegel in gewissen Grenzen an jedem Lautsprecher anpassen. Das kann dem Frieden unter der Belegschaft sehr förderlich sein, nicht jeder Mitarbeiter möchte mit der gleichen Lautstärke berieselt werden.


    Eventuell schon vorhandene niederohmige Lautsprecher lassen sich auch leicht mit entsprechenden Trafos nachrüsten. Das würde ich in der Chaos-Halle einmal ins Auge fassen. Mehrfach-Beschallung mit verschiedenem Musikprogramm grenzt ja schon an Körperverletzung.

  • Wie du schon selbst sagst: Es ist eine Arbeits- und Lagerhalle und keine Lounge/Club/Tonstudio/Wohnzimmer. Schallschutz ja, direkt am Expositionsort aber wie stellst du dir eine Verbesserung der Raumakustik per se vor? Dämmmaterial, Absorber, Trennwände? Eher nice to have.

    Ich habe lange Zeit in der Industrie gearbeitet, bei einer recht großen Landmaschinenbude.

    Da wurden alle neuen Hallen deutlich unter dem Gesichtspunkt Schallschutz für Mitarbeiter geplant und gebaut. Und das bei weitem nicht nur mit schallgedämpften Trapezblech Dächern.

  • Stimmt, da bin ich auch ein bisschen abgeschwiffen.


    Den Punkt von Skyper, daß eine Installation einer Musikanlage durchaus Auswirkungen auf eine Alarmierungsanlage hat und ggf. durch eine entsprechende Verkopplung (Priorität) hier eine deutliche Verbesserung der Alarmierung erreichbar ist und andernfalls eine Verschlechterung zu erwarten ist, würde ich trotzdem nicht außer Acht lassen.


    Zur Installation grob:


    100V ist denke ich gesetzt.


    Komponenten gibt es in ausreichender Auswahl. Zu viel LowEnd geht nicht und will man in so einer Halle auch nicht, ein bisschen mehr als für Sprache darf es aber schon sein, da haben an sich alle relevanten Hersteller was im Programm.


    Ich habe bei meinen letzten Installationen den Querschnitt recht generös mit 1,5mm² gewählt und das nicht bereut.

  • Ich weiß echt nicht warum man nun auf so etwas rumhackt. Es geht doch einfach nur um eine Hintergrundberieselung.


    Das Thema Lärmschutz ist eine ganz andere Baustelle und so etwas wie Schalldämmung bzw. Lärmschutzmaßnahmen hätten ja schon viel früher (je nach alter der Halle) einfließen können/müssen. Also irgendwie nicht das Thema. Und jetzt nur wegen dieser Hintergrundberieselung eine Raumakustikmaßnahme noch zusätzlich anzuleiern, die wohl offensichtlich nur auf die Verbesserung und effektivität der Hintergrundberieselung ausgelegt werden würde... ich würde als Verantwortlich hier die Notbremse ziehen und das ganze Projekt beerdigen. Dann soll doch wieder jeder seine Kofferheule am Arbeitstisch abstellen und soll das dudeln lassen.


    Wenn es auf Alarm- und Durchsagesicherheit (mit) abzielt, dann muss das sowieso von einer Fachfirme geplant und installiert werden.

    Laut heisst nicht immer gleich gut und toll und wer schreit ist meist im Unrecht.

  • Ich weiß echt nicht warum man nun auf so etwas rumhackt. Es geht doch einfach nur um eine Hintergrundberieselung.


    Das Thema Lärmschutz ist eine ganz andere Baustelle und so etwas wie Schalldämmung bzw. Lärmschutzmaßnahmen hätten ja schon viel früher (je nach alter der Halle) einfließen können/müssen. Also irgendwie nicht das Thema. Und jetzt nur wegen dieser Hintergrundberieselung eine Raumakustikmaßnahme noch zusätzlich anzuleiern, die wohl offensichtlich nur auf die Verbesserung und effektivität der Hintergrundberieselung ausgelegt werden würde... ich würde als Verantwortlich hier die Notbremse ziehen und das ganze Projekt beerdigen. Dann soll doch wieder jeder seine Kofferheule am Arbeitstisch abstellen und soll das dudeln lassen.


    Wenn es auf Alarm- und Durchsagesicherheit (mit) abzielt, dann muss das sowieso von einer Fachfirme geplant und installiert werden.

    Die Hintergrundberieselung invalidiert das Alarmierungskonzept, das ist der Grund, warum wir das ansprechen. Und wenn man da sowas einbaut, kann man das nicht einfach an Gesetzen und Vorschriften vorbei arbeiten. Wenn es hart auf hart kommt und es da mal brennt, kommt sicherlich irgendwann auch die Frage auf "wer hat eigentlich diese Musikanlage eingebaut, die ist auf den Plänen gar nicht drauf..."

  • skyper: Ich danke Dir für die ausführliche Beschreibung. Leider wird diesen Punkten durch die Unternehmungen oft bei solchen Fragestellungen viel zu wenig Beachtung geschenkt - bis es dann mal brennt und Haftungsfragen geklärt werden müssen... Und hier kann durchaus auch Regress auf eine ausführende Firma genommen werden. Deshalb - und wenn solches nicht gewünscht wird - würde ich auf jeden Fall eine entsprechende Abmahnung erstellen, dass der Punkt der Evakuierung bzw. Evakuationsdurchsage durch uns als Dienstleister angesprochen - aber vom Kunden eine entsprechende Lösung nicht gewünscht wurde. Basta. Dies einfach als Tipp an den Threatstarter... Ansonsten und wie oben beschrieben: Da gibt es wohl 10'000 mögliche Lösungen, sowas umzusetzen.

  • Deswegen

    Wenn es auf Alarm- und Durchsagesicherheit (mit) abzielt, dann muss das sowieso von einer Fachfirme geplant und installiert werden.

    Fügen wir noch dokumentiert dazu.


    Das hat aber auch nur sehr weit entfernt etwas mit raumakustischer Anpassung und Optimierung in Form von Absorbern, Traps, Moltongehänge etc. zu tun, mho. Außer es stellt sich bei der Plaung heraus, dass es notwendig wird, um eine gewisse STI zu erreichen.

    Laut heisst nicht immer gleich gut und toll und wer schreit ist meist im Unrecht.

  • Hi,

    also wenn sich in einer Halle dieser Größe sich mitgebrachte Stereoanlagen 'in den Hallenecken' zu einem störenden Brei vermischen, dann liegt meiner Meinung nach da akustisch was im Argen.
    Zu versuchen, dass ganze durch eine verteilte Beschallung zu lösen führt zu sehr viel gut verteilter Schallenergie in dem Raum.... :(


    Tomy

    SIM II Operator and Dante Level I-II-III (alles sogar zweimal :)
    Jugendschwimmabzeichen, Rettungsschwimmabzeichen in Bronze
    Meine kommerziellen Softwareprodukte SATlive und LevelCheck

  • (...), dann liegt meiner Meinung nach da akustisch was im Argen.

    (...)

    Ja klar, sieht man auf den Bildern doch gut: alle 6 Raumbegrenzungsflächen sind schallharte Betonoberflächen. Die einzig absorbierenden Oberflächen in dem Raum sind die Verpackungskartons.


    Natürlich erwartet der Kunde erstmal nur, dass da ein wenig Technikgeraffel fürs Gedudel unter die Decke geschraubt wird. Aber lässt sich die eigene Qualifikation nicht deutlich besser unterstreichen, wenn auf die Alarmierungsthematik und auf die Gesundheit der Mitarbeiter bzgl. möglicher Schallpegelreduktion im Raum hingewiesen wird? Die Betonrippen-Decke ist doch fast ideal zum Nachrüsten von Absorptionsflächen und eine schnelle Nachhallmessung ist doch kein Aufwand.


    Dagegen entscheiden kann sich der Inhaber immer noch, aber positiv vermerken wird er die Tipps mit Sicherheit.

  • Natürlich mit Absorbern, was denn sonst? Absorbierende Baffel oder Segel an der Deckenfläche können den Pegel z.B. weit genug drücken, um unter die Gehörschutzschwelle zu kommen, da ist dann viel mehr erreicht als "nice to have". In Industrie- und Produktionshallen ist das eigentlich Standard alleine aus Arbeitsschutzgründen.

    Ist für diesen Zweck zuviel Aufwand. Wirklich nur für eine leise Berieselung.

  • Entscheidend ist letztlich das Brandschutzkonzept - darin sollte stehen wie die Halle im Brandfall zu alarmieren/räumen ist. Geht normalerweise über Sirenen/Tröten, wenn es keine Sprachalarmierungsanlage gibt

    Es sind Alarmsirenen vorhanden

    Würde ich empfehlen mit dem Brandschützer/Brandschutzkonzept abzugleichen.

    Danke für den Tipp