Alles anzeigenWas mich bei Digitalpulten zunehmend stört, ist diese Sichtbarmachung aller Werte, denn viele, gerade jüngere Tontechniker mischen zunehmend nach Bildschirm statt nach Ohr. Das Ergebnis hört sich auch so an.
Beispiel: Die ganzen gängigen Analogpulte mit Semiparametrischen Mitten, hatten einen Shelving Filter bei ca. 60 bis 100 Hz und einen bei etwa 10K. Die Mitten hatten ca. Q 1,5. Das war aus gutem Grund so, weil das gut klingt und in der Regel praxisnah ist. Fast niemand traut sich aber heute noch eine EQ Kurve so zu verbiegen. Man operiert irgendwie immer mit dem Skalpell (Hohe Güte, wenig Anhebung/ Absenkung), weil einen das Gesehene erschreckt. Früher hatte man kein Problem, den Low Shelf bis Anschlag Rechts zu drehen und den High Shelf in die andere Richtung, wenn nötig. Und das kann je nach Signal sehr gut klingen. Gerade enge Filter klingen in de Regel unmusikalisch und sollten eher zur Störungsbekämfpung (Zischeln, Feedback), denn zur Klangformung genutzt werden. Trotzdem sehe ich das immer mehr und in der Regel gefällt mir das gehörte Ergebnis nicht.
Übrigens noch um nicht nur eine These so völlig unbegründet hinzupfeffern. Enge Anhebungen/ Absenkungen klingen deswegen unmusikalisch, weil sie auch in der Natur im Resonanzbereich praktisch nicht anzufinden sind. Klangformung in der Natur findet nahezu immer breitbandig mit flachen Kurven statt.
Viele Grüße
Tobias
Ich sehe das nicht so. Es gibt Leute, die wissen, wann ich welche Filter wie sinnvoll einsetze und welche, die das nicht wissen und trotzdem tun. Dass früher die semiparametrischen Filter der Mittelklassepulte keine Option zur Erzeugung schmalbandiger Filter hatten, mag zwar den einen oder anderen von einem unsinnigen Gebrauch abgehalten haben, auf der anderen Seite hat diese Einschränkung aber auch manchen Einsatz von Leuten, die das sinnvoll und mit Verstand genutzt hätten, ver/behindert.
Ich finde die Freiheit der heutigen EQs super, liebe die graphische Darstellung und nutze zwischenzeitlich sogar ab und an touch screens für die EQ-Bedienung.
Wenn ich mich an meine Varicurves zurück erinnere, die diese Möglichkeiten schon Anfang der 90er boten, kann ich mich erinnern, dass ich mich selbst und später auch Kollegen zu großzügigen Eingriffen erst mal ermutigen mußte, weil die Eingriffe in der Graphik mächtiger aussahen, als sie wirklich waren.
Wenn die jungen Loide da heute hemmungsloser zulangen ... Recht so. Wenn sie damit einen Scheiß produzieren, kein Problem, wenn sie bereit sind, daraus zu lernen ... stirbt schließlich keiner dabei und wir alten Säcke dürfen uns auch ein bisschen freuen, wenn wir's besser können.