Videoübertragung, 30-50 Meter, kaum Verzögerung

  • aus vielfacher Praxis in diesem Fall sage ich Dir: auf jeden Fall ist das so. Digitale Kameras haben immer (!!!) einen Zeitversatz. Bei den klassischen Camcordern im Bereich 200-600€ sind das in der Regel zwischen 30 und 100 Milisekunden. Grundsätzlich gilt die Faustregel je günstiger die Kamera desto höher das Delay, es gibt aber natürlich auch herstellerabhängige Unterschiede.


    Die analogen Überwachungskameras geben Dir das Signal ohne jegliche Verzögerung so aus wie es reinkommt - daher sind diese Modelle nach wie vor die erste Wahl in zahlreichen professionell arbeitenden Theatern für die Übertragung des Dirigenten für Sänger auf der Bühne oder ähnliche Anwendungsgebiete. Meist läuft das dann in Verbindung mit einem alten Röhrenfernseher und analoger Übertragungsstrecke per Coaxkabel / BNC. Das kannst Du perfekt mit den Komponenten realisieren die kob1 Dir weiter vorn bereits freundlicherweise zusammengestellt hat :D . Das Equipment kannst Du zum Beispiel beim Versandhaus Thomann im Internet bestellen, Du bekommst die Sachen aber auch in jedem anderen gut sortierten Fachhandel.


    Wenn Du ein solches latenzfreies System aufbauen willst ist es wichtig, dass es wirklich keine Wandlung von analog auf digital in der Kette gibt. Das bedeutet, dass Du aus Deiner Überwachungskamera (sowas wie von Tobias Zw. vorgeschlagen wurde funktioniert dafür ganz hervorragend) direkt analog rausgehst (Chinch oder BNC), mit einem langen Coax-Kabel Deine 50m Strecke überbrückst und am anderen Ende wieder mit Chinch oder BNC in den analogen (!) Röhrenfernseher gehst. Sobald Du einen Digitalfernseher / Flachbildschirm am Start hast wird es hier auch wieder eine Latenz geben (teilweise verringerbar über "Gaming Modus oä").


    Der Vollständigkeit halber sei erwähnt dass die Bildqualität einer solchen komplett analogen Übertragung natürlich nicht wirklich High-End ist ;) Man bekommt ein Bild mit dem man gut arbeiten kann und auf dem man erkennt was man erkennen muss - wenn es aber gestochen scharf, mit tollen Farben etc... sein soll muss man eben doch zur Digitaltechnik greifen. Selbstverständlich lassen sich auch mit digitaler Technik nahezu latenzfreie Übertragungen realisieren. Dazu muss man dann aber deutlich (!!!) tiefer in die Tasche greifen.

    4 Mal editiert, zuletzt von pfeiffe ()

  • Ich bin ja eigentlich auch ein Freund von technischen Lösungen, aber mal ganz blöd gefragt: Habt ihr schon mal an einen Spiegel gedacht?
    Genau für den Zweck (Organist sitzt mit dem Rücken zum Altar) habe ich schon häufiger Spiegel an Orgeln gesehen.

  • Ich bin ja eigentlich auch ein Freund von technischen Lösungen, aber mal ganz blöd gefragt: Habt ihr schon mal an einen Spiegel gedacht?
    Genau für den Zweck (Organist sitzt mit dem Rücken zum Altar) habe ich schon häufiger Spiegel an Orgeln gesehen.

    Gedacht schon, aber er hat zwei Probleme: 1. er vergrößert nicht, was bei größeren Erfahrungen Schwierigkeiten gibt + 2. Er zeigt die Dirigentin / den Dirigenten nicht von vorne, was auch wichtig ist ;)

    Ich würde sagen: Ja.

    Okay, sehr gut. :)


    pfeiffe :Danke für die schöne Zusammenfassung! Ich denke auch, das analog Sinn macht, zumal wir wirklich nicht so viel Geld ausgeben wollen. Häufig werden wir das System nämlich auch sowieso nicht brauchen

    Zur Verkabelung:


    FBAS kann man ab einer Länge von 20m besser symmetrisch schicken.


    An der Kamera ein Balun, weiter über Netzwerkkabel, am Monitor per Balun wieder auf Coax.

    Jetzt kann ich nochmal hierauf zurückgekommen: Welche Probleme ergibt sich denn durch eine nicht-symmetrische Übertragung - und welches Kabel wäre nötig, um es anders zu machen.


    Und noch eine Sparfrage: Das Kabel scheint ja echt das teure an der ganzen Sache zu sein. Gegenüber dem Produkt bei Thomas (jetzt wo der Name gefallen ist), habe ich noch ein paar andere Produkte entdecktm, die etwas billiger zu haben sind. Leider kann ich nicht unterscheiden, ob es sich um welche mit 75 Ohm handelt oder nicht. Wie sieht es z.B. hiermit aus:


    https://datasheets.content4us.com/de_de/datasheet/550509883


    Viele Grüße


    Matclou

  • Welche Probleme ergibt sich denn durch eine nicht-symmetrische Übertragung

    Theoretisch anfälliger gegenüber Brummschleifen und Einstreuungen. Wenn du aber ein solches Videoüberwachungskabel nimmst, wie du verlinkt hast, läuft die Versorgung der Kamera parallel zum Videokabel. Damit sollte es eingentlich keine Probleme geben. Das hat Jarhzehnte in Videoüberwachungsanlagen so funktioniert.

    und welches Kabel wäre nötig, um es anders zu machen.

    Ganz normales Netzwerkkabel und so genannte Videoextender. Bei denen gibt es aber sehr große Qualitätsunterschiede.

    Leider kann ich nicht unterscheiden, ob es sich um welche mit 75 Ohm handelt oder nicht. Wie sieht es z.B. hiermit aus:

    Videokabel ist normalerweise immer 75 Ohm.

  • Videokabel, 75 Ohm Impedanz, achte auf geringe Dämpfung und hohes Schirmungsmaß.


    Wir haben damit auch schon über 100m durchs Gebäude über mit allen Stromarten gemischten Kabelpritschen das Krankenhaus-Kapellen-Videosignal in die Haus-Antennenanlage einmoduliert, das geht analog ohne Rauschen, Störungen und Zwischenverstärkern und mit guter Qualität. Man darf sich nur keine vagabundierenden Ströme (Brummschleife...) in den Schirm einspeisen oder einfangen.

    Am Besten schutzisolierte Geräte verwenden und direkt mittels BNC-Steckern (bitte die 75Ohm-Version benutzen) an den Kabeln verbinden.

    Lieber mit Röhre geampt, als in Selbige geschaut!


  • Ja, miniDV verarbeitet für die Aufzeichnung natürlich ganze Frames. Falls das vorher missverständlich war: ich meinte den AV Out nicht die Aufzeichnung. Ob der Output bei dieser Kamera wirklich erst hinter der ganzen Wandlung sitzt habe ich bezweifelt. Ich kenne das anders.


    Ich hab jetzt meine alten Skripten hervorgeholt, weils mich doch interessiert: Ja der Output eines CCD ist analog. Ich kenn das so, dass jemand sagt "CCD" und die nächte Frage ist "Wieviel Bit?". Auch die verlinkte Überwachungskamera ist digital.


    Was die "Verzögerung" angeht: Der Bildaufbau eines CRT Bildes dauert 1/50s also 20ms. Danach hab ich aber erst die halbe Information, dank der Halbbilder. Rechnet man die vertikalen Austastlücken dazu, beginnt die erste sichtbare Zeile nach 1,6ms, die letzte Zeile irgendwo bei knapp 20ms.

    Ein Ereignis X das zB in der Bildmitte passiert, kann ich also frühestens nach rund 10ms erkennen, und dabei auch nur die Hälfte - die gesamte Information kommt erst nach 20ms - dazu noch zeitversetzt zum ersten Halbbild.

    Am Rande sei noch erwähnt, dass solche zeitdiskreten Werte für mich schon mit einem Fuß in der digitalen Welt sind...

  • Balun und Netzwerkkabel habe ich nur erwähnt, weil FBAS über Coax irgendwann schlecht aussieht und Netzwerkkabel auf Länge weniger kostet als Coax. Mit manchen Baluns kann man dann sogar bis zu 4 Kanäle FBAS über ein Netzwerkkabel schicken.

    Hauptsächlich ist also die symmetrische Übertragung eine Kostenfrage. Ab einer gewissen Länge kostet es einfach weniger.

    Bei meiner letzten Produktion habe ich alles (FOH und Dirigenten-Kameras) bis 60m mit Coax-Kabel gemacht, alles darüber über Netzwerk. Also die Strecken vom und zum FOH in dem Fall. Das waren dann 120m Netzwerk-Strippen, die nur dafür da waren

    Extender und Netzwerkkabel (wie oben erwähnt) sind genau NICHT das Mittel der Wahl, weil sie Latenz haben.

  • Ein Ereignis X das zB in der Bildmitte passiert, kann ich also frühestens nach rund 10ms erkennen, und dabei auch nur die Hälfte - die gesamte Information kommt erst nach 20ms - dazu noch zeitversetzt zum ersten Halbbild.

    Mal abgesehen davon, daß bei einem Tempo von 120 BPM 10ms weniger als eine 64stel Note ist: Die beiden Halbbilder sind ineinandergeschachtelt, eines enthält nur die geraden, das darauffolgende die ungeraden Zeilen, es werden also eigentlich 50 Bilder pro Sekunde mit halber Auflösung übertragen. Außerdem sind Abtastung und Bildaufbau in Kamera und Monitor synchron, so daß Bildtakt von 25Hz schnell genug ist.


    Als Kabel eignet sich in Festinstallationen übrigens das für Satelitenempfang gedachte, bis 2,5 GHz brauchbare und preiswerte Material wegen seiner bei 5MHz noch sehr geringen Dämpfung auch für längere Strecken.

    Man achte darauf, das die Leitung ordentlich mit 75 Ohm abgeschlossen ist, die sonst auftretenden Reflexionen geben hübsche Geisterbilder :)

  • Liebe Leute, ich danke euch allen für eure Beiträge, ihr habt mir sehr geholfen! ;)


    Wenn eine Entscheidung gefallen ist und die Sache ausprobiert ist, kann ich mich ja nochmal melden - dann zeigt der Thread die Suche nach einer Lösung und die Lösung selbst in Gänze ;)