Alterung von Lautsprechern

  • Howdy


    Nachdem ich 25 Jahre alte D&B Bässe gehört habe, die mir etwas labberig/weich klangen, machte ich mich auf die Websuche und fand folgendes:

    https://www.klippel.de/fileadm…%20suspension_Klippel.pdf


    Zusammenfassung: Eigenschaften von Lautsprechern ändern sich über die Zeit, abhängig von der Belastung, Klima,,. Die Steifigkeit der Membrane wird geringer.


    Das deckt sich mit meinen Erfahrungen und nicht-wissenschaftlichen Einschätzungen. Wobei man sich ja oft nicht sicher sein kann, was die Ursache einer Hörerfahrung ist.


    Wie geht ihr damit um? Ist das ein Argument für Neuanschaffungen? Ist es egal, weil das alte Equipment eh nach unten durchgereicht wird? Wenn ich in einen anderen Thread über das reconen reinschaue, wäre ein reconter Lautsprecher sogar ein Pluspunkt, weil die Membrane jünger ist.


    Gruß

    Rainer

  • Ich habe mal bei Lautsprechern die Sicke erneuert, die waren danach wie neu. Der Bass wurde sofort trockener. Das hat mega gelohnt Aufwand je Speaker 30-60 Minuten.


    Was meint ihr mit reconen? Ehrlich gesagt muss ich mir darauf etwas zusammen reimen, bin gespannt ob ich da richtig liege...

  • Den Konus neu machen.

    Umfasst i.d.R. Konus, Kalotte, Spule und Aufhängung(en) eines Speakers.


    Je nach Speakertyp ist das günstiger, als gleich alles zu tauschen, wenn die Spule mal abgeraucht ist. Manchmal isses aber einfach billiger, ein Vergleichsprodukt für die OEM Typen einiger Boxenhersteller zu nehmen - falls die OEM nicht eh nur umgelabelte Markenware ist.

    ...hauptberuflicher Sarkastiker.

  • einige schwören auf "originale" Lautsprecher, mir wären ordentlich und frisch reconte lieber.


    Tatsächlich hatte ich so ein Erlebnis vor einiger Zeit in einem Club, Links kamen 2 neue Mitten ins Top, daraufhin war links / rechts ein Unterschied wie Tag und Nacht, trotz original Bestückung. Die Tops wurden aber auch jede Woche 2-3x ordentlich geprügelt. Bei Bässen sieht es wohl nicht viel anders aus.

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  • Konsequenterweise gehören die Chassis so reconed, wie sie zusammen eingesetzt werden, also...das Stereo-Pärchen gemeinsam.

    Man kann davon ausgehen, dass nach vielen Jahren Betrieb eine gerissene Sicke beim Partner-Chassis nicht lange auf sich warten lässt. Ausfälle nach kurzer Zeit in Folge von Fertigungsfehlern und Schäden durch Vandalismus/Überlastung mal ausgenommen...

    Lieber mit Röhre geampt, als in Selbige geschaut!

  • Konsequent wäre es, zumindest bei Bässen mit Altersschwäche, immer alle zu reconen - nur dann funktionieren z.B. Cardiod-Anordnungen auch weiterhin wie vom Hersteller vorgesehen.

    Freelancer für Audio Beschallung/Recording seit 2003 - Alle Beiträge spiegeln meine persönliche Meinung/Erfahrung als von Herstellern & Vertrieben unabhängiger Tonmensch wieder

  • die beobachtung mit "ausgeleierten" d&b bässen kann ich bestätigen.

    bei uns in der gegend gibt es einige kollegen, die restbestände von F1/F2 / B1 anlagen aus den 90ern (und früher) betreiben. deshalb erlebt man hier immer wieder mal so eine alte anlage.

    es ist natürlich sehr schwer, klangeindrücke "von früher" in der gegenwart in den sinn zurück zu rufen, aber irgendwie kann ich mir einfach nicht vorstellen, dass diese bässe damals ebenso labberig und ungenau klangen ;)

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Naja,


    mal angenommen, der Magnet verliert nicht nennenswert an Feldstärke, wesentliche Änderung sei die weich werdende Aufhängung und die möge sage und schreibe 50% ihrer Federsteifigkeit verloren haben. Was sind die Folgen?


    - die Resonanzfrequenz f(alt) fällt auf das 0,707 Fache der ursprünglichen Resonanz f(neu)

    - das äquivalente Luftvolumen steigt gleichzeitig um 100% => Vas(alt) = 2xVas(neu)

    - der Wirkunggrad geht im Kubikverhältnis (f(alt) zu f(neu)) * (Vas(alt) zu Vas(neu)) ein

    => 0,3533 * 2 = 0,707, der gealterte Speaker hat also 3dB weniger Wirkungsgrad als der neue


    Bei der Güte wird nicht die Welt passieren, wird diese doch durch elektrische Güte dominiert (die GegenEMK des Antriebs in Verbindung mit der bewegten Masse).


    In Verbindung mit einem Gehäuse haben die Parameter den Effekt, dass das Gehäuse zu klein wird (Vas vergrößert sich ja) und die Abstimmung (meist ja BR-Dosen) dazu der gefallenen Resonazfrequenz nicht Rechnung trägt. Die Simu schmeißt mir dazu (zuvor optimal abgestimmt) eine Pegelüberhöhung im Frequenzgang oberhalb der Abstimmreso raus (mit mehr Pegel als zuvor), ca. eine Oktave oberhalb Abstimmreso dann mit weniger Pegel (hier greift der altersbedingte Wirkungsgradverlust). Nennenswerte Änderungen im Hub ergeben sich nicht, dito Sprungantwort.


    Somit zurück zum einleitenden "Naja". Labbriger Sound wegen gealterter Aufhängung? Hmm, sollte da wieder das Wissen um das "weichgekloppfte" Chassis den Höreindruck hervorrufen?


    Oder verursacht schlicht der geringere Pegel im "Oberbassbereich" den EIndruck des labbrigen Sounds, weil die "knackigen" Anteile (u.a. die man auf Bauch/Brustbein spürt) mit 3dB fehlen? Zumal dazu weiter unten im Bereich der Abstimmreso nichts fehlt (was man so evtl gar nicht erwartet hätte).


    Grüße

    Mattias

  • Oder verursacht schlicht der geringere Pegel im "Oberbassbereich" den EIndruck des labbrigen Sounds, weil die "knackigen" Anteile (u.a. die man auf Bauch/Brustbein spürt) mit 3dB fehlen? Zumal dazu weiter unten im Bereich der Abstimmreso nichts fehlt (was man so evtl gar nicht erwartet hätte).

    Dann müßte man das alte Klangverhalten mit etwas EQ wieder herstellen können.

    Ich denke aber, daß das Problem in Zeitbereich ist. Die weichere Aufhängung führt zu Überschwingern. Ähnlich wie ein kleiner Dämpfungsfaktor durch lange Kabel.

  • mattias bost, danke für den erhellenden beitrag. das könnte die hörbaren effekte durchaus erklären.

    wenn dann noch der von Loloverde erwähnte effekt des etwas verlängerten nachschwingens nach impulsen dazu kommt, wäre das phänomen doch gut beschrieben.


    man kann aber sicherlich auch sagen, dass es viele, viele jahre braucht, bis die chassis so durchgenudelt sind dass es hörbar stark auffällt. wie sich das dann bei moderneren chassis verhält, die ja klanglich sehr oft serienmässig schon eher "labberig" ausgeführt sind, wird die zeit zeigen.

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Ich würde das nicht in Jahren, sondern in Betriebsstunden rechnen...

    Hängt ja in erster Linie davon ab, wie der Speakerhersteller die Sikken ausgeführt hat. Die Membrane kann ruhig altern, das hört man wohl eher kaum - Zentrierung & Hauptsicke sind das, was mechanisch den allergrößten Teil ausmacht.

    Wobei: ein guter Amp mit hohem Dämpfungsfaktor/kurzen Leitungen da natürlich auch eine Rolle spielt...

    Wenn du heute noch Top gepflegte 3HE Controlleramps für die B1/F1//F2-Kombi hättest, Wolfgang, dann könnten wir mal ein Forentreff machen und zusammen auf den Edo-Jodler warten... ;)

    ...hauptberuflicher Sarkastiker.

  • Bei z.B. Fohhn kann man am DSP die Betriebsstunden nachschauen… wenn da z.B. 1000 Std. stehen sollten - (also sagen wir mal, 100 Hochzeiten je 10 Std.) - ist es viel oder wenig? Ich meine, ist es ca. als ob ein Auto 10.000 km oder oder 100.000 km hinter sich hätte? Wird sicherlich die Frage sein, ob es am Limit lief oder eher Hintergrundmusik…? Nehmen wir an - bis paar dB vor Klipp - und immer mit vom Hersteller eingebauten Limiter, wie es bei den guten aktiven Kisten der Fall ist. Danke.

  • die beobachtung mit "ausgeleierten" d&b bässen kann ich bestätigen.

    bei uns in der gegend gibt es einige kollegen, die restbestände von F1/F2 / B1 anlagen aus den 90ern (und früher) betreiben. deshalb erlebt man hier immer wieder mal so eine alte anlage.

    es ist natürlich sehr schwer, klangeindrücke "von früher" in der gegenwart in den sinn zurück zu rufen, aber irgendwie kann ich mir einfach nicht vorstellen, dass diese bässe damals ebenso labberig und ungenau klangen ;)

    Speziell an bestimmten Langzeiteinsatzorten... die erstaunten Gesichter nach dem reconen kann man sich vorstellen.

    Ich: ahh, war‘s endlich so weit ... ?

    Local: woher weißt Du?

    Ich: Ich nix wissen, ich hören :)

  • Leider altern Hochtöner durchaus auch hörbar und messbar. Das kann diverse Ursachen haben:

    - verharztes Ferrofluid (steht in manchen Herstellerangaben als "jährlich zu wechseln", wer auch immer das macht?)

    - Rost am Magnet und somit evtl. im Luftspalt, dadurch evtl. Hemmung der Membran (Muss man nicht immer gleich als Kratzen hören)

    - Alternder Kleber, der Verbindungsstellen (wie z.B. Spulenträger) dann quasi aufweicht oder isch dort teilweise löst, weshalb der Impuls der Spule nicht mehr korrekt auf die Mebran übertragen werden kann.


    Doof ist, dass es bei allen Speakern ein dermaßen schleichender Prozess ist, dass man halt wie erwähnt die Unterschiede erst nach einer Reparatur merkt. Trotzdem braucht es schon ganz schön hohes Alter/ Betriebsstunden), bis ein guter Lautsprecher dann evtl. sogar ein schlechter wird. Da sieht vorher die Box wahrscheinlich schon übelst abgerockt aus, könnte auch ein Grund sein rigendwann mal zu tauschen :)


    Viele Grüße

    Tobias Kammerer