Sidefills füttern

  • Hallo zusammen


    "Meine Band" und ich sind in den letzten Vorbereitungen, bevor es auf Tour geht. Jetzt sind wir an Proben in einer Eventlocation, wo wir zum ersten mal das ganze Setup aufgebaut haben und testen, ob es so für alle passt.

    Die Band will in wesentlichen keine Monitore, sondern nur ein Sidefill mit dem Mastersignal. Nach einigen Irrwegen habe ich das so gelöst, dass ich das Mastersingal über eine Matrix schicke, die dann die Sidefills beliefert.


    Das ist nahe drann an der Ideallösung. Blöd ist halt nur, wenn man am Master etwas verändert, ändert sich auch die Lautstärke der Sidefills. Zwar kann ich das über die Matrix wieder korrigieren, jedoch ist das am FOH ein Blindflug.


    Gibt es eine elegantere Art, die Sidefills zu füttern? EIn Monitormix über Sidefills ist keine Option, die Band braucht einen dynamischen Mix und ein Monitormann ist nicht dabei. Pult ist aktuell ein X/M 32.

    Der Ton macht die Musik.

  • Du könntest das Main-Signal ja auch über eine Matrix schicken? Für direkteren Zugriff kann man die User-Defined-Keys nutzen.

    Alternativ kann man den Mono-Bus nutzen, wenn Mono reicht. Dort kann man auch einzelne Signale (bspw. die Snare) weglassen und die Lautstärke anpassen (quasi als vom LR unabhängiger Postfader-Bus).
    Wenn man Stereo braucht, kann man dafür Stereobusse (Postfader bzw. Subgruppe) nutzen, mit der Einschränkung, dass man dann schlecht anderen Busse nutzen kann, da man keine Busse auf Busse schicken kann. Man könnte noch so etwas wie den Vocal-Bus wieder auf freien Eingangskanälen in die erste Ebene zurück holen um das zu umgehen.

  • Arbeitest Du mit Gruppen?

    Ansonsten würde ich einfach einen (oder zwei) Aux Weg nehmen, die post - Fader abgreifen und alle Fader auf 0 dB stellen. Das lässt Dir dann alle Flexibilität. Normalerweise hast Du 1:1 den FoH Mix, kannst aber gewisse Signale (Snare, Delay …. ) bei Bedarf reduzieren.


    Tomy

    SIM II Operator and Dante Level I-II-III (alles sogar zweimal :)
    Jugendschwimmabzeichen, Rettungsschwimmabzeichen in Bronze
    Meine kommerziellen Softwareprodukte SATlive und LevelCheck

  • Würde ich auch so machen.


    Über einen Trick geht das sogar mit Subgruppen - diese kann man sich beim Behridas auf einen Kanal zurück holen. Man muss sich nur entscheiden, was man sich auf die Sidefills legt, Einzelkanäle oder Gruppen, um Doppelrouting zu vermeiden.

    Freelancer für Audio Beschallung/Recording seit 2003 - Alle Beiträge spiegeln meine persönliche Meinung/Erfahrung als von Herstellern & Vertrieben unabhängiger Tonmensch wieder

  • Alles Quark. Der Mix bleibt eh nicht so wie er ist. Dafür sind Musiker zu unzuverlässig. Und wenn Du erstmal im kleinen Laden spielst und bestimmte Amps oder Instrumente nicht im FOH Mix vorkommen, der Sänger aber laut muss, fällt das Kartenhaus in sich zusammen.

    Mach Dir zwei vernünftige Mixes für die Sidefills und passe die entsprechend jeder Halle einmal an.

    Practice, Practice, Practice

  • Moin


    Also meine Pulte haben ein Master Insert...

    Der sitzt in der Schaltung normal direkt vor den Master Reglern, dort kann man das Signal abgreifen, ohne das es über den Masterfader geht.

    Wenn ich Stereo Mitschnitte mache, nutze ich diese Möglichkeit.


    Geht bei deinem nicht auch so?

  • Danke für die zahlreichen Rückmeldungen


    Oder was genau ist denn mit einem "dynamischen Mix" gemeint ?

    Damit meine ich, dass die Band den Sound auf der Bühne so hören möchte, wie sie für den Zuhörer klingt. Soli der Instrumente/Sänger etwas lauter, mit Hall und Effekten.


    Deshalb halte ich eine Lösung mit den Monitorwegen für unrealistisch - ich kann nicht während dem normalen Mixen auch noch auf dem Monitorkanal die Soli lauter drehen.


    Heute Abend werde ich mal mit dem Editor anschauen, ob ich die Matrix pre Masterfader machen kann, bzw. ob ich mit der Idee von audiobo vorwärts komme.


    Den Gedankengang von gert finde ich schon auch gut (und vermutlich technisch gesehen der beste Vorschlag soweit), aber wenn die Band dann mit "meinem Sound" unzufrieden ist, bzw. sich so unwohl fühlt, dient mir das auch nicht.

    Der Ton macht die Musik.

  • die "normale" Ausführung wäre, wie oben schon genannt, hier wohl ein Post Fader Ausweg, den man je nach Location anpasst, der aber ansonsten den FOH Mix widerspiegelt. Viel "schöner" geht es wohl nicht. Ich persönlich finde das allerdings als nicht sehr zielführend, da zuviel Information für die Band. Funktioniert im Normalfall nicht wirklich gut, gerade bei schlechter Bühne/Hallenakustik.


    Noch eine Frage, was änderst du denn so stark während der Show am Master, das es die Band mitbekommt ?

  • Heute Abend werde ich mal mit dem Editor anschauen, ob ich die Matrix pre Masterfader machen kann, bzw. ob ich mit der Idee von audiobo vorwärts komme.

    Das konnte schon das olle Behringer DDX3216 von anno dazumal und vermutlich jedes andere Digipult aus dieser Dekade auch. Oder es gibt neben dem Main-Out einfach einen 2. unabhängig regelbaren Ausgang, ob der dann Controlroom oder sonstwie heißt, ist ja wurscht. Hauptsache er bekommt die Stereosumme Pre-Master.


    Ansonsten finde ich in diesem Fall die Idee von TomyN am Besten, die Auxwege einfach Post-Fader zu legen.

  • Kleines Pult ins Signal auf die Bühne.

    Kann die Band selbst nachregeln.

    Oder auch du selbst ohne hin- und herlaufen zu müssen.

    niemals. nie.

    der grund:

    damit würdest du die technische möglichkeit aus der hand geben, die musiker in ihren lautstärkewünschen einbremsen zu können. es gibt sicherlich auch musiker die sich im griff hätten, die erfahrung zeigt jedoch, dass die meisten die bühne zu laut machen würden, um sich noch besser zu hören. das ergebnis ist, dass du nicht nur gegen den hallensound kämpfen musst, sondern auch noch gegen zu viel pegel von der bühne. das wäre also keine wirklich clevere lösung. die musiker müssen dir vertrauen und sich auf dich verlassen können, dass du das beste für alle heraus holen wirst. man muss zusamen arbeiten, nicht gegeneinander.


    für die genannte anforderung würde ich es ebenfalls so lösen, dass ich die sidefills mit einem post-fade Aux anfahre. dann, wie beschrieben, alle fader auf 0dB, so dass das aux-signal den faderverhältnissen im main folgt. bei bedarf kann man dann noch etwas nachregeln, z.b. einen heissen kanal etwas herunterziehen, den man im main-signal aber nicht leiser haben möchte.


    die sinnvollste variante ist aber wirklich die von Gert genannte.

    überzeuge deine musiker davon, für monitor keinen dynamischen mix anzubieten, der vom frontmix abhängig ist. zwei wichtige gründe dafür:

    - sie verlieren dadurch das gefühl für ihre eigene dynamik, weil du ja in der front immer nachregelst.

    - du verlierst damit die möglichkeit, einzelne signale an schwierigere raumverhältnisse anzupassen. gerade in kleineren locations kommt es oft vor, dass man den bass oder die gitarren etwas ausdünnen muss, wenn zu viel von der bühne kommt. die wären dann also nur noch wenig in den sidefills zu hören.

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

    Einmal editiert, zuletzt von wora ()

  • Was genau stört Dich an der Post Fader Aux Lösung?


    Tomy der gestern eine wirklich gute Combo erlebt hat, die einen sauberen mehrstimmigen Gesang, Gitarre, Keys, Drums ohne Monitoring hinbekommen haben. Sie standen halt vor einem der FoH Stäbchen.... Hätte nie gedacht, dass das funktioniert.... aber es gibt Musiker, da funktioniert das, zumindest in gewohnter Umgebung.

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  • Für die Anforderung „wir wollen das hören was im Saal zu hören ist“ gibt es eigentlich keine technische Lösung sondern nur eine psychologische bzw. Informative.


    Du musst den Jungs vorsichtig klar machen das diese Idee, die gar nicht so selten aufkommt, im Prinzip nicht funktioniert.

    Das fängt mir der Akustik auf der Bühne an, die ja anders ist und hört bei den Bedürfnissen der einzelnen Musiker auf.

    Wenn du diesen Gedanken erst mal erfolgreich weg diskutiert hast kannst du dich dran machen den Jungs einen tollen sidefill Sound zu zaubern, dann vielleicht mit der Post fader AUX Variante und eben angepasstem content.


    Eine gute Einstiegsfrage ist immer: „wollt ihr wirklich auch die overheads da drauf haben?“ :P

    Privater Account mit meiner persönlichen Meinung.

    Sollte es ein Problem mit meiner Neutralität zu einem Thema geben mache ich das im Beitrag kenntlich. :thumbup:

    http://www.noon.ruhr


    Application Support Engineer - HK Audio

  • Mal schauen, ob mir das gelingt. Die Herren arbeiten zum Teil schon seit über 20 Jahren so. Oft wurde einfach das Top weiter geschleift auf ein zweites Top, das als Sidefill benutzt wurde. Da ist dann nicht mal eine Differenzierung des Pegels möglich, selbst wenn man das wollte.


    Aux post Fader könnte auch eine Lösung sein.


    Mein Job liegt sicher darin, die alten Gewohnheiten Schritt für Schritt in eine neue Richtung zu lenken. Aber das braucht wohl auch einiges Fingerspitzengefühl meinerseits.

    Der Ton macht die Musik.

  • Dazu mal ne kleine Anekdote:

    Ich hatte vor einigen Jahren mal eine Combo auf der Bühne, da war ne noch nicht so erfahrene Keyboarderin dabei. Merkte man im Gig vor allem daran, dass die Sounds einfach lautstärkemäßig und von der Durchsetzungsfähigkeit im Arrangement nicht gleichmäßig waren. Also viel Faderschieben und Geschraube für mich, um das in der Front einigermaßen homogen hinzubekommen.

    Nach dem Gig gabs dann Lob: So gut hätte sie sich noch nie auf dem Monitor gehört, das hätte bisher keiner so gut hinbekommen...


    Später hab ich dann festgestellt, dass ausgerechnet der Aux-Send fürs Keyboard-Monitoring im Pultsetup versehentlich auf Post Fade stand... :whistling:

  • Mal schauen, ob mir das gelingt. Die Herren arbeiten zum Teil schon seit über 20 Jahren so. Oft wurde einfach das Top weiter geschleift auf ein zweites Top.....


    ......Mein Job liegt sicher darin, die alten Gewohnheiten Schritt für Schritt in eine neue Richtung zu lenken. Aber das braucht wohl auch einiges Fingerspitzengefühl meinerseits.

    oh ja, das wird sicher nicht leicht, ein Anfang wird sein den Trugschluss aufzuklären das sie mit der bisherigen Technik tatsächlich das gleiche gehört haben wie im Zuschauerraum, denn das ist ganz sicher nicht der Fall gewesen. Selbst wenn es durch Zufall nah dran war besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit das es für einen der beiden ( Zuschauer oder Band) nicht das ideale Ergebnis war.

    Da geht es ja auch darum ob die Jungs dir am Pult vorne vertrauen das du das beste raus holst.


    Ich wünsche viel Erfolg ?

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  • Mastersignal auf die Sidefills - NIEMALS!

    Ich würde die Sidefills über Aux 1 und Aux 2, natürlich pre Fade ansteuern.

    Dort wird alles so aufgedreht das es passt.

    Will jetzt der Git. sein Solo lauter hören, dann ist er hoffentlich in der Lage seinen Sound so anzupassen, das er auch lauter ist.

    Die Dynamic macht die Band und nicht der Techniker!

    Der Rest, klingt in jeder Location anders usw. wurde schon mehrmals erklärt.