Der Wert der Marken

  • Wo aber die "Marken" das Thema sind - das X32 konnte den Sprung auf dem Markt u.a. deswegen schaffen, weil mit der Marke "Midas" beworben wurde - da dachten viele in etwa - "wenn da "der große Midas" mitgemacht hatte, kann es nicht so schlecht sein... die Preamps sollen ja auch von "Midas" sein" usw.


    Wo ich noch digitales Pult benutzt habe (ca. 3 jahrelang), mochte ich lieber einen A&H Qu - m.M.n. nicht nur wegen der "Marke" ;)

    Sorry, aber das ist Quatsch. Die X32 wurde noch vor der Midas-Übernahme entwickelt. Was du sagst gilt eher für das Midas M32. Das hat aber leider die nicht 100% sauber funktionierende AES50-Implementation der X32 geerbt.


    zurück zum Thema: Marken:


    - geben Planungssicherheit, insbesondere im Bereich Beschallung. Da wird vieles weit über die projektierte Herstellerlebensdauer von 5-8 Jahren hinaus betrieben, das geht nur wenn der Hersteller eine entsprechende Strategie fährt und eben nicht immer das an Chassis und Endstufenmodulen verbaut was derzeit grade günstig zu haben ist.


    - geben Betriebssicherheit, vor allem bei Dingen wie Mikrofonen, DI-Boxen, Hardware und Verkabelung. Da kommen die günstigen Mitbewerber einfach nicht an die Konsistenz in der Produktqualität heran die Hersteller wie Shure, Sennheiser, K&M oder Neutrik bieten. Das zeigt sich aber auch oft erst nach mehreren Jahren.


    - geben Support, vor allem bei Pulten. Da muss man aber schon differenzieren: Einige Hersteller wie z.B. MA oder A&H sind da wirklich gut, andere wie z.B. Midas Pro oder Soundcraft absolut unterirdisch...

    Economics in eight words: "There ain't no such thing as free lunch."

  • Klar gibt es beim Pult & dem Frontholz die ersten Diskussionen.

    Das ist ja auch das, was mit einer "objektiven" Quelle und frischen Ohren als erstes auf der Baustelle erlebt wird.

    Und dementsprechend ist die Markenhörigkeit der Beschwallerszene hier am größten.

    Früher galt auch mal: je teurer & neuer, desto erfahrener ist die Holzsteller-Company. Hat sich aber in den Nullerjahren gewandelt - der meisste Krempel ist zu günstig geworden und wird von Naseweisen verliehen. Zeitgleich sterben die alten Marken wie Fliegen.

    Dazu kommt eben die beschriebene Problematik, daß bei größeren/höherwertigen VAs eben das Ergebnis mit "Marke" vorhersehbarer ist, als bei Selbstbau.


    Apropos:

    Selbstbau?

    ...hauptberuflicher Sarkastiker.

  • Apropos:

    Selbstbau?

    Frontholz: Nein. Da ist in den letzten 20 Jahren so viel in der Fertigungstechnik passiert dass Selbstbauer einfach nicht mehr mithalten können. Die wenigen Ausnahmefälle wo das wider Erwarten doch gut geht sind idR drastisch überdimensionierte Festinstallationen.


    Monitor: Wenn ich den Kollegen kenne und weiss dass der in der Lage ist aus z.B. einem EVM15L und einem DH1 plus passendem Horn mittels aktiven Controlling einen ordentlichen Wedge zu stricken habe ich damit kein Problem. Da ist technisch in den letzten Jahrzehnten nicht so wahnsinnig viel passiert, moderne Monitore sind nur kleiner und leichter. Ansonsten: No Go, vor allem bei Passivwedges.

    Economics in eight words: "There ain't no such thing as free lunch."

  • Apropos:

    Selbstbau?

    In aller Regel auf den meisten Baustellen, die in einem professionellen Rahmen und oberhalb der ich sag mal 200-300-Pax-Liga laufen - wohl leider nicht...

    Argumente wurden oben ja schon genannt: Vorhersehbarkeit, Bekanntheit, keine Diskussionen pp.

    In mehr oder weniger zufällig zueinander gefundenen Konstellationen, wo konkreter Selbstbau dem konkreten Veranstalter/Tonverantwortlichen bekannt ist, kanns auch mal anders sein, aber es sind sicherlich Ausnahmen...

  • Ich empfinde es schade und auch als unfair, wenn Pauschal ein Selbstbau abgelehnt wird.

    Diverses wirklich gutes Zeug schon aus dem Selbstbau Segment gehört, da steckt Teils grosses Handwerkliches Geschick drin und auch Know How!!!

    Klar gibt es da Schrott, ebenso wie bei Fertig Anlagen, aber man könnte ja auch mal sich Daten anschauen, was da so verwendet wurde.

    Wenn ich Piecos sehe... da brauche wir nicht darüber reden, das taugt auch bei Fertigboxen nix.

    Nicht jeder der was baut ist ein Stümper... Ich rede hier nicht von den ersten Versuchen einer Schülerband...


    Was ist denn wenn vernünftige Chassis verwendet werden, das ganze auch noch gut gearbeitet wurde? Da gab es bestimmt auch Berechnungen und was da noch zu gehört! WARUM DENN NICHT? Statt Pauschal abzulehnen, könnte man ja auch mal Fotos und Daten abfragen. O.K. kann lästig sein sich damit auseinandersetzen zu müssen. Und wenn das mehr wiegt und sperriger ist? Na und? ...das müsst ihr doch nicht schleppen und aufbauen!


    Der grosse Nachteil von Selbstbau ist, das niemand auf Testberichte schauen kann. Wer kennt schon alle Anlagen aller Anbieter...

    Von der Markenliste ist bequem und gibt Sicherheit das das Zeug taugt... und dann sind wir wieder bei dem Budget.


    Ich sehe das so:

    Kunde ist Bereit für Marken zu zahlen? Dann soll er die auch haben! Verdammt noch mal her damit!!! Was ich nicht habe wird dazu gemietet!!!

    Kunde will mit wenig Budget viel? Dann gibt es eben Kompromisse! Und die kann man im Vorfeld eigentlich immer abklären...

    Kunde will mit so gut wie gar nichts, viel? Nicht mit mir!




    LG Rebecca

  • Bei Selbstbau ist halt das Problem, dass man die Kisten ja normalerweise nicht vorher kennen lernt, sondern dort aufschlägt und dann steht da Sperrholzverschlag A auf OSB Kübel B. Das kann gut klingen muss es aber nicht. Und um solchen Gefahren aus dem Weg zu gehen steht dann halt oft im Rider kein Selbstbau. Wenn ich so an alte Forentreffen zurückdenke waren da auch immer Selbstbauten dabei, einige davon konnten sich auch definitiv hören lassen. Wer das einsetzen kann, warum nicht. Ohne vorher anhören würde ich mich aber blind auch nicht darauf einlassen. Und nur weil die theoretischen Simulationen gut aussehen muss das Ding nicht gut klingen.


    Zum X32: Ich persönlich würd mir wohl keins holen, eher ein SQ6 oder so...liegt aber nicht unbedingt an der Marke, eher an der Bedienung usw. Ich habe mittlerweile genug Konzerte mit X32 gehört die echt gut gemischt waren - meist bandeigene Techniker oft mit eigenem Pult. Auf Anhieb fällt mir da die Dire Straits Coverband Brothers in Arms ein.

    Edit: Ich finde auch, dass die "Naserümpfer" bei der X32 in den letzten Jahren weniger geworden sind. Liegt wohl doch daran, dass der eine oder andere schon guten Sound daraus gehört hat.


    Ansonsten muss ich einen Kommentar ganz vom Anfang nochmal aufgreifen (ich glaub von MRSpeaker): Mir ist zum Teil auch der dahinterstehende Service nicht unwichtig. Aus dem Grunde hab ich mir auch grad wieder nen Sprinter als mein neues Montagefahrzeug bestellt. Nicht weil ich mit Iveco oder VW oder....nicht auch sehr gut zum Ziel kommen würde, sondern wegen dem Service. Ich kann mit einem Leihwagen nur sehr bedingt was anfangen, ich bin auf meine Kiste angewiesen. Und so Leid es mir z.b. für Iveco und VW tut, aber im Service ist Mercedes da ganz weit weg. Und ja, ich bin da schon selbst gebrandmarkt und kann auch genug Stories von Kollegen erzählen. Das ist für mich als Anwender ein sehr ausschlaggebendes Argument.

  • Endlich mal Gelegenheit angestaubtes Wissen aus dem früheren Studium anzuwenden. :)


    Eine Marke an sich ist ja erstmal nichts positives oder negatives. Produkte/Dienstleistungen einer "Marke" werden vom Kunden/Nutzer/Menschen auf Basis von Erfahrungen/Flurfunk/etc. gewisse Eigenschaften zugeordnet (zuverlässig, laut, leise, hell, bunt, gut, schlecht etc).


    Eine Marke, die gemeinhin mit positiven Eigenschaften verbunden wird, hat in der Regel für viele positive Erfahrungen gesorgt. Vor dem Hintergrund unzähliger Marken ist es für den Kunden/Nutzer/Menschen einfacher, auf Produkte/Dienstleistungen von entsprechenden Marken zu setzen, die im Ruf stehen den gestellten Anforderungen gerecht zu werden. Das wäre sozusagen der Nutzen einer Marke für den Kunden: Die Marke erleichtert die (Kauf) Entscheidung. Für den Hersteller bzw. Besitzer der Marke liegt der Vorteil darin, dass auch unbekannte Produkte einer Marke, von den Markeneigenschaften profitieren. "Wenn Yamaha seit 50 Jahren zuverlässige Mischpulte herstellt, wird auch das neue Mischpult von Yamaha wohl zuverlässig sein."


    Das bedeutet ja nicht, dass man mit dem Selbstbau-Produkt X von Max Mustermann kein tolles Ergebnis erzeugen kann. Nur fehlt in der Regel die Erfahrung, dass das Produkt X auch zu einem tollen Ergebnis führen kann.


    Dem Unternehmen Music Group hat es sicherlich nicht geschadet, dass die Marken Klark und Midas nun auch für Behringer Produkte verwendet werden können. Die positiven Eigenschaften dieser Marken wurden von dem einen oder anderen Nutzer auch den Behringer Produkten zugeordnet. Ob es den Marken Klark und Midas allerdings geholfen hat, dass diese nun der Marke Music Group (sprich Uli B.) zugeordnet werden, kann bezweifelt werden.


    Für mich persönlich sind Marken bei Mikrofonen nicht ganz so wichtig. Da hatte ich einfach bislang kaum wirklich schlechte Erfahrungen. Auch gibt es nach meiner Kenntnis keine Selbst-Bau-Mikrofone. Ähnliches gilt für Mischpulte. Und solange ein guter Babysitter dabei ist, bekomme ich auch mit mir nicht bekannten Marken (fast) alles hin. Bei Holz sehe ich noch am ehesten Vorteile von Marken, weil ich mit manchen Marken mehrfach schlechtere Erfahrungen habe sammeln können und es einige wenige Marken habe, mit denen es fast immer gute Erfahrungen waren. Zudem kann hier ein Betreuer zwar viel kaputt machen, aber einigermaßen schlecht klingende PAs bekommt auch das beste Personal nicht in eine sehr gut klingende PA verwandelt.


    Das es mit schwarzen Boxen aus Backnang oder braunen Boxen aus Frankreich in der Regel gut klappt, liegt wohl nicht nur an den Boxen alleine, sondern auch daran, dass meist etablierte und erfahrene Firmen sich diese leisten (können) und mit erfahrenem Personal auf die Baustelle bringen.

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