Liebe Forengemeinde,
ich agiere hier meist nur als passiver Mitleser, da ich meistens eh keine Neuigkeiten beizutragen habe - aber aus aktuellem Anlass würde mich mal die Meinung des anwesenden Fachpersonals interessieren.
Gestern bei Phil Collins in Stuttgart gab es aus meiner Sicht unverhältnismäßige Sicherheitskontrollen. Darauf angesprochen meinte sogar eine Vertreterin des Sicherheitspersonals, dass sie solche Einschränkungen noch nie erlebt hätte und dass das wohl etwas übertrieben sei. Nun mag man ja meinen, "Selber Schuld, wenn man das mit sich machen lässt" - verschärfend kam aber hinzu, dass diese Bedingungen nicht bei Vertragsschluss genannt wurden, sondern in einer Email die drei Tag vor Veranstaltungsbeginn nachgereicht wurde (für Interessierte zum nachlesen: https://www.eventim.de/obj/med…mation_stuttgart_2019.pdf)
Mir stellen sich konkret folgende Fragen, wo mich eine Fachmeinung interessieren würde:
1) Der Zeitpunkt der Kommunikation dieser Bedingungen widerspricht meinem Empfinden nach dem rechtlichen Grundsatz von "Treu und Glauben". Mir ist schon klar, dass der Veranstalter ein Hausrecht hat und Regeln festlegen darf. Aber entweder das wird mir bereits zum Zeitpunkt wo ich mich gegen eine Bestellung entscheiden kann gesagt, oder der Veranstalter hat einfach Pech gehabt und diese Bedingungen sind das digitale Papier nicht Wert, auf dass sie gedruckt sind. Denn die Dinge, die dort wirklich Hand und Fuss haben (Waffenverbot u.ä.) braucht man ja wohl nicht mehr extra zu erwähnen - denn das ist eh Gesetz. Und die anderen Punkte halte ich einfach für haltlos, sofern nicht bei Vertragsschluss erwähnt. Kann mir bitte jemand sagen, dass ich rational denke??
2) Findet ihr die Bedingungen verhältnismäßig? Was macht einen Rucksack in A4-Größe ungefährlicher als einen in A5-Größe? Versteht mich nicht falsch, wegen mir darf da gerne jemand reinschauen, das Ding darf meinetwegen auch geröntgt werden. Aber was hat das mit der Größe eines Rucksacks zu tun? Wieso sind Powerbanks verboten? (Davon abgesehen unterstelle ich dem Veranstalter, dass er mit einigen der Bedingungen ganz andere Interessen verfolgt, als meine persönliche Sicherheit. Ich sage nur Getränkebehälter und Spiegelreflexkameras. Das verbuche ich aber einfach unter "Orwellschem Neusprech".)
3) Einige Personen haben es trotz der Vorgaben geschafft, mit größeren Rucksäcken auf das Veranstaltungsgelände zu gelangen. Dies widerspricht in meiner Auffassung den Grundsätzen des allgemeinen Gleichstellungsgesetzes, das es verbietet Personen in vergleichbaren Situationen unterschiedlich zu behandeln. Scheinbar liegt es im Verhandlungsgeschick einer Person, ob man es doch schafft, die Security-Mitarbeiter zu überreden. Problem ist da halt, wie bekomme ich meine Rechte kurzfristig in dieser Situation durchgesetzt? Entweder muss es klare und messbare Vorgaben geben und dann gibt es auch null Abweichung davon, oder die Vorgaben sind unwirksam.
Ich hoffe, ich habe mein Anliegen einigermaßen neutral formuliert, auch wenn mir schon wieder der Puls geht... Zur Ehrenrettung kann ich noch sagen, dass wenigstens die Unterbringung von Rucksäcken kostenlos geregelt war, sodass es sich wirklich "nur" um Umstände gehandelt hat. Aber generell finde ich diese Entwicklung sehr bedenklich und ich frage mich, wo ich eigentlich lebe, dass ein Rucksack ein Sicherheitsrisiko darstellt. Das Pendel schwingt da meines Erachtens gerade deutlich zu sehr in das Gebiet meiner persönlichen Freiheitsrechte. Und nicht nur dass, ich habe auch dieses Jahr erst eine Veranstaltung erlebt, in der es verboten war, eine Jacke mit in den Veranstaltungsraum zu nehmen mit dem Hinweis, dass es ja eine kostenpflichtige Garderobe gäbe... Wie würdet ihr euch da verhalten?
Ring frei für die Diskussion...
Grüße
Tobias