Einzelberatung zu "Wie bediene ich ein Mischpult?"

  • Hallo,

    das Thema habe ich zwar schon mal kurz angefangen, bei einem anderen wo ich den Wechsel zu Qu besprochen hatte.

    Der liebe Tobias hatte mir auch schon Einiges dazu erklärt, wenn ich es aber hier nochmals neu anfrage gibt es wahrscheinlich mehr Bewegung, wenn es mehrere Kollegen sehen ?

    Da hieß es: Im TC Helicon des Keyboards hatte ich den Kompressor auf automatisch eingestellt…

    Ich bin mir schon bewusst, dass es keine eindeutige und einzelgute Einstellung geben kann - vielleicht aber zumindest eine Start-Einstellung. Ich will dass der Kompressor schon was tut, jedoch dass die Kompression eher leicht ist - also ohne dass zu viel Dynamik verloren geht…

    ...

    Da antwortete der Tobias: „ich persönlich finde den Auto Slow Opto für Gesang ungeeignet, würde den RMS nehmen, Attack etwa 5 bis 10ms Release etwa 35 dB/s. Ratio meinetwegen 2/1, tendiere aber bei Gesang zu mehr (4/1). Generell reagiert der Allen & Heath Compressor, was seine Zeiten betrifft zumindest "ungewöhnlich". Wenn man hier mit den langen Zeiten, wie man sie z.B. von dbx gewohnt war, arbeitet, kann man ihn auch fast schon aus lassen.”


    Habe es eingesetzt und -> habe nun RMS genommen, bei Attack erstmals die "goldene Mitte" = 7,5ms, Kompression erstmals etwa auch, d.h. 3.2:1


    Nun die Frage: Release ist auch in [ms] angegeben - was sollte gut sein? (der kleinste mögliche Wert ist 100ms).

    und bitte auch gleich die zweite Frage - Thres ist wohl ab wo der Kompressor anfangen soll? Wie bestimmt man on man es erst bei -10dB einsetzt oder schon bei z.B. -30dB?? Vielen Dank im Voraus!

  • Hi Krzysztof,


    es ist schön dass Du Dich mit den Möglichkeiten Deines Mischpults auseinandersetzen möchtest. Es gibt haufenweise Informationen im Netz, die Dir die grundlegende Arbeitsweise eines Kompressors mit bunten (teilweise auch bewegten) Bildern sehr detailreich erklären. Es wäre schön wenn Du erst die schon vorhanden Informationsquellen im Netz ausschöpfen würdest bevor Du diese Fragen hier postest. Damit sparen sich alle Arbeit (Du beim Formulieren der Frage und alle anderen beim Schreiben der Antwort).


    Da die Infos wirklich einfach im Netz zu finden sind spar ich mir jetzt eine Antwort auf Deine Frage. Eines möchte ich Dir jedoch noch mitgeben: Tontechnik ist ein Dreischritt. Du hast eine Ausgangssituation x und eine Wunschvorstellung y. Je nach technischen Möglichkeiten und Know How kannst Du die Ausgangssituation durch den Einsatz von Tontechnik gezielt in die Wunschvorstellung überführen. Das bedeutet in der Praxis:


    1. Du hörst ein Signal (z.B. Deine Stimme) über die PA ab und beurteilst das Ergebnis

    2. Du entwickelst eine konkrete Wunschvorstellung wie das Signal am Ende klingen soll und gleichst diese Vorstellung mit dem Ist-Zustand ab (zum Beispiel: Stimme klingt zu dumpf, zu schrill, hat zu viel Dynamik, zu trocken, etc...)

    3. Du benutzt gezielt die verfügbaren tontechnischen Mittel um von x nach y zu kommen


    Wenn Du einen der drei Schritte überspringst oder Dir irgendwo unsicher bist, stocherst Du beim Drehen an den Reglern und Knöpfen komplett im Dunkeln und das Ergebnis ist nicht mehr als Zufall. Wenn Du nicht beurteilen kannst was Du hörst, weil Dir die entsprechende Hörerfahrung fehlt (oder Du mal wieder vom Veranstalter einen bescheidenen Mischplatz zugewiesen bekommen hast ;) ), wirst Du generell Schwierigkeiten haben guten Ton zu machen. Wenn Du keine konkrete Vorstellung davon hast was Du eigentlich erreichen willst, wird jede Aktion am Pult niemals zielgerichtet sein, sondern immer zufällig bleiben. Wenn Du nicht weißt, wie Du Deine Zielvorstellung technisch erreichen kannst, weil Du Deine Werkzeuge noch nicht verstanden hast, wirst Du ebenfalls mit Sicherheit nicht die richtigen Einstellungen am Pult finden.


    Ich habe bei Deinem Kompressorprojekt das Gefühl, dass es zumindest an Punkt 2 und 3 bei Dir noch hapert. Warum willst Du überhaupt komprimieren? Musst Du überhaupt komprimieren? Was ist das, was Dir an der unkomprimierten Stimme nicht gefällt? Erst wenn Du diese Fragen für Dich sehr genau beantworten kannst, macht der Griff zum Kompressor überhaupt Sinn. Wenn Du weißt was Dir an dem was Du hörst nicht gefällt und Du sicher bist dass der Kompressor diesen Missstand lösen kann, solltest Du Dich technisch sehr genau mit dem Kompressor auseinandersetzen um ZIELGERICHTET von x nach y zu kommen. Alle Antworten wie "nimm diese Ratio, diesen Threshhold, diesen Release sind VÖLLIG daneben, weil die drei oben geschilderten Schritte aus der Ferne einfach nicht zu beurteilen sind und niemand Dir die entsprechenden Entscheidungen und Beurteilungen abnehmen kann. Ob das Ergebnis der "Fremddiagnose" oder des Preset-Tipps dann in irgendeiner Form Sinn macht ist dann wirklich nur absoluter Zufall...


    Tipps:

    - Bemüh das Internet und mach Dich schlau was ein Kompressor genau macht und wie die verschiedenen Parameter funktionieren. Wenn Du eher in der analogen Welt unterwegs bist, kann ich Dir als Literaturtipp das Buch "Mixing Audio" von Roey Izhaki sehr ans Herz legen. Hier bekommst Du einen SEHR guten Überblick über alle relevanten Bereiche und Werkzeuge der Tontechnik incl. gut gemachten Audiobeispielen. Das Buch liest sich hervorragend, ist nur leider ziemlich dick, auf englisch und nicht ganz billig ;)

    - setz Dich in Ruhe zu Hause hin und probiere das gelernte mit verschiedenen Quellen aus. Stell verschiedene Parameter ein und hör Dir den Unterschied im Ergebnis an. Versuche dabei stets ZIELGERICHTET zu arbeiten.



    Ich wünsche Dir ganz viel Erfolg und Spaß beim Forschen! Sollten nach Deiner Recherche und dem Ausprobieren noch Fragen übrig geblieben sein beantworte ich (oder jemand anderes) sie Dir bestimmt gerne hier.


    Soweit beste Grüße,


    pfeiffe

    6 Mal editiert, zuletzt von pfeiffe ()

  • Hallo,

    am letzten Samstag habe ich versucht meine „Hausaufgaben“ zu machen… war nicht gerade leicht, wenn man gleichzeitig v.a. singen, spielen, sprechen, Lautstärke überwachen usw. musst.

    Wenn ich die „Hausaufgaben“ nun richtig gemacht habe, würde ich sagen Ration sagt mir wie stark ich kompressiere und Treshold ab welchen Lautstärke. Meine Erkenntnisse - weniger kann mehr sein!

    Dynamik ist doch v.a. bei Live-Musik eigentlich sehr wichtig… mal weg von der „modernen Musik“ wo es oft von Anfang bis Ende nur fortissimo gibt… Nun halte ich es für meine Anwendungen nicht nötig den Treshold tiefer als bei ca. minus 10dB einzusetzen, Ratio 3.2:1 finde ich auch ausreichend. Werde noch etwas testen, in die Richtung noch etwas höher anzufangen, aber dann mit z.B. 4:1.

    Also noch mehr in die Richtung wie der Tobias auch schon vorgeschlagen hatte.

    Erstmals vielen Dank und VG! ?

  • Hallo,

    am letzten Samstag habe ich versucht meine „Hausaufgaben“ zu machen… war nicht gerade leicht, wenn man gleichzeitig v.a. singen, spielen, sprechen, Lautstärke überwachen usw. musst.

    Du hast keine Hausaufgaben gemacht, denn Hausaufgaben macht man, wie im Ausdruck schon enthalten, zu Hause ... :) was heut‘ zu Tage mittels aus dem Qu gemachter Mehrspuraufnahme super zu machen ist. Wenn Du unter Deinen geschilderten Arbeitsbedingungen auf dem Job noch an Kompressoren herum schrauben musst, machst Du einen anderen, grundsätzlichen Fehler.

  • 3:1 ist auch mein standardwert für vocals. dann kommt es drauf an, wie die anlage und der raum reagiert und wie der sänger mit seiner eigenen dynamik umgehen kann. bei guten leuten gehe ich durchaus auf 2:1 zurück und komprimiere insgesamt deutlich weniger. bei problematischen kandidaten gehe ich auf 4:1 und komprimiere früher (also kürzere attackzeit).

    den threshold setze ich meist so, dass ich nur die spitzen komprimiere und etwa max. 6dB gainreduction erreiche.

    ausnahmen bestätigen die regel :)

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Guma, etwa in die Richtung -> in der Pause etwas zu ändern und beim nächsten Musikblock prüfen ob die Änderung in positive oder negative Richtung ging ;)

  • den tipp von guma, mittels mehrspurrecording zuhause in ruhe dinge auszuprobieren, solltest du unbedingt beherzigen.

    so mach ich das grundsätzlich auch, wenn es mal wieder neue funktionen in der dLive gibt.

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • war nicht gerade leicht, wenn man gleichzeitig v.a. singen, spielen, sprechen, Lautstärke überwachen usw. musst.

    Gerade in soeiner Situation sehe ich es um so wichtiger das vorab gut zu proben. Denn meiner Erfahrung nach will singen mit Kompression gut geübt sein. Die gesamte Übertragungskette inkl. Kompressor ist zusammen mit der Stimme ein sehr sensibler Regelkreis. Wie man singt, Mikrofonabstand und das Eingreifen in die Dynamik durch den Kompressor muss man gewohnt sein.

    Zudem finde ich dass man sich gut überlegen muss was der Kompressor für eine Aufgabe hat. Das fängt für mich damit an in welchem Umfeld er eingesetzt werden soll. Es mach einen Unterschied ob man mit Liveinstrumenten, die ja auch eine höhere Dynamik besitzen arbeitet oder z.B einem vorproduziertem Playback das extrem auf Lautheit getrimmt ist. In ersterem Fall würde ich ganz wenig Kompression benutzen, max. ein paar (3-7) dB Reduktion und eher wenig Ratio. Bei dem Playback darfs dann ruhig mehr zur Sache gehen um Stimme und Playback homogener aufeinander abzustimmen. Dann gibts noch die Variante den Kompressor mehr oder weniger limitierend für die Stimme zu verwenden, hoher Threshold und Ratio (7:1 oder mehr) um Pegelspitzen abzufangen.

  • Mit jetzt 3 kleinen Kinder ist es derzeit eher schwer mir zu Hause testen... ;)

    Aber die Mischung aus Euren Tipps plus der Hinweis selber zu probieren und zu lernen was das Ändern der Parametern mit sich bringt wird schon ein zufriedenstellendes Ergebnis bringen. Nach dem zweiten Gig glaube ich, dass ich schon etwas bessere Ergebnisse mit manuell eingestellten A&H gegenüber dem Helicon in full Autu-Modus erzielen konnte!

    Nochmals vielen Dank und VG!

  • Hallo,


    als ich zuletzt, bei der Geburtstagsparty meiner ältesten Tochter ein paar Kinderlieder mit den Kindern spielen und singen wollte, bin ich vom Qu mit einem Mix Ausgang raus gekommen, da ich nur ein Topteil und somit mono haben wollte... habe dabei festgestellt, dass beim Mix Ausgang die FX nicht funktionieren... ist es halt so oder kann man es einstellen, dass es genauso wie bei den Main Ausgängen da ist?


    Vielen Dank im Voraus - VG :)

  • Mache ich seit fast 20 Jahren... gab aber im analogen Pult diese Möglichkeit nicht...

    wie geschrieben, Kompressor hatte ich bislang voll-automatisch von TC Helicon - ich brauchte nur in % den Wirkungsgrad anzugeben... und allgemein braucht man als Tanzmusiker in einem Duo eigentlich nicht gerade viel know-how was das Thema Mischpult betrifft. Will aber schon lernen es richtig einzusetzen - da ich das Qu besser finde, als vorher CMS + TC Helicon.


    Soll ich zukünftig so lange suchen / lesen bis ich allein gefunden habe statt hier nachzufragen? ;)


    VG :)

  • und allgemein braucht man als Tanzmusiker in einem Duo eigentlich nicht gerade viel know-how was das Thema Mischpult betrifft.

    Wie kommst du da drauf?


    Das Qu hat doch die Möglichkeit Spuren einzeln mitzuschneiden?

    Dann mach doch mal eine Mehrspuraufnahme deiner Rohspuren (Nach Micpre, also ohne EQ oder Dynamik) von einem Auftritt deines Duos und versuch dann zu Hause diese Spuren zu bearbeiten.


    Dann lernst du nicht nur gleich am Objekt sondern kannst diese Einstellung auch mal beim nächsten Auftritt verwenden.


    Du musst nur aufpassen wenn du denkst, du hast einen Hammermix zu Hause unter geringer Lautstärke oder Kopfhörer erstellt.

    Fletcher-Munson lässt grüssen. ;)

  • Fletcher-Munson lässt grüssen.

    och, dafür gibts doch den master-eq ^^


    scherz bei seite, die idee von wolferl mit dem einzelspurmitschnitt praktiziere ich seit 10 jahren und kann es nur empfehlen. man kann dabei in ruhe allerlei mögliche, und unmögliche, dinge in ruhe ausprobieren.

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang