Liveprofessor als Waves alternative. Wie geht das möglichst gut?

  • Wie sieht's da eigentlich mit den Langzeiterfahrungen des Kollegen oton aus? Da gäbe es sicher Interessantes zu berichten?


    Gut sieht es aus ;)


    Was Live Effekte angeht, haben sich bei mir 3 Vorgehensweisen als praktikabel herausgestellt und werden auch meistens so umgesetzt:


    1. Festivaljobs an Fremdpult, bekannt miese Halle, bekannt schlechte Band oder gänzlich unbekannte etc.pp. - interne Effekte, egal welches Pult. Jeder Versuch, hier Hardware a la Waves etc. einzubinden bremst nur, nervt alle Beteiligten und ist meistens auch nicht nötig, da hier ganz andere Prioritäten zählen ... Mischen aufs simpelste & Notwendigste beschränkt, hier geht es darum ein brauchbares Ergebnis mit für das Publikum zu generieren, Hall/DrumFX/Delay und los, benutzt vielleicht im 3ten Song, in den meisten Pulten die ich oft bediene findet sich da immer irgendwas brauchbares, und man kennt die Kandidaten ja dann auch irgendwann


    2. "Normale" Mischjobs, wenn es möglich ist Waves am Start, mit H-Reverb & Abbey Road Plates, Rest wie Room, Delay und ADT meistens aus dem Pult. Spielt schon einige Liegen höher, aber es muss auch der Künstler, die Zeit und die Akustik da sein, damit es wirklich Sinn macht. Da habe ich dann auch viele eigene Presets.


    3. Längere größere Tour, und vor allem Klassik - hier schleppe ich dann auch noch meine UAD Apollo mit, mit Live Professor eingebunden, incl. UAD 224, 480 und EMT 250, dazu habe ich noch Lizenzen für TC VS3 und die Seven Heaven Bricasti Sumulation am Start, und die H3000 Factory. Damit geht dann wirklich alles, und kann auch jeden Wunsch des öffentlich-rechlichen Ü-Wagen Mannes erfüllen. Das Ganze dann aber auch nur mit Vorprogrammierung und per Szenen-MIDI-Umschaltung. Und man sollte schon einige selbstkreierte Presets am Start haben, die entstehen bei mir oft im Studio, und werden dann draussen auf "Livetauglichkeit" getestet.

  • Marcus

    Ich meine, Du hast die „Aufbauen oder stecken lassen“ Frage vor Längerem schon mal ähnlich beantwortet. Ist ja klar, dass der Aufwand, das an ein „fremdes" Pult anzudocken, die Konfiguration ein wenig anzupassen zur „Umgebung“ im weitesten Sinn passen muß.


    Mich hätten jetzt Details Deiner Langzeiterfahrung interessiert. Wie siehts mit Zuverlässigkeit der Komponenten aus, Aufwand für Softwarepflege, Kompatibilität mit dem MacOS, nutzt Du immer noch die MADI Interfaces Deines vor Jahren begonnenen setups, was würdest Du anders machen, wenn Du heute noch mal neu damit anfangen würdest? Was ist der Königsweg, die Plattform, um, wie Du es machst, das beste aus verschiedenen Welten ans Laufen zu bekommen?

  • Ich habe ja eine funktionierende Lösung, für die ich aber auch die IP8en aus dem Rahmen genommen habe, um Platz zu sparen.

    Dabei muss man aber bedenken, dass dann das Innenleben von der Seite her offen ist. Habe ich durch neue Seitenteile aus Polystyrol und einsetzen in den Schaumstoff gelöst. Die sitzen bombenfest und da kommt jetzt auch nicht mehr Dreck rein, als mit Rahmen.

    Jau,

    also wenn mir jemand für einige Tage zwei IP8 zur Verfügung stellen würde, wo ich die Rahmen abnehmen dürfte, dann könnte ich versuchen, ein passendes Einbau-Board für das SoundSurfsce DT Case zu bauen. Im Gegenzug dürfte der Besitzer der Leihgabe besagtes Einbau-Board behalten.


    LG
    WW

  • nur mal eine kurze rückmeldung:

    Du hast hier jetzt meiner Meinung nach vier Möglichkeiten:

    1) Alten Recording-PC reparieren

    ich habe mir heute abend den kleinen recording-PC mal ganz genau angesehen. dabei hab ich mal den deckel abgenommen und alle stecker darin ein bisschen bewegt. dann hab ich den stecker der versorgungsspannung eingesteckt und ihn gestartet.

    als ich ihn dann bewegt habe, ist er aber plötzlich wieder ausgegangen!

    des rätsels lösung:

    in der anschlussbuchse für das externe netzteil war der mittlere dorn für die plus-spannung ein bisschen ausgeleiert. er hat in der mitte einen kleinen schlitz, die beiden seiten des dorns sollten also eine leichte federspannung auf den stecker ausüben. den dorn habe ihn mit einem kleinen schraubenzeiher wieder leicht aufgeweitet - und schon lief der kleine PC wieder, auch wenn ich ruckelte.


    also: problem gelöst, der 10 jahre alte recher läuft jetzt wieder!

    ich werde dann eine neue buchse für die stromversorgung einbauen.

    trotzdem danke für die vielen tipps hier!

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Mich hätten jetzt Details Deiner Langzeiterfahrung interessiert. Wie siehts mit Zuverlässigkeit der Komponenten aus, Aufwand für Softwarepflege, Kompatibilität mit dem MacOS, nutzt Du immer noch die MADI Interfaces Deines vor Jahren begonnenen setups, was würdest Du anders machen, wenn Du heute noch mal neu damit anfangen würdest? Was ist der Königsweg, die Plattform, um, wie Du es machst, das beste aus verschiedenen Welten ans Laufen zu bekommen?


    Moin also gut ;)


    Ich benutze immer noch hauptsächlich die MADI Anbindung, oder halt direkt in eine Waves Karte wenn die vorhanden ist. Da ich inzwischen einige Leute kenne, die Madi/WAVES Karten für verschieden Pulte besitzen und verleihen, klappt das eigentlich immer, wenn früh genug angemeldet, ein Großteil der Pulte hat eines von Beidem ja eh schon serienmäßig oder verbaut. Eine Yamaha WAVES Karte habe ich selber, die gab es damals als Bundle quasi zu meinem Server dazu. Manchmal, wenn es eh hektisch ist, ich aber wenigstens ein wenig Masterbearbeitung machen will, mache ich das über das native Rack ohne Server, dazu benutze ich dann AES/EBU, deswegen auch der SPDIF/AES Umsetzer im Rack an der MOTU Soundkarte.


    Ich habe auch mal ein paar Bilder von dem Rack angehängt, da geht es schon ganz schön eng zu, bis jetzt aber noch keine thermischen Probleme oder so, trotzdem werde ich irgendwann mal die zwei rausbaumelnden XLR Strippen durch ein ordentliches Panel ersetzen ... dann auch mit ein paar kleinen Lüftern. Und irgendwann zimmer ich auch noch ein Thunderbold Dock rein, das nur noch eine Leitung oben rauskommt, und nicht wie jetzt Netzwerk & Firewire ... wenn die neuen M1 Macbooks laufen und keine Kinderkrankheiten mehr haben, darf dann auch mein altes 2015er Macbook Pro in Rente .. ;)


    Alles in Allem läuft das System sehr sehr gut, ich hatte keinerlei wirklich Abstürze oder Ähnliches, auch bei hoher Last, auch wenn ich Live selten Massen von Plugins fahre ... ich habe ja auch nur nen alten Impact Server (umgebaut auf 19", siehe Bilder)


    Bei WAVES muss man ein wenig aufpassen, das man brav die Updates macht, und auch brav immer mal wieder seinen Update Plan kostenpflichtig erneuert, das wird in meinen Augen aber mehr als ausgeglichen durch den wirklich hervorragenden und schnellen Service. Ansonsten rennt das bei mir bis jetzt ohne Stress, auch Liveprofessor und die UAD Geschichten.


    Was wirklich wichtig ist bei so einem System, das man ein gutes Netzwerk hat, um abschätzen zu können, wann Updates des Betriebssystems sinnvoll und nötig sind, und einem nicht das halbe System lahmlegen. Wenn man sich aber drum kümmert, ist das eigentlich auch kein Hindernis, 99% der Probleme bei Mac OSX Updates sitzen imho 30cm vor dem Bildschirm ....


    Was würde ich anders machen ... gleich das handliche Case kaufen, mit meinem alten grossen 4HE SKB war die interne Verkabelung zwar entspannter, aber beim Zugfahren war das kein Spaß, hat doch einige Schienbeine im Mittelgang gekostet ... ;)


    Einen Königsweg gibt es denke ich nicht, man sollte sich im Vorfeld halt genau und eine Weile Gedanken machen, WAS man genau braucht und WAS nicht ... spart Geld und Nerven. Und wirklich sich um die Softwareseite kümmern und Uodates auch erst mal in Ruhe zuhause checken... es langt wenn die Verleiher immer zu doof sind ihre Pulte upzudaten ...


    .. wenn noch Fragen dann fragen ;)


  • Fehlt dir beim Bedienen der Touchscreen? Oder brauchst du das durch gut vorbereitete Snapshots nicht so viel?

    Nein, ich bediene meine Rechner seit gut 20 Jahren mit dem immer gleichen Logitech Trackball, mit dem sich auch wunderbar alle Plugins bedienen lassen, ich vermisse da überhaupt keinen Touch, das geht genauso flüssig.


    Zu den Snapshots, ich habe zwar vorbereitete Routings und Insert-Ketten, aber eigentlich kaum wirklich schon "voreingestellte" Plugins, ausser vielleicht ein paar Reverb Programme zum Starten wenn es schnell gehen muss ... alles andere stelle ich dann doch lieber am lebenden Objekt ein, und das ist ja meistens jedesmal ein Anderes ... ;)

  • alles andere stelle ich dann doch lieber am lebenden Objekt ein, und das ist ja meistens jedesmal ein Anderes ...

    das finde ich jetzt durchaus interessant.

    da hab ich eine komplett andere vorgehensweise, denn ich mache mir presets und bearbeite die auf vielen konzerten immer wieder, bis ich schlussendlich presets bekomme, die fast überall funktionieren. und dort, wo sie nicht funktionieren, brauche ich in der regel auch einfach gar keine effekte ;)

    du passt die effekte also auf jeden raum neu an. wie gehst du denn da vor, wenn ich fragen darf? wie gesagt, das finde ich wirklich interessant.

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • du passt die effekte also auf jeden raum neu an. wie gehst du denn da vor, wenn ich fragen darf? wie gesagt, das finde ich wirklich interessant.


    Moin,


    wir haben ein wenig aneinander vorbeigeredet, EFFEKTE habe ich tatsächlich auch einige Standard Presets, die auch über längere Zeit entstanden sind, wahrscheinlich so ähnlich wie bei dir. Also hauptsächliche eine mittlere Plate für Vocals, eine kürzere für Bläser, eine langen Hall für Balladen etc. und eine Plate für Snare/Percussion/Toms, dazu noch eine extra "großen" Snare/Tom FX. Und zwei unterschiedliche Detuner/Breitzieher. Was ich vor Ort mache ist, das ich in jedem FX Return auch noch einen EQ und teilweise auch noch Kompression und Enhancer habe, um die FX dann noch kurz auf den Raum anzupassen zu können, dazu habe ich ein paar trockene Standardsamples Vox/FX/ACC/Sax etc.


    Was ich meinte sind typische Gruppeninserts, hauptsächlich verschiedene Kompressoren und Drumbearbeitung, für BD/Snare/Toms/Drumcrush/Vocals/Bläser/Keys/E-Git/ACC usw. die habe ich in meinen Pult-Startfiles schon in den Gruppen, aber eigentlich immer alles mehr oder minder auf Null, und die fahre ich dann beim Soundcheck oder bei den ersten Songs langsam rein, genauso Master-Bearbeitung. Manchmal viel, manchmal fast nichts, wie es halt passt und sich anfühlt. Instrumenten/Vocal FX habe ich auch immer auf zwei DCA´s und fahre die erst langsam rein, wenn ich mich an den Raum etc. gewöhnt habe, ausser es gab SEHR viel Zeit beim Soundcheck. Aber selbst dann ziehe ich dir für den Start erst mal 10dB raus.


    Ich bin im Augenblick eh fast jeden Tag online im Meisterkurs, ich mache mal zur Entspannung ein paar Beispiele, vielleicht können wir ja einen "Hallparameter/Plugin/Austauschthread starten" .. ;)

  • Marcus, vielen dank für die rückmeldung.


    insgesamt hatte ich in letzter zeit, als man noch bands mischen konnte, mal wieder einige vorgehensweisen ein wenig geändert. dazu gehört vor allem, dass ich wieder etwas weniger kompression gefahren habe, mit der zeit war mir das doch manchmal ein bisschen zu "overprocessed" geraten. das betrifft bei mir vor allem die gruppen-inserts. ich wollte da wieder etwas mehr natürlichkeit zurück haben, das ist ja etwas, was man nur live bekommen kann. im radio oder auf musikträgern gibt es das ja längst nicht mehr, deshalb versuche ich das live erlebnis davon ein bisschen abzukoppeln. es soll sich ja bewusst vom "einheitsbrei" abheben. und dazu gehört dann auch eine merkliche dynamik. obwohl es heutzutage haufenweise gute kompressoren gibt ;) ich denke du weisst, was ich meine.

    nicht falsch verstehen: ich nutze trotzdem noch kompressoren, aber eben nicht mehr so kräftig wie vor wenigen jahren noch.

    meine vorgehensweise hatte ich nach einer langen und fruchtbaren unterhaltung mit einem im vorletzten jahr verstorbenen musiker und produzenten (schon wieder so lange her) überarbeitet - und es hat mir tatsächlich besser gefallen. die musik wird auf der bühne gemacht, nicht im mischpult. und dazu gehört auch grundsätzlich erstmal die dynamik der band. klar, das haben nicht alle musiker im griff. manchmal hilft eben doch nur die holzhammermethode :)


    plattenhall für stimmen habe ich auch schon immer bevorzugt. auch mit meinem ersten eigenen hallgerät, einem Lexicon LXP15, kam das bei songs mit schnellem oder "normalem" tempo so gut wie immer zu einsatz. für balladen nutze ich natürlich ebenfalls bevorzugt große räume, klar. was ich dagegen noch nie gemacht habe: die effekte für die jeweilige raumsituation mit EQ bearbeiten. da muss ich mal drüber nachdenken ;)

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Der Herr Zanki hatte halt auch die passenden Musiker am Start ;) ... aber ich gebe dir vollkommen recht, deswegen versuche ich ja auch immer bei Null zu starten ... wenn die Band gut ist braucht man ja auch oft sehr wenig Kompression. Allerdings haben sich tatsächlich die Hörgewohnheiten in den letzten 30 Jahren doch sehr geändert, was Dynamik angeht ... von daher versuche ich immer, einen gesunden Mittelweg zu finden, kommt natürlich auch immer auf Musik/Zielgruppe an.


    Was mich stört, und das ist dann leider auch oft die Realität, das Kollegen mit einem fertigen "Sound" aufschlagen, was heutzutage ja noch einfacher ist ... aber ist halt langweilig, wenn alle Bands am Abend gleich klingen und jede Snare wie ein totkomprimiertes 80er Jahre Sample ... ;)

  • klar, Edo´s musiker waren sorgfältig ausgesucht und lieferten stets einwandfreie signale am mein pult. das kann man natürlich nicht überall in dieser qualität erwarten. aber wir hatten uns nicht nur über die band unterhalten, sondern auch über generelle tendenzen in der modernen musikdarbietung. und dazu gehörte vor allem das thema dynamik. da wird ja wirklich viel mist gebaut, seit vielen jahren.

    und so sind wir überein gekommen, dass man gerade für livekonzerte möglichst viel der ursprünglichen dynamik erhalten sollte. denn hier ist das ja meist sogar gut umsetzbar. die "mittlerweile üblichen hörgewohnheiten" haben wir dabei also bewusst aussen vor gelassen.

    nach dem ende der zusammenarbeit habe ich mich dann trotzdem hinreissen lassen, diesem trend der stärkeren kompression ein bisschen nachzugeben. in der letzten zeit hab ich das aber wieder zurückgeschraubt und muss sagen, dass es mir einfach besser gefällt.

    wenn man alles zusammenkomprimiert bleibt vom liveerlebnis einfach weniger übrig.


    und man darf auch die frage stellen, ob es im sinne der musik nicht sogar falsch ist, die gelieferten signale mit allen möglichen signalbearbeitungsmöglichkeiten zu traktieren. gewollte signalverfälschungen lasse ich dabei mal aussen vor, manchmal ist es ja auch ein stilmittel. so werden vor allem im bereich blackmusic signale gnadenlos verfälscht, um ganz neue eindrücke zu kreieren. das kann auch spaß machen, keine frage.

    aber man muss nicht zwingend alles einsetzen, was so in mischpulten (und vor allem mit externen plugins) möglich ist. darauf wollte ich hinaus.

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

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  • Ich betreue seit Anbeginn der Corona- Zeit hin und wieder einen Gottesdienst-Stream, und habe dort auch ein mini-kleines Video-Studio mit-eingerichtet, mit 3x PTZ-Cam,
    IP-Joystick etc., aber mit Absicht ein analoges Yamaha-Klein-Mischpult mit leuchtenden Tasten für ON hingestellt (wg Laienbedienbarkeit), das hat 8 Eingänge hart an der Hausanlage weg-gesplittet. Tut was es soll, und für 3 Sprechstellen Orgel (billo-ORTF-MIC) und Flügel ist der ein-Knopf-Kompressor zu händeln, der Stream rauscht eh an zwei weiteren Stellen noch in einen Limiter.

    Aber, der fernöstliche FX-Chip, ist echt übel, und für einen kürzlich gesendeten Gospel-Gottesdienst, habe ich den Professor nach über einem Jahr wieder raus geholt.
    Zwei seehhr bereite Bandpässe vor dem Spreader und dem H-Reverb (alles Waves) und es wurde fast ein Träumchen;

    oh wie vermisse ich die Blicke lokaler Tekkies, wenn ich denen erkläre, das mir die FXe der lokalen Boards wurscht sind, und ich einfach die Büchse aufklappe, Interface ran, oder direkt via USB routen und ab dafür.