Livebands in kleinem Club mischen

  • Hallo in die Runde,


    ich hoffe, hier ein paar nützliche Tipps zu bekommen.


    Folgende Situation:

    Kleiner Club mit einer Kapazität von angeblich 350pax (ca. 250m²), Deckenhohe 3,5m, Wände aus Beton, Decke auch. Hinter der Bühne eine verspiegelte Wand.

    Es spielt eine Band (Deutschrock) mit Gitarren, Bass, Schlagzeug und halt Gesang.


    Der Schlagzeuger haut rein, die Gitarristen drehen ihre Amps hoch und ich mute das alles am Pult. Es ist so schon laut genug, damit muss sich die PA nicht quälen.


    Jetzt fängt der Sänger an zu singen. Ich würde es ganz nett finden, wenn ich ihn auch verstehen könnte.


    Und hier ist mein Problem:


    Ich bekomme es nicht vernünftig hin, dass sich die Stimme durchsetzt.


    Der Pegel der gesamten Band ist schon ziemlich laut und die PA nicht wirklich kraftvoll.


    Als Mikrofone für Gesang kommen Shure Beta58 zum Einsatz.

    Monitoring 4 Stück 15" Koax von Steinigke.

    Front PA ist Monacor (IMG StageLine) irgendwas 300W max. pro Top.

    Mixer ist ein X32.


    Ein Controller mit Limiter brachte Klanglich Besserung. Der Limiter pegelt spürbar ab, aber dann leuchten auch schon die Sofiten in den Tops.


    Bessere PA bringt was, ist klar, wird auch irgendwann, wenn Kohle da ist, gemacht. Aber dann geht halt auch der Pegel noch weiter nach oben.


    Jemand nen Tipp?



    P.S.: Bei manchen Bands klappt es wunderbar. Die spielen nicht so laut oder haben keine Amps für die Gitarren dabei. Ist aber in dem Genre selten.

  • Bei der Konstellation in dem Raum erreicht man das Ziel nur, wenn alle Musiker einen Gang runter schalten. Es wird vermutlich auch nicht schön klingen, was von der Bühne kommt.

    Und selbst mit einer potenteren PA würde man nur Symptome bekämpfen. Und wenn die Band nicht leiser spielen kann, passt sie eben nicht in kleine Locations.

    Der Ton macht die Musik.

  • Wie schon erwähnt ist Deine einzige Chance die Bühne leiser zu bekommen. Sprich mit den Musikern – gerade bei deutschen Texten liegt denen ja wahrscheinlich auch etwas daran dass ein Mindestmaß an Sprachverständlichkeit gegeben ist.

    Helfen kann es, Gitarrenstacks deutlich einzudrehen, im Idealfall 90° zur Bühnenvorderkante. Versuch mit den Gitarrenboxen möglichst nah an die Ohren der Gitarristen kommen, das heißt im Besonderen sollte die typische 4x12er nicht auf dem Boden stehen: Bierkästen/Cases/... drunter stellen geht, die schönste Lösung ist natürlich eine zweite (nicht verbundene oder sogar leere) Box.

    Am Schlagzeug kannst Du versuchen mit Moongel die Becken etwas weniger aggressiv zu bekommen, die entsprechenden Soundveränderungen gefallen aber nicht jedem. An der Stelle muss die Band dann entscheiden wie Sprachverständlichkeit gegen den Klang der Schießbude priorisiert wird.
    Du selbst hilfst Dir ein bisschen indem Du alle Kessel möglichst nah mikrofonierst und bei der Ausrichtung darauf achtest, sämtliches Blech möglichst gut aus dem empfindlichen Bereich der Mikros rauszuhalten. Schau am besten mal nach den entsprechenden Polardiagrammen und präg' sie Dir ein.


    Allgemein sind offene Mikros Dein Feind, sofern das mit der Musikrichtung vereinbar ist helfen harte Gates an den Toms gegen Becken auf der PA. Falls es Backing-Vocals gibt kann man über Optogates nachdenken, die nur dann auf machen wenn auch tatsächlich jemand vor dem Mikro steht – tatsächlich würde ich davor aber wohl in mehr Material investieren: Zwei Monacor-Tops mit je 300W klingt für mich nicht nach einem adäquaten System für das beschriebene Szenario, aber das weißt Du ja selbst schon.

    Falls Du häufiger in dem Venue zu Gast bist, kann man ja vielleicht auch anregen mal ein bisschen Molton im Raum zu verteilen. Das hilft sowohl der Optik als auch dem Klang, ist aber bei zu lauter Bühne natürlich auch nur Schadensbegrenzung.

    Ach so, die DIN 15905-5 kennst Du bestimmt – auch wenn das natürlich in keinster Weise ein normgerechte Messung ist kann es bei Diskussionen mit Musikern/Veranstaltern durchaus hilfreich sein, mit einem günstigen Pegelmesser zu winken auf dem ohne PA schon ein dreistelliger Betrag steht.


    EDIT: felixgrampp war schneller ;)

  • Vielleicht auch mal überlegen, ob man evtl. (wie ganz, ganz früher) die PA zur 'Gesangsanlage' umwandeln kann...
    Wahrscheinlich fehlt's dann untenrum etwas (macht es bei der PA aber wahrscheinlich sowieso), aber dem Gesang käme es zu gute (evtl. könnte man auch den vorsichtigen Einsatz eines Exciters o.ä. andenken).

    Und immer dran denken: Auch das X-32 hat einen durchstimmbaren LowCut (war früher absoluter Luxus)

    SIM II Operator and Dante Level I-II-III (alles sogar zweimal :)
    Jugendschwimmabzeichen, Rettungsschwimmabzeichen in Bronze
    Meine kommerziellen Softwareprodukte SATlive und LevelCheck

  • Vielen Dank für die Tips!


    Schlaugzeug nehme ich nicht mehr ab, evtl. die Bassdrum.


    Sonst läuft nur der Gesang über die PA.


    Positionierung der Gitarrenstacks werde ich mal versuchen.


    Wie genau funktioniert das Optogate, bzw. was ist der Unterschied zu nem normalen Gate?


    Mit den Musikern reden ist schwer bzw. es wird wieder lauter.

  • Ja, ja das geht dann alles mehr in die Kategorie „Mischen Impossible“. Habe ich zum Glück immer weniger, da mit dem zunehmend Alter man eher mit anderen Genres und abnehmenden Pegeln zu tun hat.

    Und falls doch versuche ich zu beraten und wenn das gar nicht klappt es einfach geschehen lassen. Gehörschutz sollte man aber schon dabei haben....

  • Mit den Musikern reden ist schwer bzw. es wird wieder lauter.

    oha.

    ich kannte früher auch solche situationen, wo die musiker nicht bereit waren ihren bühnenpegel der situation vor ort anzupassen. ich habe da lange immer wieder versucht das thema anzusprechen, letztendlich hat es aber nix gebracht. wenn die musiker die problematik nicht verstehen wollen (oder können?), ist hopfen und malz verloren.

    irgendwann habe ich mich dann von diesen bands getrennt, das war der einzige weg nicht zu verzweifeln. und das war eine gute entscheidung :)



    Ja, ja das geht dann alles mehr in die Kategorie „Mischen Impossible“. Habe ich zum Glück immer weniger, da mit dem zunehmend Alter man eher mit anderen Genres und abnehmenden Pegeln zu tun hat.

    Und falls doch versuche ich zu beraten und wenn das gar nicht klappt es einfach geschehen lassen. Gehörschutz sollte man aber schon dabei haben....

    so schaut´s aus!


    wenn man vorher schon weiß, dass man da nichts mehr reissen kann, sollte man einfach das pult auf der bühne stehen lassen und im soundcheck mit dem tablet einen notmix einstellen - und sich dann später am besten nicht mehr blicken lassen. wenn es dann menschen im publikum gibt, die mit dem sound partout nicht einverstanden sind, dann gibt es keinen techniker, den sie unnötigerweise anmotzen können. statt dessen gehen sie dann direkt zur quelle des problems ... wunderbar ;)

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Es erinnert mich an die erste Band, mit der ich als Bandmischer unterwegs war. Es waren die 90er, es gab einen Inkel-Powermischer, zwei 15/3 und einen Monitor.

    Auf dem Pult hatte ich die Gesänge (ich meine, es waren 3) und die Bassdrum.


    Wir haben damals eine Vorgehensweise entwickelt, die sehr effizient war. Wenn ein Instrument auf der Bühne zu laut war (oder auch zu leise, auch das kam vor), ging ich auf die Bühne und regelte die Lautstärke. Hauptsächlich betraf das Gitarrenamps.

    Beim Schlagzeuger ging es nach ein paar Gigs tatsächlich zu 99% um die HighHat. Das haben wir dann mit dem sogenannten "bösen Blick" gelöst. Der Schlagzeuger konnte an meinem Blick erkennen, wenn er bei der HighHat vom Gas gehen musste.


    Dazu gehört natürlich eine Menge Vertrauen. Ich fand, es hatte sich gelohnt. Die Band auch. Und das Publikum und die Veranstalter meistens auch.

  • Ich habe in meinem ganzen Leben genau einen Monitorjob gemacht. Englische Combo mit Drums, Bass und Gitarre, extra Vocals. Gitarre kam mit zwei Marshall Fullstacks, Bass hat ähnliches nur von Hiwatt. Und die hatten sie gefühlt "voll ume" aufgedreht. Club war für ca 300 Leute. Was wollten die Jungs auf dem Monitor? Halt nur das was fehlt halt, also die Gitarre=O Selbst der Sänger verzichtete gleich mal darauf sich selbst am Monitor haben zu wollen, war ja eh sinnlos.

    Im Club hing allerdings ein deutlich potenteres Zeug als der TE uns schilderte. Keine Ahnung was es war, echt fettes Zeug für die beginnenden '90er. Keine Ahnung was der Bandtechniker genau machte, das zu hören war ob der gefahrenen Gesamtlautstärke einfach nicht möglich. Ich sah allerdings dass die Limiter am Amprack, welches günstigerweise weit aus der Reichweite des Bandtechnikers angebracht war, voll auf Anschlag arbeitete.

    Die (rein optische) Reaktion des Publikums zeigte mir aber dann, dass es "not amused" war.

    Andererseits war damals auch unser ehrwürdiger Dr. Kurt Ostbahn selbst bei Sprachansagen schon extrem schwer verständlich, da alles was dazu begetragen hätte, ihn akustisch besser zu verstehen, raus gezogen wurde, damit es nicht koppelt.


    Bin ich froh dass mit steigendem Alter meinerseits die gewünschten Pegel meines Klientels sinken;)

  • Ich hätte gesagt:

    Dämpfen, dämpfen, dämpfen!

    In zu kleinen Clubs mit schlechter Raumakustik brauchen zu viele Musiker einen Mordspegel, um sich überhaupt selbst zu hören - zeitgleich dürfte der "Klirr" durch große Glasflächen bei allen Beteiligten massiv für Ohraua sorgen.

    Ich würde den Tip mit Molton (alten Stoffen, Teppichen etc.pp. - bitte an den Brandschutz denken und ggf. imprägnieren) ernst nehmen und da nicht nur vor der Spiegelwand, sondern auch bei den Betonflächen nicht sparen und den gesamten Bühnenbereich und den Publikumsbereich im oberen Drittel verhüllen (unten dürfte das Pubikum aus Schallschlucker ausreichen).

    Mit DER PA dürfte allerdings der finanzielle Rahmen auch nicht gerade üppig ausfallen...

    ...hauptberuflicher Sarkastiker.

  • Das geht halt nur, wenn du die Band kennst.


    Ich weiß meistens nur, wann jemand kommt.

  • oha.

    ich kannte früher auch solche situationen, wo die musiker nicht bereit waren ihren bühnenpegel der situation vor ort anzupassen. ich habe da lange immer wieder versucht das thema anzusprechen, letztendlich hat es aber nix gebracht. wenn die musiker die problematik nicht verstehen wollen (oder können?), ist hopfen und malz verloren.

    irgendwann habe ich mich dann von diesen bands getrennt, das war der einzige weg nicht zu verzweifeln. und das war eine gute entscheidung

    Ich bin nicht mit den Bands verbandelt, sondern mit der Location, die ist nem Kumpel...... schwierig.




    wenn man vorher schon weiß, dass man da nichts mehr reissen kann, sollte man einfach das pult auf der bühne stehen lassen und im soundcheck mit dem tablet einen notmix einstellen - und sich dann später am besten nicht mehr blicken lassen. wenn es dann menschen im publikum gibt, die mit dem sound partout nicht einverstanden sind, dann gibt es keinen techniker, den sie unnötigerweise anmotzen können. statt dessen gehen sie dann direkt zur quelle des problems ... wunderbar

    Beschwert hat sich noch niemand, aber ich selbst bin nicht zufrieden. Das ist noch schlimmer.

  • Ach ich weiß nicht. Bei mir hat ein freundliches Hallo und eine sachliche Information über die Gegebenheiten und die Information, dass man für ein vernünftiges Ergebnis zusammenarbeiten sollte in 95% der Fälle geholfen. Die meisten Bands wollen gut klingen und nicht nur laut.