Dynamische Bearbeitung von Toms

  • Liebe Kollegen


    Ich würde auch gerne mal ein Thema aufmachen, da ich hier dazu nix gefunden habe.


    Da ich meist mit Yamaha-Pulten arbeite und es da am einfachsten und schnellsten geht einfach einen Gate zu inserten benutze ich meistens auch ein solches um Toms im Nachklang einzuschränken. Falls ich weiß, dass ich was dynamisches auf der Bühne hab, greife ich gerne auf einen Transientendesigner zurück..


    Von Kollegen weiß ich, dass manche gerne expander oder gar einen Kompressor für solche Zwecke benutzen.


    Nun würde mich ein allgemeines Fachgesimpel interessieren wer wann was wie benutzt. Und natürlich warum.


    Also wer Lust hat: ich würde mich freuen mich über das Thema auszutauschen.


    PS immerhin heißt das Unterforum ja Mischpulte UND Effekte ;)

  • Moin,


    Zusätzlich zum Gate nehme ich in kleinen Locations also Bars/ kleine Clubs für die Toms einen schnellen Compressor (unter 10ms Attack, ca 50ms Release) um das Sustain ein bisschen herauszuarbeiten. Insbesondere bei schlecht gestimmten Toms in kombination mit einem beherzten Griff zum EQ.

    Das Anschlagsgeräusch ist dort für meinen Geschmack eh schon laut genug und so gibt man den Toms noch einen schönen Ton.

    Hierfür muss die Raumakustik ein bisschen mitspielen, dass es in dem Bereich 70-150hz nicht zu sehr wummert durch Raummoden.


    Open Air lass ich den Compressor gerne fast weg oder lass ihn langsam (Attack ca 50ms Release 150ms) arbeiten um den Attack der Toms noch rauszuarbeiten.

    Kommt aber auch drauf an, wie schwer die Arme des trommlers sind.

  • Gates waren für mich immer nur das allerletzte Hilfsmittel um ein sonst nicht zu lösenden Problem eventuell zu beheben. Im allgemeinen halte ich deren Einsatz, zumindest bei dem Musikmaterial, das ich üblicherweise mische, eher nicht für geeignet. Aber selbst in den Zeiten wo einfach jeder Gates bei dem Drumkit (z.B) rein hängte erntete ich schon verwunderte Blicke wenn ich mal beherzt sämtliche Gates auf Bypass stellte. Allerdings stelle ich auch die Overheads meist so hin, dass ich damit an sich schon das ganze Set abnehme. Tommikros nehme ich dann maximal als Stütze. Nur wenn der Natursound der Drums gar nicht so das Thema ist, dann weiche ich von der Strategie ab. Allerdings stelle ich mir dann immer wieder die Frage warum man nicht mit Samples (per Trigger oder gleich E-Drums) arbeitet wenn der eigentliche Sound des Drumsets nicht gewünscht ist.


    Und selbst wenn ich mal zum Gate greifen müsste, dann verwende ich auch lieber einen Expander (sofern der vorhanden ist {*}). Der arbeitet einfach sanfter und schneidet nicht so scharf ab. Aber selbst dann werden eher keine Drums damit bearbeitet sondern brummende Amps oder ähnliches. Denn ich bin etwas empfindlcih wenn es um permanent brummende Signale auf der Bühne geht.

    {*} ich verstehe nicht warum in manchem höherpreisigen Digitalpult dann doch kein Expander zu finden ist. Aber das ist eine andere Geschichte;)

  • Gates waren für mich immer nur das allerletzte Hilfsmittel um ein sonst nicht zu lösenden Problem eventuell zu beheben. Im allgemeinen halte ich deren Einsatz, zumindest bei dem Musikmaterial, das ich üblicherweise mische, eher nicht für geeignet.

    klar. Ich mische auch viel Jazz bei dem ich in 99,8% der Fälle die Toms gar nicht abnehme, sondern mit den overheads von schräg hinten versuche das gesamte Kit möglichst natura abzubilden. Aber bei einer top40-band auf nem Stadtfest sind bei mir die Gates im Dauereinsatz. Darf ich fragen welche Genres du genau meinst? Bei klassischen Rocksachen z.B. Bin ich auch dezenter mit den Gates und überlege auch ob da der Einsatz eines expanders vielleicht zielführender wäre...

  • Moin,


    Zusätzlich zum Gate nehme ich in kleinen Locations also Bars/ kleine Clubs für die Toms einen schnellen Compressor (unter 10ms Attack, ca 50ms Release) um das Sustain ein bisschen herauszuarbeiten. Insbesondere bei schlecht gestimmten Toms in kombination mit einem beherzten Griff zum EQ.

    Das Anschlagsgeräusch ist dort für meinen Geschmack eh schon laut genug und so gibt man den Toms noch einen schönen Ton.

    Das liest sich für mich aber eher theoretisch, denn in der Realität erinnere ich mich kaum an Toms mit zu wenig 'tone' auch und vor allem nicht in Clubs. Wenns mal tatsächlich zu wenig 'tone' hat, werde ich mit dem Drummer die Dämpfung reduzieren, die Stimmung ändern. Erlaubst Du einem Drummer weniger Dämpfung, ist er meist freudig erregt. ;)

  • die gates auf den toms hab ich in der regel angeschaltet, allerdings so, dass sie nicht immer zumachen. früher hab ich sie auch immer so eingestellt, dass die gates möglichst alles andere ausblenden. bei sanften balladen ist das aber bekanntermaßen nicht zielführend ;)


    den aha zu diesem thema effekt hatte ich, als ich vor vielen jahren mal auf einem analogen pult mischen musste, bei dem die gates im siderack zum teil nicht funktionierten (damals die typische billighobbykistenbeschallersituation). es warean also zu wenige gates vorhanden, so dass ich die toms nicht gaten konnte. erstaunlicherweise hatte mir das dort überhaupt keine probleme bereitet, was mich damals überrascht hatte. da kam dann sofort die erkenntnis: "aha, dann brauch ich die also gar nicht zwingend...?" man lernt ja immer dazu.


    die gates setze ich also eher sparsam ein, nur wenn es mal in einer schlechten akustik zum dröhnen kommt, stelle ich die gates schärfer ein.

    ausserdem reduziere ich da in der regel nur max. 20dB.

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • die gates auf den toms hab ich in der regel angeschaltet, allerdings so, dass sie nicht immer zumachen. früher hab ich sie auch immer so eingestellt, dass die gates möglichst alles andere ausblenden. bei sanften balladen ist das aber bekanntermaßen nicht zielführend ;)

    was würde denn in einer solchen Situation für dich gegen den Einsatz eines transientendesigners sprechen? Das der „tone“ wie guma es so schön benannt hat künstlich per Hall erzeugt werden muss? Gibt es sonst Argumente gegen den Einsatz eines solchen?


    Edit: da hatte ich grade einen kleinen Denkfehler.:/

    Gibt ja auch Release beim Designer

    Einmal editiert, zuletzt von felixgrampp ()

  • Das liest sich für mich aber eher theoretisch, denn in der Realität erinnere ich mich kaum an Toms mit zu wenig 'tone' auch und vor allem nicht in Clubs.


    Das ist tatsächlich ein Beispiel aus meiner Praxis mit einer Band die ich regelmäßig betreue. Top 40 Coverband, 2h vor beginn wird der Transporter ausgeladen und Band + Band-PA aufgebaut. Tanzmusiker halt. Akustisch sind HiHats und Becken schon laut genug, Trommeln werden abgenommen.

    Um das Set allerdings jedes Mal durchzustimmen reicht die Zeit vor dem Gig leider kaum.


    Im Raum klingen die Toms dann eigentlich nur noch nach "tok tok tok". Mit den Mikros geb ich dann so wie oben beschrieben noch den "Tone" hinzu sodass es halt nach fetten Toms klingt.

    Es sind halt leider keine so guten und perfekt gestimmten Toms die dann auch schon im Raum unverstärkt gut klingen, sowas ist natürlich pflegeleichter und bedarf auch keiner Bearbeitung mit dem Compressor.


    Zitat von guma

    Erlaubst Du einem Drummer weniger Dämpfung, ist er meist freudig erregt. ;)

    Das werde ich gerne mal beim nächsten Gig probieren. Er benutzt solche *Bild* Dämpfer an den Toms.

    Die waren dort auch schon vor meiner Zeit aber ich werde ihn mal bitten sie wegzulassen. :)

  • was würde denn in einer solchen Situation für dich gegen den Einsatz eines transientendesigners sprechen? Das der „tone“ wie guma es so schön benannt hat künstlich per Hall erzeugt werden muss? Gibt es sonst Argumente gegen den Einsatz eines solchen?

    der einsatz eines transientdesigners kann eventuell helfen, mir persönlich gefällt er aber nicht so gut. ich habe viel mit den transientdesigner gearbeitet, auch schon früher mit dem analogen modell. aber ein gut gestimmtes und gut gespieltes tom braucht das nicht wirklich.

    meine meinung: letztendlich ist ein transientdesigner so ne art notwehr gegen allzu verkrüppelte signale.8)

    und klar: mit dieser meinung hab ich mich wahrscheinlich voll in die nesseln gesetzt :D

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • aber ein gut gestimmtes und gut gespieltes tom braucht das nicht wirklich.


    und klar: mit dieser meinung hab ich mich wahrscheinlich voll in die nesseln gesetzt :D


    Da gebe ich dir prinzipiell recht ... allerdings ist diese Kombination in der freien Wildbahn oft sehr rar geworden .. ;)

  • Das kommt immer drauf an wen man vorm Mischpult hat ... ich und ich glaube auch du sind ziemlich gesegnet, viele gute Drummer unter den Fader gehabt zu haben und zu haben ... aber ich erwische auch immer wieder einen Schlechten ... das ist einfach überhaupt nichts zu holen. Und stimmen .. vielen ist gar nicht wirklich bewusst das man ein Drumkit stimmen kann ...


    Ich hatte gerade das Vergnügen, Peter Lübke, den alten Drummer von Udo Jürgens, drei Tage unter den Fingern zu haben ... der Mann kann erstens ein Drumkit stimmen, und zweitens so spielen, das das einfach gut, kompakt und in sich stimmig klingt ... setzt einen anderen Drummer hinter das gleiche Kit und Alles fällt auseinander ..

  • dazu hab ich mal wieder ne kleine anekdote:


    kurz vor der jahrtausendwende arbeitete ich in einem club, in dem wöchentlich drei verschiedene bands auftraten. eine davon hatte einen drummer, der heute zu den (imho) besten der republik gehört. eines tages ergab es sich, dass wir an einem anderen tag mit einer anderen band gerade soundcheck machten, als er zufällig vorbei kam und mal reinschaute. der drummer der anderen band fragte ihn: "tommy, kannst du mal mein drumset spielen, ich würde es auch mal gerne vorne über die PA hören (er kannte mich noch nicht lange und wollte also meine arbeit beurteilen).

    gesagt, getan, der andere drummer setzte sich hinter die schiessbude...

    als er dann anfing zu trommeln, dachte ich: wow, das ist jetzt ein komplett anderes schlagzeug - und eine komplett andere PA!! was passiert hier gerade??

    der sound war plötzlich dermaßen geil, dass der andere drummer mich fast in den arm nahm, weil es so geil klang.

    ich habe das missverständnis nie aufgeklärt, um den drummer nicht zu brüskieren. er war ja auch ein wirklich netter kerl - und war auch beileibe wirklich nicht von der schlechten sorte!

    aber seither weiß ich, dass ein guter drumsound (fast) nichts mit den verwendeten mikrofonen, den verwendeten kesseln oder irgend welchen dynamics zu tun hat - sondern sehr stark mit dem spielgefühl des musikers, der das ding bedient!


    um wieder zurück zum thema zu kommen:

    wir sind die techniker, die den ton dem publikum rüberbringen müssen. deshalb können wir kaum über spieltechnikern und gefühl diskutieren, sondern logischerweise nur über die uns zur verfügung stehenden technischen mittel. also bitte weiter diskutieren, das thema ist durchaus interessant!

    ich wollte nur beschreiben, dass unsere arbeit nur ein teil des gesamtergebnisses ist!

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • das Vorgehen bei den Toms ist doch sehr von der Musikrichtung abhängig
    bei Jazz gibt's so gut wie keine Bearbeitung,
    bei Metal darf man da auch gern mal triggern oder sehr hart gaten und auch komprimieren


    meist liege ich mitten drin, ab und zu auch den Transient Designer aus der dLive als Schadensbegrenzung

  • bei Jazz gibt's so gut wie keine Bearbeitung

    das kann man heute nicht mehr so verallgemeinern.

    ich hatte schon ausländische jazzbands vor der nase, die sehr wohl einen ausgewachsenen "rocksound" haben wollten.

    hierzulande arbeiten viele jazzer aber durchaus mit sehr übersichtlicher mikrofonierung und möglichst wenig prozessing, was aber durchaus auch seinen reiz haben kann. so hab ich mal in einem kleinen studio einen sehr aufgeräumten drumsound mit zwei Schoepsen, einem Beta52 in der BD und einem M201 an der snare hinbekommen. manchmal ist weniger einfach mehr ;)

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Hatte erst vor ein paar Wochen einen echten Drummer-Lichtblick. Eine jugendliche Drummerin, die bei uns im Gottesdienst ab und an spielt, hat sich erst einmal hingesetzt, das (gespendete) 299€ Drumkit gestimmt und sorgfältig bedämpft. Da sie auch weiß, wie man sich als Mitglied einer Band musikalisch integriert, hat es auf einmal sauber und aufgeräumt geklungen. Aus Rücksicht auf die älteren Gottesdienstbesucher (und um über die Fähigkeiten Schlagzeuger gnädig hinwegzugehen) nehmen wir normalerweise das Schlagzeug nicht ab.

    Hab dann ein KMR82i geholt und von passender Entfernung von schräg oben aus das Schlagzeug gestützt. Klang mal so richtig gut und trotz (oder wegen) nur eines Mikros homogen. Das war eine echter Wow-Moment.

    Da hat mal das eine Mikro das dreifache des Schlagzeugkits gekostet. War trotzdem überrascht wie wenig Mikros es braucht um ein Schlagzeug klingen zu lassen.

    Basedrum hat zwar für mein Empfinden gefehlt aber für den Zweck, die Raumakustik und das Publikum durchaus passend.

  • War trotzdem überrascht wie wenig Mikros es braucht um ein Schlagzeug klingen zu lassen.

    Nun ja, meist ist wie Wora gerade eben schon sagte:

    manchmal ist weniger einfach mehr

    Je nach Anforderungen reichen bei Jazz Kits oft schon die Overheads, oder eben auch nur mal eines davon. Kick hat gerade im klassischen Jazz ohnehin nicht den Stellenwert, den es im Rock, Pop und ähnlichem hat. Da kann man das auch schon mal vernachlässigen zumal ich schon einige, auch namhafte, Jazzdrummer erleben durfte/musste die einen derart grottigen Sound an der Bassdrum hatten, das will man eigentlich auch nicht mehr verstärken. Auch die Snare kann schon mal recht gut über die Overheads kommen, also reicht das für mich auch schon.


    Bei Weltmusik (mein derzeitiges Haupttätigkeitsgebiet) im weiteren Sinn kommt dann schon einiges an Mikrofonen zusammen da die Instrumente selbst in einer weiten dynamsichen Bandbreite gespielt werden und da will man dann auch die leisen Töne einer Udu gut hören können. Da sind dan Gates schon mal gar nicht brauchbar, auch Mutes gehen nicht da Musiker hier gerne spontan reagieren wollen. Das macht es dann schon etwas herausfordernd, vor allem in akustisch suboptimalen Umgebungen. Um die großen dynamischen Sprünge etwas abzufedern greife ich dann eben vorsichtig zu Kompressoren, je nach Möglichkeiten im Raum. Da die Gesamtlautstärke aber ohnehin nicht all zu hoch ist, geht das ganz gut auch ohne in die Gefahr von Feedback zu kommen.