Der Mischer, das Mischpult und die künstliche Intelligenz

  • Oder: Pult erkennt, dass alle Kanäle einer Gruppierung (zB Drums) leiser werden und empfiehlt dem Nutzer, sich mal die Thresholds von Gates und Kompressoren anzusehen; oder regelt gleich von alleine runter.


    Oder Pult stellt fest, dass ein Snaresignal nicht mehr über den Threshold des Gates im Snarekanal kommt und empfiehlt auch hier dem Nutzer, eine konkrete Handlung vorzunehmen.

    ja klar und dann bin ich die ganze Show damit beschäftigt die pop ups wegzudrücken und irgendwann kommt dann alle 5 min. ein Werbefenster mit " kauf dir das neue VSS xxx Plug In "


    Nee lass ma gut sein, davon hab ich die Schnauze voll.

  • Alles sehr nette und auch teilweise erschreckende Ansätze, manche helfen dem Mischpersonal, andere machen das Mischpersonal überflüssig.

    Nur was nützt all das ganze, wenn die Quelle, also die Musiker auf der Bühne, ihr Instrument nicht beherrschen können? Am Ende macht ein Mischpult doch nur das lauter, was es als Input bekommt, auch wenn man ein paar Nuancen mit Effekten ausgleichen kann.


    Oder, da ja alles vernetzt wird, muss irgendwann ein zentraler Mischpultmanager diverse Shows gleichzeitig überwachen, da diese automatisch ablaufen. Im Fehlerfall wird ein outgesourcter Servicetechniker vom anderen Ende von Europa gerufen, um das kaputte Mikrofon zu reparieren (Fehler: Mikrofon mit Schalter und der Schalter wurde vom Vorgänger in die "OFF" Position gestellt).

  • Ich sehe ehrlich gesagt keinen Grund, warum der Job am Pult nicht von einer KI übernommen werden kann.


    Versteht mich bitte richtig, da gehen noch ein paar Jahre (gefühlt 10...15) ins Land und es wird nötig sein, das sich ein großer Konzern damit befasst und das voran treibt. Aber wenn das erstmal läuft, dann ist es Copy & Paste, um es in jeder Mischbüchse am Laufen zu haben.


    Ich schätze, das es ähnlich komplex ist, wie ein autonomes Auto. Und da geht die Entwicklung ja auch stetig weiter Richtung einer komplett funktionsfähigen KI.


    Auch, was die Entwicklung von Software angeht, die selbst unter gewissen Vorgaben ganze Lieder komponiert und vertont ist erstaunlich.

    Das Plugin, dem man "ich brauche zu der Gitarrenspur Mal noch bissl Bass, paar Drums und was anderes im Stil XY" ist nicht so weit um die Ecke, wie viele glauben.


    Auf YouTube gibt es einen Kanal, der sich 2Minute Papers nennt und Neuronale Netzwerke und der gleichen behandelt - ist einen Blick wert, um sich den Stand der Forschung anzusehen. Die Geschwindigkeit der Entwicklung ist beeindruckend. Da gibt es KIs sie Bilder malen, Fotos bearbeiten, Filme aus dem Nichts nach Beschreibung erstellen,...

  • genau das meinte ich.

    und wenn man mal bedenkt, wie viele wirklich schlecht gemischte konzerte es gibt, worüber die musiker ja immer wieder berichten und die wir sicher selbst alle schonmal gehört haben, dann gibt es hier definitiv auch bedarf!


    natürlich muss sich eine intelligente automatik am maximal machbaren orientieren, also an den wirklich guten mischern. diese aufgabe ist aber nicht so ganz leicht, schliesslich gibt es bei diesen leuten auch eine menge kreativität, die auch von einem KI system schwer zu erreichen ist. zumindest nach heutigem stand. aber wenn die KI wirklich kreativ wird, dann bekommen wir sicher noch ganz andere probleme.

    aber einen guten standardmix zu fabrizieren, das traue ich solchen KI systemen durchaus zu. vor allem wenn es sich dabei um Top40 mischungen handelt, für die es definitive vorgaben aus dem studio gibt.


    aber:

    wenn die leute bei Midas wirklich schon so weit denken würden, dann wäre ein mischpult mit reglern und bildschirm sicher das überflüssigste, was sie bauen könnten. also sollten wir uns erstmal wieder ein bisschen entspannen ;)

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Ich sehe die Anwendung von KI nicht unbedingt im Konzertbereich sondern eher im Konferenzbereich wo schon heute Automatikmischer teilweise eine Anwendung finden. Hier kann KI dann ein großer Helfer sein.

    Sie kann auf das Erkennen von menschlichen Stimmen trainiert werden, sodass z.B. Blätterrascheln und Tastaturgeklapper effektiv ausgeblendet werden kann ohne leise gesprochene Worte auszublenden, wie es bei einem Gate und oder Automatikmischer aktuell passieren kann. Mit Laufzeitanalysen können Kammfilter bei vielen offenen Mikrofonen verbessert werden oder nur das wirklich besprochene Mikrofon aufgemacht weil das Signal dort als erstes ankommt.


    Auch wird es bestimmt Möglichkeiten geben hier maximalen GBF aus schwierigen Mikrofonsignalen herauszuholen ohne den Klang zu stark negativ zu beeinflussen. Dafür muss die KI aber dahingehend trainiert werden, weswegen es sich hier um ein Bananenprodukt handelt ... es reift halt erst beim Kunden.



    Arbeitslos wird hier deswegen denke ich keiner werden. Es ist eher ein weiteres Werkzeug, das einem in gewissen Situationen die Arbeit erleichtert.


    just my 2 cents

  • Der Reichsbedenkenträger gibt zwecks KI folgendes zu benken:


    Wer sind wir ?

    Wie wichtig sind wir ?

    Wieviele sind wir ?

    Wie bedeutend sind wir ?

    Welche wirtschaftliche Macht haben wir ?


    Wer hat uns die Funkfrequenzen geklaut ?

  • 2:1 für dich!

    wir sollten unsere arbeit und vor allem unsere stellung nicht zu stark überschätzen. es gibt verdammt viele musiker, die überhaupt keine gute meinung zu uns haben. also zumindest nicht zur mehrheit der mischerfraktion.

    und beim publikum ist es leider ähnlich, die verstehen in der mehrzahl nichtmal ansatzweise, was wir überhaupt machen.

    in sofern sind wir für die meisten zeitgenossen vermutlich leicht entbehrlich.


    mittlerweile driftet die diskussion wirklich weit ab, aber ich finds trotzdem interessant.

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • na ja, es kommt drauf an wie es von den herstellen gedacht wird.

    man kann es ja in beide richtungen entwickeln, also entweder um den tonmischer zu ersetzen, oder um ihn in seiner arbeit zu unterstützen.

    im angedeuteten fall geht es ja erstmal eher um die unterstützung, das ist nichts worüber man sich sorgen sollte.


    die frage ist nur, wie das dann in zukunft weiter geht. ich könnte mir hier durchaus vorstellen, dass der schlechte ruf der techniker in ihrer gesamtheit irgendwann mal von einer findigen firma als marktlücke gesehen wird, die dann in die entsprechende richtung entwickelt. man denke ja nur mal an die, für uns negative, werbung von Bose zur einführung ihrer MA12, als sie vollmundig behaupteten: "ab jetzt wird der Tontechniker bis 400Personen endlich überflüssig". dann gibt es einfach nur noch dienstleister, die die mikros und boxen aufstellen, fertig. das kann ja jeder depp - zumindest denken das viele.

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Hallo zusammen!


    Ich melde mich selten zu Wort, heute tue ichs mal wieder:


    Wenns läuft, läufts (mehr oder weniger gut)- den Profi brauchst Du und erkennst Du, wenn etwas schief läuft. Also sehe ich das ganze Thema KI hier etwas entspannter.


    Ich wünsche Euch einen arbeitsreichen und spannenden Tag,


    Matthias

  • Genau so wird es doch von den Werbeabteilungen der einschlägigen Hersteller angepriesen und auf die Musiker losgelassen. Da kauft man sich halt so ein digitales Mini-Mischgerät mit Presets und schon hat man den "Suuupersound" und den kann man dann abspeichern und jederzeit überall wieder abrufen. FOH-Platz mit Techniker => überflüssig.


    Wer das glaubt, glaubt auch das Zitronenfalter Zitronen falten...


    KI in Ehren, aber meistens fehlt es dann aber auf der andren Seite an der natürlichen Intelligenz (und die ist mir erstmal lieber).

  • Ich wäre mir da nicht so sicher bezüglich der Zukunft und der zwingenden Notwendigkeit von hochqualifiziertem Personal zu hohen Tagessätzen. Früher waren es Webmaschinen und in meinem Umfeld gibt es zunehmende Zweifel, ob man Wirtschaftsprüfer und Steuerberater mittelfristig noch in dem Umfang wie heute braucht. Entsprechende Befürchtungen gab es vor 10-15 Jahren noch nicht...

  • also ich habe keinen zweifel daran, dass ich meinen steuerberater noch einige jahre gut beschäftigen ... werden ... muss. ;)


    jetzt aber gleich wieder zurück zum thema.

    mich würde mal interessieren, was wir uns so an vereinfachungen wünschen würden.


    gleich mal ein beispiel:

    die sache mit dem patching finde ich persönlich nicht wirklich wichtig, aber in bestimmten umgebungen (festival) könnte ich mir durchaus vorstellen, das man da durch wirklich intelligente systeme eine gute hilfe bekommen könnte. vielleicht nicht ganz automatisch, sondern eher nach dem prinzip "ich stecke ein signal irgendwo rein, route es mir bitte auf kanal 34"

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • ...und in meinem Umfeld gibt es zunehmende Zweifel, ob man Wirtschaftsprüfer und Steuerberater mittelfristig noch in dem Umfang wie heute braucht. Entsprechende Befürchtungen gab es vor 10-15 Jahren noch nicht...

    Keine KI wird je so Banane programmierbar sein, dass sie die Hirnwindungen von Steuerbeamten und Machern von Steuergesetzen und Regeln nachbilden kann. Damit das klappt, müsste man die mit abschaffen und das wird niiieeemals geschehen! :D

  • Also...

    Es kommt natürlich auf den Anspruch an...

    Kopfschüttel Erlebnisse gibt es reichlich :hier nur mal eins :

    DJ sein Pult im roten... Anlage klirrt und zerrt. Wischmischmann" ist doch alles gut! "...

    Das könnte eine Selfmixomatic wohl besser machen...


    ... Aber komplettes mischen? Das ist doch deutlich komplexer als selbstfahrende Autos... Das wird sicherlich noch lange brauchen, bis die der k. I. auch noch kreativ beibringen, was ich für einen guten Sound für wichtig halte.