Mischen von Musicals

  • das verstehe ich jetzt allerdings auch nicht so ganz:

    wenn ich ohnehin pro DCA nur einen kanal steuere, dann kann ich doch auch die fader dieser kanäle direkt bewegen? dann habe ich im zweifelsfall ja auch schnelleren zugriff auf die kanaleinstellungen.

    Naja, nicht ganz: Du kannst natürlich auch Gruppen (z.B. im Chor) steuern - wenn 5 Leute gleichzeitig anfangen zu singen willst du ja nicht 5 Fader hochschieben.

    Ausserdem brauchst du so nicht für jede Szene an deinem Faderlayout herumfummeln und die Kanäle können bis auf die DCA-Zuweisung auf Recallsafe bleiben.

    Gut, ab dem Moment in dem du anfängst mit Effekten oder Ortung zu arbeiten, wird es wieder etwas komplexer. Soll ja auch nicht zu einfach werden... ;)

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  • das verstehe ich jetzt allerdings auch nicht so ganz:

    wenn ich ohnehin pro DCA nur einen kanal steuere, dann kann ich doch auch die fader dieser kanäle direkt bewegen? dann habe ich im zweifelsfall ja auch schnelleren zugriff auf die kanaleinstellungen.

    Wie schon von audiobo angemerkt, kann man da natürlich auch Gruppen von Kanälen drauf legen. Ich selbst hab das noch nie so gebraucht / gemacht, aber ich so gesehen habe, ist, dass dann z. B. auf der letzten DCA das gesamte Orchester liegt, manchmal ist noch eine FX-Send-DCA dabei.

    Das Ganze nennt sich auch Control Group Mixing und ist nicht identisch mit Line by Line Mixing. Letzteres kann man auch direkt auf den Inputs machen.

    Dieses Control Group Mixing hat sich aber wohl in den letzten Jahrzehnten im professionellen Musical (Broadway, West End) so etabliert. Das war wohl mit ein Grund, warum bei diesen Produktionen die Cadac J-Types lange Zeit ein Quasistandard waren, ähnlich wie heute vielerorts die Digicos. Für diese Pulte gab es nämlich entsprechende Software, die auf einem daneben stehenden PC lief (anfangs noch DOS, später Windows), und mit der diese Szenenautomation umgesetzt wurde.

  • Also ich denke, das kommt auch zu einem nicht unerheblichen Teil daher, dass im Broadway auch viele "Headsets" immernoch auf der Stirn geklebte oder in Perücken versteckte Kugeln sind, welche logischerweise mehr Übersprechen verursachen und diese Art des Mischens notwendig machen, um einen sauberen Stimmensound hinzubekommen.


    Wir haben eigentlich immer komplett DPA4066/4466 und daher das Problem nicht so sehr, deshalb handhabe ich das Thema so:


    Die Leute werden grundsätzlich mit Mutes in Snapshots an und ausgemacht, wenn sie auf der Bühne sind oder abgehen.

    Sobald es zu hörbaren störenden Kammfiltern kommt, wird das im Textbuch markiert und wie in dem Video beschrieben gemischt, auf den Eingangskanälen.

    Ich sehe es nicht ein, bei 2 Leuten, die 6 Meter auseinander stehen und in halber Lautstärke einen Dialog führen, die ganze Zeit Fader rumzuschieben. Das kostet doch nur Kapazitäten, um in der kurzen Probenzeit wichtigeres zu machen (EQ, Kompressor, Multiband, FX etc). Und vor allem bringt es da auch gar keinen akustischen Mehrwert.


    Die Programmierung mit den DCA Zuweisungen lohnt sich in meinen Augen nur, wenn man viel und entspannte Probenzeit hat, um auch Änderungen da noch mit reinnehmen zu können. Sonst frisst das für mich wieder nur Zeit. Oder die Stücke sind halt schon komplett vorgegeben und müssen zwingend so performt werden.


    Edit: das ganze ist vielleicht auch etwas davon abhangig, was für eine Surface man vor sich hat.

    Wenn man so eine Show mit einer C1500 mischt (was mMn echt respektabel ist ;)), dann muss man ja auch etwas kreativ werden, damit alles flüssig abläuft.

  • Ich hab erst letzte Woche ein Laien Theaterstück mit sechs Vorstellungen gemischt.

    X32 Compact mit (nur) 7 Headsets :)

    Line-by-Line war da nicht möglich, weil doch immer mal jemand ne Phase vergessen oder übersprungen hat. Das wär mir auch viel zu aufwändig gewesen in der kurzen Probenzeit zu lernen.

    Habe mir stattdessen vorher das Script in TheaterMix "übersetzt" und irgendwie die Stichworte, Seitenzahlen, Musikeinspieler und Co. dabei geschrieben und konnte so recht entspannt per DCA mischen.

    Bei dem Stück gab es fast keine Stellen in denen mehr als ein Schauspieler gleichzeitig gesprochen hat, also hab ich dem AutoMixer mal eine Chance gegeben. Das hat soweit richtig gut funktioniert, wenn man die einzelnen Pegel der Mikros einigermaßen gleich hält. Also der Grundlärm auf der Bühne wurde zuverlässig reduziert und die Sprachverständlichkeit deutlich erhöht.

    Es passt nicht immer, aber grundsätzlich funktioniert es für Theater.

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    Hier sieht man es ganz gut finde ich. Vor 3 Jahren habe ich das Musical in der gleichen Rollenaufteilung gemischt, da sah es bei mir fast gleich aus. Und auch hier sieht man dass die 8 Fader für das "normale" Mischen eigentlich reicht.

  • Gut, also erst einmal: der Threadtitel lautet ja "Mischen von Musicals"  ;)


    Dass bei Laien-/Schülertheater etc. ein Automixer hilfreich sein kann, mag glaube ich niemand bestreiten. Da ist man froh wenn alles zu hören ist, was so auf der Bühne gesprochen wird, ähnlich wie bei anderen Sprachveranstaltungen.


    Geht es um eine ernsthafte Inszenierung, mit einer durch Regie und musikalische Leitung vorgegebenen (Gruppen-)Dynamik, wird es mit solchen Tools jedoch leider unberechenbar. Klar ist aber an der Stelle auch, dass sich die Darsteller ebenfalls an die Vorgaben halten müssen.

    -> SISO-Prinzip (ShitIn->ShitOut)



    Um die Notwendigkeit des Line-by-Line-Mixings nachvollziehen zu können sollte man sich ein entsprechendes Stück erst einmal in Ruhe anschauen und dabei folgende Punkte beachten:


    1) Die Bühne ist keineswegs eine stille (studioartige) Ruhezone für Solosänger

    • Wer schon einmal bei einer Ballettprobe für ein Musical war, der weiss, dass das Getanze ein ziemliches Getöse sein kann - je nachdem auf welchem Untergrund herumgesprungen wird, welches Material (Tische, Stühle, etc.) man dabei noch bewegt (Ensemble = heimliche Bühnenhelfer) usw.
    • Die Sänger und Tänzer brauchen die Musik auf der Bühne - u.U. ist das ein ziemliches Brett was man da oben auf die Ohren bekommt

    2) Jedes offene Mikrofon fängt Nebengeräusche und Ambience mit ein - das führt zu einem indirekterem Klangbild auf der Vocalsumme (zu hören @0:24 bei dem Video hier: RE: Mischen von Musicals).

    • Die dadurch reduzierte Direktheit führt dazu, dass man die Gesänge für eine gute Verständlichkeit lauter fahren muss, was wiederum dazu führt, dass
    • die Lokalisation mehr Richtung Lautsprecher wandert. Was in Summe eine nicht unerhebliche Auswirkung auf den Gesamtklang hat.


    Ob diese Art zu mischen für einen persönlich umsetzbar ist, dürfte auch recht individuell sein. Fakt ist:

    • Es ist insofern nicht mit Laiendarstellungen vergleichbar, da es allgemein für das Ensemble keinen Platz für Improvisationen gibt - es gibt sogar Shows, bei denen so etwas gefährlich werden kann
    • Man muss sich teils deutlich über 1h am Stück (in Summe pro Vorstellung ca. 2-3h) konzentrieren können - im Gegensatz zu mancher Sprachveranstaltung besteht allerdings kaum die Gefahr, dass man zwischendurch mental abschaltet
    • Gefühl für Musikwechsel, Taktlängen, Pausen und Rhythmik ist definitiv eher von Vorteil
    • Es sollte Spass machen und man sollte sich an den feinen Unterschieden zwischen den Vorstellungen erfreuen können
    • Für solche Shows optimierte Bedienoberflächen erleichtern einem die Arbeit ungemein (Szenenabhängige Notizen im Bildschirm, optische Unterstützung, cleveres Szenen- und DCA-Management, genug Fader für Eventualitäten, selbst wenn man die Show an sich nur über einen Bruchteil davon wirklich fährt)

    Klar ist auch, dass man sich die Show "draufschaffen" muss. Ein persönliches, pultunabhängiges Script zu erstellen kann da ein probates Mittel sein, besonders wenn man kaum Probemöglichkeiten hat.



    Da Hamilton sowieso schon länger auf meiner persönlichen (Disney+)-Watchlist vermerkt war, habe ich heute den freien Vormittag genutzt, um mir das ganze Stück mit Kaffee und Schoggibrötli mal zu Gemüte zu führen.

    Ja, es ist viel und teilweise sehr schnell. Aber tatsächlich wird man dort sehr stark von der Musik und dem Aufbau der Texte (Reimform) geführt, am schwierigsten dürften m.E.n. die "spontanen" Backing-Einwürfe sein.

    Und klar würde ich z.B. bei einer kurzfristigen Übernahme ohne richtige Proben an einigen Stellen dazu neigen etwas mehr Spill zu lassen (also Fader eher bei -6/-10dB) als zu riskieren einen Einsatz komplett zu verpatzen.


    Klar ist aber auch: Wer bei so einer Show zum EQ greifen muss, hat eigentlich schon verloren. Dafür gibt es den Soundcheck und doppelte Mikrofonierung (z.B. gegen dumpfe Mikrofone durch Schweiss).

    Und wenn man nebenbei noch das Orchester mischen muss, dann muss in der Grössenordnung einfach ein 2. Mann her, der genau das macht.


    Wenn man im Budget/Laienbereich agiert, dann führen halt je nachdem andere Vorgehensweisen zum Ziel. Aber dann muss man auch mit den Ansprüchen an das Gesamtergebnis realistisch umgehen.

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  • Hallo zusammen,

    gerade wieder ein Wochenende mit einer langen Technikprobe, einer Generalprobe und 3 Shows rum.

    28 Headsets, Orchester und Band mit 32 Kanal.

    Die Vorbereitung lief die Wochen davor, ein Tag vor dem Aufbau wurden die letzten Änderungen im Textbuch umgesetzt.

    Nach dem Aufbau und Linecheck wurde in einem Technikdurchlauf jede Szene langsam durchgespielt, um zu schauen ob die Bühnenabläufe (Requisiten, Umbauten) und das Textbuch stimmt, das Licht zu programmieren etc.

    Danach gab es eine Generalprobe. Hier war auch bewusst die Lautstärke des Orchesters leiser, um Probleme einfacher zu hören.

    Ein Auszug mal hier:

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    Hier habe ich auch zum ersten Mal die echten Übergänge zwischen den Stücken und Spielstellen gesehen, dabei habe ich dann noch Punkte wie "Headset XY ist beim Szenenwechsel am Pult schon offen" markiert. Dazu fallen da immer nochmal Textbuch-Fehler oder Tontechniker-Fehler auf. (Falsche Headsetnummer im Skript markiert, Text wurde im Schauspiel geändert, steht aber nicht im Textbuch, Headset in der Szene nicht auf der Oberfläche, etc...)

    Mit Publikum ging es dann nochmal etwas besser die Headsets auf der Bühne etwas weiter offen zu lassen. Da helfen auch die cardioiden Tops und Sub (TW Audio Ella und S32) sehr deutlich - es war vergleichsweise ruhig auf der Bühne.

    Nach der ersten Aufführung waren dann auch die wohl letzten Fehler im Textbuch gefunden und korrigiert.


    Was mir beim Mischen etwas Probleme bereitet hat:

    Ich hatte sehr viele Wechsel von kurzen, solistisch nacheinander gesprochenen Einsätzen mit "Chorstellen" bei denen alle zusammen singen.

    Die Headsets ohne solistischen Einsatz habe ich mir auf einem "Backing" DCA und Subgruppe zusammengefasst, alle anderen sind aber in der Solo-Gruppe. Das sorgte doch dafür dass ich bei Choreinsätzen schnell viele gleichzeitig noch hoch- oder runterschieben musste. Da habe ich aber noch keine bessere Lösung gefunden, ich will auch nicht alle 30 Sekunden die nächste Szene am Pult abfeuern. Das wäre aber vermutlich am elegantesten.


    In zwei Wochen kommt dann der nächste Aufführungsblock.



  • Die Headsets ohne solistischen Einsatz habe ich mir auf einem "Backing" DCA und Subgruppe zusammengefasst, alle anderen sind aber in der Solo-Gruppe. Das sorgte doch dafür dass ich bei Choreinsätzen schnell viele gleichzeitig noch hoch- oder runterschieben musste. Da habe ich aber noch keine bessere Lösung gefunden, ich will auch nicht alle 30 Sekunden die nächste Szene am Pult abfeuern. Das wäre aber vermutlich am elegantesten.

    Wie wäre es, wenn du die Solokanäle doppelst oder über einen Prefader-Submix in den Chormix integrierst?

  • Hatte ich auch überlegt, aber bisschen anders:

    Kanäle doppeln, und über Ganging alle Parameter bis auf die Fader und das Routing verbinden.

    Klappt beim Dyn8 (dynamischer EQ) glaube ich nicht, wäre vermutlich in den Chorstellen aber auch nicht so tragisch. Dafür macht es das Routing etc. nochmal etwas komplexer.


    Vielleicht fürs nächste Mal aber trotzdem eine Idee.

  • Ich lege mir meistens die Solisten drei Mal auf.

    1: Text, 2: Solo, 3: Chor.

    Dann werden die Personen immer "nach Funktion" angemacht. Irgendwas Gängen oder so ist da meistens unerwünscht, da man so auch nicht auf die verschiedenen Szenarien akustisch eingehen kann (nicht wenige Darsteller benötigen mMn. beim Sprechen anderen EQ/Comp Eingriff als beim Singen).

    Außerdem lässt sich so zum Sprechen ein natürlicherer Sound einstellen und zum Singen je nach Musik ein Sound, der mehr "processed" klingt, wenn man das so möchte.


    Audiomäßig geht es auch nach Funktion getrennt weiter: alle Text Kanäle auf eine Textgruppe, alle Solo Kanäle auf eine Sologruppe und alle Chorkanäle auf eine Chor Gruppe. Dort kann man dann auch ganz einfach den Chorklang als ganzes einstellen, ohne großartig an einzelnen Kanälen herumzudoktorn.


    Das ganze funktioniert aber natürlich vor allem gut, wenn man nicht die ganze Zeit Linebyline macht, sondern viel Snapshot orientierter arbeitet. Da kann man dann durch Mutes die Personen ganz einfach zwischen Text, Solo und Chor hin-und herschieben.

  • Der zweite Showblock ist rum, diesmal lief es nochmal etwas besser und entspannter.

    Wie wäre es, wenn du die Solokanäle doppelst oder über einen Prefader-Submix in den Chormix integrierst?

    Der Prefader Submix wird es wohl werden beim nächsten Mal ;) Habe etwas getestet, ich glaube damit bekomme ich den Chormix stressfreier dazu.

    Die paar mal wo ich Theater / Musical gemischt hatte nutzete ich DCA mischen aber nicht Line by Line. Wie MBelle verstehe auch nicht so recht warum ich mich da abmühen sollte wenn es keinen oder kaum tontechnischen Vorteil bringt.

    Da habe ich auch nochmal probiert. Je nach Abstand auf der Bühne sind mehr als 3 offene Headsets auf Sprechlautstärke nicht drinnen. Das geht sofort auf den Sound. Eine Grundlautstärke für Chor ist ok, aber selbst da noch schwierig.


    Um das beste Ergebnis in dieser Art Show zu erhalten bleibt für mich nur das saubere Mitlesen - auch wenn das definitiv das anstrengendste Mischen für mich ist, wenn ich es mit anderen Veranstaltungen vergleiche ;)


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