Entwicklung von Analog- zu Digitalpulten (Umfrage)

  • - Wie habt ihr den Wandel zwischen analog und digital miterlebt?

    "Gelernt" habe ich ab 1993/94 meistens auf Mitec Pulten (Performer, Joker) oder auch mal auf DDA (Interface und CS3) Soundtracs Pulten. Das erste digitale Pult, das ich betrachten aber nicht bedienen durfte war gegen 1999 ein Innovason. Die ersten Finger kamen dann an ein Yamaha 02R und später an das Behringer DDX3216. Klanglich war das definitiv keine Offenbarung für mich. Und der Standard war dann sicherlich ein paar Jahre Midas Venice plus "ordentliches" Siderack. Das war vom Footprint schon weniger als vorher XL200 oder Legend plus 2x 16 HE Siderack. LS9 und 01V96 waren klanglich auch nie "schön" und selbst das M7CL hat dann zwar Geld gekostet und funktioniert, aber Spaß gemacht hat das Arbeiten damit nicht wirklich.

    Mittlerweile würde ich sagen, dass QL und insbesondere CL bei Yamaha wirklich gut klingen und mir persönlich auch Spaß machen. Gleiches gilt für die neueren Allen & Heath Pulte (deren analoge Vorgänger mir nie so wirklich gefallen haben). Aber auch mit dem X32 habe ich durchaus Spaß gehabt und gute Ergebnisse geliefert.

    To cut a long story short: Den kleineren Footprint haben schon die digitalen Pulte vor 20 Jahren geliefert. Aber es hat 10-15 Jahr gebraucht, bis man klanglich und auch vom User Interface (Spaß bei der Arbeit) größere Schritte voran gekommen ist.


    - In wie weit hat sich die Arbeit zwischen Analog- und Digitalpulten geändert? (Verbesserungen/Verschlechterungen)

    Verbessert hat sich für mich durch die Digitalpulte, dass ich mich viel besser (zu Hause) vorbereiten kann und damit auf der Baustelle letztlich deutlich schneller bin. Auch ist es für mich stressfreier, weil ich mich dann auf andere Sachen konzentrieren kann.


    Damit wären wir aber auch schon bei einem Nachteil. In analogen Zeiten habe ich durchschnittlich einfach mehr Zeit benötigt und auch bekommen für Aufbau und Soundcheck. Heute ist die Erwartungshaltung verbreitet, dass es ja (technisch) ganz schnell gehen kann und dann soll es bitte auch ganz schnell gehen. Nur bringt mehr Zeit oft auch bessere Ergebnisse.


    Rein technisch sind 4 Band Vollparametrik, Gates und Compressor pro Kanal schon eine Sache, die ich gerne nutze und die es in der analogen Welt quasi so nie gab.


    Ich wäre in der analogen Zeit auch nie auf die Idee gekommen, meinen eigenen FOH überall mitzuschleppen. Heute ist es für mich meist einfacher und stressfreier, mit zwei Kisten anzureisen, die ich beide alleine tragen kann und für die auch ein Kleinwagen ausreicht.


    - Was macht momentan und in welcher Größenordnung mehr Sinn?

    Ich bleibe dabei: Wenn mir jemand einen tollen analogen FOH anliefert, aufbaut, einrichtet, abbaut und alles funktioniert UND ich dann genug Zeit für einen Soundcheck habe, dann nehme ich auch gerne noch einen analogen FOH. Ansonsten nicht mehr. Größenordnung spielt da für mich keine Rolle.


    - Setzt ihr vllt. bewusst auf analog/digital und warum?

    Bewusst digital. Weil ich in analog keine Vorteile mehr sehe.


    - Wird es in Zukunft nur noch Digitalpulte geben?

    Ausnahmen wird es weiterhin hier und da geben. Das ist in Ordnung, solange sie funktionieren.


    - Arbeitet ihr lieber mit digital oder analog?

    Siehe oben. Mit genug Zeit und wenn ich es nicht tragen und bauen muss: Gerne auch mal wieder ne XL 200 mit nem Rudel 402, 504, 360ern, R4000, SPX90.

  • Die Schwelle, bei denen ein separates Monitorpult mitgenommen wird, ist nach oben gerückt. Früher haben wir schon bei recht kleinen Jobs einen separaten Monitormix gemacht. 4/6/8 Aux am Frontpult waren da oft zu wenig (man hatte ja auch etwas XF dabei). Es kam dann oft ein TAC blue 24-8 oder ein 500B 32-12 mit. Bei den digitalen Pulten (z.B. M7) gab es dann genug Aux und auch genug Inputs um Kanäle zu splitten. Anfangs dachte ich, dass ist für den FOH Man zu viel arbeit, wenn vom FOH 7-8 Monitorwege kommen. Das ist es aber nicht. Beim analog Pult (mit Monitor vom FOH) mussten sich oft die Musiker einen Weg teilen, und die Input Eqs waren für FOH und Mon die gleichen. Da hat der Monitorsoundcheck schon mal länger gedauert. Das ist digital jetzt einfacher, mann muss nur mehr vorbereiten.


    Unbefriedigend finde ich heute den Aufwand beim spitten für FOH und Monitor Pult. Zu analog Zeiten gab es eine Stagebox/Spitter und Multicore Kabel, die zu jedem Pult passten. Heute verwenden wir immer noch den gleichen Trafo-Spitter, kurze Multicore Peitschen und für jedes digital Pult ein eigenes Stage Rack. Der Monitorplatz ist dadurch kaum kompakter als zu analog Zeiten. Wenn man das für Singleshows alles im einzel Case hat, dann dauert der Aufbau ein bisschen.


    Wirtschaftlich ist es für eine Vermietungsfirma nachteilig, dass heute viel mehr Bands/Tourtechniker ihr eigenes Pult mitbringen. Die meisten digitalen Pulte passen im Bus zwischen die Backline. Die eigenen Pulte bleiben dann im Lager und bringen kein Geld ein. Zu analog Zeiten gab es viel weiniger Teil-Produktionen.

    mfG


    Uwe

  • Die Schwelle, bei denen ein separates Monitorpult mitgenommen wird, ist nach oben gerückt.

    Andererseits gibt es in Zeiten von günstigen digitalen Rackmixern à la X32 oder Q-Pac oder oder oder... auch viele Bands die direkt mit eigenem Monitorsetup inklusive Split (okay, oft nur stumpf Y) und IEM ankommen. Das war früher auch seltener.

  • Also ich bin froh das ich das analoge Zeug los bin. Die meisten sehen das mit so einer Rosa Brille.

    Fangen wir mal bei der Audioqualität an. Nahezu alle Livemixe scheitern, wenn Sie denn scheitern, am Operator und am Inputsignal. Ich wage zu behaupten das ein Preamp noch nie eine Show gerettet hat.

    Preamps und Ihre Wirkung halte ich im Zusammenhang von Livepulten für sekundär wichtig ( und das ist großzügig).

    Vielmehr war die Realität. Brummen und Rauschen durch schlechte Multis und nicht vorhandene Splitter. Schlecht kalibrierte Kanalzüge ( versuche mal beim Herritage 3000 zwei Stereokanalezu finden die gleich sind).

    Dann nehmt mal folgendes Scenario.

    Auf Tour mit Band und eigenem FOH.
    Tag 1 Eigene Pa alles dufte.

    Tag 2 Festival PA anders oder schlecht. Show geht so aber dafür Pult total verdreht.

    Tag 3 eigene Pa. Show erstmal Mist weil Pult total verdreht.

    Und beim Monitor sind wir noch garnicht angekommen.

    Ich sehe das so. Ein gut vorbereitetes Digitalpult ( egal welche Qualität) wird einen besseren Job machen als ein schlecht reingedrehtes Analogpult.

    Die Bedienung kann man lernen und das kann ich von einem Handwerker auch erwarten das er Sich neues Werkzeug raufschafft.

    Und ich hab schon öfter gesagt. Wer schnell mischen muss hat scheisse vorbereitet.

    Practice, Practice, Practice