COVID-19 (Corona) - Abgesagte Veranstaltungen / Messen - wie finanziell mit umgehen?

  • Kenne schon die erste Firma die aus einem großen Projekt rausgeflogen ist, weil der Name auf dem Bettelbrief an die Kanzlerin aufgetaucht ist. Begründung : Wer jetzt schon mit der Finanzierung seiner Kredite rumjammert hat also keine Kohle, und wird entsprechend als unglaubwürdiger Vertragspartner eingestuft. Bäm!

    Ich hoffe, du meinst die mit den drei Buchstaben aus Hamburg /USA ;)

  • Als Freelancer musst du halt flexibel sein. Mir sind bis Juni fast alle Jobs gecancelt worden. Zack Job im Lager angenommen und Gut is.. Von irgendwas muss man ja Leben. Wie so ein Reh in die Scheinwerfer glotzen hilft da nicht. Habe aber Sorge um manche kleine Bude die nur in VA aufgestellt sind. Ich meine keine Dumper.

    Über eigene Fehler zu lachen, kann das Leben verlängern. Über die Fehler anderer zu lachen, kann es verkürzen.

    Cullen Hightower

  • Hmmm... den Freelancer in unserer Branche in seinen finanziellen Möglichkeiten über eine solide aufgebaute GmbH zu stellen halte ich ehrlich gesagt für gewagt.


    Die Gagen sind bekanntermaßen knapp bemessen, und nicht vorhersehbar.

    Auf dem Papier kein regelmäßiges EInkommen -> da biste bei Miete oder Kredit schlicht der Depp.

    Also entweder Eltern anpumpen oder Opas Briefmarkensammlung verhökern oder das Erstgeborene abgeben. Letzte Abfahrten vor dem Strick wären die Privatinsolvenz oder eine Hypothek aufs Elternhaus,
    das wünscht man aber niemandem.
    Nebenjob ist ein Argument, lasse ich bedingt gelten. Angeblich hat gerade einer der großen Fernsehhersteller (Sharp?) kurzfristig auf die Produktion von Mundschutz umgesattelt,
    geht also scheinbar auch in großen Buden wenn man wirklich will.

    Im Gegenzug zum vermeintlich "Selbständigen" sollte die GmbH ein Anlage- und Umlaufvermögen haben, ergo irgendeine Form von Substanz - nicht nur einen Duspol, Helm und Arbeitsschuhe. Es gibt darüber hinaus Jahresabschlüsse, BWAs, inventuren und was weiss ich nicht alles - das sind recht konkret fassbare Kenngrößen die auch eine Bank versteht. Sei es drum - selbst wenn sie es nicht versteht und keinen weiteren Kredit gewährt, sollte der/die Gesellschafter und der Geschäftsführer einer GmbH ein bisschen Hausaufgaben gemacht haben und für seine/ihre Gesellschaft einstehen.

    So wie ich es interpretiere ist der landläufige Usus, dass das Ziel einer GmbH eine schwarze Null oder gar eine kleine rote Zahl am Jahresende sein sollte. Klartext: man also auf Kosten des Finanzamtes versucht möglichst viel Geld aus der Firma zu schaufeln, während man sich steuerliche Vergünstigungen wie Geschäftswagen und Bonusmeilen holt, und der GmbH idealerweise die private Lagerhalle teuer vermietet, oder anders herum günstig(st) Wohnfläche auf dem Firmengrundstück zum privaten Wohnen anmieten kann.

    Man möchte gar nicht wissen wie viel Eventequipment in Deutschland Ein-Personen-Unternehmen gehört,
    die es dann ihrer eigenen GmbH vermieten. Oder Holdings die es den GmbHs vermieten, oder die Equipment-GmbH die es der Event-GmbH vermietet, alles ganz normal bei uns. Wenn die GmbH an der Fornt in den Eimer geht dann kann der Insolvenzverwalter drei Schreibtische und den Firmensprinter einkassieren, der Rest bleibt einfach da, weil gehört ja jemand anderem.

    Es solte also nicht so sein dass man als Firma mit Millionen an Eigenkapital oder zumindest Umsätzen nicht die Chance hätte Rücklagen zu bilden, man will halt tendenziell Steuern sparen und seinen Hintern privat aus der Schusslinie ziehen.

    Also - was spricht den dagegen als Gesellschafter die zehn angesprochenen Monatsraten a` 50.000 privat auf den Tisch zu legen - die halbe Million sollte man in der Liga als Unternehmer auf der hohen Kante haben.
    Dann kann man das sogar mit außergewöhnlich hoher Verzinsung an die eigene Firma verleihen - zieht also schon wieder bis zum Freibatrag Kohle an der Steuer vorbei aus der Firma.

    Oder man hat eben Pech, und muss das schicke Eigenheim mit einer Hypothek belasten.

    Oder Aktienpakete oder Geschäftsanteile oder Equipment an jemanden verkaufen der noch Knete hat.

    Das ist dann genauso schmerzlich in der Gesäßtasche wie beim Freelancer, am Ende aber nix anderes, nur eine null mehr hinten dran.


    Chancen und Risiken, dafür ist man Selbständig oder eben nicht, Rosinenpicken geht halt nicht immer.

    CatCore - die vielseitigen Adapterlösungen von XLR auf Cat für Mobile Anwendungen, Rental und Installation: https://www.catcore.eu/


    Nächstes Meet&greet: Forentreffen am 27.3.2024 in Heilbronn
    Nächste Messe: PLASA Leeds am 14. und 15. Mai, Stand R-C10

  • Das Problem vieler Freelancer / Kleinverleiher ist ja, dass sie keine Reserven in ihre Kalkulation einbauen. Da ist man froh, wenn zwei Wochen Urlaub im Jahr drin sind und am Jahresende noch ein paar Euro auf dem Konto verbleiben.

    Für Situationen wie Krankheit, Ausfall eines regelmäßigen Kunden, Unfall (Der Transporter, der mit 20.000 im Buch steht, ändert seinen Wert abrupt auf 500 Euro) gibt es keine Reserven. So bleibt die Hoffnung, dass die aktuelle Lage zu einer realistischeren Kalkulation führt.


    Tomy

    SIM II Operator and Dante Level I-II-III (alles sogar zweimal :)
    Jugendschwimmabzeichen, Rettungsschwimmabzeichen in Bronze
    Meine kommerziellen Softwareprodukte SATlive und LevelCheck

  • Ich kann Skyper überhaupt nicht recht geben. Große Firmen haben nicht große Beträge auf der Seite, weil es überhaupt keinen Sinn geben würde Geld z.B. mit Negativzinsen zu parken. Auch bei diesen Firmen fällt derzeit der Umsatz auf 0. Welcher GmbH Gesellschafter hat so viel Geld bar auf der Seite, dass er in seine Firma mal schnell eventuell sechsstellige Beträge einbringen kann und will er es dann überhaupt, er riskiert damit ja zusätzlich zum Fortbestand seiner Firma auch noch eine Privatinsolvenz. Das würde er nur tun, wenn damit der Fortbestand der Firma wirklich gesichert ist.

  • er riskiert damit ja zusätzlich zum Fortbestand seiner Firma auch noch eine Privatinsolvenz. Das würde er nur tun, wenn damit der Fortbestand der Firma wirklich gesichert ist.


    Logo hat das was mit Eiern in der Hose und dem Risiko des Totalverlust zu tun, aber dafür steht man doch hinter seinem Unternehmen? Das ist beim Einzelunternehmer nicht anders - mit dem Unterschied dass er wirklich muss bis nix mehr da ist. Wenn der den Kredit nicht zurückzahlen kann dann wird erst die Lebensversicherung gepfändet und dann die Wohnung bis auf Schrank, Bett und Fernseher leergeräumt wenn er in die Privatinsolvenz geht. Hat ein Kollege gerade durch - nicht lustig.


    Der Gesellschafter kann wenigstens "nur" die GmbH in die Tonne treten - dann fehlt zwar das Einkommen und der zukünftige Verkaufserlös wenn man irgendwann die Firma weiterverhökern möchte, der Benz der Frau, das Aktiendepot und der schicke Bungalow bleibt einem aber privat erhalten.


    Genau deswegen hinkt für mich der Vergleich. Es knallt jetzt möglicherweise nach vielen Jahr(zehn)en mal wieder so richtig im Land - und alle tun total überrascht weil es kein grenzenlose und unbegrenztes Wachstum gibt. Da geht mir schon ein wenig der Hut hoch...

    Wer weiss schon was in einem halben Jahr ist, solange kein Komet die Erde spaltet stehen die Chancen ja nicht schlecht das es mit der Menschheit und unserer Spiel Spaß Spannung Branche auch irgendwie weitergeht... Und falls wir doch alle an corona krepieren können wir das Geld auch nicht mehr fressen.

    CatCore - die vielseitigen Adapterlösungen von XLR auf Cat für Mobile Anwendungen, Rental und Installation: https://www.catcore.eu/


    Nächstes Meet&greet: Forentreffen am 27.3.2024 in Heilbronn
    Nächste Messe: PLASA Leeds am 14. und 15. Mai, Stand R-C10

  • Es ist wie in jeder Krise. Es gibt Gewinner und Verlierer. In manchen Fällen ist das fair, in manchen Fällen leider nicht. Bei einigen hätte man das mit genügen Voraussicht ändern können, bei anderen nicht.


    Leider habe ich schon oft die Beobachtung gemacht, dass am Ende Leute oder Konzerne die grosse Kohle machen, die es nicht verdient haben. Die Kohle wird dort verteilt, wo schon die Boni den Jahreslohn des Durchschnittsmenschen um ein x-faches überschreiten.


    Das sind allerdings Vorgänge, die viel tiefer sitzen als die aktuelle Krise. Aber für uns hier bringt die Diskussion nicht viel. Wir können uns einfach bei der nächsten Gelegenheit dafür stark machen (abstimmen), dass jedes Unternehmen der Wirtschaftskraft entsprechend für faire Löhne sorgt, sauber Steuern zahlt und soziale Verantwortung übernimmt.


    Da haben wir als Weltbevölkerung noch einen weiten Weg vor uns!


    https://www.srf.ch/play/tv/new…95-4c75-b053-870379bb2959



    Mani Matter: (mit Übersetzung):


    dene wos guet geit - denjenigen, denen es gut geht

    giengs besser - ginge es besser

    giengs dene besser - ginge es denjenigen besser

    wos weniger guet geit - denen es weniger gut geht

    was aber nid geit - was aber nicht geht

    ohni dass's dene - ohne dass es denjenigen

    weniger guet geit - weniger gut geht

    wos guet geit - denen es gut geht
    drum geit weni - darum geht wenig

    für dass es dene - damit es denjenigen

    besser geit - besser geht

    wos weniger guet geit - denen es weniger gut geht

    und drum geits o - und darum geht es auch

    dene nid besser - denen nicht besser

    wos guet geit - denen es gut geht.



    Sorry für den politischen Abstecher.

    Der Ton macht die Musik.

  • So schwarz weiss geht es leider nicht (mehr)?
    Auch der Erhalt von Arbeitsplätzen ist eine soziale Aufgabe. Und der schönste uns sozialste und 'gerecht' bezahlte Arbeitsplatz bring nichts, wenn die Firma keine Aufträge bekommt, weil sie schlicht (im Vergleich zu anderen Anbietern) zu teuer ist.
    In guten Zeiten wollen die Arbeitnehmer ihren Anteil vom Kuchen, in schlechten Zeiten soll der Arbeitgeber (und/oder der Staat) bitteschön genauso weiter bezahlen wie in den guten Zeiten. Dann weniger akzeptiert kein Arbeitnehmer und keine Gewerkschaft. Das führt auch dazu, dass es vorher, wo es evtl. möglich gewesen wäre, ein Mehr nicht gab, weil man eben diese Mehr nicht mehr zurückdrehen kann wenn es nötig wäre.

    SIM II Operator and Dante Level I-II-III (alles sogar zweimal :)
    Jugendschwimmabzeichen, Rettungsschwimmabzeichen in Bronze
    Meine kommerziellen Softwareprodukte SATlive und LevelCheck

  • So schwarz weiss geht es leider nicht (mehr)?
    Auch der Erhalt von Arbeitsplätzen ist eine soziale Aufgabe. Und der schönste uns sozialste und 'gerecht' bezahlte Arbeitsplatz bring nichts, wenn die Firma keine Aufträge bekommt, weil sie schlicht (im Vergleich zu anderen Anbietern) zu teuer ist.
    In guten Zeiten wollen die Arbeitnehmer ihren Anteil vom Kuchen, in schlechten Zeiten soll der Arbeitgeber (und/oder der Staat) bitteschön genauso weiter bezahlen wie in den guten Zeiten. Dann weniger akzeptiert kein Arbeitnehmer und keine Gewerkschaft. Das führt auch dazu, dass es vorher, wo es evtl. möglich gewesen wäre, ein Mehr nicht gab, weil man eben diese Mehr nicht mehr zurückdrehen kann wenn es nötig wäre.

    Sehe ich anders. Aber mit diesem Argument wird jedes mal verhindert, dass die Einkommensschere sich einmal weniger stark öffnen würde.


    Solange Konzerne Milliardengewinne einfahren, bin ich da nicht Kompromissbereit.

    Der Ton macht die Musik.

  • Gründe doch selbst einen Konzern und mach Milliardengewinne (wer mach die außer Apple und Microsoft?)

    SIM II Operator and Dante Level I-II-III (alles sogar zweimal :)
    Jugendschwimmabzeichen, Rettungsschwimmabzeichen in Bronze
    Meine kommerziellen Softwareprodukte SATlive und LevelCheck

  • Wirtschaftlich befürchte ich leider dass genau die Fremdgeldverbrenner und Querfinanzierer die seit Jahren die Budgets bei kleinen und mittleren Standardveranstaltungen in Richtung Abgrund drücken die Krise am ehesten überleben werden. Erwischen wird es einige Grosse die sich schon etwas länger verspekuliert haben und viele Einzelkämpfer die nur von der Hand in den Mund lebten.

    wie kommst du darauf, dass gerade die billigheimer überleben werden?

    denen sollte doch als erstes das geld ausgehen.


    ok, ausgenommen die, welche das geld vom papa oder vom opa verheizen können...

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • die werden mit dem preis so weit runter gehen, das sie sozusagen umsonst arbeiten, aber das Benzin bezahlt bekommen. die haben eh schon so niedrige Betriebskosten, da das ja oft one man shows sind.

    die 'großen' haben dann den personal apparat, der jeden Monat geld will.

    so eine ein mann fa. kann dann im schlimmsten fall einfach den Gürtel enger schnallen. das kann man mit festem Personal nicht.

  • Gründe doch selbst einen Konzern und mach Milliardengewinne (wer mach die außer Apple und Microsoft?)

    Amazon, Google, einige Desinfektionsmittel- & Schutzmaskenverkäufer und demnächst wohl einige Pharmaunternehmen...


    Das Problem ist doch: solange man mit Geld Geld verdienen kann (und ja, die gesamten Börsennotierten Unternehmen machen das...), klafft die Schere zwangsweise auseinander, weil viele nicht genug Geld haben, um so welches zu verdienen.


    Warten wir mal ab, wer nach CoVid19 noch an der Börse spekulieren kann. Die Rücklagen des ‚kleinen Mannes‘ dürften ja gerade verbrannt worden sein.

    ...hauptberuflicher Sarkastiker.

  • Ohne das jetzt werten zu wollen (auch ich finde Teile der deutschen Steuergesetzgebung höchst fragwürdig...), aber du hängst einem Unternehmensideal nach das heutzutage leider an wirtschaftlichen Selbstmord grenzt.


    Eine GmbH im Dienstleistungsgewerbe hat in der Regel keine über Jahrzehnte aufgebauten Immobilien und Produktionsanlagen deren Marktwert den Jahresumsatz um ein Mehrfaches übersteigt. Wenn so eine Firma grössere Vermögensrücklagen anhäuft verbrennt sie damit bei den derzeitigen Zinsen unter dem Strich einfach nur Geld. Bei massiven Liquiditätsproblemen ist es tatsächlich oft günstiger den Laden dicht zu machen und nach Beruhigung der Lage neu zu eröffnen. Die Frage ist halt wie dieses "dichtmachen" abläuft. Von geordneter Liquidation aufgrund glücklicher Umstände (Firmenimmobilie massiv im Wert gestiegen) bis hin zur plötzlichen Insolvenz (mit dem Ziel die Gläubiger in die Röhre kucken zu lassen...) ist da je nach persönlicher Skrupellosigkeit und Findigkeit von Anwalt und Steuerberater so ziemlich alles möglich.

    Economics in eight words: "There ain't no such thing as free lunch."

    3 Mal editiert, zuletzt von niggles ()