COVID-19 (Corona) - Abgesagte Veranstaltungen / Messen - wie finanziell mit umgehen?

  • Hallo zusammen - es bleibt nur jetzt das Beste daraus zu machen, und das wird sehr individuell sein. Schön fände ich, wenn hier auch eine Plattform ist, über die man sich gegenseitig hilft. Da will ich mal einen Anfang machen:


    Ich könnte konkrete (bezahlte) Unterstützung gebrauchen: Als ehrenamtlicher Kirchengemeinderat der örtlichen Evang. Kirche kümmere ich mich um die ganze Technik. Deshalb bin ich auch hier im Forum unterwegs. Wir haben vor Ort 3 Kindergärten, eine Kirche und ein neues Gemeindehaus. Da jetzt alle Veranstaltungen abgesagt sind und die Kindergärten geschlossen sind wäre jetzt der ideale Zeitraum all die großen und kleinen Dinge auf die Reihe zu bekommen, die sonst liegenbleiben oder verschoben werden. Konkret sind das die DGUV3 Untersuchungen und Sicherheitsüberprüfungen. Vielleicht gibt es in der Region (PLZ 75196) eine befähigte Person, die für einige Wochen hier vor Ort zum Einsatz kommen könnte?


    Näher Infos gerne per PM.

  • Ich möchte nochmals sagen (mit einem neuen Argument, sonst gäbe es ja keinen Sinn in die Wiederholungsschleife zu fallen), dass größere Firmen eher noch ein größeres Problem haben als kleine oder gar Einzelunternehmer.

    • Je größer die Firma, desto größer normalerweise die laufenden Lasten, wie Mieten/ Kredite. Dagegen hat ein Freelancer evtl. "nur" seinen Einkommenwegfall. Diesen kann er zur Not mit Hartz 4 decken.
    • Ansparungen um Monate zu überbrücken gibt es nicht, da das in Zeiten von z.B. Negativzinsen auch wirtschaftlich keinen Sinn gibt. Ein guter Geschäftsführer reinvestiert Kapital auch im Sinne seiner Angestellten.
    • Oft (so z.B. bei mir konkret) hat man sogar absichtlich zum Saisonstart gerade mit vollen Auftragsbüchern investiert, was auch Sinn gibt. Nun steht man evtl. bereits am Limit
    • Vorteil der größeren Firmen: Wenn da vorher keine Misswirtschaft betrieben wurde, stehen die Chancen ganz gut, einen Übergangskredit zu bekommen. Aber oft muss man dann auch als Gesellschafter in einer GmbH privat mit in die Haftung, was bei einem Millionenkredit durchaus auch aufs Gemüt drückt.

    Tipps, was möglich ist, habe ich ja oben schon viele gegeben (bin glaube ich bis jetzt Rekordhalter bezüglich der Anzahl).

    Neuer Tipp:

    Eine Direkthilfe für unsere Branche ist offenbar im Anmarsch (Quelle: Interview des Bundeswirtschaftsministers gestern spätabends). Folglich ist es im Moment wohl ganz gut, noch abzuwarten, bevor man drastische Schritte macht, um dann diese Möglichkeiten mit einzubeziehen.


    Viele Grüße

    Tobias

  • Bayern sichert zwischen 5.000 und 30.000€ unbürokratische Soforthilfemaßnahmen betroffenen Betrieben der Kulturschaffenden, Gastronomie und Einzelhandel zu. Mehr Infos gibt es in den kommenden Wochen.
    Außerdem soll es wohl zinsfreie Steuerstundungen geben.

  • Der Gedanke, ein Betrieb hätte nicht gut gewirtschaftet, ist ja schnell gedacht.
    Aber bereitet die gängige Lehre in der Betriebswirtschaft auf einen Einnahmeeinbruch von 100% in so kurzer Zeit vor? Was ist das bitte für ein Szenario?


    Ich finde bei dem was hier gerade passiert, wäre auch bei den Kollegen im öffentlichen Dienst etwas Skepsis angebracht.
    Ich kenne in meiner Umgebung gerade keinen einzigen Betrieb, der nicht ganz oben auf seine Liste der Notfallmaßnahmen das Einfrieren, und wenn möglich zurückholen, sämtlicher Steuerzahlungen, hat. Das ist auch mein Eindruck bei Gesprächen unter Kollegen wenn es um die Kommunikation mit Steuerberatern geht. Die machen gerade nur das.


    Nun, bei der rasanten Geschwindigkeit, wie hier gerade die Wirtschaft abbremst, wie lange dauert es bis Kommunen gezwungener Maßen ihre Ausgabepositionen durch gehen müssen um abzuwägen was wichtig ist und was nicht? Wie wichtig sind Techniker in einer Halle die keiner mietet und die auf absehbare Zeit keiner braucht?


    Auf Absehbare Zeit wird das meiste Geld für soziale und wirtschaftliche Nothilfe benötigt. Ich bin sehr gespannt, auf den Stand an Kurzarbeit im Land in ein bis zwei Wochen.

    Die Tragweite, was es wirtschaftlich bedeutet, ein Land, einen Kontinent, die Welt mal eben wirtschaftlich anzuhalten, ist vielen wohl noch nicht ganz klar. Nehmt mal zum Spaß einen Taschenrechner in die Hand und hofft beim Tippen dass das Vertrauen in unser Geldsystem nicht verloren geht.?

    Vorsichtige Schätzung eines zuständigen MA des hiesigen Arbeitsamtes: bis zu 80% der Unternehmen werden vermutlich Kurzarbeit beantragen.

    Das ist eine andere Dimmension als eine eingebrochene Nachfrage im Export vom Spezialmaschinenbau.


    Und ganz polemisch und provokant wird in ein bis zwei Jahren sicher jemand ausrechnen, wieviel bei dem entstandenen wirtschaftlichen Schaden ein Menschenleben wert war, welches in diesem Frühjahr glücklicher Weise vor dem Tod an einer grippeähnlichen Krankheit, bei entsprechenden Vorerkrankungen, bewahrt werden konnte.

  • Wie wichtig sind Techniker in einer Halle die keiner mietet und die auf absehbare Zeit keiner braucht?

    ich gehe bereits seit dem wochenende davon aus, dass auch bei uns kurzarbeit einzug halten wird.

    aber jammern hilft ja nix, denn allen anderen geht es ganz genau so. wir müssen alle schauen, wie wir das wuppen.

    im moment sind wir alle gezwungen, unser handeln täglich neu zu bewerten und auf die neuen herausforderungen zu reagieren.

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Ich habe auch ein Update
    Auch private Hauskredite lassen sich doch aussetzen (gegenüber meiner ersten Darstellung somit anders). Dann allerdings maximal 12 Monate. Wer also einen Teil seines Gehaltes braucht, um sein Haus abzubezahlen, kann sich Dieser Last schon mal entledigen. Hilft sicher nicht jedem, aber dem Ein- oder Anderen.

    Viele Grüße
    Tobias

  • Mein Mitarbeiter hat mich gestern angerufen und zu mir gesagt - es ist besser, du kündigst mich - wir haben ja jetzt 100% Ausfall.

    Schweren herzens, nach 21 Jahren Firmenzugehörigkeit, habe ich seiner Bitte nachgegeben.

    Er bekommt auch als Abfertigung 9 Monatsgehälter.........

  • 9 Monatsgehälter? Wäre es nicht sinnvoll, die 9 Monatsgehälter ihm in 9 Monatsraten weiter zu zahlen, in Form von Lohn, und ihn danach weiter normal zu beschäftigen? Also quasi nur 9 Monate freistellen?

  • ich denke jetzt auch erstmal, dass eine kündigung hier ein bisschen zu viel des guten ist. gerade unter diesen vorraussetzungen wäre der vorschlag von Marian sicher überlegenswert. und dann ist es ja so, dass es auch staatshilfen geben wird. das wird ja gerade überall vollmundig versprochen, und dieses versprechen dürfen sie nicht schleifen lassen, wenn die politiker bei der nächsten wahl auch nur den hauch einer chance zur wiederwahl haben wollen.

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Bei Kurzarbeit zahlt der Staat ja 60% (bzw. 67% wenn zumindest ein Kind auf der Steuerkarte eingetragen ist). Durch die Steuerprogression kommt dabei mehr raus, als die Zahlen erstmal vermuten lassen.
    Weiß jemand, ob es für den AG möglich ist, dass auf 100% aufzustocken, wenn der Mitarbeiter z.B. noch einen oder zwei Tage die Woche arbeitet (Lagerarbeiten, Prüfarbeiten, Fortbildung...).

    SIM II Operator and Dante Level I-II-III (alles sogar zweimal :)
    Jugendschwimmabzeichen, Rettungsschwimmabzeichen in Bronze
    Meine kommerziellen Softwareprodukte SATlive und LevelCheck

  • bei uns in Österreich ist die Kurzarbeitsregelung sehr kompliziert.

    Ca. 40 % bleibt für den Arbeitgeber über. Ich schätze, das Virus wird uns das ganze Jahr beschäftigen. Ob es im Sommer viele Veranstaltungen gibt, mag ich bezweifeln.

    Bei mir kommt dazu, dass ich meine Firma in ein paar Jahren sowieso altershalber zusperren werde. Die Abfertigung muss ich sowieso zahlen. Mein Mitarbeiter ist der Meinung, bei 0 Umsatz ist es das Beste für die Firma.

    Es wird viele Verleihfirmen ähnlich gehen.

    .....und wer will Boxen kaufen, wenn keiner weiß wie’s weitergeht? Also werden auch die Händler zu kämpfen haben......

  • Bei Kurzarbeit zahlt der Staat ja 60% (bzw. 67% wenn zumindest ein Kind auf der Steuerkarte eingetragen ist). Durch die Steuerprogression kommt dabei mehr raus, als die Zahlen erstmal vermuten lassen.
    Weiß jemand, ob es für den AG möglich ist, dass auf 100% aufzustocken, wenn der Mitarbeiter z.B. noch einen oder zwei Tage die Woche arbeitet (Lagerarbeiten, Prüfarbeiten, Fortbildung...).

    Dann läuft es auf eine Mischung aus Kurzarbeit und Normalem Lohn hinaus. Du musst nicht Kurzarbeit null machen. Du kannst auch sagen, dass (das ist wichtig, du darfst keinen einzelnen Mitarbeiter bevorzugen)

    ALLE Mitarbeiter z.B. einen Tag weiterarbeiten. Das KUG kommt ja eigentlich aus der Produktion. Du baust weniger Maschinen und es müssen fairerweise alle entsprechend weniger Arbeiten. Also arbeiten alle nur noch 4 Tage die Woche. Ein bisschen kannst du es steuern, wenn du unterschiedliche Abteilungen hast. Planung, Lager, Fertigung usw. Dann darfst du in unterschiedlicehn Bereichen unterschiedliche Regelungen treffen.


    https://www.arbeitsagentur.de/…ht-kurzarbeitergeldformen

  • Weiß jemand, ob es für den AG möglich ist, dass auf 100% aufzustocken, wenn der Mitarbeiter z.B. noch einen oder zwei Tage die Woche arbeitet (Lagerarbeiten, Prüfarbeiten, Fortbildung...).

    Auf 100% aufstocken ist grundsätzlich möglich, Arbeitsamt und Steuerberater raten jedoch davon ab, Zielsetzung ist ja Kosteneinsparung.

    Es soll auch verhindert werden, dass Firmen KUG anmelden, aber die Mitarbeiter voll weiter beschäftigen, deswegen ist eine Aufstockung auf 100% nicht vorgesehen.


    Es ist möglich arbeitgeberseitig einen SV-freien Zuschuss zum Kurzarbeitergeld (KAG) zu zahlen und die Situation für die MA so etwas erträglicher zu gestalten. Und zwar kann das KAG von 60/67% auf 80 Prozent aufgestockt werden, ohne dass für die zusätzlichen 20 bzw. 13% Lohnnebenkosten anfallen. (Quelle: https://www.lohn-info.de/kurzarbeitergeld_zuschuss.html)

  • Hallo Leute,


    ich hätte da einen Appell, den ich loswerden will und der hier ganz gut passt. (Ist jetzt etwas länger):


    Liebe Betroffenen des Shutdowns (ich gehöre volle Kanne dazu: Ich Betrieb mit 7 Angestellten+ 2 Gesellschafter, meine Frau Betrieb mit 2 Angestellten + sie, alles dicht):


    Das was uns da trifft ist für alle schrecklich in vielerlei Hinsicht, nicht nur finanziell. Solche Foren hier können z.B. helfen so eine Krise zu überstehen. Aber trotz aller Hilfe, die wir nun von außen erwarten und zum Teil ja bereits bekommen, halte ich es für sehr wichtig, dass jeder selbst Verantwortung übernimmt und versucht jetzt für sich das Problem selbst zu lösen, im Idealfall ohne staatliche Hilfe.


    Was meine ich damit:

    • Versucht aus eigenen Mitteln z.B. neue Aufträge und neue Arbeit zu finden (Die Logistikbranche explodiert jetzt, ebenso suchen bereits Supermärkte neue Leute, auch stillgelegte Betriebe wegen Quarantänemaßnahmen suchen Ersatzteams, tatsächlich sind bereits auch Streamingdienstleistungen gefragt, die genau wir anbieten können,...).
    • Macht das so schnell wie möglich, nicht erst, wenn Euch nach staatlichen Hilfen endgültig die Luft ausgeht.

    Warum:

    • Der Staat sind WIR, nicht irgendeine übergeordnete Behörde. Wenn jetzt alle in eine Staatshilfe Lethargie verfallen, dann wird es diesen Staat, wie wir ihn kennen, irgendwann nicht mehr geben.
    • Die Wirtschaft braucht jetzt alles an Produktivität, Kaufkraft und Steuereinnahmen, was mobilisiert werden kann. Je mehr Wirtschaft wir ankurbeln, umso leichter fallen staatliche Hilfen für diejenigen, die es aus eigener Kraft nicht schaffen. Die wird es sicher geben. Besser habt ihr heute einen neuen Job als morgen und produziert damit: Lohnsteuer, Kaufkraft,.... Ein Freelancer von uns arbeitet jetzt z.B. auf dem Bau und das finde ich super!


    Viele dieser Kriesen Spezial-Arbeitsplätze müssen nach der Krise sowieso wieder abgebaut werden. Keiner wird Euch böse sein, wenn ihr danach wieder kündigt.


    Viel Erfolg Euch allen

    Tobias Kammerer