COVID-19 (Corona) - Abgesagte Veranstaltungen / Messen - wie finanziell mit umgehen?

  • Persönlich finde ich den Ansatz von Adidas und Deichmann gar nicht so abwegig. Wir als Gemeinschaft verbrennen gerade unsere Ersparnisse und haben auf der Einkommensseite massive Verluste hinzunehmen. Warum sollen Vermieter aus der Sache mittel- bis langfristig ohne Umsatzeinbußen rausgehen, wenn offene Mieten nur gestundet und später als fällig gestellt werden?

    das sehe ich ähnlich, aber nicht nur für große firmen, sondern für alle.

    wenn man das system auf null setzen will, dann bitte komplett. wenn keine einnahmen mehr generiert werden können und es eine solidargemeinschaft ist, dann müssen bitte überall die selben regeln gelten. wenn also kein einkommen mehr da ist, dann sollten diese leute auch keine ausgaben mehr für vermietungen stemmen müssen.

    damit würden die kosten für die augenblicklichen probleme etwas gleichmässiger verteilt.

    sowas lässt sich ja später, sollte es zu rechtsstreitigkeiten kommen, gut nachvollziehen.

    die nebenkosten müssen aber selbstverständlich weiterlaufen.

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • wora

    Das man sich entgegenkommt ist unbedingt notwendig, also trifft man sich auf halber Strecke, nach deiner Logik könnte dein Arbeitgeber dich auch einfach entlassen weil er keine Einnahmen mehr hat..


    umgedreht könnten Vermieter mit der Begründung zahlungsunfähige Mieter rauswerfen.


    Solidargemeinschaft bedeutet, dass jeder gibt was er hat, nicht dass jeder behält was er hat.

  • ich habe bisher jedenfalls noch nirgends gehört, dass vermieter freiwillig auf die miete (oder einen teil davon) verzichten würden... ;)

    ausnahmen bestätigen natürlich die regel :P


    abr man hat immerhin den mieterschutz verbessert, im moment kann ein vermieter nicht kündigen wenn keine kohle kommt.

    aber die ausstehende miete muss dann später natürlich nachgezahlt werden... so nehme ich jedenfalls an.

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Ich sehe da einen kleinen Unterschied: Es schützt einen Wohnungs-Mieter vor dem Rauswurf auf die Straße wenn er die Miete nicht zahlen KANN, da er keine Liquidität hat. Die Mietschuld bleibt bestehen.

    Bei Adidas, Starbugs, Apple, Deichmann, H&M sehe ich andere Gründe: Ein Umlenken auf den Steuerzahler !

    "Deichmann-Sprecher betonte, das Unternehmen erwarte von den politisch Verantwortlichen, «dass die durch die Zwangsschließungen entstehenden Mietschäden für die beteiligten Vertragsparteien ersetzt werden».

  • Hmm eine Frage die sich mir nun stellt: Wenn ich ein Gewerbe angemeldet habe, ist das dann ein Unternehmen? Oder bin ich dann Soloselbstständig?


    Bei der Steuererklärung fülle ich Anlage G aus, also für Gewerbe, wäre ich selbstständig, würde ich die Anlage S ausfüllen.... Sehe ich das richtig?

  • ...

    "Irgendwann Ende April oder so sollte schon deutlich besser abzuschätzen sein, wie hoch der persönliche Flurschaden denn am Ende tatsächlich ausfallen wird. (Wer bis dahin nicht durchhält hat als (Einzel-)'Unternehmer' wirklich so ziemlich alles falsch gemacht.)"

    ...

    Ich sehe das etwas anders, es gibt auch genug Leute, mich eingeschlossen, die sich das Studium mit der Veranstaltungstechnik finanzieren und im Sommer bei der Arbeit gas geben und im Winter dafür im Studium mehr Veranstaltungen besuchen.

    Dank der saisonalen Auftragslage ist das oft auch gar nicht anders großartig möglich.

    Wenn alles gut läuft, lässt sich ein Studium so auch ganz gut finanzieren und man erwirtschaftet im Sommer (April bis September/Oktober) das Gehalt fürs ganze Jahr und lebt dann den Winter auch davon.

    Im Winter sind es dann oft nur 1-2 Aufträge pro Monat.


    Bei mir ist es momentan so, dass ich noch von den Reserven von letztem Jahr ein paar Wochen einigermaßen über die Runden komme (sofern keine größere Reparatur des Autos ansteht, o.ä.).

    Anfang April wäre es bei mir, wie auch sicher bei vielen anderen, jedoch voll mit den Aufträgen los gegangen.

    Fixkosten im Monat liegen bei ca. 1000-1200 Euro, die somit ohnehin sehr gering im Vergleich zu vielen anderen sind.

    Mir sind jetzt bis Juni schon Einnahmen i.H.v. ca. 5.000 Euro durch Absagen weg gefallen.

    Natürlich kann ich noch ein paar Wochen überbrücken..vielleicht sogar so lange, bis es vielleicht sogar August/September mit den Veranstaltungen wieder weiter geht.

    Aber das verschiebt das ganze Problem ja nur in den Winter, wo die Auftragslage sehr dünn ist. Im August/September bspw. kann man als Student gar nicht so viele Aufträge machen, weil da meistens Prüfungen stattfinden.


    So gesehen denke ich, ist es schwer hier irgendetwas zu verallgemeinern.


    Ich habe ein paar Telefonate mit der Regierung hier bei uns geführt und der Kollege am Telefon meinte sogar, man solle den Engpass ruhig etwas höher eintragen, als man zunächst meint. Und es ginge jetzt nicht darum, bei Absenden des Antrags direkt schon auf Null, bzw. im Minus, sein zu müssen. Da geht es eher um Anwälte/Zahnärzte und dergleichen, denen zwar momentan die Einnahmen teils Wegbrechen, die aber ggf. noch 100.000 Euro am Konto liegen haben.


    Wenn man jetzt meinetwegen 5.000 Euro am Konto hat, ist es ja absehbar, dass das in den nächsten Wochen/Monaten definitiv weg sein wird, weil man ja von irgendetwas leben muss.

    Dann kann man laut dem Kollegen von der Regierung den Antrag ruhig schon stellen, weil die Bearbeitung ja auch etwas dauert. (Oberpfalz)

    Und dass es die nächsten Monate nicht mit Veranstaltungen los geht, sollte auch jedem einigermaßen klar sein.

    Ich denke, dass es genau in der umgekehrten Reihenfolge wieder hochgefahren wird, wie das öffentliche Leben auch runtergefahren wurde. Und Veranstaltungen sind zum großen Teil wirklich nicht lebensnotwendig. Somit werden die wohl das letzte sein, was wieder stattfinden darf.

    Und sollten die Veranstaltungen wieder stattfinden dürfen. Welcher Veranstalter will da schon den Anfang machen?

    Der Großteil der Menschen wird zu Beginn auch noch sehr vorsichtig sein, was das ganze betrifft..

  • das ist erwas kurzsichtig, natürlich macht ein Herabsetzen der Mieten gerade Sinn, ein totales Aussetzen könnte auch eine Kettenreaktion bewirken, Immobilienbesitzer sind nicht immer böse reiche Kapitalisten, in den Investmentfonds dahinter stecken sehr oft Kapitalanleger, in die beispielsweise Rentenversicherer investieren.

    Long-Term sollte ein gesunder Rentenfonds durch kurzfristige Erlösschmälerungen nicht aus der Spur geraten. Das Risiko ist bei seriösen Produkten in der Regel breit gestreut, so dass nur Teile des Portfolios kurzfristig an Rendite einbüßen. Bei einer Laufzeit von sagen wir 30 Jahren sollte diese kleine Delle nicht ins Gewicht fallen. Leerstand in Folge von Insolvenzen wird hier sehr schnell viel teurer, vor allem im Gewerbebereich oder in Lagen die nicht boomen. Auch die Risiken einer Kettenreaktion würde ich da fast höher bewerten als bei kurzfristigen Ausfällen, wenn das Ereignis massenhaft eintritt.


    Wer seine Wohnung privat auf Anschlag finanziert und im Gegenzug horrende Miete dafür fordert um schnelles bzw. bequemes Geld zu machen, hat möglicherweise ein Problem. Derjenige sollte aber eventuell bei Zeiten sein moralisches Grundgerüst hinterfragen. Eigentum verpflichtet hieß es früher mal. Auch das könnte man sich aus meiner Sicht mal wieder ins Bewusstsein rufen. Leider scheint das oft vergessen, wenn man sich den Wohnungsmarkt oder den AirBnB Mietmarkt in Ballungsgebieten anschaut. Da habe ich dann aber auch wenig Mitleid.


    Der verantwortungsvolle Immobilienbesitzer sollte genauso mit kurzfristigen Mindererträgen klarkommen, wie der gute Unternehmer mit kurzfristigen Umsatzeinbußen.


    Am Ende besteht eine gute Partnerschaft ja auch aus zwei Seiten. Wenn es schlecht läuft muss man sich halt entgegenkommen damit es langfristig passt. Ist aber nur meine Meinung.

  • Mal wieder ein anderer Aspekt:


    Die Boulevardpresse hält fest, dass sich bei uns das Virus wesentlich wegen grosser Events ausbreitete;


    - Im Tessin, ein Kanton, der sehr stark betoffen ist, habe sich das Virus an einer Karnevalsveranstaltung gross verbreitet


    - In Ischgl kam es ebenfalls in Menschenmassen zu vielen Ansteckungen, welche dann in die Schweiz geschleppt wurden


    - Auch in Verbier hatten sich offenbar viele Menschen in einer Disco angesteckt.


    Quelle: https://www.blick.ch/news/nach…ellen-aus-id15819153.html


    Falls dann wieder einmal eine Pandemie im Anmarsch ist, wird man künftig logischerweise sofort alles, was nach Event und Menschenmassen klingt, verbieten. Und auch bei der Lockerung der Massnahmen wird man unter diesem Aspekt Events erst am Schluss wieder zulassen.

    Der Ton macht die Musik.

  • Falls dann wieder einmal eine Pandemie im Anmarsch ist, wird man künftig logischerweise sofort alles, was nach Event und Menschenmassen klingt, verbieten. Und auch bei der Lockerung der Massnahmen wird man unter diesem Aspekt Events erst am Schluss wieder zulassen.

    Könnte anstrengend werden, wenn man jetzt dauernd neue Viren findet...

    Einmal editiert, zuletzt von meister_k ()

  • Unternehmer, die jetzt keine Verantwortung für das eigene Geschäftsrisiko übernehmen und laut nach Entschädigungen schreien, merke ich mir die Tage ganz genau und werde meine zukünftigen Käufe klar danach richten.

    Du betrachtest eine Pandemie als "eigenes Geschäftsrisiko"? Oder wolltest Du nur auf die Notwendigkeit eines Sparstrumpfes hinweisen? Das wäre für ein Unternehmen eine Rücklage; allerdings ist die nicht dazu gedacht und geeignet, einen Totalausfall aller Einnahmen über Monate zu kompensieren. Insbesondere ist das für Unternehmen mit Arbeitnehmern sehr schwierig, da hier die laufenden Kosten besonders hoch sind. Abgesehen davon ist es buchhalterisch nicht ganz einfach, flüssiges Geld - aus dem Gewinn! - abzuzweigen und "herumliegen" zu lassen. Das wird weder von den eigenen Arbeitnehmern noch vom Finanzamt mit Beifall vergolten.

    Im übrigen höre ich landauf, landab niemanden nach "Entschädigungen" schreien. Das wäre auch der völlig falsche Begriff. Für diejenigen, die dessen bedürfen, geht es um Überbrückung und ggf. Beihilfe.

    Privat sieht das ein wenig anders aus. Jeder sollte nach Möglichkeit vorsorgen und einige Wochen über die Runden kommen, ggf. auch länger, ohne die Solidargemeinschaft in Anspruch nehmen zu müssen. Das hat aber mit Unternehmensliquidität und -substanz nichts zu tun.

  • Ähm... das ist nicht "die Boulevardpresse". Das ist Stand der Wissenschaft. Wenn ich die Ansteckung innerhalb der Bevölkerung minimieren will, muss ich die Kontaktmöglichkeiten einzelner Personen reduzieren. Und bei einem Rave in den Westfalenhallen kann ein Ausscheider nun mal innerhalb gleicher Zeit deutlich mehr Personen infizieren als in einem Büro mit zwei Kollegen.


    Das wird immer so sein, weil es sinnvoll ist: Wenn eine Epidemie über Aerosol, Tröpfchen oder Schmier übertragen wird, wird man zur Bekämpfung die Kontaktmöglichkeiten reduzieren müssen, und da sind Veranstaltungen nun mal Nummer 1, zusammen mit den ÖPNV.


    Mit dem Unterschied, dass Veranstaltungen nicht lebenswichtig sind. Da sollte vielleicht auch der ein oder andere mal seine Pferde zügeln und der Realität in's Auge blicken: Kultur ist schön, aber das erste, worauf man verzichten kann. Konzerte sind keine KRITIS. Und am deutschen Gesamtumsatz aller Unternehmen hat die gesamte Veranstaltungswirtschaft einen grob über den Daumen geschätzten Anteil von gerade mal rund 0,00007% (letzte Daten aus 2017, Quelle, Quelle). Oder anders: Adidas setzt in einem Jahr allein vier mal soviel Geld um wie die gesamte deutsche Veranstaltungsbranche.


    Ja, für uns ist's gerade bitter. Ja, es wird einige die derzeitige wirtschaftliche Existenz kosten, und eventuell muss man dann mal in einem Job arbeiten, der nicht so glorios und sexy (hihi) wie die Veranstaltungstechnik ist.


    Dabei dürfen wir aber nicht das große Ganze aus den Augen verlieren. Es geht hier um eine Pandemie, die das Potential hat, unsere gesamte Gesellschaft zu kippen. Dem sollte man mit Respekt begegnen.


    Mit freundlichen Grüßen Tobias Zw.

  • Und auch bei der Lockerung der Massnahmen wird man unter diesem Aspekt Events erst am Schluss wieder zulassen.

    das ist, wenn man ein bisschen logisch drüber nachdenkt, völlig logisch.

    Tobias TW. hat dazu ja die passenden worte geschrieben.


    ich gehe im moment davon aus, dass wir im kommenden sommer keine openAirs erleben werden.

    und ob wir im herbst wieder veranstaltungen machen können, steht ebenfalls in den sternen.

    nach stand der dinge wird diese pandemie damit auch VA firmen in bedrängnis bringen, die eigentlich eine solide finanzierungsbasis hatten.


    die verlautbarungen der letzten tage, in denen von einigen politikern schon über die aufhebung der beschränkungen nachgedacht wurde, halte ich gelinde gesagt für extrem kurzsichtig und kontraproduktiv.

    natürlich wird es igendwann auch wieder weitergehen, aber das weckt zum jetzigen zeitpunkt nur falsche erwartungen. und das ist jetzt sicher keine gute idee!

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Ein Tourkollege, der die ganze Angelegenheit nur als Zweitjob/ erweitertes Hobby betreibt und sich dafür immer Urlaub von seinem eigentlichen Beruf (in einer niederländischen Gemeindeverwaltung) nimmt, hat die Sache in einem Chat ziemlich treffend so beschrieben: Unsere Gesellschaft funktioniert in Layern, ähnlich wie eine Schichttorte. Und öffentliche Spaßveranstaltungen mit viel Krach und bunten Lampen sind dabei leider nur die Kirsche auf der Sahnehaube.

    Entsprechend dürfte die 'Normalisierung‘ (wann auch immer) für uns in kleinen Schritten ablaufen: Wiedereröffnung von Lokalen und öffentlichen Gemeinschaftseinrichtungen (mit streng begrenzter Zahl gleichzeitig Anwesender) > Kultur- und Kleinkunstveranstaltungen (mit namentlich erfasstem Publikum/ 'Sicherheitsabstandsbestuhlung‘ o. ä.) > kontingentierte Konzert- und Tanzveranstaltungen bis zu 200/ 500/ 1.000/ usw. Pax > größere Freiluftveranstaltungen > allgemeine Großevents. Und das alles unter dem Vorbehalt, dass diese allmähliche Lockerung bei Verschlechterung der Zahlen auch ganz schnell wieder rückgängig gemacht werden kann.

    Da zeichnet sich ein langer Weg ab, der uns so oder ähnlich nicht erspart bleiben und der in unserer Branche für manchen das Aus bedeuten wird. Denn andernfalls kämen garantiert ein paar Dödel auf die Idee, für zwei Tage nach Datum X die "Es ist vorbei! Die ultimative Corona-Goodbye-Megaparty!“ auszurufen…


    Bedeutet für mich persönlich: ich werde die Tage die Soforthilfe abrufen, denn das Szenario für eine mögliche 'Überkompensation' halte ich für nahezu ausgeschlossen. Und mich zeitnah nach einer vorübergehenden (vielleicht sogar ehrenamtlichen) alternativen Tätigkeit umsehen – weniger unter wirtschaftlichem Aspekt als aufgrund der Horrorvorstellung, ein halbes Jahr oder länger nutzlos auf dem Sofa dahinzuvegetieren.

    "Okay. Wir machen das mit den Fähnchen."

  • Bedeutet für mich persönlich: ich werde die Tage die Soforthilfe abrufen, denn das Szenario für eine mögliche 'Überkompensation' halte ich für nahezu ausgeschlossen.

    Es sollen ja scheinbar nur 3 Monate ab Antragstellung kompensiert werden. Der Rest soll zurückgezahlt werden, zumindest in NRW. Also zumindest verstehe ich das so.

  • eben billbo, genau so sehe ich das auch.


    und wie ich schon geschrieben habe, schaue auch ich mich bereits nach möglichen alternativen um. dazu habe ich mich auch schon anfang dieser woche auf der site des landwirtschaftsministeriums eingetragen, obwohl ich die chefin von denen nicht so mag :)

    evtl. könnte ich aber auch vorübergehend meine fahrerkarte für LKW reaktivieren, um die versorgung mit lebensmitteln (und vor allem natürlich mit klopapier! ;) ) zu unterstützen.

    hauptsache nicht nutzlos rumsitzen!

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang