Welcher Sound gefällt euch besser?

  • Da es 'Mad As A Hatter' tatsächlich nicht als Studioproduktion zu kaufen gibt, habe ich mir mal noch das Album 'Venom & Faith' aus 2018 durchgehört:

    Sehr klevere Symbiose aus Blues, Südstaatenrock und modernen Popsong-Attributen...und vor allem keinerlei Berührungsängste mit maximalem Einsatz moderner Produktionsmethoden. Der shice liegt definitiv an den Tonmischkameraden der beiden Filmchen. ;)

  • Hihi, noch ne Probebohrung:

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  • Der shice liegt definitiv an den Tonmischkameraden der beiden Filmchen. ;)

    Naja, vielleicht auch eher an der Produktionsform...

    Das sind in erster Linie Videos. Seit ein paar Tagen geht sowas aber nicht mehr mit MTV oder VIVA ans Volk, sondern per SieRohr/DuSchlauch oder wie das alles heisst.

    Die Videofraktion beharrt dann drauf, daß man es aufgrund der geringeren Kompression unbedingt vimeo nutzen sollte und die Tonfraktion streitet sich mit dem Produzenten über das Budget. Hören tut man auf dem Wisch-o-fon ja eh nix Gescheites.


    So zumindest meine Erfahrung nach ein paar Jahren wolkenkuckucksheim.tv.

    ...hauptberuflicher Sarkastiker.

  • Naja, vielleicht auch eher an der Produktionsform...

    Produktionsform...


    Das fing vermutlich viel früher damit an, als die Plattenfirmen sagten "die Vorproduktion ist gut genug", und Termine in den Tonstudios strichen...

    "Die Basis Version eines virtuellen Studio Programms für unter Hundert Euro kann alles, was du brauchst... Da arbeiten doch alle mit..."

    ...

    Zumindest habe ich den Eindruck, das es so ungefähr gewesen sein muss.


    ...


    LG Rebecca

  • Ja.

    Miss Griffe, weil sich die Produktion vieler "Videos" immer mehr nach dem Budget richtet und das Augenmerk auf Video liegt. Man müsste jetzt die Rahmenbedingungen der Aufnahme kennen - aber nur weil ein Tonler dabei ist und viel Mikrofone im Bild sind, heisst das noch nix.

    Nimm mal was, wo ich mich im Nachhinein total für schäme:

    Audiac

    Budget für die Tonproduktion: mittlerer 3-stelliger Betrag. 2 Leute, Kleine PA, EIN Pult, Mikrofonie. Aufzeichnung direkt aus dem Pult - 22 Spur+Stereo-"Sendemix". Letzterer via Tablet auf dem FoH-Pult von einem separaten "Regieraum" ohne Blickkontakt zusammengepfuscht. Natürlich lief die Produktion sowieso ohne Regie - sprich: Kamera 1 hat den anderen Kameras die Anweisungen "zugewunken", Der Liveton hat seine Hoheit über das Pult genutzt und der Sendeton ist das, was man da hört.

    Aufbau ab ~15.30 (alle Gewerke), ShowTime 20.oo, Get-Out 24.oo, 3 Künstler à ~30Min, Prost-Production gab es nicht, nur ein Feierabenbier gegen den Frust.

    Rider gab es nur "rudimentär" - die helfen aber gerade bei solchen Geschichten mal fast nix.


    Warum man sowas macht?

    - aus Bock an dem Projekt

    - weil die Produktion was neues ausprobieren wollte und alle Warnungen der Audiofraktion über ein falsches Format, zu wenig Zeit/Keine Vorbereitung oder Proben sowie fehlendes Budget für Livesound + Aufnahme in den Wind geschlagen hat.

    - weil man Bock hat, die eigenen Grenzen neu zu definieren.


    Folge: die Künstler sind genervt, die Tonler überfordert, das Gesamtprojekt quasi Pleite - aber die Aufnahme ist am Folgetag im Netz.

    ...hauptberuflicher Sarkastiker.

  • Moin, hätte es nicht die Möglichkeit gegeben, das der Künstler sich die Multitracks schnappt und nachmischt? Hätte ich als Künstler dankbar wahrgenommen, gerade wenn es ins Internet soll. Ich habe schon bei vielen solcher Kleinprojekte mitgemacht, und "Liveton" für Video kann man eigentlich komplett knicken.


    Ich habe mal kurz in die Videos reingehört, klingt beides nach Livemix, wobei man natürlich immer schwer beurteilen kann, wie es denn tatsächlich live geklungen hat. Die Drums im ersten Video mögen sich gegen die anderen Instrumente im Raum durchaus durchgesetzte haben, und vieleicht klang dann auch die "Hallattacke" gut ... auf jeden Fall ist es vollkommen sinnlos, hier irgendwelche Soundverbesserungs-Vorschläge zu machen, weil wir das Endergebnis nicht kennen, und nur die Erkenntnis herauslesen können das der Livesound nur mäßig als Videoton dient.


    Hört man auch im zweiten Video, obwohl es da nicht nur der Live/oder Regiemix ist, sondern auch die gerade gegen Ende dann sehr unpassenden Dynamikverhältnisse .. das ist das am Anfang erst tendentiell etwas zu leise Drumset dann zu direkt und laut, und die Stimmen, auch wegen der schlechten Mikrofontechnik der Damen, dann dem Untergang geweiht. Auch da hätte nur Mehrspur & Nachmischen geholfen.

  • ... auf jeden Fall ist es vollkommen sinnlos, hier irgendwelche Soundverbesserungs-Vorschläge zu machen, weil wir das Endergebnis nicht kennen, und nur die Erkenntnis herauslesen können das der Livesound nur mäßig als Videoton dient.

    bei aktuell über fünf Millionen Klicks ist das Filmchen wohl leider als das Endergebnis zu betrachten und nicht das Kammerkonzert.

  • Moin, hätte es nicht die Möglichkeit gegeben, das der Künstler sich die Multitracks schnappt und nachmischt? Hätte ich als Künstler dankbar wahrgenommen, gerade wenn es ins Internet soll.

    Manche Projekte fangen anders an, als sie enden...

    Wolkenkuckucksheim-Mitschnitte waren bis zu dem Debakel überwiegend Zweispur Mitschnitte mit zwei Nieren-Grenzflächen in X/Y in einer akustisch fast perfekten Umgebung; dann 8Spur, weil andere Spielstätten dazu kamen, oder Stützmikrofone genutzt werden mussten. (Eine Sängerin hab ich bei Zimmerlautstärke der Band (unpluggt) in 2m Entfernung quasi nicht gehört).

    Obige Aufnahme fing mit der Band/dem Termin an. (Passt nur mit Bauchschmerzen), sollte dann zum Liveevent mit gefilmten Publikum werden. Dann kam der Venue dazu (ja, er klingt, wie er aussieht und es regnet rein). Es wurden anstrengende Zusatzacts dazugepackt, die Zeit & Energie verschlungen haben, Kommunikation zwischen Band, Booker, Toncrew und Produktion waren kacke - und ne Woche vor der Aufnahme wurde nachgereicht, dass die fertige Aufnahme unbedingt am Folgetag hochgeladen werden muss...

    Für mich war das Thema damit durch, weil ich n Aufnahme-&Folgetag einen 9Std Job zum Geldverdienen hatte. Der Videoschnitt hat auch gekotzt.


    Über das nachträgliche bearbeiten und einen erneuten Upload wurde lange diskutiert - die Band wollte das ganz einstampfen.


    Grundidee des Wolkenkuckucksheims war, Künstlern kostenlos Videos zu erstellen; sie an einem offday unter der Woche für freie Kost&Logis, schlimmstenfalls Fahrtkostenbeteiligung oder geringe Gagen zu ködern.


    Solche Rahmenbedingungen sieht man den Filmen letztendlich nicht an - nur, dass irgendwas nicht stimmte...

    ...hauptberuflicher Sarkastiker.

  • Auch wenn das vielleicht ein wenig offtopic wird: Ich hab auch noch ein Beispiel:


    Ein Künstler mit dem ich schon einiges zusammen gemacht habe ruft mich an und fragt mich ob ich ihm für ein kleines Promovideo (2-3 live gespielten Songs bei ihm zu Hause) zum Hochladen auf Youtube für eine kommende Albumproduktion "ein Raummikro" leihen könnte. Ich sage ihm, dass die Qualität sicher nicht seinen Ansprüchen genügen wird und schlage ihm vor, für einen kleinen Obolus einen Mehrspurmittschnitt zu machen. Ich schlage dort mit minimalster Mikrofonie auf und mache einen Mix für die Produktion. Die Umstände sind entsprechend mässig: Wenig Mikrofone (minimalstes Budget), in einem extrem kleinen Raum (insbesondere eine Herausforderung für den Videokollegen, der mE einen wirklich überzeugenden Job gemacht hat). Dafür eine tolle Band mit guten Arrangements. Das Ergebnis ist am Ende in Bezug auf die Umstände eigentlich ganz OK.


    https://www.youtube.com/watch?v=WKJYb5zmmKw


    Ende der Geschichte: Dem Künstler gefällt die Produktion so gut, dass ich den Mischjob für das komplette kommende Album bekomme. :thumbup: Ist also am Ende unerwartet super ausgegangen, auch wenn ich ziemlich gekotzt habe, weil die für die Songs die für die Promovideos aufgenommen wurde entschieden wurde, die schon vorhandenen Spuren zu nehmen und ich da für die Albumversion nochmal VIEL basteln musste um das für ein Album brauchbar zu machen...

    2 Mal editiert, zuletzt von pfeiffe ()

  • Wenn die Aussage ist:

    "Geht doch!"

    würde ich sagen:

    "Ja eben."

    ;) Also gehen tut es definitiv! Aber es ist eben mit Arbeit verbunden, das wissen wir ja alle! Je schlechter jedoch die Rahmenbedingungen, desto mehr Arbeit braucht es um ein gutes Ergebnis zu erzielen. Und diese Arbeit kostet eben Geld.


    Ich habe für die vier Songs aus der Videoproduktion im Vergleich zu den unter besseren Bedingungen aufgenommen Songs auf dem Album etwa das vier-sechsfache an Zeit benötigt um das albumtauglich und für die Gesamtproduktion einigermassen passabel stimmig hinzumischen. Vergleicht man beim Cobody Album die Songs aus der besagten Videoproduktion mit den besser aufgenommenen Songs auf dem selben Album, wird einem beim aufmerksamen Hören trotzdem noch ein deutlicher Unterschied auffallen.


    Ohne das Wissen um die Produktionsbedingungen ist es dann natürlich erstmal sehr naheliegend, die Verantwortung dem Mischer zuzuschustern. Ich hatte bei dieser Produktion das Glück, dass mit meine Zeit ordentlich bezahlt worden ist und daher am Ende eine Arbeit abliefern konnte, mit der trotz der nicht idealen Bedingungen am Ende alle zufrieden waren. Wie wir alle wissen ist das aber oft anders, es ist kein Geld, keine Zeit, kein Personal, schlechte Technik, unprofessionelles Personal, etc.. vorhanden. Und dann kommt es eben zu solchen Ergebnissen wie im zweiten Video.


    Ich möchte aber gerne noch einen weitere Punkt ansprechen. Meiner Erfahrung nach ist es nicht zu unterschätzen, wie wichtig es ist, dass das was man sieht und das was man hört zusammenpasst. Mischtechniken, die auf einem Album funktioneren, funktionieren für eine Videoproduktion nur sehr begrenzt. Extreme Effekte, Hallräume, oder dieser typische "Larger Than Life" Sound kommt auf einem Video wo man die Live Performance sieht sehr oft irgendwie komisch rüber. Den Ton für eine solche Videoproduktion zu mischen ist daher schon oft eine besondere Herausforderung. Die Erwartung der Zuschauer ist eben immer ein einigermassen "passender" Sound zu dem was sie sehen. Das begrenzt dann die Werkzeuge die man beim mischen hat schon sehr erheblich, weil die üblichen Studiotricks eben nur sehr begrenzt anwendbar sind ;) . Zum Anderen erwartet der Zuschauer aber irgendwie schon einen polierten Studiosound, der mit einer Albumproduktion mithalten kann ("man hatte ja schließlich in der post alle Möglichkeiten der Welt"). Jeder der schonmal eine solche Aufnahme mit allen in einem Raum unter mittelmässigen Produktionsbedingungen gemischt hat weiß jedoch, dass es auf Grund der Übersprechungen der Mikrofone je nach Besetzung schon ziemlich kniffelig werden kann, in die Nähe eine professionellen Studioaufnahme zu kommen, bei der die Aufnahmebedingungen und damit auch das Quellmaterial nahezu perfekt sind.

    Einmal editiert, zuletzt von pfeiffe ()

  • schön dreckiger Sound ... gefällt mir sehr gut Pfeiffe ... und den Koscho schön laut gemacht, klar hat ihm das gefallen ;-)) ... ne Spaß beiseite, ich finde auch das man Videos ZWINGEND zum Bild mischen muss, und ich finde es oft sehr schwer, den passenden "Eindruck" zum Bild zu erzeugen.

  • Heute das Album gehört. Gute Idee, das mit dem Orchester. :) Diese Album Version von 'Mad As A Hatter' ist ja auch 'ne live Aufnahme aber von den hier präsentierten mit Abstand die beste. :thumbup:Man kann jetzt verstehen, warum die Damen so lange mit einer Albumversion des Titels gewartet haben.