Headset zur Aufnahme von Sprache in einer Kirche mit deutlichem Hall

  • Ich suche ein Headset zur Aufnahme von Sprache (Predigt und Moderation, wenig Gesang) in einer Kirche mit deutlichem Hall. Als Sender steht ein Sennheiser Bodypack Transmitter SK 100 G3 mit entsprechendem Empfänger 100 G3 zur Verfügung (bisher wird ein Ansteckmikrophon genutzt). Ich denke derzeit über das Sennheiser HSP Essential Omni-Beige EW nach, bin mir aber unsicher, ob nicht eine Nierencharakteristik wichtig wäre, um die Aufnahme des Halls zu reduzieren. Das HSP Essential würde perfekt ins Budget passen, die Schmerzgrenze liegt bei 500 EUR. Gerne versuche ich, weitere Informationen zu geben, die ich vergessen habe. Danke für alle Hinweise, Anregungen und Tipps!

  • Bei einer relativ nahen Positionierung des Mikrofones an der Schallquelle spielt die Raumakustik im Grunde keine Rolle für den Klang, der dann ins Mischpult wandert. Die Akustik kommt eigentlich erst dann zum Tragen, wenn das Gesprochene über Lautsprecher wiedergegeben wird.


    Vorteile eines Mikrofons mit Kugelcharakteristik:

    - relativ Positionsunabhängig - die Kapsel kann auch gefühlt Richtung Boden zeigen und nimmt den Schall aber in unveränderter Lautstärke auf

    - aufgrund der relativen Positionsunabhängigkeit eignet es sich auch eher für verstecktes Tragen oder auch für Redner die sich gern und viel bewegen, der Mund also auch mal in nicht optimaler Position zum Mikro ist.


    Nachteile eines Mikrofons mit Kugelcharakteristik:

    - nimmt den Schall aus jeder Richtung gleich gut auf und ist somit bauartbedingt nicht so rückkopplungsfest wie ein Mikro mit Nierencharakteristik


    Vorteile eines Mikrofones mit Nierencharakteristik:

    - mehr Gain before Feedback, aus der Dämpfung nach hinten (bzw. bei einem Headset ist die Dämpung zur Seite) wird weniger Nebenschall aufgenommen und verstärkt


    Nachteile eines Mikrofones mit Nierencharakteristik:

    - Die Schallaufnahme ist Richtungsgebunden, sobald das Mikro irgendwie verrutscht kommt merklich weniger Lautstärke an.

    - Der Redner sollte seine Bewegungen also im Zaum halten können oder zumindest wissen, was er tut und mit was für einem Mikro er es zu tun hat.


    Unabhängig von der Richtcharakteristik finde ich wichtig zu beachten:

    Bügelgröße (muss dem Träger ja passen)

    Servicefreundlichkeit (kann ich z.B. das Kabel einzel tauschen?)

    Einmal editiert, zuletzt von pegler ()

  • Meiner bescheidenen Erfahrung nach ist der Hall in solchen Gebäuden bei Aufnahmen nicht zu vernachlässigen.


    Falls postprocessing möglich ist, gibt es hier aber Möglichkeiten den Hall nachträglich per Plugin einzuschränken.

  • Falls postprocessing möglich ist, gibt es hier aber Möglichkeiten den Hall nachträglich per Plugin einzuschränken.

    Ist Live, nix Studio und wer soll das Plugin denn bedienen bzw. anpassen? Das sind in der Regel Laien.


    Genau so wie pegler es beschrieben hat.


    Das Sennheiser ist nicht so pralle meiner persönlichen Meinung nach. Wenn du schon 500 € als Budget hast, dann versuch lieber ein DPA 4066 oder ein Countryman E6 zu bekommen. Auch das Isomax ist recht ordentlich.


    Wenn es ein wenig drunter sein darf als Tip: MiPro MU55 HNS.

    Laut heisst nicht immer gleich gut und toll und wer schreit ist meist im Unrecht.

  • Bzw. würde selbst bei einer Aufnahme für einen Podcast oder eine spätere Verwurstung auf Youtube bei solch kurzen Mikrofonierungsabständen wie es mit nem Headset der Fall ist, kein großartig störender Hall drauf sein.
    Also meiner Erfahrung nach...

    Was mir auch noch in den Sinn gekommen ist, ist dass die omnidirektionalität der Kugel ein halbwegs vernünftiges Digitalpult (oder analog mit entsprechend Outboard) bedingt. Die Frequenzen die da von überall aufgeschnappt werden müssen irgendwie in Zaum gebracht werden.

    Da kann ne Niere evtl. stressfreier sein.


    Zur besseren Sprachverständlichkeit in der Kirche wäre das schlaueste sich mal mit nem Akustiker zusammenzusetzen und dann irgendwie mehr oder weniger unsichtbare Dämmflächen einzubauen. Alternativ über die Position, Art und Anzahl der Lautsprecher eine gerichtetere Abstrahlung zur Gemeinde hin realisieren, damit der Raum nicht unnötig zugemüllt wird. Im Optimalfall natürlich beides ;)

  • Wenn es nur um eine Aufnahme geht ist der möglichst geringe Abstand der Kapsel zum Mund entscheidender als die Richtcharakteristik, in einem Laienumfeld würde ich immer eine Kugel empfehlen.

  • Für reine Aufnahmen sehe ich bei einer Kugel auch kein Problem. Allerdings sind Hall auf der Aufnahme und Rückkopplungen insofern verknüpft, dass der von den Lautsprechern abgestrahlte Schall diffus wieder in die Kapsel gelangt. Damit geht die Aufnahmequalität in der Nähe der Koppelgrenze ganz schnell nach unten.

  • Würde auch zur Kugel tendieren


    Das Mipro Mu55 wurde ja schon erwähnt - habe die selber seit Jahren ohne Probleme im Einsatz (Theater). Für den Preis hervorragend - habe deswegen meine dpa 4066 in den Schrank verbannt...

    "geht nicht" ? - gibt's nicht !

    ...ja, das war schon immer mein Avatar :evil:

    "Mit der Dummheit kämpfen Götter selbst vergebens" (Friedrich Schiller, " Jungfrau von Orleans")

  • eine kugelcharakteristik ist auch aus meiner sicht der beste kompromiss.

    die vor- und nachteile hat pegler ja sehr schön beschrieben. da die bisherige lösung (Lavalier) aber offenbar auch schon ohne rückkoppelungen funktioniert hat, braucht man hier nur den abschnitt mit den vorteilen lesen ;)


    da die bisherige lösung ein lavaliermikro war, wird man mit einem headset deutlich mehr nutzpegel (also das sprachsignal) erzielen, weil die kapsel ja deutlich näher am mund ist. stichwort: abstandsgesetz (nein, nicht das mit corona...).

    die verbesserung kann etwa im bereich von 10-15dB liegen.

    durch den deutlich höheren nutzpegel wird dann auch der raumanteil um den selben betrag im verhältnis kleiner!

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Habe sowas kürzlich mit dem Sennheiser Essential gemacht - allerdings in akustischen "harmlosen" Kirchen - da gab es erst recht keine Probleme mit der Kugel. Bei der Mikroposition nur aufpassen, dass es zu weit unter die Nase rutsch....(Atemgeräusche).
    Hatte die Essential auch schon für Prediger und "live", das funktioniert auch soweit.
    Falls du diese neu kaufen willst, schaue dir auf jedem Fall die Mechanik an, bei mir sind die hinteren Klemmen ziemlich schnell gebrochen, die Übergangslösung "Tape" hält da schon sehr lange ;-).
    Ansonsten optisch sehr unauffällig.

  • Bei der Mikroposition nur aufpassen, dass es zu weit unter die Nase rutsch....(Atemgeräusche).

    Nach meiner Erfahrung klingt es am natürlichsten, wenn die Kapsel direkt unterhalb des Wangenknochen sitzt. Da ist der Abstand zu Mund und Nase ähnlich (kein Näseln) und keine Gefahr von Wind. Außerdem ist da normalerweise noch genug Nutzpegel.

  • "2 Finger breit Abstand vom Mundwinkel in Richtung Ohr mit 1 Finger Luft zwischen Kapsel und Backe" ist meine ANtwort auf die Schauspieler-Frage "Wo muß das Mikro denn hin ?"

    "geht nicht" ? - gibt's nicht !

    ...ja, das war schon immer mein Avatar :evil:

    "Mit der Dummheit kämpfen Götter selbst vergebens" (Friedrich Schiller, " Jungfrau von Orleans")

  • Ohne Probieren wird das wohl nichts. Ein Verkäufer Deiner Wahl sollte Dir mehrere Headsets zur Probe zur Verfügung stellen können. Der Mehrpreis ist es wert, nachher dann nicht eine teure und dann doch nicht passende Lösung gekauft zu haben.

    Die Servicefreundlichkeit und Anwendbarkeit (schnelles Anpassen des HS an unterschiedliche Köpfe) für Laien spielt in diesem Umfeld auch eine nicht unerhebliche Rolle.


    Ich bin mit Lavalier in Kirchen noch nie glücklich gewesen. Meist ist der Pegel beim "aus der Bibel lesen" deutlich höher als beim "geradeaus-Sprechen". Dazu kommt, dass oft sowohl Pfarrer als auch Mesner/Küster eine unbestrittene Gabe haben, das Lavalier so zu positionieren, dass es mit Sicherheit durchs Beffchen verdeckt wird oder das daran reibt. Wenn man dann noch etwas GbF bekommen möchte, muss man oft doch sehr deutlich in den Frequenzen kurbeln, was wiederum schnell eine dünne Stimme macht.


    Einen Versuch mit Headset (Kugel) kann ich daher nur empfehlen. Alle anderen, sehr umfassende und fundierten, Angaben sind schon gemacht.

  • Seit bestimmt 10 Jahren funktioniert bei uns ein DPA4066 Headset problemlos. Wir haben heftige Raummoden im Bereich des Altars weil dort zwei parallel gegenüberliegende, schallharte Glasflächen akustisch prägend sind. Ist jetzt zwar nicht Hall aber akustisch eher noch kritischer. Mit einem Lavalier kannst du dir die Koppelfrequenzen durch deine Stehposition auswählen. Mit der Kugelcharakteristik haben wir keine Probleme wenn es nicht völlig falsch (z.B. auf Höhe Augenbraue) positioniert ist. Fast alle kommen damit zurecht.

    Also klare Empfehlung Headset mit Kugel.

    Für feste Mikrofonpositionen sind bei uns Beta57 der Benchmark. Hab da schon vieles andere (auch 10x teureres) probiert, komme aber immer wieder darauf zurück.

    Nicht zur vernachlässigen ist aber auf jeden Fall eine gut ausgerichtete Lautsprecheranlage.