High pass filter ohne DSP

  • Moin in die Runde!

    Ich glaube ich habe eine Verständnisfrage:


    Es scheint ja nicht unüblich, einen HPF zum Schutz der Boxen einzusetzen, irgendwo bei 30Hz aufwärts.

    Die Crown manuals schreiben z.B. "Insert a highpass filter between mixer output and amplifier input (or between mixer and limiter)."


    Gibt es low cut filter mit einstellbarer Frequenz und Flankensteilheit eigentlich nur in DSPs? Ich habe zwar einige Equalizer und Mischpulte gefunden, die irgendeine Form von HPF zuschalten können, dann aber maximal mit 12db/Okt. und meist mit fester Frequenz bei 100Hz oder 3, 4 auswählbaren Werten.

    Diese PA typischen "24db/Okt. bei 35Hz" finde ich nur in einem DSP oder evtl. richtig dicken Mischpulten.

    Irgendwo hatte ich gelesen, dass 24db Flankensteilheit analog schwierig umzusetzen sind. Ist das der Grund? Aber es könnte ja auch digital sein.


    Gibt es Geräte, die man sich ins Rack schieben kann und die das können und gleichzeitig kein komplettes DSP mitbringen? Und wenn nicht, warum? :/


    Wird z.B. eine MA 5000i zwangsläufig per DSP betrieben?

  • Bei analogen Filtern verdoppelt sich mit der Flankensteilheit die Bauteilanzahl. Deshalb gibt's die nicht in unbegrenzter Steilheit. Außerdem ist alles über 12dB kaum noch sinnvoll einstellbar zu realisieren.

    Man kann ein solches Filter aber relativ einfach in der gewünschten Ausführung selber bauen, wenn man mit dem Lötkolben umgehen kann.

  • Es gibt auch noch analoge Aktivweichen, wie die Behringer CX2310 oder CX3400, wobei mir bei den analogen Weichen oftmals der einstellbare Lowcut fehlt... 25Hz ist z.B als "Rumpelfilter" für Turntables zu gebrauchen, hat aber wenig mit effektivem Schutz von Basslautsprechern zu tun.

    Lieber mit Röhre geampt, als in Selbige geschaut!

  • Ist absolut kein Hexenwerk. Hab mir um 1990 rum meine Compressoren mit 24dB Lowcuts modifiziert (allerdings bei 120 Hz (wenn ich mich recht erinnere) und das Ganze dann in die Inserts der Vocal - Kanäle gehängt. War halt ein TL074, 4 Widerstände und 4 Kondensatoren (+ 2 Elkos + 2* 100n für die Versorgungsblockung). Heute würde ich es mit einem TL072 und Sallen-Key machen...

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  • So eine typische Behringergurke wie der FBQ6200HD hat doch einen einstellbaren Tiefpass mit 18 dB/Okt. Was willst du denn mehr? Und die meisten Frequenzweichen haben zumindest einen schaltbaren bei 25 Hz bis 35 Hz.


    Aber bei den Preisen für Lautsprecher-DSPs würde ich mich damit nicht weiter beschäftigen.

  • Aber gerade dann verstehe ich nicht, warum es so etwas nicht von der Stange zu geben scheint. Musste man Pre-DSP Subs nicht per HPF schützen? Oder hat man es anders gemacht?

    Als es keine DSPs gab war das keine so großes Thema. Es gab keine abartig hohen Pegel im Sublow-Bereich, also musste auch kein Treiber vor extremen Pegeln bei extrem tiefen Frequenzen geschützt werden. Der normale thermische und mechanische Schutz war ausreichend. Mit einem Highpass konnte man allerdings die mechanischen Limits besser ausreizen. Und den konnte man analog auch sinnvoll einsetzen, wie das 35Hz-Beispiel bei der 5000VZ zeigt. Heute wäre das oft zu hoch getrennt, würde in den Nutzbereich es Subwoofers eingreifen. Wir brauchen also steilere Flanken, die am Besten mit einem DSP umsetzbar sind, der sowieso schon vorhanden ist, entweder im Amp oder im Controlling. Und es spielt nur dort eine Rolle, wo der Content entsprechend unsauber ist.

  • Was stimmt mit mir nicht, daß ich bei

    Zitat

    [...]35Hz [...]. Heute wäre das oft zu hoch getrennt, würde in den Nutzbereich es Subwoofers eingreifen.

    einfach immer noch keine für mich plausible Anwendung finde?

  • Aber gerade dann verstehe ich nicht, warum es so etwas nicht von der Stange zu geben scheint.

    Gibt es doch. Nennt sich Lautsprecher-Controller – da ist alles drin, was man an Schutzfunktionen für den sicheren Betrieb von Lautsprechern benötigt. Und ist heute selbstverständlicher Bestandteil jeder Verstärker-/Lautsprecheranlage oberhalb von 'Küchenradio'.


    Musste man Pre-DSP Subs nicht per HPF schützen? Oder hat man es anders gemacht?

    Früher™

    - verstärkte man mit Beschallungsanlagen natürliche Schallereignisse. Kaum eine natürliche Schallquelle (Sprecher, Musikinstrumente) etwa liefert unter 50Hz irgendeinen nennenswerten Signalanteil, den es zu übertragen gälte.

    - war schon das dafür benutzte Mikrofon aufgrund seiner physikalischen Eigenschaften der erste Lowcut. Und der Ausgangstrafo der Röhrenendstufe der letzte.

    - gab es in Mischpulten durchaus pro Kanal durchstimmbare oder zumindest schaltbare Lowcuts.

    - gab es auch bereits Subsonic-Filter in Form von 1HE 19“ – Geräten. Ich erinnere mich beispielsweise an ein Gerät von MM-Electronics namens EP-130 (oder EP-160?).

    - wurden all diese Gerätschaften in der Regel von (mehr oder weniger) qualifiziertem Fachpersonal zusammengestellt und bedient.


    Heute

    - spielen Laien mit elektronisch erzeugten elektromagnetischen Schwingungen beliebiger Frequenz und Wellenform herum.

    - sind zumindest Hersteller von Lautsprecherchassis über den auf diese Weise generierten stetigen Bedarf an Ersatzlautsprechern und -Cone Kits sicherlich nicht über alle Maßen betrübt. Stichwort: Taschengeldabschöpfung. :)

    "Okay. Wir machen das mit den Fähnchen."

  • Was stimmt mit mir nicht, daß ich bei

    einfach immer noch keine für mich plausible Anwendung finde?

    Billbo schrieb es ja bereits. Ein HPF bei 35Hz ist bei der Verstärkung natürlicher Schallereignisse eher ein Feigenblatt und hat für mich über das Herausfiltern von DC keine große Relevanz. Kann man machen, fürs Gefühl.

    Bei künstlich erzeugten sehr tiefen Frequenzen, die man auch reproduzieren möchte, wäre die Trennung zu hoch. 35Hz ist ja nur die Eckfrequenz, auch darüber wird abgesenkt, je nach Flankensteilheit. Hier also entweder sauberen Content verstärken, dann braucht man keinen HPF mehr oder, wenn der Content schmutzig ist, per DSP mit hoher Flankensteilheit eingreifen.
    Ach wenn es nicht meine bevorzugte Art Musik ist, kann ich die Idee des körperlichen "Impacts" schon gut verstehen. Das will dann aber auch gekonnt sein. Und in der Tat kommen mir da teilweise arg hingeschluderte Tracks unter. Ist ja toll, wenn es bei 40Hz gut drückt, aber was soll die ganze Energie bei 20Hz? Welches Lautsprechersystem soll das reproduzieren? Motorbässe, anyone?
    Also muß der Beschaller die Unzulänglichkeiten des Contents ausbügeln. Wenn ich derjenige bin, schlage ich da aber im Normalfall mit entsprechendem und entsprechend dimensioniertem Material auf. Was natürlich auch einen DSP-Controller beinhaltet, inzwischen sogar allermeistens im Amp integriert.

  • Bei Analog Devices gibt es eine nette Seite, da kannst du dir dein Filter selbst berechnen lassen:

    https://tools.analog.com/en/filterwizard/

    Die Firma hat auch geschaltene Filter im Angebot. Diese sind allerdings nicht so gut für Audioanwendungen geeignet. Damals wo es noch keine DSP gab, habe ich mir meine aktiven Filter für die Lautsprecher selber gebaut. Das war eine tolle Schaltung und mit hochwertigen Bauteilen auch klanglich begeisternd. Wenn dafür Interesse besteht kann ich das mal raus suchen.

  • CatCore - die vielseitigen Adapterlösungen von XLR auf Cat für Mobile Anwendungen, Rental und Installation: https://www.catcore.eu/


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