Welche PA Marke für Konzerte

  • Hallo zusammen!

    Ich hätte eine paar Fragen an die erfahrenen Tontechniker aus der Konzertbranche:

    Mir wurde gesagt, dass es im Grunde nur drei/vier Marken gibt die auf einem vernünftigen TechRider stehen, sprich, wenn eine Konzertlocation eine PA von Meyersound, d&b, L'Acoustics oder Clair Bros. stehen hat, wird das Setup auch von großen Künstlern nicht weiter hinterfragt.



    Was ist da dran?

    Bringen große Künstler am Ende doch immer ihre eigene PA mit, bzw muss man nachrüsten?

    Wie sieht es mit anderen Marken wie z.B. Kling & Freitag aus, bekommt man damit auch große Künstler in sein Haus?



    Würde mich über ein Feedback freuen;)

  • Ohne weitere Hintergrundinformationen ist die Frage zunächst sinnfrei, da wir nicht wissen welche Location (Club, Halle, Arena), Indoor oder Openair, zu beschallende Fläche, zu beschallende Personenanzahl, welche Musikrichtung und vor allem welche Acts da kommen (sollen).


    Mittlerweile wird auch auf das KnowHow geschaut, denn a fool with a tool is still a fool. Auch sind die Rider mittlerweile so gestrickt, als dass eine Beschallunsganlage gefordert, welche den Ansprüchen genügt. Der Rest ergibt sich daraus. Ebenso werden hier eher Ausschlüsse (Blacklist) genannt.


    Es bringt z.B. nichts, wenn die Produktion schon selbst Material von xy hat und nun zumietet. Da ist klar, dass es dieses Material und zwar exakt dieses sein soll.

    Wenn das alles gestellt wird, dann ist es zunächst mal egal, denn die meisten Anlagen spielen in der Regel vernüftig, wenn man diese auch vernüftig einstellt und bedient, sofern diese richtig dimensioniert sind. Aus letzterem ergibt sich sehr schnell ein Gruppe von Herstellern, denn nicht alle haben skalierbare Anlagen. Wenn es im Clubbereich ist, dann tun es auch nicht skalierbare Systeme und da gibt es genügend.


    Im Weiteren kommt es auch auf das Budegt an und ob/wie man das Material vermietet bekommt. Es bringt nix, wenn da ne local Heros oder B-Acts ankommen, die nur ein paar Euronen abdrücken kann, jedoch die volle Ladung vom Premiumhersteller haben möchte. Sicher haben die auch ein Recht auf eine vernüftige Beschallung, aber eben im Rahmen. Es muss ja auch irgendwie noch wirtschaftlich sein.

    Laut heisst nicht immer gleich gut und toll und wer schreit ist meist im Unrecht.

  • Naja das kommt drauf an. Wenn die PA extra Geld kostet und die Tour aber eine bereits gemietete im Auto hat kommt es schon mal vor das man die eigene doch noch aufbaut.
    Ich hab schon mal eine Hausanlage rausnehmen lassen um dann mehr oder weniger exakt die gleiche wieder reinzubauen. Hintergrund war hier das die Hausanlage so teuer war das die Produktion mir als Systemmann den freien Tag nicht gegönnt hat. Viel wichtiger ist das eine Hausanlage technisch, praktisch und auch finanziell Sinn macht. Sonst wird auch mal eine Topmarke wieder rausgebaut.

    Practice, Practice, Practice

  • Wie sieht es mit anderen Marken wie z.B. Kling & Freitag aus, bekommt man damit auch große Künstler in sein Haus?

    Nein. Was du dafür brauchst sind ein umtriebiger, gut vernetzter Veranstalter und ein verhandlungsstarker Booker. Der eine bringt (mit etwas Glück) das Publikum her ohne das du jeden Act genau einmal auftreten lässt (wenn du das Geld hast...). Der andere setzt beim Bandmanagement durch dass die auch für eine realistische Gage auftreten und nicht den Luxus-Special-Event-Tarif verlangen weil sie niemand in dem gesamten Umfeld kennen und in der Regel keinen Bock auf ein Desaster mit Ansage (kein Publikum, Rider nicht eingehalten, Veranstalter pleite...) haben.

    Was du dann hin stellen musst sagen dir die Verträge und der Rider. Womit du evtl. auch durch kommst ohne dass dir der Tourmanager direkt den Auftritt verweigert sagt dir ein Tontechniker der selber auch schon mal das eine oder andere Jahrzehnt im entsprechenden Genre auf Tour war.

    Buchstabengetreue Erfüllung des nichttechnischen Teils des Riders (Catering, Hospitality) erhöht die Verhandlungsbereitschaft über falsche Buchstaben auf den Boxen deutlich so lange die Basics einer professionellen Produktion (dazu gehört auch fähiges Personal) gegeben sind.

    Economics in eight words: "There ain't no such thing as free lunch."

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  • Naja das kommt drauf an. Wenn die PA extra Geld kostet und die Tour aber eine bereits gemietete im Auto hat kommt es schon mal vor das man die eigene doch noch aufbaut.
    Ich hab schon mal eine Hausanlage rausnehmen lassen um dann mehr oder weniger exakt die gleiche wieder reinzubauen. Hintergrund war hier das die Hausanlage so teuer war das die Produktion mir als Systemmann den freien Tag nicht gegönnt hat. Viel wichtiger ist das eine Hausanlage technisch, praktisch und auch finanziell Sinn macht. Sonst wird auch mal eine Topmarke wieder rausgebaut.

    Was Gert sagt.

    Mein Fazit für ein festes Haus:

    Für den Raum und das geplanten Booking passende PA planen und einbauen. Gutes und konsequentes Systemdesign, Marke ist wichtig, aber nicht so wichtig wie die Umsetzung.
    Und natürlich der finanzielle Aspekt. Diese PA darf in der Miete nicht zu viel kosten, sonst passiert das, was Gert beschrieben hat, zu oft und sorgt für weniger Einnahmen und mehr Ausgaben.


  • Und natürlich der finanzielle Aspekt. Diese PA darf in der Miete nicht zu viel kosten

    Von welcher Grössenordnung reden wir hier denn?

    Auf einer Clubtour <1000 pax darf eine angemessene PA + Zubehör (Monitoring, Bühnenverkabelung, Stative, Riser) den Tourveranstalter eigentlich gar keine Miete extra kosten. Dafür gibt's schlicht kein Budget.

    Economics in eight words: "There ain't no such thing as free lunch."

  • Von welcher Grössenordnung reden wir hier denn?

    Auf einer Clubtour <1000 pax darf eine angemessene PA + Zubehör (Monitoring, Bühnenverkabelung, Stative, Riser) den Tourveranstalter eigentlich gar keine Miete extra kosten. Dafür gibt's schlicht kein Budget.

    Ganz genau, Die Frage nach der mitgebrachten PA stellt sich nämlich erst wenn das Venue auch in dem Zirkus mitspielt wo Leute das auch schon mal dabei haben. So klasische 3000er Hallen. Wenn ich da durch Deutschland toure haben von 30 Hallen vielleicht 3 ein gute PA. Das heißt dann das ich für den Rest mieten muss. Das ist dann oft als Tourpaket günstiger als es Lokal zu machen. Das wiederum heißt dann. Der LKW fährt, der Systemer ist dabei und die PA steht im Auto. Das heißt der Tourmanager bezahlt das alles und zwar jeden Tag. Der kalkuliert dann eben für Ton genau das Geld ein. Wenn jetzt eine Halle daher kommt und sagt, Ihr könnt die Hausanlage nutzen, kostet 2000 Euro, sagt der Tourmanager einfach nein. Weil er zahlt ja schon eine PA. Dann steht das Haus auf einmal da und braucht ne Crew welche die HausPA rausbaut damit die Tour Ihre eigene (vielleicht die gleiche) dort reinbauen kann. Also um eine Hausanlage sinnvoll zu gestalten müssen deutlich mehr Leute mit am Tisch sitzen als der Onkel der sagt welche Marke jetzt toll wäre.

    Practice, Practice, Practice

  • Von welcher Grössenordnung reden wir hier denn?

    Auf einer Clubtour <1000 pax darf eine angemessene PA + Zubehör (Monitoring, Bühnenverkabelung, Stative, Riser) den Tourveranstalter eigentlich gar keine Miete extra kosten. Dafür gibt's schlicht kein Budget.

    Anders.
    In vielen Situationen darf die PA (Stocks&Racks) nicht als Einzelpunkt in der Berechnung auftauchen. Sprich die Benutzung darf nichts extra kosten.
    In anderen Situationen ist eine geringe Gebühr angemessen.

    Schlau finde ich regelmäßig die Deals, die Haus-PA inkludieren, unabhängig von der Nutzung.

  • Schlau finde ich regelmäßig die Deals, die Haus-PA inkludieren, unabhängig von der Nutzung.

    Ja, aber wieso nee... Dann kostet die PA ja doch was. ;)


    Mischkalkulation?!


    Bei manchen Häusern ist dann auch deren Technikteam (zwingender Weise) mit von der Party, vor allem wenn dann die PA auch wirklich genutzt wird. Personalkosten sind vom Gefühl her anders bewertet und werden eher Verdaut als schnöder Technikkram.

    Laut heisst nicht immer gleich gut und toll und wer schreit ist meist im Unrecht.

  • Kann man die Hausanlage kostenlos abbauen lassen? Wärs meine Location, würde ich das auch verrechnen. Man hätte dann die Wahl:

    1. Haus PA zum Kurs von XY benutzen

    2. Haus PA steht nur da und sieht toll aus

    3. Haus PA wird abgebaut zum Kurs von XY

    Der Ton macht die Musik.

  • Kann man die Hausanlage kostenlos abbauen lassen?

    habe ich noch nicht erlebt

    Einmal editiert, zuletzt von schurik ()

  • Das kommt ganz drauf an wie der Deal ist. Wenn bei der Anmietung freier Zugang zu allen Hängepunkten vereinbart war, und da jetzt ne PA hängt muss die ggf weg.

    Klar machen viele Häuser das mittlerweile so das rausbauen auch Geld kostet. Aber manchmal wollen die ja auch den ein oder anderen Künstler haben, oder es sich nicht mit dem Veranstalter verscherzen. Die Häuser müssen ja auch Geld verdienen.

    Also wie gesagt. Es ist nicht damit getan das man eine PA kauft die auf Ridern steht. Man muß auch gucken wer da spielt und wo spielen die sonst noch.

    Wenn ich das einzige Haus auf der ganzen Szene bin das eine Anlage, hat muss ich damit rechnen das viele auch was mitbringen. Das limitiert die Vermietbarkeit stark. In wie weit kann ich es in die Miete mit einbauen hängt davon ab wie Konkurenzfähig der Hallenpreis danach ist. Wenn in 20 km eine gleich grosse Halle ohne Anlage viel günstiger ist, kann es auch sein das es floppt.

    Was ich damit sagen will ist. Nur weil ich PA XYZ gekauft hab kommen nicht zwangläufig mehr Veranstaltungen. Die technische Planung ist da echt der kleinste und einfachste Brocken.

    Practice, Practice, Practice

  • Mir wurde gesagt, dass es im Grunde nur drei/vier Marken gibt die auf einem vernünftigen TechRider stehen, sprich, wenn eine Konzertlocation eine PA von Meyersound, d&b, L'Acoustics oder Clair Bros. stehen hat, wird das Setup auch von großen Künstlern nicht weiter hinterfragt.

    Was ist da dran?


    Auf großen Festivals ist Dem genau So.

    Zu deiner Aufzählung kommen dann noch 2-3 Marken, wie etwa JBL dazu.

    Früher noch paar andere.

    In Europa ist es meistens nurnoch L'acoustics oder d&b auf den Hauptbühnen.

    Auf den Top-EDM Festivals in Europa wird auf den Mainstages nahezu ausschließlich L'acoustics K1 akzeptiert.


    Auf eigenen Touren nimmt der "große Künstler", was ihm selbst am Besten gefällt.

    Sicher spielt auch die Verfügbarkeit in der jeweiligen Region der Welt eine große Rolle.

    Bei manchen Produktionen wird die PA sogar auch per Überseecontainer mitgenommen. BBM aus Berlin hat das bei der letzten Adele World Tour wohl so gemacht.

    AC/DC z.B. hat lange auf EV gespielt, die letzte Tour war auf Clair.

    Viele englische Bands haben früher bevorzugt auf Turbosound und Martin gespielt.

    In Amerika sind Clair, EV, Meyer und vor allem JBL sehr verbreitet.
    In der EDM-Club-Szene wird Function One weltweit als das Nonplusultra angehen.


    Marken wie Kling & Freitag haben oft garkeine genügend großen (Fullsize) Linearrays im Portfolio, um 50000 Leute+ mit R'n'R oder EDM Pegeln zufriedenstellend und sinnvoll zu beschallen.

    Auch wenn sowas manchmal versucht wird.....


    Bei B, C, D (...) Promis kommt es --wie oben von den Kollegen schon sehr treffend ausgeführt-- auf dein Verhandlungsgeschick gegenüber allen beteiligten Partein an.
    Viel Glück. ^^

    Never stop a running System