Mischpulte für digitale Quellen...

  • Und wir sollten auch nicht vergessen, dass bei USB neben den Daten auch noch die Stromversorgung mit dabei ist...


    Man könnte auch einfach eine CD abspielen, da hätte man gleich ein digitales Signal in Studioqualität. Dann könnte man die Auswahlkriterien der Musiker auf die Oberweite oder den 'Sixpack' beschränken...

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  • eben, die realen probleme auf einer livebühne können solche "digitale" mikrofonlösungen ja auch nicht beseitigen.

    eher im gegenteil:

    bis es genug spezielle mikrofone für alle möglichen anwendungsfälle gibt (dazu gehört auch das thema "geschmackssache"), wird es viele jahre an entwicklungen brauchen.

    um dieses problem zu umgehen, vor allem in sachen akzeptanz, wird man zunächst einfach bekannte mikrofone mit entsprechenden vorverstärker-wandlern ausstatten.

    vielleicht gibt es dann sogar aufsetz-teile wie früher beim Zeck Daisy system... mit den bekannten optischen nachteilen. und um eine gain-einstellung wird man dann auch nicht herumkommen - im wandlermodul.


    und mit netzwerkfähigen mikrofonen gibt es dann die verlagerung vom brumm- zum IT-problem:

    "verdammt, gestern hat sich das mikrofon noch ganz normal angemeldet, aber heute gibt es eine error meldung!"=O

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Jupp, deshalb bestenfalls

    und was die Störanfälligkeit digitaler Leitungen angeht, hatten wir hier schon manche Diskussion und interessante Fehlerbeschreibungen. 'Ground' bleibt ja ebenfalls weiter ein Thema und die damit verbundenen möglichen Katastrophen können durchaus unangenehmer sein als "ein bissschen Brummen". ;)

    Ich bin mit der digitalen Stagebox und dem verbleibenden Rest an analogen Leitungen auf der Bühne jedenfalls sehr zufrieden und sehe für "Unterhaltungsmusik-Bühnenaudio" auch nicht den großen Wurf in der Verlagerung des preamps in das Mikrofon und ja, digitale Mikrofone jenseits des USB-Homestudio-Krams gibt es schon sehr lange.

    Bitte für "Erdkonzepte in digitalen Audiosystemen" bei Bedarf gerne einen neuen Thread.:!:

    Naja, spätestens wenn die Signale optisch übertragen werden, hat sich die Diskussion um "Ground" ohnehin erledigt. Bis das ab MIkro kommt ist es aber zugegeben noch ein sehr weiter Weg. Und es stellt sich dann wieder die Frage nach der Stromversorgung.


    Es könnte statt optisch auch durchaus drahtlos werden, aber da bin ich noch skeptischer, weil Funk physikalische Bandbreitengrenzen hat, die man nicht überschreiten kann, und weil die Störanfälligkeit da noch weit schwieriger unter Kontrolle zu halten ist als bei Kupfer. Und Latenzen und Abhörsicherheit werden dann auch noch ein Thema

    Naming/Routing bzw. Topologie wäre denke ich die deutlich näherliegende Baustelle. Denn da ergibt sich ja ganz direkt eine Arbeitsersparnis.


    Vergleich einfach mal den Zeitaufwand, an einer Traverse 10 DMX PAR-Kannen zu verkabeln mit dem, da 10 Mikros hinzuhängen. OK, Du kannst ne Stagebox mit aufhängen, aber das ist dann eher Workaround als Lösung.


    Auch beim Line Check könnts helfen: wenn das Mikro anzeigen kann, ob der Mixer da ist und der Mixer ne Liste der verfügbaren Mikros hat, sieht man mit einem Blick ob und was da ggf. fehlt. Es fällt auch der Stage Hand direkt auf, wenn sie ein Mikro ansteckt und das keinen Connect zum Mixer meldet. Und wenn z.B. Monitormixe gleich mit übermittelt werden, kann der Mixer direkt anmeckern daß Klaus' Gitarrentonabnehmer nicht im System ist.

  • Und wir sollten auch nicht vergessen, dass bei USB neben den Daten auch noch die Stromversorgung mit dabei ist...


    Man könnte auch einfach eine CD abspielen, da hätte man gleich ein digitales Signal in Studioqualität. Dann könnte man die Auswahlkriterien der Musiker auf die Oberweite oder den 'Sixpack' beschränken...

    Gerüchteweise gab es bereits Top40 Gigs, bei denen das so gemacht wurde.


  • Allerdings leidet ein digitales Mikro (übrigens, Neumann kann das schon lange) natürlich daran das die Vorstufe dann eingebaut ist. Damit fällt dann die Auswahl der Vorstufe zu kreativen Zwecken weg. Das wird in Studios sicher nicht gut ankommen.


    Naja, die werden dann halt dazu übergehen, statt irgendwelcher Voodoo-Vorstufen irgendwelche Voodoo-Mikrophone zu kaufen. Machen sie im Grunde auch jetzt schon. Vielleicht kriegt man dann auch Vorstufensimulationen so wie es jetzt schon Amp- und Speakersimulationen gibt.


    Zitat

    Digital Leitungen sind ja auch nicht Störungsfrei. Die leiden teils noch deutlich mehr als eine Mikrostrippe.


    Das würde ich so nicht unterschreiben.


    Eine digitale Kupferleitung kann ja durchaus symmetrisch sein. Bei Ethernet ist das übrigens so. Es wird symmetrisch auf 2 Adernpaaren übertragen (1 Paar zum Senden, 1 zum Empfangen, das erklärt auch die Funktion von Crossover-Kabeln).


    Ob das störungsempfindlicher ist als ein Mic-Signal ist i.W. eine Frage der definierten Pegel. Ethernet sendet mit 3,3V und empfängt 335mV bis 3,3V. Ein typischer Mic-Pegel liegt deutlich niedriger. Pegel unter 335mV auf dem Kabel werden bei Ethernet ignoriert. Das heißt, wenn Du da mit magnetischen Einstreuungen stören willst, mußt Du schon mehr induzieren als bei einem MIkrofonkabel üblicherweise überhaupt über die Leitung geht.


    Für Audio-Netztechnik im Livebetrieb wären aber auch Pegel von 3..5V möglich. Macht die Transceiver geringfügig langsamer, aber für einen 48/24 Kanal brauchst Du knapp über 1 MBit/s, d.H. mit 100 MBit pro Verbindung geht schon viel, mit GBit-Geschwindigkeiten bist Du eigentlich was Bandbreite betrifft weit jenseits von gut und böse. Oder kennst Du eine Bühne, auf der über 500 Mikros gleichzeitig benutzt werden sollen?


    Es gibt auch Codierungen, bei denen einzelne kippende Bits nur zu geringen Abweichungen führen (Ethernet ist eher auf optimale Erkennung von Fehlern als auf Schadensbegrenzung ausgelegt). Das ist dann prinzipiell deutlich stabiler gegen Störungen als symmetrisch analog. Allerdings wirkt sich auf so einer Leitung eine Störung dann evtl. auch gleich auf zig Kanäle aus. Und bei Meta- und Steuerdaten sind Bitkipper besser mit Prüfsummen und Retransmission zu bekämpfen.


    Optische Digitalsignale sind noch weniger störanfällig. Magnetfelder oder elektrostatische Aufladungen richten da einfach gar nichts an. Du kannst ne Glasfaser mitten durch ne Trafospule ziehen und da Daten drüber schicken, es passiert dem Signal einfach gar nichts.


    Das einzige echte Problem bei optischen Kabeln sind Knicks. Aber es ist keineswegs zwingend daß ne Audio-LWL-Faser nur von 0,2mm Kunststoff ummantelt verlegt wird. Man kann sowas auch in einer 6mm PUR-Umhüllung mit Nylon- und Drahtgeflecht als Schutz verpacken und die Stecker als schwere, massive Metallteile gestalten - die Industrie kennt z.B. diverse sehr robuste optische Steckervarianten. Das ist letztlich nur eine Frage von Geld und Standardisierung.


    Bei optischer Übertragung muß man allerdings überlegen, wie man das mit der Stromversorgung macht. Die braucht dann wahrscheinlich doch wieder (allerdings nicht signalführendes) Kupfer im Kabel.


    Hinzu kommen bei digitalen Systemen allerdings Störquellen durch Bugs und Inkompatibilitäten. Dafür müssen vor Allem die Protokolle standardisiert und die Geräte verifiziert werden. Aber das kriegt man irgendwann hin, bei Ethernet ist man ja auch so weit daß Produkte verschiedener Hersteller in weiten Grenzen störungsfrei zusammenarbeiten. Jedenfalls solange man von NE2000-Clones aus Ostasien, bei denen die MAC-Adresse mit geclont wurde, die Finger läßt.

  • und mit netzwerkfähigen mikrofonen gibt es dann die verlagerung vom brumm- zum IT-problem:

    "verdammt, gestern hat sich das mikrofon noch ganz normal angemeldet, aber heute gibt es eine error meldung!"=O

    Das größere Problem sehe ich da bei Softwareupdates, Lizenzkey-Gängeleien und Security Fixes.


    Wenn der Mixer zu Showbeginn meldet "Ihr System wird gerade upgedatet. Bitte warten." oder "Der Lizenzkey für Ihre Stagebox ist abgelaufen. Bitte wenden Sie sich an Ihren Fachhändler." wirds unschön. Und ich glaube nicht daß es noch lange dauert, bis wir sowas erleben.

  • bis es genug spezielle mikrofone für alle möglichen anwendungsfälle gibt (dazu gehört auch das thema "geschmackssache"), wird es viele jahre an entwicklungen brauchen.

    um dieses problem zu umgehen, vor allem in sachen akzeptanz, wird man zunächst einfach bekannte mikrofone mit entsprechenden vorverstärker-wandlern ausstatten.

    vielleicht gibt es dann sogar aufsetz-teile wie früher beim Zeck Daisy system... mit den bekannten optischen nachteilen. und um eine gain-einstellung wird man dann auch nicht herumkommen - im wandlermodul.

    Keine Frage.


    Remote Gain Control gibts aber schon heute bei jeder digitalen Stagebox. Man rennt da üblicherweise nicht auf die Bühne, um Gainkorrekturen vorzunehmen, oder hab ich was verpasst?


    Was die Legacy-Hardware-Adaption betrifft, wird man sich das sicher lange Zeit aussuchen können, ob es jetzt im Einzelfall eine extra Wandlerbox sein soll, die Stagebox noch analoge Anschlüsse mitbringt und den Rest beinhaltet (die halt im Lauf der Modellpflege weniger werden, wenn dafür mehr digitale gefordert sind) oder ob das quasi mit im XLR-Stecker verbaut wird (gibts bei Funksendern ja z.B. auch).


    Irgendwann wird man aber wenn man neue Mikros kauft einfach XLR nur noch gegen saftigen Aufpreis kriegen, weil es kaum noch nachgefragt wird, und der Standardanschluß ist dann halt irgendein "Stagenet". Die Mixer werden nur noch wenige analoge Anschlüsse bieten und Stageboxen mit analogen Eingängen werden dann irgendwann auch legacy-Exoten.


    Das kann sogar relativ schnell gehen. Schau nur mal, wie schnell das ging, daß kaum noch einer große analoge Multicores haben will. Vor 15 Jahren war eine fette 32/8 oder 40/8 Trommel mit Hartke- oder MIL-Multipinsteckern noch fester Bestandteil fast jeder professionellen Beschallungsanlage im mittleren Preissegment. Mittlerweile schmeißen reihenweise Verleiher das Zeug billig in die Bucht weil es nur im Lager rumgammelt und Platz frißt. Kleinere 16er Submulticores werden gerne mal noch genutzt, aber eine 40/8er Stagebox mit Hartke-Leiste neu kaufen gibts praktisch nur noch als Ersatztei oder bei absoluten Analog-Fetischisten (die auch langsam aussterben und im Live-Betrieb einen hohen Maso-Level mitbringen müssen).

  • es wird noch viiiieeel überzeugungsarbeit für die marketingexperten sein, die gemeinschaft von diesen lösungen überzeugen zu können. denn ich sehe da keinen nennenswerten vorteil für die beschallungsbranche. eher im gegenteil: wenn sich die mikrofone und mischungen irgendwann mal nahezu automatisch auf die jeweilige situation einstellen, dann werden bei uns viele arbeitsplätze obsolet. und das wollen wir doch sicher nicht ;)

    Das ist ein wenig überzeugendes Argument.


    Wenn es so eine Automatik in "funktionierend" gibt, dann wird die von Veranstaltern irgendwann eingesetzt werden. Und die Beschaller, die den Weg dahin quasi boykottieren, wird dann einfach gar keiner mehr fragen. Wozu auch?


    Sowas haben wir nun wirklich in vielen Branchen schon öfters gesehen. Das ist wie der Hufschmied, der meint er verhindert daß sich Autos durchsetzen indem er selber standhaft mit der Kutsche fährt.


    Letztlich stehst Du als Beschaller ja im Wettbewerb. Der Kollege, der dank digitaler Technik in 10% weniger Zeit auf- und abbauen kann oder mit 10% weniger Personal auskommt, verdient entweder 10% mehr als Du oder er kann 10% billiger anbieten und damit Deinen Job kriegen, wenn der Veranstalter mal wieder klamm ist. Oder er kann zum gleichen Preis zusätzliche Dinge anbieten, die Du extra bezahlt haben willst.


    Deshalb gilt es natürlich, immer und überall nach Optimierungsmöglichkeiten Ausschau zu halten. Alles, was Zeit sparen oder Arbeitsgänge wegfallen lassen könnte, muß eigentilch von Interesse sein.


    Hinzu kommt der Sicherheitsaspekt. Kabel sind bekanntermaßen beliebte Unfallquellen, Bühnen sind besonders unfallgefährdete Arbeitsplätze - das wird DIr bei jeder Sicherheitsunterweisung lang und breit erzählt und mitunter auch vorgeführt.


    Wenn da Technik ist, die zu verlegende Kabel einsparen kann, dann ist das automatisch auch Technik, die entweder direkt das Unfallrisiko senkt (über ein nicht vorhandenes Kabel kann man halt nicht stolpern) oder indirekt die Kosten für die Unfallverhütung (ein Kabel weniger zu verlegen heißt auch eins weniger abzukleben / zu verstecken / in ne Kabelbrücke zu pfriemeln und so weiter).


    Es gibt offensichtliche Beispiele. Für DMX hat sich z.B. eine Verdrahtug als Bus durchgesetzt - und die alten Dimmerpacks mit sternförmiger Verdrahtung sind da weitgehend Geschichte. Warum? Weil da viel weniger Kabel zu verlegen sind als wenn man die Scheinwerfer sternförmig anklemmen würde. Die Nachteile eines Busses (geringere Bandbreite, Kollisionsgefahr, größere Auswirkung von Kabelbrüchen) wiegen das nicht auf.


    Wenn Du die Mikros der Background Sänger als Bus verkabeln könntest, das Drumset oder die Signale von der Backline - würde das Zeit oder Geld für ne Hand beim Auf- und Abbau sparen? Oder wenn der geflogene Decca-Tree nur noch ein Kabel zum Mixer bräuchte statt mindestens 3, meist eher 5 oder 7? Echt nicht?


    In jedem Fall hättest Du weniger Meter Kabel auf der Bühne liegen. Die Alternative, das baumförmig unter Verwendung mehrerer kleinerer Stageboxen zu machen, ist nur auf den ersten Blick eine, denn die Stageboxen wollen ja auch konfiguriert werden.


    Und so ist das halt auch mit dem Routing. Wenn die Routing-Engine des Bühnennetzwerks es überflüssig macht, nach falsch gepatchten Kabeln zu suchen, weil einfach jedes Mikro an jeden Eingang gesteckt werden kann und das Routing auf dem unteren Layer ohne weiteres Zutun entsprechend angepaßt wird - dann suchst Du nie wieder nach vertauschten Steckern oder falsch ankommenden Mikrofonsignalen. Der Line-Check ist - jedenfalls was solche Quellen betrifft - um eine komplette Fehlerkategorie erleichtert.


    Und nun erzähl nicht, Du hattest noch nie vertauschte Tom-Mikros am Drumset oder beim Linecheck übersehen daß die Gitarre auf der Gesangsspur rauskommt. So zuverlässig und gewissenhaft daß sowas nie passiert sind Menschen einfach nicht.

  • Naja, spätestens wenn die Signale optisch übertragen werden, hat sich die Diskussion um "Ground" ohnehin erledigt. Bis das ab MIkro kommt ist es aber zugegeben noch ein sehr weiter Weg. Und es stellt sich dann wieder die Frage nach der Stromversorgung.

    na ja, vielleicht kann man ja einen leistungs-laser anschliessen und durch die glasfaser jagen.

    dann sollte aber beim singen das kabel nicht rausrutschen! 8)



    aber vielleicht singt man ja in der schönen zukunft in sein handy?:D



    Gerüchteweise gab es bereits Top40 Gigs, bei denen das so gemacht wurde.

    der war gut! ;)


    Vielleicht kriegt man dann auch Vorstufensimulationen so wie es jetzt schon Amp- und Speakersimulationen gibt.

    gibt es schon, also zumindest simulationen von röhrenvorstufen:

    A&H dLive, Avantis, SQ


    Das größere Problem sehe ich da bei Softwareupdates, Lizenzkey-Gängeleien und Security Fixes.

    genau sowas meinte ich... ;)


    Letztlich stehst Du als Beschaller ja im Wettbewerb. Der Kollege, der dank digitaler Technik in 10% weniger Zeit auf- und abbauen kann oder mit 10% weniger Personal auskommt, verdient entweder 10% mehr als Du oder er kann 10% billiger anbieten und damit Deinen Job kriegen, wenn der Veranstalter mal wieder klamm ist. Oder er kann zum gleichen Preis zusätzliche Dinge anbieten, die Du extra bezahlt haben willst.


    Deshalb gilt es natürlich, immer und überall nach Optimierungsmöglichkeiten Ausschau zu halten. Alles, was Zeit sparen oder Arbeitsgänge wegfallen lassen könnte, muß eigentilch von Interesse sein.

    klar stehe ich im wettbewerb. aber ich habe mich daran gewöhnt, dass es kollegen gibt, die billiger sind als ich. mir macht es nichts aus, auch mal an einem samstag in der pfalz wandern gehen zu können, während sich die anderen für sehr wenig geld den rücken krumm schuften.

    in bezug auf die zu erwartenden neuanschaffungen für die ganze bühnentechnik werde ich mit meinen bisherigen mikrofonen, mikrokabeln und subcores aber noch lange mehr geld verdienen als die kollegen, die es neu kaufen müssen. ich freue mich dann sogar drauf, wenn endlich wieder fairere preise verlangt werden und ich wieder weniger diskutieren muss.

    denn das endergebnis, ob die bühne jetzt mit der ach-so-tollen neuen digitalen mikrofontechnik, oder mit den altbekannten und sauber performenden mikrofonen bestückt wird, wird sich vom ohr des gastes nicht unterscheiden lassen. denn die minimalen vorteile durch die digitale übertragungstechnik werden hier wortwörtlich im rauschen und gemurmel untergehen.


    ich arbeite jetzt seit knapp13 jahren mit mischpultsystemen, die ihre analogwandler auf der bühne haben. eine sinnvollere lösung habe ich bisher noch nicht gesehen.

    die analoge, symmetrische signalübertragung zur stagebox mit den A/D wandlern ist einfach und sehr zuverlässig. bei solch kurzen kabelwegen (nur auf der bühne) fallen auch einstreuungsprobleme nicht ins gewicht.

    ausserdem sind die bekannten mikrofonkabel sehr einfach zu handhaben, ganz im gegensatz zu den deutlich störrischeren CAT kabeln.

    deshalb sehe ich da erstmal keinen nennenswerten vorteil für eine digitalisierung ab dem mikrofon.


    ich will aber nicht soweit gehen und sagen, dass das alles nichts bringt und man für immer und ewig bei den bekannten arbeitsmethoden bleiben wird. bei der einführung der digitalpulte war ich auch einer von denen, die große zweifel anmeldeten. und auch damals habe ich immer gesagt: wenn es irgendwann mal eine technik gibt, die mir wirklich vorteile bringt, dann bin ich der letzte der das nicht haben möchte!


    aber im moment ist das alles nur sehr theoretisch.

    und wenn dann doch mal lösungen in dieser richtung aufkommen sollten, dann müssen sie verdammt viel einfacher sein als die bisherige mikrofontechnik - und mindestens genau so zuverlässig! sonst wird das nix.

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

    Einmal editiert, zuletzt von wora ()

  • Mein analoges NF - Bühnenunterverteilungssystem (und erst recht die umfangreichen Patch- und Splitsysteme der großen Festivalausstatter und -technikdienstleister) hat schon so einige Generationen moderner, zukunftsweisender Digitaltechnik überlebt. :)

    "Okay. Wir machen das mit den Fähnchen."

  • Um zu verstehen, dass da so bald keine gravierende Änderung auf uns zu kommt, muß man wie gert schon erwähnte, nicht in die Glaskugel schauen sondern nur die letzten 20 Jahre Digitalmikrofonie an sich vorüber ziehen lassen.

    Als Sturzprophylaxe ist ein entsprechendes Training für Musikersenioren effektiver als der Verzicht auf Kabel und ich glaube keiner von uns, der die letzten 20 Jahre Drahtlostechnik einschließlich der digitalen erlebt hat, wünscht sich wirklich dafür auf ein paar Mikrokabel zu verzichten.

    Also für ältere Herren mit ein wenig PA Erlebnissen in der Jugend, beruflich ein wenig an der bunten IT-Welt geschnüffelt und es als Gast immer besser gewußt habend als die blöden Soundmixer bei den Konzerten und jetzt den Musikverein mit der geballten Wucht aus realer und imaginärer Tontechnikkompetenz beglückend empfehle ich:

    Einfach gepflegt in der aktuellen Realität ankommen, viel Zeit zum Üben am neuen Pult bis irgendwann im Herbst 21 doch wieder der Verein auf die Mehrzweckhallenbühne darf, und bitte, bitte Faßöffnungspause! Ich finde, die haben wir uns mit den guten Tipps, die Du aus der Forengemeinde in den letzten Tagen bekommen hast echt verdient!

  • 33 Beiträge für „don’t fix it if it’s not broken“ :P


    ich liebe Technik, und Spielzeug, aber ich schaffe es einfach nicht mir vorzustellen welchen Vorteil das ganze haben sollte.
    vielleicht brauche ich Strom im Mikro um die svarowski Kristalle in diversen Farben leuchten zu lassen, dann kann man den Strom auch anderweitig nutzen, aber bis da hin....


    obwohl Shure sich sicherlich kaputt lachen würde über eine digital edition des SM58 für 1000€ 8)

    Privater Account mit meiner persönlichen Meinung.

    Sollte es ein Problem mit meiner Neutralität zu einem Thema geben mache ich das im Beitrag kenntlich. :thumbup:

    http://www.noon.ruhr


    Application Support Engineer - HK Audio

  • Vom Klang her ist das zweifellos richtig. Aber gesparte Techniker-Zeit könnte sich schon auf den Eintrittspreis auswirken. Oder das, was geboten wird.


    Und natürlich ist eine Show fürs Publikum _und_ den Techie dann am besten, wenn die Technik einfach stressfrei tut was sie soll, kein Tänzer über ein Mikrofonkabel stolpert und niemand beim schnellen Umbau ne Flugeinlage mit Abzügen in der B-Note hinlegt.


    Und auch das Personal wird ja nicht jünger. Irgendwann wird es froh sein um jedes Gramm weniger, das Du schleppen (lassen) mußt. Egal ob in Form von Kabeln, DI-Boxen oder Multicores.

    Naja, das mag ja sein und ist ja sicherlich auch bezogen auf z.B. die Pulte richtig, aber was spare ich denn an Gewicht oder Zeit durch eine Verlagerung des Wandlers ins Mikrofon? Das Mikrofon wird ja immer noch ein Mikrofon sein.

    Selbst wenn ich jetzt die große KI-Keule mit Automatik-EQ, Automixer whatever auspacke brauche ich dafür kein digitales Mikrofon.


    Es gibt einfach keine besonderen Vorteile was das Handling betrifft, daran wird sich auch nicht viel ändern. Ne Daisy-Chain-Verkabelung wie bei DMX macht keinen Sinn bei Mikrofonen und für den angesprochenen Decca-Tree mit weniger Kabeln lege ich halt eine Mini-Dante-Stagebox ins Dach und geh da mit kurzen Patchkabeln drauf. Das einzige was mir jetzt noch einfallen würde, wäre eine Änderung der Charakteristik per Remote. Aber selbst das ist doch eher Spielerei und eher in einem Bereich anzufinden, in dem so gut ausgebildete Leute arbeiten, die auch kompetent genug sind das vorher einzustellen.


    Außer du hast jetzt eine bahnbrechende Idee, was man unbedingt noch bräuchte oder die Arbeit einfacher machen würde, was digitale Mikrofone voraussetzt. Dann würde ich mich umstimmen lassen ;)

  • wie man unschwer erkennen kann, sind sich hier die meisten kollegen doch sehr einig.

    wunderbar.


    dennoch:

    man darf ja auch mal ein bisschen spinnen und weit in die zukunft denken.

    gerade in den aktuellen zeiten ist das doch ein positives zeichen :)

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • und um eine gain-einstellung wird man dann auch nicht herumkommen - im wandlermodul.

    Genau da würde ich den größten Vorteil einer Wandlung im Mikrofon sehen. Es gibt ja Wandler (z.B. Stagetec-Mischpulte) die ohne jede analoge Gainverstellung auskommen, Eingangsrauschen kleiner als ein 60Ohm Widerstand und maximale Spannungen weit oberhalb dessen, was eine Mikrokapsel liefert. Der Vorteil wäre eine Übersteuerungsbegrenzung ohne jedes Krachen im Eingang.


    Aber dazu müssen natürlich die Wandler erstmal ganz klein werde, derweil braucht die Technik noch einiges an Platz (da sind schon krasse Kniffe drin).


    Grüße

    Mattias

  • Aber dazu müssen natürlich die Wandler erstmal ganz klein werde, derweil braucht die Technik noch einiges an Platz (da sind schon krasse Kniffe drin).

    Die Miniaturisierung der Wandler wird sicher noch weiter gehen. Es gibt ja z.B. in der Meßtechnik schon A/D-Wandler, die direkt in Prüfspitzen eingebaut werden (dort gehts auch darum, die Zuleitungen kurz zu halten). Die haben sicher andere Kenndaten, aber prinzipiell ist das der gleiche Ansatz. Ein typisches Mikrofongehäuse ist nicht kleiner als so ne Prüfspitze. Und es gibt auch bereits einzelne Chips im SMD-Gehäuse, in denen gleich 8 oder 16 A/D-Wandler als Paket stecken und die mit minimaler Beschaltung auskommen.


    Bei den ganz kleinen Mikros in den Nackenbügelhalterungen oder zum Einschminken hat man ohnehin meist Bodypacks für die Funkstrecke. Und es gibt auch schon Aufstecksender, um Handmikros an digitale Funkstrecken anzubinden, in denen logischerweise kleine Wandler stecken müssen, oder Mikros die direkt über solche Funkstrecken laufen. Wenn das geht, muß es Wandler geben, die klein genug sind.


    Also an der Machbarkeit oder der Größe der Wandler liegts eher nicht mehr. Auch wenn es sicher irgendwann sogar Mikrofonkapseln mit integriertem Wandler geben wird. Mindestens die Smartphoneentwickler würden sowas zweifellos verbauen wollen.


    Ein weiterer Vorteil eines Wandlers im Mikrophon wäre in der Tat, daß man bei der Entwicklung des Wandlers schon weiß, welcher Spannungsbereich von der Kapsel überhaupt kommt und die Auslegung des Wandlereingangs entsprechend fixieren kann.


    Könnte allerdings sein daß man da dann größere Wertebereiche auf der Ausgabeseite braucht um später eine sinnvolle Eingrenzung auf den tatsächlich genutzten Bereich machen zu können - also Wandler, die Floating Point oder wenigstens 32 Bit ausgeben, und dahinter digitale Trimmer. Es gibt keinen offensichtlichen Grund, warum das nicht möglich sein sollte, aber derzeit ist das halt (noch?) nicht Standard.

  • Für den Fall, dass dieses (durchaus interessante) Thema abseits von DaisyChain-Kettensturz-Verkabelung und Lichtleitersalat auf dem Bühnenboden noch eine sinnvolle Kehrtwende nehmen sollte, sollten wir wenigstens erst einmal alle wissen worüber wir da schreiben.


    Einen schönen Einstieg in den Stand der Technik gibt der Videobeitrag "MikroForum / Teil 1: Neue Mikrofontechnologien" von Schoeps auf folgender Seite: https://tonmeister.org/de/vdt-live/beitraege/ (ab Minute 18)

    Freelancer für Audio Beschallung/Recording seit 2003 - Alle Beiträge spiegeln meine persönliche Meinung/Erfahrung als von Herstellern & Vertrieben unabhängiger Tonmensch wieder