Multi-Raum live Videoübertragung mit niedriger Latenz - Technologieauswahl -

  • Hallo zusammen,


    da ich mehr in Audio unterwegs bin hier eine Frage an die Spezialisten.


    Unser neu renoviertes Gemeindehaus ist in fast jedem Raum mit Anschlüssen für Bildschirme ausgestattet, konkret 1xCoax (Antenne oder SDI), 2x Ethernet CAT7, Strom, alles Zentral in einen Technikraum geführt. Auf einige Bildschirme übertragen wir den Gottesdienst live z.B. für Eltern mit Kleinkindern. Bisher hat alles auch bestens funktioniert, wir nutzten HDMI-Adapter auf Ethernet, die Kabel haben wir ohne Switch direkt gepatched. Die Corona-Zeit haben wir jetzt genutzt, die Gebäude mit Glasfaser zu verbinden und eine saubere Netzwerkstruktur aufzubauen.

    Corona bedingt werden wir demnächst, wieder Präsenz-Gottesdienste anbieten und möglichst viele Räume parallel nutzen (vom Zelt im Freien, bis Gruppenräume mit separatem Eingang).

    Unser Problem ist jetzt die nicht vorhersehbare Latenz unserer Lösung. Wir nutzen Räume, die akustisch schlecht entkoppelt sind, sodass der zeitlich versetzte Ton stört. Bei jedem Éinschalten scheint sich die Latenz zu verändern.


    Klar, dass hier jetzt eine Investitionsentscheidung ansteht: Wie kann ich vom Zentralen Video-PC bzw. Video-Mischpult davor in ca. 4-5 akustisch gekoppelte Übertragungsorte das Video ausspielen. Ton wäre kein Problem (Dante-Netzwerk über Matrix) aber wie am Besten synchron das Bild übertragen?

    Folgende Delayzeiten beim Ton wären idealerweise einzuhalten: 1. Übertragungsort ca. ca.100ms Delay, 2. ca. 130ms, dann 2x 160ms. Ich denke bei 60ms Unterschied wäre es vertretbar das Bild mit ca. 100ms oder mehr an alle Räume zu übertragen. Im Moment nutzen wir eine 4k-Kamera und Bildschirme mit Full-HD sodass wir ohnehin einige Frames Delay haben.

    Welche Lösung kommt in Frage: AV über IP (welche ?), SDI, ??

    Wir möchten jetzt eine Technologieentscheidung treffen und dann eine Basislösung Stück für Stück nach Bedarf ausbauen.

    Budget - nun ja so 5k€, gebrauchte Lösungen sind kein Problem, wenn zukunftssicher.


    Danke für Eure Erfahrungen.

    MSLR

  • wir nutzten HDMI-Adapter auf Ethernet, die Kabel haben wir ohne Switch direkt gepatched.

    Unser Problem ist jetzt die nicht vorhersehbare Latenz unserer Lösung. Bei jedem Éinschalten scheint sich die Latenz zu verändern.

    Was sind denn das für Adapter?

    Üblicherweise nutzt man für so was Bildschirme mit HD-BaseT-Eingang und entsprechende Sender wie z.B. den hier https://www.extron.de/product/dtpthd24k230. Das ist nahezu latenzfrei.

    AV über IP (inkl. NDI) ist mit derzeitiger Technologie immer latenzbehaftet.

    Economics in eight words: "There ain't no such thing as free lunch."

  • Was sind denn das für Adapter?

    Marke kann ich jetzt nicht sagen. Die frühere 1:1 Verbindung hatte auch nie ein Latenz-Problem. Mit den jetzt genutzten AV über IP Adaptern (1:n) ist es jetzt problematisch. Zumal die Latenz bei jedem Einschalten immer mal wieder anders ist.

  • NDI ist die einfachste Variante bei vorhandener Netzwerkinfrastruktur. Latenz idR unter 250ms.

    Eigentlich ist das eine Softwarelösung, es gibt aber seit einiger Zeit Hardware dafür. Z.B. von Bird-Dog.

    Lässt sich in jede anständige Netzwerkinfrastruktur integrieren, bei vielen Wiedergabestellen und nur einem Sender bietet sich die Übertragung per Multicast an, das sollte die Netzwerkumgebung können.


    HDBaseT hat deutlich niedrigere Latenzen, ist aber Punkt zu Punkt.

  • 250ms sind eigentlich zu viel, vielleicht gerade noch tolerabel. Es kommt halt noch immer die Latenz der Kamera und des Bildschirms (im Gaming-Mode) dazu. Mit einer Punkt-zu-Punkt Lösung brauchen 1:n Verbindungen noch irgendeinen Verteiler.

    Frei von allen Praxiserfahrungen hätte ich eine SDI-Lösung gewählt: Video auf SDI-Glasfaser - dann auf eine SDI-Matrix zur Verteilung und von dort über das Antennenkabel auf einen SDI auf HDMI Umsetzer in den Fernseher.

    Dann gibt es halt auf den Fernsehern keinen Fernsehempfang mehr, was im Streamingzeitalter nicht mehr schlimm ist. Zur not gibt es einen Receiver der auch auf die Matrix ausspielt.

    Aber mit SDI kennt sich bei uns leider noch niemand aus geschweige denn hat jemand Erfahrungen mit Geräten und Marken.

  • NDI ist die einfachste Variante bei vorhandener Netzwerkinfrastruktur. Latenz idR unter 250ms.

    Eigentlich ist das eine Softwarelösung, es gibt aber seit einiger Zeit Hardware dafür. Z.B. von Bird-Dog.

    Lässt sich in jede anständige Netzwerkinfrastruktur integrieren, bei vielen Wiedergabestellen und nur einem Sender bietet sich die Übertragung per Multicast an, das sollte die Netzwerkumgebung können.

    Das sind bereits über 6 Frames, das ist für solche Anwendungen inakzeptabel...

    Economics in eight words: "There ain't no such thing as free lunch."

  • Ich würde am Video-PC / -Mischer einen HDMI-zu-HDBaseT-Splitter setzen (gibt es z.B. als 1:4 oder 1:8 Version von ATEN oder als 1:4 von TLS electronics - je mit EDID-Management und bis 4k@60 / 4:2:0 bzw. 4k@30 / 4:4:4) und in den einzelnen Räumen entweder HDBaseT-zu-HDMI-Decoder oder direkt Wiedergabegeräte mit HDBaseT-Eingang verwenden. Mögliche Leitungslängen bis zu 100m.

    Beste Grüße,
    Jürgen Müller

  • In einem Objekten haben wir das Videosignal nach DVB-C gewandt und ins Hausnetz eingespeist. In den Nebenräumen wurden das Audio analog übertragen, es gibt dort keine digitale Wandlung oder Signalbearbeitung im Audioweg. Die Lösung hat keine nennenswerten zeitlichen Probleme erzeugt. In unserem Fall war das eine einfache und robuste Lösung, die sich gut auf die vorhandene Koax-Infrastruktur aufsetzten ließ.

  • Hi mslr

    ich steige noch nicht ganz durch.

    Ihr hattet bisher HDBaseT Übertrager?

    Ihr habt auf AV-over-IP umgebaut um eine Quelle auf vielen Senken zu senden?
    Jetzt haut die Latenz nicht mehr hin?

    Lösung 1, wurde bereits genannt:

    Zurück zu HDBaseT und entsprechend einen Splitter einsetzen um eine Quelle auf viele Senken zu übertragen.
    Lösung 2, auf die auch bereits hingewiesen wurde:

    Mal schauen, ob das AV-over-IP dummerweise unicastet und ihr die Netzwerkschnittstelle an der AV-over-IP Quelle überlastet. Dann wäre Multicast die Lösung, sofern die Geräte das unterstützen und die Switches korrekt konfiguriert sind.

    Pragmatisch. Praktisch. Gut.

  • Man muss vieleicht auch etwas aufräumen was bereits gesagt wurde.


    Extron DTP ist HDBaseT kompatibel ist aber nicht zu 100% konform, empfehle davon Abstand zu nehmen.


    Btw. HDBaseT kann kein 4K60Hz


    AV over IP ist mit Sichherheit die Lösung mit der höchsten Latenz, daher weniger eine Option.


    Das Signal auf DVBC zu wandeln haltet ich auch für überflüssig, und ist ebenfalls Latenz behaftet.


    Sehe folgenden Aufbau:


    Signal kommt in dem Technik Raum an (HDMI)

    Geht auf einen HDMI Splitter.

    dort geht es mit HDMI via CAT (HDBaseT) Übertrager in die einzelene Räume

    Ich gehe davon aus, dass die Räume um Glaserweitert wurden und das CAT KAbel noch liegt.


    Wenn man in neue Räume oder nach draussen, vor allem bei Strecken grösser 100m möchte.

    Dann geht man auf das Glaskabel.

    Würde da aber auch Point zu Point mit entsprechenden Übertrager gehen.


    Ich würde um bei einer Marke zu bleiben z.B. auf Purelink setzten.

    Das ist sicher für das Budget umsetzbar.

  • Die Höhe der realen Latenz habe ich nie ermittelt. Es gibt in den Nebenräumen mit Sichtverbindung keine sichtbare Latenz zu den Dispalys bzw. zu den LED-Wände im Auditorium.


    Ich habe vorhin einen Modulator HDMI zu DVB-S gesehen. Vor zwei, drei Jahren hatte ich keinen bezahlbaren Modulator gefunden. Aber in meinem Fall macht das nichts, da die vorhandenen TVs sowohl DVB-S als auch DVB-C Receiver verbaut haben. Ich habe also parallel in die Sat-Verteilung eingespeist und gut. Zur Not einfach einen Modulator zum Test bestellen. Und wenn's nicht passt: zurück damit.

  • Der Charme am Modulator ist Tatsächlich, dass man das Signal mit jeder Glotze empfangen kann und man sich keine Gedanken über Splitter,
    Multicast,... machen muss.

    Ein paar zig ms Delay werdens schon sein. Aber das wäre bei der angedachten Anwendung wohl OK.

  • Man muss vieleicht auch etwas aufräumen was bereits gesagt wurde.

    Danke für den Hinweis.

    Um konkrete Aussagen über die Geräte zu machen, muss ich noch mal Rücksprache halten. Ob das heute klappt weiß ich nicht.

    Der Hinweis auf Multicast könnte zutreffen.


    Ansonsten ist es folgender Aufbau:

    Übertragung aus der Kirche: HDMI (PC oder Videomischer) -> CAT->Switch->Glasfaser in den Technikraum (es liegen 8 Multimode Fasern) -> Switch -> Cat -> Räume -> HDMI (Fernseher)

  • Ich würde Abstand von AV over IP nehmen.


    Warum nicht die Glasfaser mit entsprechenden Extendern nutzen ?

    Bei 8 MM Strecken müsste ja noch etwas frei sein.


    Der Vorteil ist, die Übertragung ist Latenzfrei und unkomprimiert.